Geschwollene Beine: Ursachen
In den Artikel „Dicke Beine durch Venenerkrankungen“ und „Dicke Beine: Infekte, Erkrankungen der Lymphgefäße und Organe“ werden bereits mögliche Ursachen für Ödeme aufgeführt. Neben den dort bereits genannten Ursachen für geschwollene Beine, bestehen zahlreiche weitere mögliche Auslöser, die übermäßige Fett- oder Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen verursachen können.
Inhaltsverzeichnis
Diabetes und dicke Beine
Bei den möglichen weiteren Ursachen für die geschwollenen Beine sind an erster Stelle Diabetes-Erkrankungen zu nennen, wobei die im Zuge der Diabetes auftretenden Gefäßschädigungen als maßgeblicher Auslöser gelten. So zeigen sich bei Diabetes-Patienten mitunter sogenannten ischämische Ödeme (Flüssigkeitsablagerungen aufgrund von Durchblutungsstörungen), die meist als Schwellungen an beiden Beinen auftreten. Prinzipiell können Diabetes-Erkrankung auf unterschiedlich Weise zu Schwellungen im Bereich der Beine führen, in den meisten Fällen spielen jedoch Schädigungen der Gefäße durch zu hohe Blutzuckerwerte eine wesentliche Rolle. So neigen Diabetiker zum Beispiel aufgrund des in der Regel gleichzeitig bestehenden Bluthochdrucks zur Entwicklung einer Arteriosklerose.
Hoher Blutzucker ist ebenfalls ein Risiko beim Entstehen von Thrombosen. Viele Diabetiker leiden zudem unter einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion, was ebenfalls zu Flüssigkeitsablagerungen in den Beinen führen kann. Des weiteren treten die Schwellungen an den Beinen unter Umständen auch als Komplikationen bei Diabetes bedingten Schädigungen der Nerven, Hautgeschwüren und Infektionen auf. Auch kann die Schwellung ein Teil des sogenannten diabetischen Fußsyndroms sein, einer schwerwiegenden Folgeerkrankung der Diabetes, bei der nicht selten eine Amputation des Fußes erforderlich wird.
Ödeme durch Stoffwechselstörungen
Allgemeine Störungen des Stoffwechsels sind eine weitere mögliche Ursache der dicken Beine. Dabei verhindern die Stoffwechselstörungen über Beeinträchtigungen des Eiweiß-, Wasser- und Mineralhaushalt den geordneten Flüssigkeitsaustausch im Organismus, was zu Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen führen kann. Allerdings äußert sich die Stoffwechselstörung unter Umständen auch als Fettverteilungsstörung, welche zum Beispiel übermäßige Fettablagerungen an den Hüften, das sogenannte Lipödem, zur Folge hat. Hierbei reagieren die Beine oftmals besonders empfindlich auf Schmerzen oder Druck und sind anfällig für Hämatome. Das veränderte Fettgewebe neigt im weiteren Krankheitsverlauf aufgrund von Beeinträchtigungen der Kapillarfunktion auch zu vermehrten Flüssigkeitseinlagerungen. Zudem kann aufgrund der erhöhten Anfälligkeit für Entzündungen mit der Zeit das Lymphsystem in Mitleidenschaft gezogen werden, was die Entwicklung von Ödemen an den Beinen zusätzlich begünstigt.
Dicke Beine durch Gelenkentzündungen
Schwellungen des Beins im Bereich der Gelenke (meist Knie oder Knöchel) gehen mitunter auch auf eine Gelenkentzündung zurück. Die wohl bekannteste Form der entzündlichen Gelenkerkrankungen ist dabei die Arthritis. Die betroffenen Gelenke erscheinen gerötet, zeigen eine Überwärmung und schwellen an (sogenannter Gelenkerguss). Meist gehen mit der Arthritis außerdem Schmerzen in den Gelenken einher, die sich unter Belastung verstärken. Auch ist die generelle Bewegungs- und Belastungsfähigkeit der Gelenke eingeschränkt.
Die Betroffenen neigen zu einer Schonhaltung, bei der das betroffene Gelenk möglichst wenig belastet oder bewegt wird. Zwar bleiben die Arthritis bedingten Schwellungen an den Gelenken der Beine eher unauffällig, sie sind jedoch am Knie- oder Fußgelenk relativ leicht ertastet werden. Die Arthritis kann auf rheumatischen Erkrankungen, zurückliegende Infektionskrankheiten (beispielsweise Borreliose) oder Stoffwechselerkrankungen zurückgehen. Auch ist eine akute Symptomatik durch Bakterien in den Gelenken möglich, wobei diese sogenannte eitrige, bakterielle Arthritis aufgrund des erheblichen Gesundheitsrisiko umgehend einer medizinischen Versorgung bedarf.
Des weiteren können sich durch chronische Entzündungen der Gelenke Zysten bilden, die im Bereich des Kniegelenks als sogenannte Baker-Zyste bezeichnet werden. Die Entzündungsvorgänge haben dabei eine vermehrte Produktion von Gelenkflüssigkeit zur Folge, was einen Anstieg des Drucks im im Kniegelenk verursacht, der seinerseits zu Ausstülpungen der Gelenkkapsel führen kann, die als Baker-Zyste in Erscheinung treten. Während sich die Symptome der Baker-Zyste normalerweise auf den Bereich des Knies konzentrieren, kann ein Platzen oder Reißen der Zyste Schwellungen des Unterschenkels oder des ganzen Beines hervorrufen. Bei einer geplatzten Baker-Zyste droht außerdem das sogenannte Kompartmentsyndrom. Die mit der Schwellung einhergehende Druckerhöhung führt dabei zu Durchblutungsstörungen sowie Schäden an den Blutgefäßen, Muskeln und Nerven. Die Folgen können schlimmstenfalls erhebliche neuromuskuläre Schädigungen und ein Absterben des Gewebes sein.
Geschwollene Beine durch allergische Reaktionen
Plötzlich auftretende Beinschwellung gehen unter Umständen auch auf eine allergische Reaktion zurück, wobei diese durch unterschiedlichste Ursachen wie beispielsweise Insektenstiche, bestimmte Nahrungsmittel oder die Inhaltsstoffe von Duschgel, Cremes und Shampoo ausgelöst werden können. Rötungen, Schwellungen und Juckreiz der Haut sind typische Anzeichen einer allergischen Reaktion.
Am weitesten verbreitet sind dabei sie sogenannten Kontaktallergien, die auf einen Kontakt der Haut mit Stoffen wie beispielsweise Nickel, Parfum, Cobalt, Formaldehyd, Chrom zurückgehen. Kontaktallergien treffen oftmals Personen, die im beruflichen Alltag mit den entsprechenden Stoffen in Berührung kommen. Häufig sind sogenannte Kontaktekzeme die Folge der Kontaktallergie. Schwerwiegendere allergische Reaktionen sind indes öfter die Folge von Insektenstichen, Nahrungsmittelallergien oder sogenannten Inhalationsallergenen (über die Atemwege aufgenommene Allergene). Bei den allergisch bedingten Ödemen an den Beinen werden die Schwellungen meist durch die Freigabe des Botenstoffes Histamin verursacht, welcher die Durchlässigkeit der Blutgefäße beeinflusst und so die Wassereinlagerungen im Gewebe bedingt.
Nebenwirkungen von Medikamenten und Alkohol
Unter Umständen sind dicke Beine auch Folge einer unsachgemäßen oder langfristigen Einnahmen von Medikamenten, wie beispielsweise bestimmten Antirheumatika, Bluthochdruckmitteln, oder kortisonhaltigen Arzneien. Vor allem Medikamente die einen Einfluss auf die Gefäße und den Stoffwechsel haben, bringen unter Umständen das Druckverhältnis der Körperflüssigkeiten aus dem Gleichgewicht und verursachen so Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen. Die Schwellungen treten hier meist eher im Bereich der Füße und Knöchel auf, aber auch das ganze Bein kann mitunter betroffen sein.
Bei den Medikamenten, die in Verbindung mit Ödemen an den Beinen gebracht werden, sind außerdem Hormonpräparate (z. B. Hormontherapien während der Wechseljahre, Verhütungsmittel), Haarwuchsmittel, Abführmittel und Diuretika zu nennen. Die mitunter negative Wirkung der Diuretika und Abführmittel beruht dabei auf einem Eingriff in den Wasser-Salz-Haushalt. Die längere, unkontrollierte Verwendung beziehungsweise falsche Dosierung der Arzneien bringt erhebliche Beeinträchtigungen des Wasser-Salz-Haushalts mit sich, wodurch die Druckverhältnisse der Körperflüssigkeiten durcheinander geraten und sich Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen bilden können. Auch die möglichen Auswirkungen der Medikamente auf die Eiweiß- und Mineralstoffkonzentrationen im Körper, beeinträchtigt unter Umständen den Abtransport von Flüssigkeit aus den Geweben und begünstigt so die Bildung von Ödemen.
Während bei den Medikamenten vor allem die langfristigen Folgen geschwollene Beine verursachen können, ist bei Alkohol bereits unmittelbar nach der Aufnahme eine Erweiterung der Blutgefäße festzustellen, die ein Anschwellen der Füße und Knöchel bedingen kann. Gleichzeitig ist die Harnausscheidung gesteigert und auch über die Schweißdrüsen wird vermehrt Flüssigkeit abgegeben. Darüber hinaus hat erhöhter Alkoholkonsum langfristig eine Schädigung der Leber zur Folge (Alkohol ist ein Zellgift), die ihrerseits Schwellungen im Bereich der Beine verursachen kann.
Ungesunde Lebensweise
Ungesunde Angewohnheiten, die Ursache dicker Beine sein können, beziehen sich in erster Linie auf die Ernährung und die körperlichen Aktivitäten. So können Bewegungs- und Ernährungsmängel die Bildung von Ödemen begünstigen oder sogar verursachen. Eine typische Folge von Bewegungsmangel ist die beeinträchtigte Funktion des Herz-Kreislaufsystems, welche ihrerseits die Durchblutung negativ beeinflusst und so zu Schwellungen an den Beinen führen kann. Auch begünstigt ein Mangel an körperlicher Bewegung im Zusammenspiel mit ungesunden Essgewohnheiten die Entwicklung von Übergewicht. Die vermehrten Fettablagerungen und die damit einhergehenden Gefäßschäden können anschließend ebenfalls geschwollene Beinen zur Folge haben.
In Bezug auf die dicken Beine spielt ein möglicher Eiweißmangel bei der Ernährung eine besondere Rolle. Spezielle Proteine wie beispielsweise Albumin haben einen wesentlichen Einfluss auf die Regulierung der Druckverhältnisse der Körperflüssigkeiten. Bei einem Mangel der benötiigten Eiweißstoffe, gerät das Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten aus dem Lot und zwischen den Zellen bilden sich Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Dieses auch als Eiweißmangelödem bezeichnete Phänomen kann auch durch eine mangelnde Zufuhr von Eiweißen über die Nahrung bedingt werden.
Chronische Unterernährung, Essstörungen (beispielsweise Magersucht) und eine gestörte Aufnahme der Eiweiße über den Darm (zum Beispiel chronisch entzündlichen Darmerkrankungen) sind so mitunter Auslöser der geschwollenen Beine. Diese werden bei einem ernährungsbedingten Eiweißmangel oftmals von Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum (Hungerödem) und am Augenlid begleitet. Der Eiweißmangel kann allerdings nicht nur auf Ernährungsdefizite hinweisen, sondern geht unter Umständen auch auf den erhöhten Eiweißverbrauch einer Krebserkrankung oder chronischen Entzündung zurück. Daher sollte auch hier dringend eine ärztliche Untersuchung folgen, um schwerwiegendere Gesundheitsrisiken auszuschließen.
Tumore und Lähmungen nach einen Schlaganfall
Generell müssen Krebserkrankungen als möglicher Auslöser der geschwollenen Beine in Betracht gezogen werden, wobei jedoch in den seltensten Fällen tatsächlich ein Tumor Ursache der dicken Beine ist. Bei Tumoren zeigen sich die Schwellungen der Beine zunächst lokal begrenzt im Bereich des eigentlichen Krebsgeschwürs. Die Schwellung wird meist von Schmerzen begleitet und kann im weiteren Verlauf zu erheblichen Schädigungen des umliegenden Gewebes führen. Da auch die Adern und Gefäße auf diese Weise in Mitleidenschaft gezogen werden, droht ein Rückstau des Blutes und die vermehrte Bildung von Ödemen im weiteren Krankheitsverlauf.
Zu den häufigsten Krebsformen im Bereich der Beine zählt die Entwicklung von Knochenkrebs im Knie. Neben den Tumoren zählen Lähmungen wie beispielsweise nach einem Schlaganfall zu den eher seltenen Ursachen geschwollener Beine. Dabei bilden sich aufgrund der anhaltenden Muskellähmung mit der Zeit Ödeme, die sich vom Fuß über den Knöchel und Unterschenkel auf das ganze Bein ausweiten können. (fp)
Weiterlesen:
Diagnose der geschwollenen Beine
Behandlung von dicken Beinen
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: Ursachen & Risikofaktoren von Ödemen (Abruf: 07.10.2019), internisten-im-netz.de
- Mayo Clinic: Lymphedema - Symptoms & causes (Abruf: 07.10.2019), mayoclinic.org
- Gerd R. Lulay: Sekundäre Lymphödeme: Diagnose und Therapie weiterhin unbefriedigend, Dtsch Arztebl 2017, aerzteblatt.de
- Peter Fritsch: Dermatologie Venerologie, Springer, 2. Auflage, 2003
- Gerd Herold: Innere Medizin 2019, Selbstverlag, 2018
- Wolfram Sterry: Kurzlehrbuch Dermatologie, Thieme, 2. Auflage, 2018
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.