„Wasser in den Fingern“ ist eher ein Begriff aus der Umgangssprache. Damit sind geschwollene Finger gemeint. Die Ursachen dafür sind vielfältig. So kann sich Wasser in den Fingern sammeln, einfach nur, weil es zu heiß ist. Jedoch sind auch verschiedene Erkrankungen dafür verantwortlich.
Die Flüssigkeitsansammlungen treten dann in der Regel zusammen mit anderen Symptomen auf. In den folgenden Zeilen erfahren Sie über die vielfältigsten Ursachen und deren Behandlungsmöglichkeiten. Hausmittel auf der einen Seite, Medikamente auf der anderen und ebenso Therapiemöglichkeiten aus der Naturheilkunde gehören dazu.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
„Wasser in den Fingern“ bedeutet, dass sich im Gewebe der Hände Flüssigkeit sammelt. Das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen – die Finger schwellen an.
Zu den Ursachen gehören:
- heißes Wetter,
- unnatürliche Haltung im Schlaf,
- einseitige Belastung,
- Entzündungsreaktionen,
- rheumatische Erkrankungen,
- Verletzungen,
- Herzschwäche,
- Nierenerkrankungen,
- Lebererkrankungen,
- Schwangerschaft,
- Sklerodermie,
- Myxödeme,
- Venenschwäche,
- Menopause
- und verschiedene Medikamente.
Hitze, unnatürliche Haltung, einseitige Belastung
Sind die Finger am Morgen nach dem Aufwachen geschwollen, kann dies auf eine unnatürliche Haltung im Schlaf zurückzuführen sein. Wasser in den Fingern kommt auch häufig bei Hitze vor. Dabei sind in der Regel nicht nur die Hände, sondern auch die Füße geschwollen.
Steigt die Umgebungstemperatur, gibt der Körper immer mehr Wärme ab. Dabei erweitern sich die Gefäße, was letztendlich zu einem Rückstau des Blutes in Venen und Kapillaren und ins Gewebe eindringender Flüssigkeit führt. Dies lässt an „Wasser in den Fingern“ erinnern. Es passiert vor allem bei Personen mit schwachem Bindegewebe, bei Übergewicht und wenn zu wenig getrunken wird.
Einseitige Belastungen können beim Sport entstehen, wie zum Beispiel beim Joggen oder Wandern. Hierbei treten Schwellungen der Finger auf. Dem kann durch wiederholtes Pumpen mit den Händen entgegengewirkt werden.
Wasser in den Fingern – Menopause
Durch die hormonellen Veränderungen in der Menopause kann Wasser in den Fingern und auch in anderen Körperteilen auftreten. Dafür ist vor allem das fehlende Progesteron schuld. Dieses Hormon hat neben anderen wichtigen Aufgaben eine ausschwemmende Wirkung.
In der Schwangerschaft
Wasser in den Fingern und auch in den Füßen sind häufige Begleiter in der Schwangerschaft. Druckgefühle bis hin zu starken Schmerzen können dabei entstehen. Gerade an warmen Tagen nach langem Stehen oder Sitzen treten diese Beschwerden auf.
Wassereinlagerungen können sich in Verbindung mit hohem Blutdruck zeigen. Dies ist generell behandlungsbedürftig, jedoch gerade in der Schwangerschaft unbedingt zu kontrollieren. Auf eine salzarme, ausgewogene Kost und eine genügende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten. Starke Schwellungen gehören unbedingt vom behandelnden Frauenarzt untersucht. Dabei wird eine eventuelle Schwangerschaftsgestose abgeklärt.
Nach Operationen, nach Verletzungen
Sowohl Operationen als auch Verletzungen an den Händen können dort zu Wasseransammlungen führen und dies auch über einen längeren Zeitraum. Bei einer Brustkrebs-OP werden eventuell Lymphknoten entfernt. Aber auch ohne das Entfernen kann das Lymphsystem geschädigt werden. Dies wirkt sich bis in den Arm und sogar in die Hand aus. Die Finger schwellen an.
Lebererkrankungen
Schwere Lebererkrankungen gehen in späten Stadien mit Wassereinlagerungen einher, so auch Wasser in den Fingern. Bevor dies jedoch eintritt, wird die Erkrankung der Leber durch die Gelbfärbung der Haut und der Skleren bemerkbar. Bei einer Leberzirrhose können durch einen Verlust an Proteinen Ödeme entstehen.
Nierenerkrankungen
Im Zusammenhang mit Nierenerkrankungen treten Ödeme auf. Diese sind vor allem im Gesicht, als sogenannte Lidödeme typisch, aber auch in den Fingern kann sich die Flüssigkeit stauen.
Venenschwäche
Bei Venenschwäche wird das Blut nicht mehr richtig in Richtung Herz gepumpt. Dies hat zur Folge, dass durch den Stau das Wasser aus den Gefäßen ins Gewebe übertritt. Gerade bei längerem, nach unten Hängen der Arme kann dies zu Wasser in den Fingern führen.
Das Wasser sammelt sich an den tiefsten Punkten des Körpers, so auch an den Füßen. Eine Venenschwäche entsteht, wenn die Venenklappen nicht mehr vollständig funktionieren. Dies kommt im Alter und durch Bindegewebsschwäche vor allem bei Frauen vor.
Medikamente
Antidepressiva, Glukokortikoide und Bluthochdruckmittel können Ödeme verursachen.
Herzerkrankungen
Bei dem Vorliegen einer Herzmuskelschwäche liegt eine eingeschränkte Pumpleistung vor. Typische Anzeichen dafür sind Wassereinlagerungen in den Beinen oder auch Wasser in der Lunge. Möglich ist auch Wasser in den Fingern, obwohl dies äußerst selten der Fall ist.
Lymphödeme
Das Lymphsystem gehört zu unserem Immunsystem und arbeitet auch als „Sondermüll-Abfuhr“ – große Eiweiße, Fettsäuren, Stoffwechsel- oder Entzündungsprodukte werden in der Lymphe entsorgt. Ist dieser Abfluss gestört, entstehen ein Lymphstau und daraus Lymphödeme.
Diese sehen aus wie Wassereinlagerungen. Sie können angeboren sein, zum Beispiel durch Fehlen von Lymphgefäßen, oder erworben werden, zum Beispiel durch Tumore, Operationen und Bestrahlung. Ein Lymphödem zeigt sich in der Regel einseitig, an Händen oder auch Beinen und Füßen. Die Haut darüber ist prall und glatt, auf Druck bleiben Dellen eine Weile bestehen oder bilden sich gar nicht mehr zurück.
Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) – Myxödem
Ein Myxödem kann in Folge einer Hypothyreose auftreten. Hierbei zeigt sich eine teigige Schwellung am Handrücken, Beinen und/oder im Gesicht. Dies hat nichts mit „Wasser in den Fingern“ zu tun, denn hierbei lagern sich spezielle Zuckerverbindungen in der Haut ab.
Weitere Ursachen
Weitere Ursachen für Wasser in den Fingern sind rheumatische Erkrankungen wie zum Beispiel eine Gelenkarthrose oder eine rheumatoide Arthritis. Diese gehen mit Schwellungen am Morgen, Steifheit und Schmerzen einher.
Entzündungen im Bereich der Arme und Hände können ebenso zu Wassereinlagerungen führen. Eine weitere Ursache ist die Sklerodermie. Dies ist eine Autoimmunkrankheit, die in schlimmsten Fällen das Bindewebe nahezu des gesamten Körpers befällt.
Mögliche begleitende Beschwerden
Je nach zugrundeliegender Ursache wird Wasser in den Fingern von folgenden Symptomen begleitet:
- geschwollene Füße,
- Atemnot,
- Leistungsabfall,
- Abgeschlagenheit,
- Lidschwellungen,
- Rötung,
- Überwärmung,
- Müdigkeit,
- Verstopfung,
- Gewichtszunahme
- und teigige Haut.
Hausmittel
Wenn die Finger nicht gerade aufgrund von Operationen oder Verletzungen ruhiggestellt sind, können Fingerübungen den Abfluss unterstützen – Öffnen und Schließen der Faust und Greifübungen sind hier eine gute Möglichkeit. Das Hochlagern der Hände bewirkt, dass das Blut wieder abfließen kann.
Des Weiteren helfen das Kühlen mit Wasser, dem Apfelessig zugesetzt wurde, Einreiben mit Melissengeist oder Umschläge mit einer Paste aus Heilerde und kaltem Wasser. Was ebenso einen Versuch wert ist, ist eine selbstgemachte Paste aus Olivenöl und einem halben Teelöffel Curcumapulver. Damit reiben Sie die betroffenen Stellen ein und lassen dies solange dort, bis es getrocknet ist. Bei Unverträglichkeiten bitte sofort abwaschen. Curcuma wirkt abschwellend und antientzündlich.
Wer dies nicht mag, kann einen Quarkwickel auflegen. Dazu wird ein Küchenhandtuch in der Mitte mit Quark bestrichen, beide Enden des Tuches darübergelegt und dann das Tuch mit der dünnen Seite auf die Hand gelegt. Dort sollte der Wickel solange bleiben, bis der Quark trocken ist. Der Quark entstaut, nimmt die Wärme und kühlt – eine echte Wohltat.
Beim Arzt
Helfen die Hausmittel nicht oder kommen die Schwellungen immer wieder, so sollte dies unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden. Hier wird zuerst die zugrundeliegende Krankheit behandelt, wie zum Beispiel bei einer Arthrose oder der Schilddrüsenunterfunktion.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Behandlung einer Schwangeren. Kommen zu dem Wasser in den Fingern noch Bluthochdruck und/oder Übelkeit dazu, muss unbedingt eine Gestose abgeklärt werden.
Naturheilkunde
Je nach Ursache sind bei den Wassereinlagerungen Mittel und Therapien aus der Naturheilkunde gefragt. Schüßler Salz Nr. 8, Natrium chloratum sorgt für einen guten Flüssigkeitshaushalt, Nr. 3 Ferrum phosphoricum wirkt antientzündlich, Nr. 10 Natrium sulfuricum wirkt abschwellend.
Aus der Homöopathie sind Apis mellifica und Arsenicum album die Mittel der Wahl. Die Phytotherapie wendet Pflanzen wie Brennnessel, Goldrute, Birke und Löwenzahn an. Des Weiteren werden Enzyme, wie zum Beispiel das Bromelain, verordnet. Die orale Therapie wird durch eine Akupunktur verstärkt.
Zusammenfassung
Wasser in den Fingern kann sowohl ganz harmlos sein, aber auch auf verschiedene Krankheiten hindeuten. Gerade im Sommer sind solche Schwellungen häufig anzutreffen. Helfen Hausmittel nicht oder handelt es sich um Schwangere, so ist ein Arzt aufzusuchen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Peter Altmeyer: Dermatologische Differenzialdiagnose: Der Weg zur klinischen Diagnose, Springer, 2007
- Henning Zeidler, Beat,A Michel: Differenzialdiagnose rheumatischer Erkrankungen, Springer, 2008
- Rainer Schmitt, Ulrich Lanz: Bildgebende Diagnostik der Hand, Thieme, 2008
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.