Respiratorische oder Metabolische Azidose
Die Ansammlung von Säure im Körper wird als Azidose bezeichnet. Dies geschieht, wenn der Organismus entweder nicht genügend Säure loswird, zu viel Säure produziert oder die Säure nicht ausgleichen kann.
Man unterscheidet zwischen einer metabolischen und einer respiratorischen Azidose. Bei der metabolischen Azidose wird zu viel Säure aufgenommen (beispielsweise durch Medikamente) oder es wird beim Stoffwechsel zu viel Säure produziert. Bei einer respiratorischen Azidose können die Lungen nicht ausreichend Kohlendioxid ausstoßen. Das saure CO2 reichert sich folglich im Blut an und bedingt die Übersäuerung.
Inhaltsverzeichnis
Azidose: Die wichtigsten Fakten
Azidose ist eine komplexe Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Körper, die vielfältige Ursachen und Symptome hat und durch Lebensstiländerungen sowie medizinische Behandlung adressiert werden kann. Hier ein kurzer Überblick zu dem Beschwerdebild:
- Definition: Azidose ist die Ansammlung von Säure im Körper durch übermäßige Säureproduktion oder unzureichende Säureeliminierung.
- Typen: Es gibt zwei Haupttypen: metabolische und respiratorische Azidose.
- Säure-Basen-Gleichgewicht: Übersäuerung führt zum Absinken des Blut-pH-Werts unter 7,35.
- Symptome: Symptome sind vielfältig, darunter Übelkeit, Müdigkeit, Atembeschwerden und Kopfschmerzen.
- Langzeitfolgen: Chronische Azidose kann zu Osteoporose, Nierenschwäche, Muskelschwund und Diabetes führen.
- Ernährungseinfluss: Säureerzeugende Lebensmittel können die Übersäuerung verschärfen.
- Diagnose: Urin-Tests können zur Bestimmung des Säure-Basen-Status verwendet werden.
- Lifestyle-Änderungen: Ernährungsumstellung, Bewegung und Entspannungstechniken können unterstützen.
- Hausmittel: Basenbäder und Nahrungsergänzungsmittel können hilfreich sein.
- Medizinische Beratung: Bei schweren Symptomen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Wenn der Körper übersäuert
Bei einer Übersäuerung des Körpers reichen die Basen im Körper nicht aus, den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Der pH-Wert im Blut sinkt unter die Schwelle von 7,35.
Der Organismus wird dadurch stark belastet. Der ganze Körper, vor allem Organe wie Niere, Lunge, Darm und Haut arbeiten zusammen, um das normale Säure-Basen-Gleichgewicht wieder herzustellen. Die Haut reagiert mit einer Ausscheidung von saurem Schweiß, aus den Knochen lösen sich basische Mineralien, wie Phosphate und Kalzium.
Dadurch entstehen körperliche Probleme. Die Knochensubstanz wird abgebaut, weil der Körper zum Abpuffern der Säuren jetzt Phosphate und Kalzium braucht, da die anderen Puffersysteme überlastet sind.
Im Körper wird Säure in Depots eingelagert, weil diese nicht mehr neutralisiert und nach außen abgegeben werden kann. Auf diese Weise entstehen schmerzhafte Muskelverhärtungen.
Azidose: Symptome
Eine leichte Übersäuerung kann auch ohne Beschwerden ablaufen. Je nach Ursache, schwere und Dauer können zunächst allgemeine Symptome wie Übelkeit, Müdigkeit, Atembeschwerden, Kopfschmerzen sowie eine tiefere und beschleunigte Atmung auftreten.
Im fortgeschrittenen Stadium gesellen sich häufig Beschwerden wie Schwäche, Trägheit und häufiges Erbrechen hinzu. In schweren Fällen kann die Azedose sich durch Herzprobleme, Blutdruckabfall, Starre und Koma äußern. Schlimmstenfalls kann sie in sehr seltenen Fällen einen Schockzustand auslösen und sogar lebensgefährlich werden.
Folgen der Übersäuerung
Zuerst besteht eine latente Übersäuerung, die dann nach Jahren in einer chronischen Übersäuerung endet. Der Körper arbeitet ständig auf Höchsttouren, bis die Reserven erschöpft sind.
Dies begünstigt daraufhin die Entstehung vieler Erkrankungen und Beschwerden, wie
- Osteoporose,
- Nierenerkrankungen wie Nierenschwäche,
- Muskelschwund,
- Diabetes (diabetische Ketoazidose),
- chronische Müdigkeit,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Kopfschmerzen,
- Benommenheit,
- Schwindel.
Ursachen
Bei den Ursachen der Azidose muss man zwischen der metabolischen und respiratorischen Form unterscheiden.
Respiratorische Azidose
Die Leitsymptome dieser Übersäuerungsform sind Kopfschmerzen und Benommenheit. Diese Beschwerden sind auf einen erhöhten Kohlendioxidgehalt im Blut zurückzuführen. Oft ist die erhöhte CO2-Konzentration zurückzuführen auf
- Lungenerkrankungen wie eine chronische obstruktive Lungenkrankheit (COPD), Lungenentzündung (Pneumonie) oder Asthma,
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz),
- Erkrankungen, die die Atmung beeinträchtigen (z.B. Guillain-Barré-Syndrom oder amyotrophe Lateralsklerose),
- Drogen- oder Medikamenten-Missbrauch (z.B. Alkohol, Opioide, Schlafmittel),
- Schlafstörungen wie Schlafapnoe.
Die respiratorische Azidose kann in schweren Fällen dazu führen, dass immer weniger Sauerstoff im Blut vorhanden ist. Dies kann sich durch Zustände der Starrheit (Stupor) äußern. Schlimmstenfalls verfallen Betroffene in ein Koma.
Metabolische Azidose
Die Leitsymptome dieser Übersäuerungsform sind chronische Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen. Man spricht von einer metabolischen Azidose, wenn die Säure im Körper angereichert wird, indem zu viel saure Substanzen in den Organismus geraten.
Diese können entweder direkt aufgenommen oder verstoffwechselt werden. So können beispielsweise viele Medikamente (z.B. Azetylsalizylsäure aus Aspirin) und Gifte (z.B. Methanol oder Frostschutzmittel) eine Azidose verursachen.
Die Übersäuerung kann auch auf einen entgleisten Stoffwechsel zurückzuführen sein. Solche Entgleisungen entstehen beispielsweise bei schlecht eingestelltem Diabetes Typ 1 (diabetische Ketoazidose).
Darüber hinaus kann eine Niereninsuffizienz eine solche Übersäuerung begünstigen, da die Nieren nicht mehr in der Lage sind, ausreichend Säure über das Urin auszuscheiden.
Weitere mögliche Ursachen sind Erkrankungen, bei denen der Körper viel Flüssigkeit verliert, zum Beispiel lang anhaltender Durchfall.
Rolle der Ernährung
Auch die Ernährung kann den Säure-Basen-Haushalt beeinflussen. Ernährungsexpertinnen und -Experten unterscheiden zwischen Säureerzeugern, Säurelieferanten und basischen Lebensmitteln:
- Säureerzeuger, die im Köper „sauer“ verstoffwechselt. Dazu gehören Zucker, Süßigkeiten, Weißmehlprodukte, polierter Reis, alle geschälten Getreideerzeugnisse, Erbsen, getrocknete grüne und braune Linsen, süße Getränke, Bohnenkaffe, Alkohol,
- Säurelieferanten, die einen Überschuss an sauren Mineralstoffen mit sich bringen (z.B. Schwefel, Phosphor, Chlor, Jod). Zu den Säurelieferanten gehören beispielsweise Fleisch, Innereien, Fisch, Wurst, Geflügel, Wild, Eier, Milchprodukte, Fleischbrühe,
- Basische Lebensmittel, die einer Übersäuerung entgegenwirken, wie zum Beispiel Obst, Wildkräuter, Gewürzkräuter, Blatt –und Wurzelgemüse, Kartoffeln, Molke und Haselnüsse (siehe: Basische Lebensmittel).
Urin-Test
Um den eigenen persönlichen Säuren-Basen-Status festzustellen, gibt es Teststreifen, die in der Apotheke erhältlich sind. Man sollte die Teststreifen mehrere Tage lang an festgelegten Zeiten zu Rate ziehen.
Zum Beispiel wird täglich um 6.00 Uhr vor dem Frühstück, um 9.00 Uhr, um 12.00 vor dem Mittagessen, um 15.00 Uhr und nochmals um 18.00 vor dem Abend essen, der Säuren-Basen-Status gemessen. Die Teststreifen bestehen aus einem Indikatorpapier, das auf Urin reagiert.
Ein pH-Wert von 7,0 bedeutet neutral, Größer als 7,0 ist basisch, kleiner als 7,0 ist sauer. Zusätzlich Notizen über die tägliche Nahrungsaufnahme können außerdem hilfreich sein, mögliche Schwankungen zu erklären.
Es müssen nicht alle gemessenen Werte im basischen Bereich liegen. Jedoch sollte die Tendenz mehr basisch als sauer sein. Ansonsten muss etwas gegen die Übersäuerung getan werden.
Bei einer ärztliche Diagnose der Azidose wird in der Regel ein Bluttest mit arteriellem Blut durchgeführt.
Was man selbst gegen Übersäuerung tun kann
Durch bestimmte Maßnahmen kann man einer Übersäuerung des Körpers entgegenwirken. Sollten sich die Beschwerden jedoch nicht bessern, ist unbedingt ein Arzt hinzuzuziehen, da eine schwere Grunderkrankung für die Übersäuerung verantwortlich sein könnte. Das kann man bei Übersäuerung versuchen:
- Ernährungsumstellung: Die Ernährung sollte so aussehen, dass über den Tag verteilt drei viertel aus basischen Nahrungsmitteln und ein viertel aus sauren Lebensmitteln besteht. Wichtig ist auch genügend reines Wasser, ohne Kohlensäure zu trinken. Kaffee und schwarzer Tee zählen in diesem Zusammenhang nicht zur Flüssigkeitsmenge.
- Bewegung: Körperliche Bewegung, möglichst täglich und an der frischen Luft, reduziert das Risiko der Übersäuerung.
- Säureausscheidung unterstützen: Tägliche Wechselduschen, regelmäßige Anstrengung, bei der man so richtig zum Schwitzen kommt, Sauna und Bürstenmassagen regen die Haut an, Säuren nach außen abzugeben.
- Entspannung: Andauernder Stress kann eine Übersäuerung begünstigen. Entspannungstechniken, wie z. B. Yoga, Meditationen und autogenes Training helfen, mit dem Stress besser umzugehen. Dabei können auch naturheilkundliche Therapien, wie die Bachblütentherapie unterstützend wirken.
Zusätzlich können noch Nahrungsergänzungsmittel, wie Basenpulver oder Basentabletten eingenommen werden. Dies sollte jedoch keine Dauertherapie sein. Hilfreich sind diese Nahrungsergänzungen kurzfristig angewandt zum Beispiel beim Essen außer Haus oder auch auf Reisen.
Ein wöchentliches Basenbad trägt zur Ausscheidung von Säuren über die Haut bei, was ebenfalls einer Reduzierung der Übersäuerung des Organismus dienen kann. Einige Betroffene setzen auf die Schüssler Salz Therapie als Unterstützung, um gegen die Übersäuerung anzukämpfen. (sw, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- National Kidney Foundation (NKF): Metabolic Acidosis (Abruf: 30.09.2019), kidney.org
- James L. Lewis: Azidose, MSD Manual, Mai 2018, msdmanuals.com
- Shivani Patel, Sandeep Sharma: Physiology, Respiratory Acidosis, StatPearls Publishing LLC, Mai 2019, ncbi.nlm.nih.gov
- Joseph Pizzorno: Acidosis: An Old Idea Validated by New Research, Integrative Medicine, 2015, ncbi.nlm.nih.gov
- U.S. National Library of Medicine: Acidosis (Abruf: 30.09.2019), medlineplus.gov
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.