Venenbeschwerden: Das sind die Ursachen und Therapien
Venenleiden, die meist mit Venenschmerzen verbunden sind, bilden mittlerweile eine Volkskrankheit. Immer mehr Menschen haben Probleme mit ihren Venen, vor allem im Bereich der Unterschenkel. Leider wird dies allzu oft verharmlost. Durch eine rechtzeitige Diagnose, könnten gefährliche Venenerkrankungen vermieden werden.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben der Venen im menschlichen Körper
Venen sind Gefäße im menschlichen Körper, die das Blut zum Herzen hinleiten. In den kleinen und mittelgroßen Blutgefäßen sind Venenklappen, die einen Rückfluss des Blutes verhindern sollen, das heißt, dass das Blut der Venen immer in Richtung Herz fließen soll. Diese Venenklappen bestehen aus Bindegewebe und wirken wie Ventile, sodass sie sich nur in Richtung Herz öffnen. Für das richtige Funktionieren des Bluttransportes zum Herzen hin sind intakte Venenklappen Voraussetzung. Zusätzlich wird der Weitertransport des Blutes noch durch das Pumpen der Skelettmuskulatur unterstützt.
An den Beinen befinden sich drei Arten von Venen. Das sind tiefe Venen, die sich tief in der Muskulatur befinden und die Aufgabe haben, das Blut zurück zum Herzen zu transportieren. Dazu kommen noch die oberflächlichen Beinvenen, die wie ein Netz, unter der Haut liegen. Das tiefe und das oberflächliche Venensystem ist durch sogenannte Perforansvenen miteinander verbunden, die das Blut, wie in Einbahnstraßen, von der Oberfläche in die Tiefe fließen lassen.
Venenschmerzen Ursachen
An erster Stelle sei hier die Bindegewebsschwäche erwähnt, die zu Venenleiden und daraus resultierenden Venenschmerzen führen kann. Meist ist diese genetisch bedingt. Sie kann jedoch auch später, zum Beispiel durch eine Schwangerschaft, erworben werden.
Generell verlieren die Venen im Alter an Elastizität und Geschmeidigkeit, können sich erweitern oder ausbeulen, wodurch die wichtige Venenklappenfunktion mit der Zeit immer mehr nachlässt. Jedoch leiden nicht nur ältere Personen an Venenerkrankungen, sondern es sind auch immer mehr jüngere Menschen betroffen und hier vor allem Frauen.
Venenentzündungen, die teilweise mit massiven Schmerzen verbunden sind, entstehen meist bei bereits bestehenden Krampfadern (Varizen). Dies sind geschlängelte, erweiterte Venen, am häufigsten an den Waden anzutreffen.
Eine Thrombose ist eine weitere Ursache für Venenschmerzen. Dabei wird eine Vene durch ein Blutgerinnsel verstopft, was sehr gefährlich werden kann.
Venenschmerzen durch Krampfadern
Zu den häufigsten Venenerkrankungen, die auch mit Venenschmerzen verbunden sein können, zählen die Krampfadern, in der Fachsprache Varizen genannt. Dies sind geschlängelte, erweitere Venen, die vor allem an den Unterschenkeln anzutreffen sind. Frauen sind davon wesentlich häufiger betroffen als Männer, aufgrund von Schwangerschaften und der natürlichen Veranlagung zu Bindegewebsschwächen. Varizen sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern können auch, je nach Ausprägung, gesundheitliche Auswirkungen haben.
Bei einer primären Varikose entstehen die Krampfadern aufgrund einer Venenwandschwäche oder einer Venenklappeninsuffizienz. Meist liegt eine erbliche Veranlagung zugrunde. Sitzende oder stehende Tätigkeit, Übergewicht, Rauchen, Schwangerschaft und die Einnahme der Pille können sich begünstigend auf das Entstehen von einer Varikose auswirken. Eine sekundäre Varikose entsteht auf dem Boden bereits vorliegender Venenerkrankungen, zum Beispiel im Anschluss an eine Beinvenenthrombose.
Krampfadern können lange symptomlos verlaufen und nur ein kosmetisches Problem darstellen. Betroffene klagen aber auch über Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen und geschwollene beziehungsweise Dicke Beine, vor allem nach langem Stehen oder Sitzen. Nächtliche Muskelkrämpfe und Venenbeschwerden, die sich als stechende Wadenschmerzen darstellen, sind hier ebenfalls symptomatisch.
Venenerkrankung Thrombophlebitis
Eine weitere Erkrankung, die als Ursache in Frage kommt, ist die Thrombophlebitis (Entzündung oberflächlicher Venen). Bei der abakteriellen Form bildet sich ein Blutgerinnsel in einer oberflächlichen Vene, meist an einer Krampfader des Unterschenkels, daraufhin wandern Leukozyten (weiße Blutkörperchen) ein und eine Entzündung bildet sich.
Die bakterielle Thrombophlebitis kann sich durch eine leichte Verletzung oder nach Injektionen und venösen Zugängen entwickeln, hier jedoch an Venen, die nicht varikös verändert sind. Die eingeschleppten Erreger können sich schlimmstenfalls auf dem Blutweg im ganzen Körper breit machen.
Bei der abakteriellen Form der Thrombophlebitis entstehen Rötung, Überwärmung und Schwellung. Venenschmerzen zeigen sich hier als Druckschmerzhaftigkeit am betroffenen Venenstrang, jedoch ohne Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Bei der bakteriellen Entzündung ähneln die Lokalsymptome denen der abakteriellen Form, wobei hier Symptome, wie Fieber, Schüttelfrost oder gar eine Nekrose des betroffenen Gewebes hinzukommen können.
Ursache tiefe Beinvenenthrombose
Ziehende Venenschmerzen treten meist in Verbindung mit einer Phlebothrombose (tiefe Beinvenenthrombose) auf. Dies ist der Verschluss einer tiefen Bein- oder Beckenvene, ausgelöst durch eine Thrombose. Dabei ist zu circa sechzig Prozent das linke Bein betroffen. Ein Thrombus ist ein Blutgerinnsel, das, wenn dadurch ein Blutgefäß verstopft ist, zu einer Thrombose führt. Diese kann, vor allem bei Befall der tiefen Beinvenen, zu einem lebensbedrohlichen Zustand werden.
Ursachen für eine Phlebothrombose sind längere Bettlägerigkeit, eine Gefäßwandschädigung, zum Beispiel nach einem Trauma, oder eine Veränderung der Blutzusammensetzung in Form von erhöhter Gerinnungsneigung. Betroffene leiden an einem Spannungs- und Schweregefühl im betroffenen Bein, Venenschmerzen, die belastungsabhängig auftreten, eventuell verbunden mit einem ziehenden Schmerz entlang der betroffenen Vene. Ein allgemeines Krankheitsgefühl und mäßig hohes Fieber sind ebenso möglich. Die schlimmste Komplikation dieser Erkrankung ist eine Lungenembolie.
Venenleiden Risikofaktoren
Für das Entstehen von Venenleiden und Venenschmerzen sind einige Risikofaktoren verantwortlich. Bewegungsmangel, sitzende Tätigkeit, vor allem mit überkreuzten Beinen, langes Stehen und zu enges Schuhwerk können die Beschwerden verursachen. Auch Hitze, Übergewicht, zu enge Kleidung, die den Blutfluss behindert, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum wirken sich negativ auf die venösen Gefäße aus und können zu Venenerkrankungen und damit verbunden zu Venenschmerzen führen.
Die Einnahme der Anti-Baby-Pille, vor allem in Verbindung mit Tabakkonsum, gehört ebenso zu den Risikofaktoren. Reisen, bei denen die Sitzposition eingeschränkt ist, zum Beispiel mit Bus oder Flugzeug, wirken sich gleichermaßen nicht gerade positiv auf den venösen Blutfluss aus.
Therapie bei Venenschmerzen
Bei Venenschmerzen, Spannungs- und Schweregefühl und/oder Verfärbung des Beines muss auf alle Fälle ein Arzt zu Rate gezogen werden. Bei Krampfadern ist, je nach Ausprägung, meist eine Kompressionsbehandlung empfohlen. Betroffene erhalten sogenannte Kompressionsstrümpfe, die in der Regel nach Maß angefertigt werden. Durch diese Behandlung werden die oberflächlichen Venen zusammengedrückt und dadurch das Blut in die tieferliegenden Venen weitergeleitet. Die Schmerzen, Schwellungen und Spannungsgefühl werden dadurch verbessert.
Gerade bei Reisen, wenn längeres Sitzen vorprogrammiert ist, sollten diese Kompressionsstrümpfe unbedingt getragen werden. Vor deren Einsatz muss jedoch abgeklärt werden, dass keine Thrombose vorliegt und die tieferliegenden Venen auch wirklich durchgängig sind. Kompressionsstrümpfe sollten niemals ohne Rücksprache mit dem Arzt eingesetzt werden. Spezielle Venengymnastik und Lymphdrainage zählen ebenso zu den Therapiemöglichkeiten bei Krampfadern. In schlimmen Fällen werden Varizen operativ entfernt.
Bei einer oberflächlichen Thrombophlebitis bekommt der Patient einen Kompressionsverband und muss damit viel umhergehen. Bettruhe ist hier kontraindiziert. Äußerlich werden Alkoholumschläge und Heparinsalben angewandt. Eventuell sind Schmerzmittel nötig.
Bei tiefen Beinvenenthrombosen muss verhindert werden, dass sich eine Lungenembolie entwickelt. Mit einem Kompressionsverband wird versucht, den Blutfluss in die richtige Richtung zu lenken. Der Patient muss für circa eine Woche das Bett hüten. Um den Körper vor neuen Thromben zu schützen wird der Betroffene einer Antikoagulationstherapie unterzogen. Dies sind Medikamente, die das Blut verdünnen. Sind die Thromben frisch, wird mit Hilfe einer Thrombolysetherapie versucht, diese medikamentös aufzulösen.
Naturheilkunde bei Venenschmerzen
Auch wenn bei Venenschmerzen häufig eine schulmedizinische Behandlung nötig ist, kann in manchen Fällen eine naturheilkundliche Therapie sehr unterstützend sein. Bestehende Venenschäden können natürlich nicht mehr rückgängig gemacht, jedoch Beschwerden gelindert und weitere Schäden vermieden werden
Bei Varikose und Thrombophlebitis kommt in Naturheilpraxen die Blutegeltherapie zum Einsatz. Diese kleinen Tierchen geben bei der Behandlung ein Sekret ab, das entzündungshemmend und antithrombotisch wirkt. Dabei dürfen die Blutegel jedoch niemals direkt auf die Vene gesetzt werden.
Eine Enzymtherapie wirkt leicht Blut verdünnend, antiphlogisitsch und antiödematös. Aus der Homöopathie wird Aesculus bei Venenschmerzen und Thromboseneigung eingesetzt, Arnika, wenn die Krampfadern berührungsempfindlich sind oder Lycopodium (Bärlapp), wenn eine venöse Stauungssituaion eingetreten ist.
Wassertreten, Knie- und Schenkelgüsse wirken tonisierend auf die Gefäßwände und fördern die Durchblutung. Umschläge, getränkt in Hamamelis- oder Beinwelllösung tragen zur Linderung der Venenschmerzen bei und haben noch zusätzlich eine antientzündliche Wirkung.
Die Phytotherapie hat bei Venenleiden einige Pflanzen parat, die erfolgreich zum Einsatz kommen. So sind viele Mischpräparate auf dem Markt die, innerlich verabreicht, in vielen naturheilkundlichen Praxen ihren Platz haben.
Gerade Rosskasstanien-Extrakt bei Venenleiden ist mittlerweile schon sehr bekannt. Mäusedorn, Steinklee und Zaubernuss sind wirksame Pflanzen, die in vielen Tropfenmischungen vorkommen. Die Rosskastanie verbessert den Blutfluss und strafft die Venen, Mäusedorn tonisiert die Venen und wirkt entzündungshemmend, die Zaubernuss wirkt antientzündlich sowie adstringierend und der Steinklee kommt bei allen Erkrankungen des venösen Systems zum Einsatz.
Schüssler Salze, wie zum Beispiel Nr. 1 Calcium fluoratum, Nr.11 Silicea, Nr. 17 Manganum sulfuricum und Nr. 7 Magnesium phosphoricum, werden bei Venenschmerzen angewandt.
Präventivmaßnahmen und Hausmittel bei Venenproblemen
Bewegung ist das A und O. Anstatt den Aufzug zu benutzen, ist der Treppe der Vorzug zu geben. Regelmäßige Spaziergänge, Schwimmen, Gymnastik und andere sportliche Aktivitäten sorgen für gesunde Venen und beugen Venenschmerzen vor. Gerade für Betroffene, die ein schwaches Bindegewebe haben, ist das häufige Hochlegen der Beine wichtig. Dies kann sowohl im Sitzen, als auch im Liegen durchgeführt werden. Spezielle Venenkissen oder eine zusammengerollte Decke helfen dabei.
Tägliche Kälteanwendung in Form von Kneipp´schen Güssen fördert die Durchblutung der Gefäße. Dabei werden, mit dem rechten Fuß beginnend, aufwärts bis zum Oberschenkel die Beine mit kaltem Wasser abgeduscht. Übermäßige Wärme, wie Sauna, Sonnenbäder und Wärmflaschen sollten vermieden werden. Durch eine gesunde, vitamin- und ballaststoffreiche Kost ist das Übergewicht zu reduzieren. Rauchen und die Veranlagung zu Venenleiden passt überhaupt nicht zusammen. Dies sollte am besten vollständig unterlassen und auch ein übermäßiger Alkoholgenuss einschränkt werden.
Für Personen, die bereits unter Krampfadern leiden, häufig Venenschmerzen und/oder geschwollene Beine haben, ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen eine Erleichterung, jedoch sollte dies unbedingt mit einem Arzt besprochen werden. Die Strümpfe unterstützen den Rückfluss des Blutes in Richtung Herz. Auf langes Stehen und Sitzen, zu enge Jeans und falsches Schuhwerk sollte unbedingt verzichtet werden.
Ein bewährtes Hausmittel gegen Krampfadern ist ein Wickel mit Ringelblumentee. Für diesen wird ein Aufguss aus einem Esslöffel Ringelblumen und einem halben Liter kochendem Wasser zubereitet, welcher mindestens zehn Minuten lang ziehen sollte. Ist der Tee nicht mehr kochend heiß, kommt er zum Abkühlen in den Kühlschrank. Sobald er kalt genug ist, wird ein Tuch darin getränkt und um die Wade gewickelt. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- H. Gerlach et al.: Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie, Dt. Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin, (Abruf 28.08.2019), AWMF
- James D. Douketis: Tiefe Venenthrombose (TVT), MSD Manual, (Abruf 28.08.2019), MSD
- Heike Höfler: Gesunde Venen, schöne Beine, Schlütersche Verlag, 2. Auflage, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.