Ursachen, Behandlungen und Hintergründe bei morgendlicher Übelkeit
Kennen Sie das? Sie wachen auf und haben das Gefühl, Sie müssten sich erbrechen. Oder der Kopf schwirrt, und wenn Sie sich aufrichten, wird ihnen schwindlig? Schwangere wissen davon ein Lied zu singen, Partygänger nach einer durchzechten Nacht ebenfalls. Doch die Übelkeit am Morgen kann auch diverse andere Ursachen haben.
Inhaltsverzeichnis
Auch der AMA Council of General Practice in Großbritannien kennt „Morgenmenschen“. Gewöhnlich schüttet der Körper demnach Hormone zu einer bestimmten Tageszeit aus: Adrenalin am Morgen und Melatonin in der Nacht. Verschiebt sich dieser Rhythmus aber, führt das zu den schlechten Gefühlen beim Aufstehen. Unser „Aktivitäts-Hormon“, das Adrenalin, fehlt jetzt nämlich, und damit das „Benzin“, um den Motor auf Touren zu bringen.
Übelkeit am Morgen durch üppiges Abendbrot
Haben Sie morgens Bauchschmerzen? Dann aßen Sie vielleicht am vorigen Abend zu schwer und zu viel. Eine üppige Mahlzeit mit fettigem Fleisch, Sahnesauce und Kartoffelklößen muss der Körper erst einmal verdauen. Während Sie liegen, bildet sich dann zu viel Magensäure, und das führt zu Bauchschmerzen. Sie können dies vermeiden, indem Sie abends nur wenig leichte Kost essen. Gut geeignet sind Früchte und Nüsse, Suppen und fettarme Fischgerichte.
Hat der Magen morgens zu arbeiten und schmerzt deswegen, dann helfen Sie ihm mit einem Glas lauwarmen Wasser. Das stärkt die Verdauung und beruhigt den Magen.
Psychische Probleme
Wir alle kennen Tage, an denen wir nicht aufstehen wollen – weil ein Termin mit unserem Chef bevorsteht, weil ein Haufen unerledigter Arbeit auf uns wartet oder unsere Beziehung in einer Krise steckt. Über belastende Fragen „erst einmal eine Nacht zu schlafen“ ist zwar sinnvoll, doch die Probleme wirken erstens in unsere Träume hinein, und zweitens denken wir bereits beim Aufstehen daran.
Die Folge ist: Wir versetzen unseren Körper in einen Stress-Modus. Der schlägt im Wortsinn auf den Magen. Bei Verlusten, Liebeskummer oder handfesten Depressionen fühlen wir uns „wie gerädert“. Alles tut weh, wir haben „Flugzeuge im Bauch“, und das erste, was wir tun, wenn wir aus dem Bett kommen, ist auf Toilette zu laufen und uns zu übergeben.
So „oberflächlich“ es sich anhört, aber wir können uns relativ einfach konditionieren, um diese morgendliche Übelkeit aus psychischen Gründen zu vermeiden. Gedanken und Gefühle laufen nicht gänzlich unwillkürlich ab.
Bei belastenden Gedanken setzt das Gehirn Assoziationsketten in Kraft, es greift auf Muster zurück, die mit diesen Gedanken verbunden sind. Wir können diese Dynamik umleiten, indem wir uns auf positive Dinge konzentrieren. Das kann schon eine Melodie, mit der wir angenehme Erinnerungen verbinden, beim Klingeln des Weckers sein.
Auch Meditationstechniken können helfen oder ein Tagebuch, in das wir gleich beim Aufwachen alles aufschreiben, was wir im Kopf haben und so zu den negativen Mustern eine Distanz aufbauen.
Egal, ob psychisch oder organisch bedingt: Wenn die Beschwerden mehrere Wochen anhalten, dann gehen Sie zu einem Arzt.
Übelkeit am Morgen durch Schwangerschaft
Mehr als jede zweite Schwangere kennt das Gefühl, in den ersten Monaten mit einem flauen Gefühl im Magen aufzuwachen. Vertraute Gerüche wirken unerträglich, außerdem müssen sie sich unmittelbar nach dem Aufwachen übergeben. In der Regel enden diese Beschwerden nach den ersten drei Monaten Schwangerschaft.
Gesäuertes Essen ebenso wie starke Gewürze, Fisch wie Eier, Zigarettenrauch, After Shave oder Kaffee können die Übelkeit bei Schwangeren auslösen. Ärzte erklären diese Überempfindlichkeit mit dem HCG-Spiegel, dem Human Chorionic Gonadotropin. Dieses bildet sich in der Hülle der Fruchtblase und sorgt dafür, dass Progesteron ausgeschüttet wird und fördert die Bildung von Östrogen in Eierstöcken und Plazenta. Ein hoher Spiegel des Östrogens zeigt sich in Übelkeit.
Ein Indiz für diese Hypothese ist das weit verbreitete Unwohlsein von Schwangeren, die Zwillinge oder Kinder mit Trisomie 21 zur Welt bringen. Denn diese haben eine erhöhte HCG-Produktion.
Der HCG-Spiegel ist in den ersten Wochen besonders hoch, denn dann wächst der Mutterkuchen. Die Übelkeit ist demnach keine Krankheit, sondern ein zwar unangenehmer, aber ganz normaler Vorgang. Mehr noch: Schwangere, die unter diesem Unwohlsein leiden, haben im Schnitt weniger Fehlgeburten.
Hunger, Stress und Übermüdung verstärken die Übelkeit am Morgen bei Schwangeren. Eine These lautet, dass der werdenden Mutter in der Nacht die nötigen Reserven an Kohlenhydraten fehlen, und dies die Probleme mit dem Magen auslöst. Demnach sollten die Schwangeren am Abend vorher unbedingt für einen Kick mit Kohlenhydraten sorgen, zum Beispiel, indem sie eine Scheibe Vollkornbrot essen. Ein leerer Magen bedeutet einen niedrigen Blutzuckerspiegel, und der führt wiederum zu Übelkeit.
Hilfe und Therapie dür Schwangere bei Morgenübelkeit
Schwangere können die Übelkeit zwar nicht verhindern, aber lindern. Folgende Maßnahmen können hier helfen:
- Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten statt wenige große. Das reguliert den Blutzucker.
- Nehmen Sie Ingwer zu sich, ob im Essen oder als Tee.
- Kauen Sie Nüsse oder Haferflocken. Die binden die Magensäure. Kauen Sie aus dem gleichen Grund Bananen oder Trockenobst.
- Lassen Sie sich bei Stress eher schneller krankschreiben als gewöhnlich.
- Versuchen Sie, immer genug zu schlafen.
Morgenübelkeit durch einen Kater
Einen Kater kennen alle, die schon einmal übermäßig Alkohol konsumiert haben. Der Abend begann feuchtfröhlich, aus zwei Gläsern Bier wurden erst drei, dann vier, der Wein kam hinzu und der Whisky – irgendwann wachen Sie auf, der Kopf dröhnt, der Magen rumort, das Aufstehen fällt schwer und Sie beginnen den Morgen mit Aspirin und dem Kopf über der Toilettenschüssel.
Natürlich verhindern wir einen Kater am besten, indem wir gar nicht oder nur ein Gläschen trinken. Wer aber nicht zum Abstinenzler werden möchte, kann die Übelkeit am Morgen mit einigen Tricks in den Griff bekommen.
Trinken Sie zum Beispiel nicht auf nüchternen Magen. Essen Sie ausnahmsweise deftiges mit viel Fett. Dann dringt der Alkohol langsamer ins Blut ein, und der Spiegel steigt langsamer an. Dazu helfen auch Nüsse, Käse oder Salzstangen.
Trinken Sie zwischendurch immer wieder Wasser. Kater heißt immer auch Wassermangel. Wenn Sie während des Umtrunks Wasser zu sich nehmen, bleibt das Blut im Fluss, und sie beugen den Kopfschmerzen vor.
Achten Sie auf ihren Zigarettenkonsum. Nikotin senkt den Alkoholspiegel im Blut und verschafft ihnen so die Illusion, mehr und mehr trinken zu können.
Achten Sie auf Zucker: Glühwein, Bowle und viele Cocktails enthalten nicht nur Alkohol, sondern auch Zucker. Zucker bremst den Abbau von Acetaldehyd, einem Abbauprodukt des Alkohols. Dieses gilt als eine der Hauptursachen des Katers.
Dröhnt ihnen der Kater bereits im Kopf und fühlen Sie sich zum kotzen, dann trinken Sie Wasser. Lassen Sie aber die Finger von Kohlensäure. Diese reizt den gestressten Magen zusätzlich. Fruchtschorlen und Kräutertees sind ebenfalls geeignet, da sie dem Organismus zusätzliche Nährstoffe bringen.
Öffnen Sie die Fenster und atmen Sie tief durch. Bewegen Sie sich, auch wenn es schwer fällt. Die körperliche Aktivität bringt das Blut in Bewegung, und der Körper beginnt mit der Regeneration.
Essen Sie Rollmops. Der steckt voller Mineralien, Salzstangen geben dem geschwächten Körper das Salz zurück. Trinken Sie Tomaten- oder Sauerkrautsaft.
Weitere Tipps finden Sie unter: Hausmittel bei einem Kater.
Warum klagen Kinder über Übelkeit am Morgen?
Kinder und Jugendliche durchlaufen häufig Phasen, in denen sie sich morgens schlecht fühlen. Oft hängt das mit dem Wachstum zusammen. Wachsen Kinder schnell, dann führt das häufig zu einem niedrigen Blutdruck, und der wiederum zu einem Mangel an Sauerstoff im Gehirn.
Morgens zeigt sich dieses Problem häufig am stärksten, weil die Kinder von einem Zustand, dem Liegen, in einen anderen, das Stehen, übergehen. Ein niedriger Blutdruck kann bei abrupten Bewegungen zu Übelkeit, Schwindel, Kollaps und Ohnmacht führen.
Eine solche Kreislaufschwäche zeigt sich auch durch eine Fülle weiterer Symptome: Erschöpfung, Blässe, Kältegefühle, Taubheit in den Gliedmaßen, Probleme beim Konzentrieren und Übersensibilität gegenüber dem Wetter.
Typisch ist, dass die Beschwerden morgens beim Aufstehen einsetzen, und nicht, wenn die Betroffenen noch ruhig im Bett liegen. Richten Sie sich auf, dann flimmert es vor ihren Augen, und ihnen wird flau im Magen. Betroffene sollten viel trinken, Wasser oder Tee. Außerdem hilft Bewegung an der frischen Luft, den Blutdruck zu erhöhen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Casper Roenneberg et al.: S3 Leitlinie "Funktionelle Körperbeschwerden", Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM), Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM), (Abruf 09.09.2019), AWMF
- Jürgen Stein, Till Wehrmann: Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie, Springer Verlag, 2. Auflage 2006
- Rainer Schaefert et al.: Nicht-spezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden, Dtsch Arztebl Int 2012; 109(47): 803-13; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0803, (Abruf 09.09.2019), aerzteblatt
- Monique Weissenberger-Leduc: Nausea und Vomitio — Übelkeit und Erbrechen, in Handbuch der Palliativpflege, Springer Verlag, 4. Auflage, 2008
- Norton J. Greenberger: Übelkeit und Erbrechen, MSD Manual, (Abruf 09.09.2019), MSD
- H. R. Koelz, P. G. Lankisch, S. Müller-Lissner: Fibel der gastrointestinalen Leitsymptome, Springer Verlag, 1995
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.