Wenn weiße Blutkörperchen im Urin vermehrt auftreten, spricht man von einer Leukozyturie. Diese kann verschiedene Ursachen haben, meist jedoch stecken Harnwegsinfektionen, etwa der Blase (Zystitis), der Harnleiter (Ureteritis), der Harnröhre (Urethritis) oder der Nierenbecken (Pyelonephritis) dahinter.
Jedoch auch Tumoren der Harnwege, Nierenerkrankungen, Infektions- und Geschlechtskrankheiten können die Leukozyturie bedingen. Neben der Anzahl von Leukozyten werden weitere Laborwerte und Symptome hinzugenommen, um der Ursache der weißen Blutkörperchen im Urin auf die Spur zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
Leukozyten im Urin (Leukozyturie)
Leukozyturie, das Vorhandensein von weißen Blutkörperchen im Urin, ist häufig ein Hinweis auf Harnwegsinfektionen oder andere ernsthafte Erkrankungen. Hier ein kurzer Überblick zu der Symptomatik:
- Definition: Leukozyturie bezeichnet das vermehrte Auftreten von weißen Blutkörperchen im Urin.
- Häufige Ursachen: Oft sind Harnwegsinfektionen, Nierenerkrankungen oder Geschlechtskrankheiten verantwortlich.
- Diagnose: Die Diagnose erfolgt durch Urinanalysen wie Urin-Streifen-Schnelltest und Urinsediment.
- Normalwerte: Bis zu zehn Leukozyten pro Mikroliter im Urin gelten als normal.
- Krankhafte Werte: Mehr als 10 Leukozyten/µl im Urin weisen auf eine Erkrankung hin.
- Begleitsymptome: Schmerzen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen und trüber Urin können auftreten.
- Eiterharn (Pyurie): Sichtbar trüber Urin mit einem hohen Gehalt an Leukozyten.
- Mögliche Begleiterkrankungen: Neben Infektionen können auch Nierensteine oder Tumoren vorliegen.
- Therapie: Abhängig von der Ursache, oft Antibiotika.
- Vorbeugung und Selbsthilfe: Gesunde Ernährung, Hygiene und ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sind wichtig.
Wann sind weiße Blutkörperchen im Urin krankhaft?
In der Medizin gibt es bestimmte Werte, die festlegen, ab wann weiße Blutkörperchen im Urin als krankhaft gelten. Andersherum ist eine bestimmte Anzahl von Leukozyten im Harn als normal zu betrachten, hier wird von Normwerten oder Referenzwerten gesprochen.
Für verschiedene Verfahren, etwa Urin-Streifen-Schnelltest und Urinsediment, sind unterschiedliche Werte zu beachten.
Urin-Streifen-Schnelltest
Als Normwert gilt eine Anzahl von bis zu zehn Leukozyten, die in 1 µl (Mikroliter, entspricht einem Kubikmillimeter) im Urin vorkommen. Werden mehr als 10 weiße Blutkörperchen/µl Urin mit dem Urin-Streifen-Schnelltest festgestellt, geht man von einem krankhaften Geschehen aus.
Bei diesem, auch Sticktest genannten Verfahren wird ein Teststreifen kurz in den Harn getaucht. Das erhöhte Vorkommen von Leukozyten wird durch Verfärbung des entsprechenden Testfelds angezeigt.
Urinsediment
Durch Zentrifugieren des Urins bilden die festen Bestandteilen das sogenannte Urinsediment, das dann mikroskopisch untersucht wird. Sind im Urinsediment mehr als 5 weiße Blutkörperchen pro Gesichtsfeld zu sehen, wird ebenfalls von einem pathologischen Prozess ausgegangen, nach dessen Ursprung gefahndet wird.
Im Urinsediment sichtbar sind weiterhin rote Blutkörperchen, Bakterien, Kristalle, Hefen und sogar Zellen aus Harnblasenschleimhaut und Nierengewebe. Diese festen Bestandteile kommen im Normalurin nur in sehr geringen Mengen vor und helfen bei der Diagnosefindung.
Zylinderzellen etwa sind dabei ein Hinweis auf ein entzündliches Geschehen im Nierengewebe.
Eiterharn
Bereits mit bloßem Auge zu erkennen ist die Pyurie, auch Eiterharn genannt. In diesem Falle befinden sich so viele weiße Blutkörperchen im Urin, dass der Harn wolkig-trüb und mit nebligen Schlieren erscheint.
Darüber hinaus wird der Geruch von Eiterharn vielfach als „scharf“ oder „ekelerregend“ beschrieben. Häufig steckt hinter einer Pyurie eine schwere Harnwegsentzündung (z.B. Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung oder Nierenentzündung (Nephritis).
Weitere mögliche Symptome
Sind zu viele Leukozyten im Urin enthalten, treten oftmals auch weitere Beschwerden auf, wie beispielsweise
- Beschwerden beim Wasserlassen,
- häufiges Wasserlassen,
- trüber oder übelriechender Urin,
- Bauchschmerzen,
- Schmerzen im unteren Rücken,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Blut im Urin,
- Fieber,
- Schüttelfrost.
Um herauszufinden welcher krankhafte Prozess hinter einem erhöhten Vorkommen von Leukozyten steckt, werden vom Untersucher weitere, der Ursache erhellende Symptome hinzugenommen.
Im Labor wird dabei Ausschau nach Blut und anderen Zellen sowie nach Bakterien bzw. anderen Keimen gehalten. Dazu kommen vom Betroffenen beschriebene Symptome, z.B. Beschwerden beim Wasserlassen oder Flankenschmerzen.
Ebenso können Aussehen und Geruch des Urins wertvolle Hinweise auf eventuell vorliegende Krankenheiten liefern.
Weiße Blutkörperchen und Blut im Urin
Weiße Blutkörperchen können gleichzeitig mit Blut im Urin (Hämaturie) auftreten. Je nachdem, ob dieses Blut mit dem bloßen Auge oder lediglich unter dem Mikroskop sichtbar ist, wird es als Makro- bzw. Mikrohämaturie zur Diagnosefindung herangezogen.
Treten Blut und weiße Blutkörperchen im Urin zusammen auf, liegt sehr wahrscheinlich eine Entzündung von Blase, Nierenbecken oder der Nieren vor. Auch eine Nierentuberkulose ist möglich. Fehlen Bakterien, sollten Nierensteine sowie Tumoren der Harnwege und Nieren ausgeschlossen werden.
Weiße Blutkörperchen mit und ohne Bakterien
Weiße Blutkörperchen im Urin können mit oder ohne Bakterien vorkommen. Im Urin-Streifen-Schnelltest zeigt ein erhöhtes Nitritvorkommen Bakterien an, die in einer vom Arzt angefertigten Urinkultur, heute jedoch häufiger mit einem Eintauch-Nährboden genauer bestimmt werden können, um die passende Therapie einzuleiten.
Kommen Leukozyten und Bakterien gleichzeitig im Harn vor, ist zunächst an Entzündungen der oberen und unteren Harnwege (Blase, Harnröhre, Harnleiter, Nierenbecken) zu denken, aber auch an Nierentuberkulose oder die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe („Tripper“), der eine Infektion mit Gonokokken zugrunde liegt.
Am häufigsten finden sich Darmbakterien, insbesondere Escherichia Coli, im Urin, da diese aufgrund der räumlichen Nähe v.a. bei Frauen aus dem Darm in die Harnwege gelangen können. Seltener kommen auch Einzeller (Trichomonas), Pilze (Candidahefen), Viren (Herpesviren), und andere Mikroorganismen (Chlamydien u.a.) im untersuchten Harn vor.
Treten weiße Blutkörperchen im Urin auf, die nicht mit einer Bakteriurie einhergehen, spricht man von einer abakteriellen Leukozyturie. Diese kann bei Nieren- und Blasentumoren vorkommen, bei Prostataentzündungen, Nierenschädigung, Blasen- und Nierensteinen.
Schmerzen und weitere Beschwerden
Der Grund für eine Vorstellung bei Arzt oder Heilpraktiker ist seltener ein trüb aussehender Urin als vielmehr unangenehme Begleiterscheinungen der zugrunde liegenden Störung. So bestehen bei Harnwegsentzündungen oftmals Beschwerden beim Wasserlassen, z.B. Schmerzen, Brennen oder das ständige Gefühl, zur Toilette zu müssen.
Heftige Entzündungen, insbesondere der Nierenbecken (Pyelonephritis), sind häufig von Fieber, Schüttelfrost reduziertem Allgemeinbefinden begleitet.
Frauen sind wesentlich häufiger von Entzündungen der ableitenden Harnwege betroffen als Männer. Die Beschwerden unterscheiden sich dabei nicht wesentlich voneinander. Zu beachten ist, dass eitriger Ausfluss beim Mann Gonorrhoe anzeigen kann, eine Infektionskrankheit, die umgangssprachlich als „Tripper“ bekannt ist.
Schmerzen werden individuell empfunden und beschrieben. Bauchschmerzen, insbesondere im unteren Bereich, deuten dennoch eher auf eine Blasenentzündung hin, während Rückenschmerzen und Flankenschmerzen den Verdacht auf Nierenbeckenentzündung und Nierenerkrankungen wecken.
Naturheilkunde bei weiße Blutkörperchen im Urin
Zwar können weiße Blutkörperchen im Urin auch nach Geruch und Aussehen (übelriechend, trüb) erfasst werden, wie das in der traditionellen westlichen Medizin üblich war, aus der Naturheilpraxis ist jedoch heute zumindest der Sticktest nicht wegzudenken.
HeilpraktikerInnen tragen Sorge, heftige Entzündungen und Infektionen zu erkennen und gegebenenfalls an einen ärztlichen Mediziner zu überweisen, der dann i.d.R. eine Therapie mit Antibiotika einleitet.
Leichtere und wiederkehrende Entzündungen können mit pflanzlichen Antibiotika (Alternativen zu Antibiotika) angegangen werden.
Insbesondere Cranberries zeigen hier gute Wirkungen, die durch Studien belegt sind. Darüber hinaus stehen verschiedenste Methoden zur Unterstützung der körpereigenen Selbstheilungskräfte bereit.
Zur Behandlung nach Konstitution bzw. Funktionsfähigkeit bestimmter Organsysteme (z.B. Nieren-Harnwege) werden Diagnoseverfahren wie Irisdiagnose, traditionelle Harnschau, Anlitzdiagnostik oder morderne bioenergetische Verfahren eingesetzt. (jvs, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Vimal B. Maisuria Mira Okshevsky Eric Déziel, u.a.: Proanthocyanidin Interferes with Intrinsic Antibiotic Resistance Mechanisms of Gram‐Negative Bacteria, Advanced Science, 2019, onlinelibrary.wiley.com
- Bühring, Ursel: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde: Grundlagen - Anwendung - Therapie, Karl F. Haug, 2014
- W. Vahlensieck: Nieren- und Harnwegsinfektionen, Urologenportal – die Seiten der Deutschen Urologie (Abruf 27.09.2019), urologenportal.de
- Universitätsklinikum Heidelberg: Pyelonephritis – Nierenbeckenentzündung (Abruf 27.09.2019), klinikum.uni-heidelberg.de
- Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V.: Bakterien im Urin: Keine Symptome, kein Antibiotikum (Abruf 27.09.2019), dgi-net.de
- Mayo Clinic: Urinalysis (Abruf 27.09.2019), mayoclinic.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.