Überanstrengung ist ein Überbegriff für unterschiedlichste Formen sowohl physischer als auch psychischer Belastung. Die Ursachen dafür sind vielfältigster Natur. Egal, was der Überanstrengung zugrunde liegt, sie sollte erkannt, ernst genommen und behandelt werden.
Inhaltsverzeichnis
Körperliche Überanstrengung
Eine körperliche Überanstrengung entsteht häufig aufgrund von zu viel Sport, zu viel Training. Hier kommt auch der Begriff „Übertraining“ mit ins Spiel. Dies entsteht, wenn die Waage zwischen Training und Erholung nicht mehr ausgeglichen ist. Häufig wird sogar noch mehr trainiert – die körperlichen Symptome werden gar nicht wahrgenommen.
Symptome einer physischen Überanstrengung
Symptome für eine körperliche Überanstrengung sind:
- chronische Müdigkeit,
- Schlafstörungen, Schlafprobleme,
- abfallende Leistung,
- innere Unruhe,
- Konzentrationsstörungen,
- starker Muskelkater / starke Muskelschmerzen,
- der Körper regeneriert sich nur sehr langsam oder gar nicht mehr,
- erhöhte Reizbarkeit, Aggression,
- Kopfschmerzen,
- die Verletzungsanfälligkeit nimmt zu,
- gesteigerte Infektanfälligkeit,
- depressive Verstimmung,
- erhöhter oder erniedrigter Ruhepuls,
- Gewichtszunahme zusammen mit Muskelabbau,
- gestörtes Essverhalten, unregelmäßige Nahrungsaufnahme
- und Magen-Darm-Beschwerden.
Sportler können nicht konstant die gleiche Leistung bringen, das ist völlig normal. Wenn sich jedoch trotz gleichbleibenden Trainings die Leistung immer mehr verschlechtert, sich die Beine immer schwerer anfühlen und zusätzlich noch die Stimmung und das Gemüt darunter leiden, obwohl Ruhepausen zwischen den einzelnen Trainingsabschnitten eingelegt werden, ist eventuell von einer Überanstrengung die Rede.
Weil nicht der gewünschte Erfolg eintritt, trainieren die meisten weiter und auch immer intensiver. Auf der einen Seite entstehen Schlafstörungen und Herzrasen, auf der anderen machen sich depressive Verstimmungen breit. Bezeichnend ist bei Sportlern, die überanstrengt sind, eine brennende Kehle und Magen-Darm-Beschwerden, die während der körperlichen Belastung aufgetreten.
Ursachen
Für Sportler ist regelmäßiges Training wichtig. Wird dies jedoch übertrieben, wird immer mehr trainiert und die nötigen Ruhephasen nicht eingehalten, so kann eine Überanstrengung, auch Übertrainingssyndrom genannt, entstehen. Zu diesen Ursachen kommen häufig noch Probleme in Partnerschaft und/oder Familie, Prüfungssituationen, Zeitmangel, nicht genügend auskurierte Infekte und eine einseitige Ernährung hinzu.
Was ist zu tun?
Die Diagnose Überanstrengung ist nicht immer leicht zu stellen. Der Gang zum Arzt ist wichtig, jedoch existieren keine eindeutigen Laborwerte, die auf eine Überanstrengung hindeuten. Ein Test auf dem Fahrradergometer lässt Aussagen über Beeinträchtigung der Schnelligkeit, der Kurzzeitausdauer und verringerter Sauerstoffaufnahme zu. Passend hierzu sind die in der Anamnese berichteten Beschwerden, vor allem das Brennen im Hals und die Magen-Darm-Probleme, während körperlicher Belastung auftreten.
Betroffene sind dazu angehalten, wieder ganz langsam das normale Trainingsmaß zu finden und auch die dazugehörigen Ruhepausen einzuhalten. Gerade, wenn sich bereits eine sogenannte Trainingsmonotonie eingeschlichen hat, gilt es, diese durch andere Sportarten zu unterbrechen. Guter Ausgleich, um „runter zu fahren“, ist Yoga. Hier kommen Körper und Seele gleichzeitig zur Ruhe.
Des Weiteren sind Infekte unbedingt ernst zu nehmen und vor allem richtig auszukurieren. Eine ausgewogene Ernährung rundet das Ganze ab. Die Betroffenen sollten lernen, ihren Körper wieder genau zu beobachten und bei wiederkehrenden Symptomen diese zu erkennen und darauf zu reagieren.
Wichtig sind Entspannungstechniken (Entspannungsmethoden) wie Autogenes Training, Meditation und progressive Muskelentspannung (PME), auch progressive Muskelrelaxation (PMR) genannt. Aus der Homöopathie helfen Arnika, Rhus toxicodendron und das Schüßler Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum.
Prävention
Zur Prävention gehört alles, um sich vor einer Überanstrengung zu schützen. Trainingsumfang und Intensität sollten stets ganz langsam gesteigert werden. Auch benötigt der Körper genügend Zeit, um sich auszuruhen. Genügend Schlaf ist ebenso wichtig.
Wer gerne über die Stränge schlägt, dem hilft vielleicht ein ausgearbeiteter Plan, um sich selbst etwas zu kontrollieren. Wenn der Körper nicht genügend Pausen bekommt, dann kann sich dieser durch das Überanstrengungssyndrom einfach wehren. So weit sollte es nicht kommen. Manchmal dauert es sehr lange, bis ein überarbeiteter Körper wieder fit ist.
Geistige Überanstrengung
Geistige Überanstrengung – Gefühle von „mir ist alles zu viel“, Enttäuschung, Wut und auch Aggression machen sich breit. Erschöpfung, Schwäche und Unruhe gesellen sich dazu. Eine Überanstrengung entwickelt sich aus einem Ungleichgewicht heraus. Arbeit und Stress auf der einen Seite und auf der anderen zu wenig Ruhe, zu wenig Erholungsphasen.
Herrscht so ein Ungleichgewicht eine kurze Zeit lang, ist das in der Regel kein Problem. Doch dauert der Zustand länger, Monate oder sogar Jahre, an, kann sich daraus eine manifeste Überanstrengung entwickeln, die nicht erkannt sogar in einem Burnout-Syndrom enden kann. Deshalb ist es auch sehr wichtig, die Überlastung rechtzeitig zu erkennen und sich Hilfe zu holen.
Symptome einer psychischen Überanstrengung
Symptome für eine geistige, psychische Überanstrengung sind:
- Konzentrationsstörungen,
- Zittern, vor allem einzelner Gliedmaßen,
- Übelkeit,
- Kopfschmerzen,
- Durchfall,
- Unterzuckerung,
- Bluthochdruck (Hypertonie),
- Schmerzen,
- Schwächegefühl,
- Nackenschmerzen,
- Niedergeschlagenheit,
- Kreislaufkollaps
- und plötzliche Bewusstlosigkeit.
Geistige Arbeit, Probleme in der Partnerschaft oder Familie, Verlust und vieles mehr belasten nicht nur die Psyche, sondern auch den Körper. Daraus entwickelt sich eine Erschöpfung, die immer schlimmer werden kann. Die täglichen To-do Listen erscheinen immer schwerer zu bewältigen, die einfachsten Aufgaben lassen sich nur mit Anstrengung erreichen. Dies ist zu vergleichen mit einem Auto, das mit angezogener Handbremse den Berg hinauf fährt.
Arbeiten die Betroffenen viel, muten sie sich über längere Zeit zu viel zu, gerät der Körper in Alarmbereitschaft. Cortisol und Adrenalin laufen auf Höchsttouren, der Sympathicus dominiert, und nachts, wenn der Parasympathikus eigentlich aktiv sein sollte, kommt auch dieser nicht mehr richtig zum Zuge. Tag- und Nachtrhythmus geraten aus den Fugen und die Betroffenen sind eigentlich müde, können aber nicht schlafen.
Durch diesen angespannten Zustand werden manche ängstlicher, auch wenn sie das eigentlich gar nicht sind. Die Nerven liegen blank. Herzrasen oder sogar Panikattacken treten auf. Spätestens jetzt sollte jeder reagieren und sich in professionelle Hilfe begeben. Der „Kopf“ läuft auf Hochtouren, das Gedankenkarussel dreht sich, was dazu führt, dass die Konzentration mit der Zeit ständig weniger wird und sich immer mehr Fehler einschleichen. Auch Gedanken brauchen einmal Pause.
Niedergeschlagenheit und Aggression gehören ebenso zu dem Überanstrengungssyndrom. Ebenso leidet das Immunsystem darunter. Gehäufte Infekte und zunehmende körperliche Symptome zeigen dies.
Ursachen
Ursache für eine geistige beziehungsweise psychische Überanstrengung ist der fehlende Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung. Arbeit, Stress und Probleme machen auf Dauer krank, weil kein Ausgleich da ist. Ruhephasen und Erholungszeiten fehlen. Daraufhin greifen viele Betroffenen zu Stimulanzien.
Um wieder etwas wach zu werden, wird zu viel Kaffee getrunken, was dann wiederum irgendwann innerlich zappelig macht oder zu Sodbrennen führt. Noch mehr Adrenalin wird ausgeschüttet – der Teufelskreis beginnt. Überanstrengung betrifft häufig Menschen, die in helfenden Berufen tätig sind. Lehrer und Lehrerinnen sind ebenso davon betroffen. Gerne vergisst man sich selbst dabei.
Was ist zu tun?
Ein großes „Stopp“ ist hier der richtige Anfang. Ein Umdenken ist angezeigt. Der Körper benötigt Ruhe, Entspannung, Ausgleich.
Hier helfen Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Meditation und Yoga. Yoga ist ein wunderbares Medium, um Körper und Seele in ein Gleichgewicht zu bringen. Viele sagen jetzt vielleicht „oh, Yoga, so etwas langweiliges“. Yoga kann sanft und entspannend, aber auch ziemlich schweißtreibend sein. Bei Yoga ist wirklich für jeden etwas dabei.
Wer massiv erschöpft ist und sich auch psychisch nicht wohlfühlt, sollte sich unbedingt einem Arzt oder einer Ärztin anvertrauen. Eventuell ist eine Psychotherapie nötig. Warum sollte man auch alleine kämpfen, wenn es doch Menschen gibt, die helfen können. Auch dies ist ein Punkt der wichtig ist.
Viele Betroffene, die an einer Überanstrengung leiden, denken, sie schaffen das ganz alleine. Doch hier ist wirklich Hilfe von außen nötig. Auch Angehörige oder gute Freunde sind wertvolle Begleiter. Gerade wenn körperliche Symptome sich breit gemacht haben ist der Gang zum Arzt beziehungsweise zur Ärztin unerlässlich.
Behandlung
In der Regel ist bei einer Überanstrengung eine Behandlung angezeigt. Zuerst ist eine ausführliche Anamnese nötig. Blutuntersuchungen, die den Allgemeinzustand des Körpers und vielleicht noch zusätzlich die Mineralstoff- und Vitaminversorgung darstellen, gehören mit dazu.
Je nach Beschwerden werden eventuell Medikamente verordnet, eine Psychotherapie empfohlen. Vielleicht wird der Patient oder die Patientin erst einmal für eine bestimmte Zeit krankgeschrieben, um sich ein wenig zu erholen. Betroffene müssen lernen, wieder mehr auf sich zu achten, sich selber wichtiger zu nehmen und vor allem für Auszeiten und Ruhe zu sorgen.
Naturheilkunde
Die Naturheilkunde ist ein gutes Medium, wenn es um die Überanstrengung geht. Hier wird der Mensch als Ganzes betrachtet, sowohl Körper als auch Seele und Geist mit ins Boot genommen. Aus der orthomolekularen Medizin helfen B-Vitamine, Lecithin, Rosenwurz, Vitamin C, Zink, und Magnesium. Therapieformen wie Akupunktur, sanfte Massagen, Fußreflexzonenmassagen und Injektionen mit Mitteln aus der anthroposophischen Medizin unterstützen die Heilung.
Oft bekommen die Betroffenen eine „Hausaufgabe“ mit, wie zum Beispiel die Überlegung: „Sie bekommen fünf Minuten Zeit geschenkt, was würden Sie damit tun?“. Dies sind kleine Hilfsmittel, damit die Betroffenen sich wieder mehr auf sich selbst besinnen können.
Aus der Homöopathie sind folgende Mittel angezeigt:
- Calcium phosphoricum bei körperlicher und geistiger Erschöpfung,
- Acidum phosphoricum bei Konzentrationsmangel,
- Kalium phosphoricum, wenn die Erschöpfung im Vordergrund steht,
- Arsenicum album bei Gewichtsabnahme, Überarbeitung, Erschöpfung und Kollapsgefahr
- und Chamomilla für den empfindlichen Magen.
Komplikationen
Jegliche Überanstrengung, die über eine längere Zeit anhält und nicht beachtet wird, kann sowohl zu psychischen als auch körperlichen Krankheiten führen. Ebenso ist ein Burnout nicht auszuschließen. Um dies alles zu verhindern, sollten die Anzeichen rechtzeitig ernst und Hilfe in Anspruch genommen werden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verena Fendl: Das Entstehen von Übertraining: Stresssyndrome im Sport, GRIN Verlag, 22.06.2020
- Yve Stöbel-Richter, Isolde Daig, Elmar Brähler, Markus Zenger: Prävalenz von psychischer und physischer Erschöpfung in der deutschen Bevölkerung und deren Zusammenhang mit weiteren psychischen und somatischen Beschwerden, Psychother Psychosom Med Psychol 2013; 63(03/04): 109-114, (Abruf 02.11.2021), Thieme
- Helen Heinemann, Katharina Gerhardt: Irgendwas muss anders werden!: Neue Wege aus der Erschöpfung, Rowohlt, 15.12.2020
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.