Unterleibsschmerzen treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern, doch auch Männer sind davon betroffen. Typisch für Frauen sind solche Beschwerden vor und während der Menstruation, typisch für Männer sind sie bei Erkrankungen von Prostata und Hoden. Darmprobleme und Erkrankungen der Harnwege als häufige Auslöser betreffen hingegen beide Geschlechter. Unterleibsbeschwerden können auch psychische Ursachen haben.
Inhaltsverzeichnis
Der Unterleib – Was ist das?
Unterleib ist ein antiquierter Begriff. Ärzte sprechen von Unterbauch. Dazu gehören die Genitalien von Mann und Frau, die Harnblase und Harnröhre sowie der untere Darmabschnitt und die Schamgegend. Damit sind die Organe benannt, an denen Schmerzen auftreten, die wir als Unterleibsschmerzen bezeichnen.
Symptome
Unterleibsschmerzen können einseitig auftreten oder im gesamten Unterbauch. Am häufigsten ist der Schmerz stechend oder ziehend. Die Beschwerden können akut auftreten, chronisch oder zyklisch. Typische zyklische Schmerzen sind die monatlich wiederkehrenden Schmerzen vor und während der Periode. Unterbauchschmerzen können kolikartig auftreten, dumpf, spastisch oder scharf.
Sie können als alleinstehendes Symptom vorkommen, ob aber begleitet von Durchfall, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Erschöpfung, Benommenheit, Abgeschlagenheit, Kopf-, Brust- oder Beinschmerzen. Liegen ernste Basiserkrankungen zugrunde kann sogar ein Schockzustand auftreten. Oft geben bereits die Form Schmerzen, deren genaue Lokalisation und die Begleitsymptome Hinweise auf die Ursache.
Übersicht Unterleibsschmerzen – Die wichtigsten Fakten
Frauen und Männer haben zum einen geschlechtsspezifische Auslöser für Unterleibsschmerzen: Das sind bei der Frauen Menstruationsbeschwerden, Schwangerschaften und die weiblichen Genitalien, bei Männern vor allem Erkrankungen der Prostata und Hoden.
Schmerzen im Unterbauch während der Schwangerschaft sind normal, starke und chronische Schmerzen können jedoch auf eine Eileiterschwangerschaft, Früh- oder Fehlgeburt hinweisen.
Unterleibsschmerzen können von Organen stammen, die alle Menschen haben, zum Beispiel bei Entzündungen der Harnwege, des Darmtrakts, Nieren-, Harn- oder Blasensteine.
Bei akuten und starken Schmerzen sollten Sie unbedingt eine Ärztin bzw. einen Arzt aufsuchen. Im Ernstfall handelt es sich um Erkrankungen, die ihre Fruchtbarkeit zerstören.
Ursachen bei beiden Geschlechtern
Männer und Frauen können an Tumoren leiden (zum Beispiel im Darm), an einem Leistenbruch, einer Nierenbeckenentzündung, Harn- oder Nierensteinen oder, wenn auch selten, an entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Ursachen der Unterbauchschmerzen bei Frauen
Schmerzen im Unterbauch können bei Frauen entweder vom Darm ausgehen oder von den Organen, die den Harn ableiten. Bei Frauen kann der Auslöser zudem an den inneren Geschlechtsorganen liegen. Dazu gehören Gebärmutter, Eierstöcke und Eileiter.
Genitale Ursachen sind zum Beispiel entzündete Eierstöcke und Eileiter sowie Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaften. Nicht-genitale Ursachen können Infektionen der Harnwege sein, eine Verstopfung oder ein entzündeter Wurmfortsatz.
Menstruationsschmerzen
Schmerzen vor oder während der Periode sind die häufigsten Ursachen für Unterbauchschmerzen bei Frauen. Sie äußern sich als krampfartige Beschwerden in Unterleib und Rücken während der Menstruation oder in der Woche zuvor.
Treten diese Schmerzen besonders stark auf, kann dies auf eine Endometriose hinweisen. Bei dieser Erkrankung verteilt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Uterus, meist im nahe liegenden Unterleib, aber auch im Bauchfell und im kleinen Becken. Die Gebärmutterschleimhaut reagiert auf die monatliche Periode und blutet auch außerhalb der Gebärmutter, was zu starken Schmerzen bei der Menstruation und zu einem Stechen im Unterleib führt.
Eierstockzysten
Zysten an den Eierstöcken sind normal, und viele Frauen haben solche kleine Zysten, ohne sie zu bemerken. Schnürt eine Zyste aber Blutgefäße ab, weil sie sich verdreht, sind oft starke Schmerzen im Unterbauch die Folge.
Eileiterschwangerschaft
Bisweilen nistet sich eine befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter ein, sondern in der Schleimhaut der Eileiter. Hier handelt es sich um eine ernste Erkrankung. Extreme Schmerzen, Infektionen und Blutungen sind typisch für einen geplatzten Eileiter.
Infektionen der Eierstöcke und Eileiter
Infektionen drohen, wenn Keime aus der Vagina über die Gebärmutter bis zu den Eierstöcken wandern. Meist handelt es sich dabei um Chlamydien, seltener um Gonokokken. Eine solche Entzündung zeigt sich durch starke Schmerzen im Unterleib, die entweder ein- oder beidseitig sein können. Begleitsymptome sind Ausfluss und Schmierblutungen.
Gebärmuttervorfall
Der Schmerz im Unterleib ist hier mit einem Druckgefühl verbunden. Hinzu kommt ein Völlegefühl „als ob der Bauch platzt“. Typisch sind auch Rückenschmerzen und Harndrang.
Entzündungen der Gebärmutter
Die Endometritis entsteht, wenn Keime aus der Scheide die Gebärmutter infizieren. Der Schmerz im Unterleib ist brennend. Hinzu kommt Ausfluss aus der Scheide, starker Juckreiz und Blutungen außerhalb der Periode.
Beckenentzündungen
Die Pelvic inflammatory disease (Unterleibsentzündung oder Beckenentzündung) bezeichnet Entzündungen an Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken. Neben den starken Schmerzen kann hier Unfruchtbarkeit die Folge sein.
Krebs
Auch ein Krebs in der Vagina oder dem Gebärmutterhals löst Schmerzen aus.
Unterbauchschmerzen in der Schwangerschaft
Jede Frau hat während der Schwangerschaft Schmerzen im Unterbauch. Ungefährlich sind die Dehnungsschmerzen in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft. Diese kommen daher, dass der Fötus wächst, die Gebärmutter sich ausdehnt, und damit die Bänder, Muskeln und Venen strapaziert. Auch die Spannungsschmerzen am Ende der Schwangerschaft sind kein Symptom einer Krankheit. Krampfartige Schmerzen, die Geburtswehen, leiten die Geburt ein.
Ursachen ungewöhnlich starker Schmerzen während der Schwangerschaft können neben einer Eileiterschwangerschaft auch eine drohende Fehlgeburt, ein Gebärmutterriss oder eine nicht funktionierende Plazenta sein.
Normale und gefährliche Schmerzen im Unterbauch bei Schwangeren
Bleiben die Schmerzen im Unterbauch kurzfristig und hinterlassen keine chronischen Probleme, besteht kein Grund zur Sorge. Solche Schmerzen vergehen meist, wenn sich die Schwangere ausruht. Signale für ernste Ursachen sind
- Fieber,
- brennender Schmerz beim Pinkeln,
- Schüttelfrost,
- starker Ausfluss,
- Blutungen,
- Blässe,
- anhaltende Schwäche,
- Abgeschlagenheit und Benommenheit,
- Schwindel,
- Augenflimmern
- und Ohnmachten.
In diesen Fällen sollten Sie umgehend zum Frauenarzt oder zur Gynäkologin. Gehen akute Schmerzen im Unterbauch mit diffusen Begleitsymptomen einher, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Sie sollten sofort ins Krankenhaus: Eine Fehl- oder Frühgeburt ist möglich.
Symptome einer anstehenden Fehl- oder Frühgeburt
Eine Frühgeburt bis zur zwölften Woche der Schwangerschaft kündigt sich an durch Krämpfe im Zentrum des Unterbauchs und Blutungen. Gleiches gilt für eine Frühgeburt bis zur 23. Woche, doch sind hier die Blutungen stärker. Zwischen der 23. und der 37. Woche erstrecken sich die Schmerzen auf Becken, Unterbauch und Rücken und sind oft von Durchfall begleitet.
Treten solche Symptome auf, egal in welchem Stadium, suchen Sie bitte direkt einen Arzt oder eine Ärztin auf. Meist handelt es sich nicht um eine Früh- oder Fehlgeburt, doch haben Sie keine Hemmungen, die Medizin „unnütz“ in Anspruch zu nehmen. Besser Sie gehen einmal zu viel zum Arzt, als ihr Kind zu verlieren. Heute lassen sich viele Frühgeburten durch die Gynäkologie verhindern.
Ab der 37. Woche sind die Krämpfe und Kontraktionen im Unterleib kein Hinweis auf eine Früh- oder Fehlgeburt, sondern auf die „normale“ Geburt. Auch Rückenschmerzen gehören dazu.
Schwangerschaftsschmerzen vorbeugen
Wenn Sie Schmerzen im Unterleib während ihrer Schwangerschaft verspüren, führen Sie ein klärendes Gespräch mit Frauenärztin oder Gynäkologen. Das hilft vor allem, die psychische Belastung zu reduzieren. Ihr Körper verändert sich jetzt, und Körper wie Psyche hängen biochemisch eng zusammen. Allein zu klären, ob bei ihnen alles in Ordnung ist, erleichtert es vielen, mit der Schwangerschaft umzugehen.
Auch die „normalen“ Schmerzen können stark ausfallen oder von ihnen stark wahrgenommen werden, wenn Sie schmerzempfindlich sind. Bisweilen verschreibt ihnen die Medizinerin dann Magnesiumpräparate, die die Krämpfe lindern.
Ist bei ihnen alles in Ordnung, können Sie die Beschwerden mit einfachen Hausmitteln im Griff halten:
- Baden Sie warm, aber nicht heiß.
- Legen Sie sich mit Wärmedecke oder Wärmflasche ins Bett.
- Gönnen Sie sich Ruhe. Legen Sie sich hin, auch wenn Sie keine Schmerzen verspüren und legen Sie dabei die Beine hoch, damit das Blut in den Körper fließt.
Unterleibsschmerzen bei Männern
Bestimmte Schmerzen im Unterleib betreffen nur Männer, da sie von männlichen Organen ausgehen. Das sind zum Beispiel:
Eine entzündete Prostata, die Prostatits. Hier infizieren Bakterien die Vorsteherdrüse. Schmerzen entstehen nicht nur im Unterleib – typisch ist dazu ein Schmerz beim Urinieren und beim Ejakulieren.
Eine Entzündung der Hoden- wie Nebenhoden, deren Symptome denen einer entzündeten Blase ähneln: Im Urin befindet sich Blut, die Betroffenen müssen häufig zur Toilette.
Eine Hodentorsion, die meist bei Jungen auftritt. Hier verdreht sich ein Hoden an seinem eigenen Strang. Extreme Hodenschmerzen und Schmerzen im Unterbauch sind das Symptom. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall. Die Leidenden müssen sofort ins Krankenhaus, denn bereits nach wenigen Stunden kann der Hoden absterben.
Eine Prostatakrebserkrankung bei der Unterbauchschmerzen ein Warnzeichen sind, das mit Glück gerade noch rechtzeitig kommt, in der Regel aber zu spät. Dies ist der häufigste Krebs bei Männern und er zeigt sich meist erst im fortgeschrittenen Stadium durch Schmerzen beim Wasserlassen und im Unterbauch.
Weitere Ursachen bei Mann und Frau
Eine Appendizitis zeigt sich mit Schmerzen im Oberbauch und Magen. Diese wandern dann rechtsseitig in den Unterleib und sind begleitet von Übelkeit und fehlendem Appetit.
Entzündete Schleimhäute im Dickdarm melden sich mit einem Stechen im Unterleib, bei Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa ist dieses Stechen krampfartig.
Darmtumore führen in späten Stadien zu Blut im Stuhl und Krämpfen im Unterbauch.
Einen Leistenbruch kennzeichnet ein ziehender Schmerz im Unterbauch.
Ein Darmverschluss löst sehr starken stechenden Schmerz im Unterleib aus, die Betroffenen können ihren Darm nicht entleeren und müssen sich erbrechen. Dieser medizinische Notfall muss sofort behoben werden.
Ebenso ein medizinischer Notfall sind verstopfte Arterien im Darm, die zu starken Schmerzen im Darmabschnitt führen.
Schmerzen an den Harnwegen
Unterbauchschmerzen rund um die Harnwege betreffen ebenfalls beide Geschlechter. Diese können sich bis in die Harnblase erstrecken. Typisch sind hier Schmerzen beim Urinieren, Blut im Urin und ein dumpfer Schmerz im Unterleib. Harnleitersteine oder Harnblasensteine lösen hingegen einen stechenden Schmerz im Unterbauch aus.
Eine Nierenkolik meldet sich mit krampfartigen Schmerzen, die durch den Rückstau des Urins entstehen und für Blasenkrebs ist es typisch, dass zuerst Blut im Urin erscheint – ohne Schmerzen. Die Schmerzen im Unterbauch folgen später.
Die Diagnose
- Zuerst erfolgt ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin. Diese fragen nach der Dauer des Schmerzes – ist er akut oder chronisch? Dann nach der Art der Beschwerden. Ist der Schmerz stechend, drückend, ziehend, dumpf oder brennend. Dann über die Lage. Dehnt er sich auf dem gesamten Bauch aus, auf den rechten Unterbauch, den linken Unterbauch oder konzentriert er sich auf eine bestimmte Stelle.
- Nach dem Gespräch kommt die körperliche Untersuchung. Arzt oder Ärztin betasten jetzt den Bauch, um Verhärtungen oder Schwellungen zu erspüren.
- Bei Frauen folgt eine frauenärztliche Untersuchung der Genitalien, um mögliche Erkrankungen der Geschlechtsorgane zu erkennen. Bei gebärfähigen Frauen kommt ein Schwangerschaftstest hinzu.
- Eine Ultraschalluntersuchung des Bauches und der Genitalien gibt oft bereits Aufschluss über die zugrunde liegende Erkrankung.
- Blutuntersuchungen, Abstriche der Harnröhre des Mannes oder der Vagina der Frau zeigen durch Bakterien ausgelöste Entzündungen.
- Untersuchungen des Harns und Kots belegen mögliche Bakterien, aber auch Blut in den Ausscheidungen ist ein Hinweis auf die Ursache.
- Liegt ein begründeter Verdacht vor, gibt eine Darmspiegelung Einblick in Erkrankungen des Darmtrakts.
Die Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Akute Schmerzen beruhigen Krampflöser und Schmerzmittel. Bakteriell verursachte Infektionen bekämpfen die Mediziner mit Medikamenten, die diese Bakterien abtöten, Viren und Pilze durch antivirale und pilztötende Mittel.
Harnsteine lösen sich entweder von selbst mit Hilfe von Medikamenten, oder der Urologe entfernt sie chemisch bzw. mit fokussierten Energiewellen.
Eine Blinddarmentzündung, eine Hodentorsion oder eine Eileiterschwangerschaft müssen sofort operiert werden. Und auch bei einem Leistenbruch ist eine Operation angesagt. (Dr.Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- David H. Barad: Pelvine Schmerzen, MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
- Thomas Gasser: Basiswissen Urologie, Springer Verlag, 6. Auflage, 2015
- Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langversion 5.1, 2019, AWMF Registernummer: 043/022OL, (Abruf 28.08.2019), AWMF
- Gerald L. Andriole: Benigne Prostatahyperplasie (BPH), MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
- James H. Liu: Endometriose, MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
- R. Phillip Heine, Geeta K. Swamy: Unterbauchschmerzen in der Frühschwangerschaft, MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.