Geschwollene Beine oder Füße sind häufig auf Wasser in den Beinen zurückzuführen. Gerade im Sommer führt dies bei vielen Menschen zu Problemen. Dabei sind die ästhetischen Komponenten nur ein geringer Teil des Leidensdrucks der Betroffenen. Erfahren Sie, welche Ursachen hinter den Beschwerden stecken können, ab wann Wasser in den Beinen gefährlich wird, welche Behandlungs- und welche Präventionsmöglichkeiten bestehen.
Inhaltsverzeichnis
Wasser in den Beinen – Kurzübersicht
Zur schnellen Einordnung des Beschwerdebildes zunächst eine kurze Übersicht der wichtigsten Fakten vorab:
- Definition: Wasser in den Beinen bezeichnet umgangssprachlich eine Ansammlung von Flüssigkeit (Ödem) im Bindegewebe der Beine, die mit einer (sichtbaren) Schwellung verbunden ist.
- Symptomatik: Ein- oder beidseitig auftretende Beinschwellung, die beim Hochlegen der Beine oft zurückgeht; mitunter begleitende Beinschmerzen; Druck (beispielsweise durch enge Socken oder mit dem Finger ausgeübt) hinterlässt eine deutliche Druckstelle, die nur langsam verschwindet, nachdem der Druck nachgelassen hat.
- Ursachen: Zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine chronisch-venöse Insuffizienz oder eine Herzinsuffizienz, Nierenekrankungen, Lebererkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Arzneimittelnebenwirkungen, ein Lymphstau, Stoffwechselerkrankungen (insbesondere Diabetes), hormonelle Störungen (beispielsweise durch Schilddrüsenerkrankungen), Eiweißmangel, Tumorerkrankungen oder eine Beinvenenthrombose.
- Wann ist Wasser in den Beinen gefährlich? Grundsätzliche sollten Ödeme an den Beinen ärztlich abgeklärt werden, da zahlreiche behandlungsbedürftige Erkrankungen hinter den Beschwerden stecken können. Treten begleitend Atemnot, Brustschmerzen, Herzrasen oder Kreislaufprobleme auf, sollte umgehend der Rettungsdienst kontaktiert werden, da eine lebensbedrohliche Lungenembolie als Folge einer Beinvenenthrombose Auslöser der Beschwerden sein kann.
- Behandlung: Lymphdrainage zur allgemeinen Linderung der Symptomatik; ansonsten an den jeweiligen Ursachen ausgerichtet mit manuellen Therapie, Kompressionsstrümpfen, Medikameten und gegebenfalls auch Operationen.
- Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin: Abhängig von den Ursachen zum Beispiel Einreibungen mit Roßkastanie oder Steinklee, Hydrotherapie, Osteopathie und spezielle Bewegungsübungen für die Beine.
Symptome bei Wasser in den Beinen
Die eingangs erwähnten Schwellungen stellen neben den ästhetischen Erscheinungen meist eine mechanische Behinderung dar. Daneben klagen viele Betroffene über ein unangenehmes Schwellungsgefühl oder dumpfe Schmerzen im Bein. Bei oder nach Belastung, aber auch nach langem Sitzen und bei Wärme können die Beschwerden zunehmen und abends klagen viele Betroffene über geschwollene Beine. Durch die Schwellungen kommt es natürlich häufig zu einem Spannungsgefühl und es kann zusätzlich ein Taubheitsgefühl in den Beinen auftreten.
Vermutet wird, dass viele Betroffene aus ästhetischen Gründen bei gravierenden (asymmetrischen) Schwellungen der Beine mit vielen Einschränkungen zu kämpfen haben, die sie psychisch belasten und bei schwerwiegenden Fällen auch das Auftreten von Depression begünstigen können.
Wasser in den Beinen – Ursachen
Wasser in den Beinen kann lokale Ursachen haben, aber auch durch Erkrankungen an ganz anderer Stelle im Körper verursacht werden. Hier ist es ist wichtig, gründlich die Vorgeschichte und momentane Situation in die Untersuchung mit einzubeziehen.
Die Flüssigkeit aus unseren Beinen hat natürlich den größten Druck und die längste Strecke zurück zum Körperzentrum zu überwinden. Ein wichtiger Mechanismus zum Abfluss ist dabei auch der Unterdruck, der durch unsere Atmung erzeugt wird. Ein weiterer ist die Aktivität der Muskeln in den Beinen, die die Gefäße quasi zusammendrücken und so die Flüssigkeit, die sich darin befindet, nach oben pressen (Stichwort Muskelpumpe). Die Klappen in den Venen tun das Übrige und verhindern ein Zurückfließen.
Auf diese Weise können eine flache Atmung, Krampfadern (bei denen die Venenklappen das Zurückfließen nicht verhindern können) und verminderte Bewegung Faktoren sein, die bei Wasser in den Beinen eine Rolle spielen. Aus anatomischer Sicht können auch Verenungen im Verlauf der Blut- und Lymphgefäße vorliegen, wie beispielsweise unter dem Leistenband, wo es durch Spannungen und ungünstige Haltungen zu einem erschwerten Rück- und Zufluss kommen kann.
Weitere mögliche Auslöser sind:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Herzschwäche, chronisch-venöse Insuffizienz bzw. chronische Veneninsuffizienz, chronische Durchblutungsstörungen)
- Krampfadern,
- Gefäßverschlüsse,
- Krebserkrankungen,
- Lymphödeme,
- Erkrankungen der Schilddrüse (zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion),
- Hormonelle Störungen und Hormonschwankungen,
- Erkrankungen des Stoffwechsels wie Diabetes,
- Erkrankungen der Nieren (zum Beispiel Nierenentzündung),
- Lebererkrankungen (Leberzirrhose, Stauungsleber, Leberkrebs),
- eine Lungenembolie
- Nahrungsmittelallergien,
- zurückliegende Operationen,
- Medikamente (wie zum Beispiel Diuretika, nichtsteroidale Antirheumatika, kortisonhaltige Arzneien, Antibabypille),
- Schwangerschaft.
Diagnose
Zunächst kann durch einen einfachen Drucktest mit dem Finger überprüft werden, ob es sich tatsächlich um ein Ödem handel. Geht nach dem Druck die Delle nur langsam zurück, liegt der Verdacht auf ein Ödem nahe. Die anschließende Ermittlung der Ursachen gestaltet sich jedoch oftmals deulich schwieriger. So sind bildgebende Verfahren wie Ultraschalluntersuchungen und Röntgenuntersuchung mit Kontrastmitteln oftmals unerlässlich, um zum Beispiel Gefäßleiden oder Erkrankungen der Leber- und Nieren zu bestimmen. Blutuntersuchungen können ebenfalls Hinweise liefern und zudem auf hormonelle Probleme bzw. Schilddrüsenerkrankungen hindeuten. Je nach Verdacht sind auch weiterführende Untersuchungen wie beispielsweise ein Allergietest oder ein EKG eine Option.
Wasser in den Beinen – Behandlung
Grundsätzlich ist die Behandlung an den jeweiligen Ursachen der Ödeme auszurichten und sie kann neben manuellen Therapien, auch Medikamente, den Einsatz von Kompressionstrümpfen und Operationen umfassen. In den meisten Fällen wird jedoch zunächst eine manuelle Lymphdrainage verordnet, um den Flüssigkeitsabfluss anzuregen. Ergänzend können verschiedene Arzneien zum Einsatz kommen, die einen Abbau der Flüssigkeitsansammlung fördern. Allerdings ist bei deren Auswahl durchaus Vorsicht geboten, um unnötige Risiken zu vermeiden. Bei einigen Ursachen der Ödeme wird unter Umständen auch eine Operation erforderlich. Dies kann bereits bei Krampfadern gelten, aber zum Beispiel auch bei Krebserkrankungen, Leber- und Nierenerkrankungen
Naturheilkunde und ganzheitliche Medizin
Nach Ausschluss ernster Erkrankungen stehen verschieden Maßnahmen für eine Anregung des Abflusses und die Beseitigung der Ödeme zur Verfügung. Ganz einfache, selbst durchzuführen sind:
- die Hochlagerung der Beine,
- kaltes Abduschen der Beine oder kalte Güsse (auch Kneipp-Kuren),
- Bein-Gymnastik mit abwechselnd Anspannung und Entspannung zur Aktivierung der Muskelpumpe,
- vertiefte Bauchatmung und ein starker Wechsel zwischen Ein- und Ausatmung.
Tipp: Yoga- und Feldenkrais-Übungen sind zum Beispiel einen Versuch wert.
Des Weiteren können verschiedene naturheilkundliche Maßnahmen Anwendung finden, die den Lymphabfluss und die Flüssigkeitsausscheidung anregen sollen, wie beispielsweise Einreibungen mit Roßkastanie oder Steinklee oder kalte Wickel. Allerdings sollten diese nur nach ärztlicher Rücksprache eingesetzt werden und sie müssen je nach Ursache der Ödeme angepasst werden.
Ein manueller Ansatz zur Behandlung ist beispielsweise die Osteopathie. Andrew Taylor Still, der Begründer der Osteopathie, hat schon vor 120 Jahren stets die Wichtigkeit der Lymphe und des Flusses von Flüssigkeiten hervorgehoben. Er gab an, dass alle versorgenden Nerven der Beine und die Gefäßstrecken auf anormale Spannungszustände untersucht werden sollten. So ist nachvollziehbar, warum bei Wasser in den Beinen ein Osteopath auch nach Rückenschmerzen oder Bauchschmerzen fragt, zu denen die Betroffenen erst einmal keine Beziehung herstellen. Alle Hindernisse müssen aus Sicht der Osteopathie beseitigt werden, damit Staus aufgehoben werden und alle Flüssigkeiten normal fließen können.
Weiter mögliche Maßnahemn, die auch zur Prävention von Wasser in den Beinen beitragen können, sind zum Beispiel eine Anpassung der Ernährung mit deutlich reduzierter Salzaufnahme, regelmäßige sportliche Übungen (zum Beispiel Radfahren oder Joggen) und spezielle Venengymnastik. (tf, fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband Deutscher Internsten: Venenthrombose: Untersuchungen & Diagnose (Abruf 18.09.2019), Internisten-im-Netz
- Manuel Eugen Cornely: Lipödem und Lymphödem; in Fortschritte der praktischen Dermatologie und Venerologie, Seite 255-263, 2003, springer.com
- S. M. Schellong, U. Wollina, L. Unger, J. Machetanz, C. Stelzner: Das geschwollene Bein; in Der Internist, November 2013, Volume 54, Issue 11, Seite 1294–1303, springer.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.