Eine Wunde in der Scheide ist eine sehr unangenehme Angelegenheit. Nicht nur erwachsene Frauen, sondern auch Babys und Kleinkinder können darunter leiden. Auf jeden Fall sollte dies nicht auf die leichte Schulter genommen, sondern beobachtet und bei Bedarf unbedingt medizinisch abgeklärt werden.
Die Scheide – Anatomie
Die Scheide, anatomisch betrachtet, gehört zu den inneren Geschlechtsorganen. Sie ist ein dehnbarer, circa zehn Zentimeter langer Schlauch, spaltartig geformt durch das umliegende Gewebe. Sie besteht aus drei Schichten: aus einer Schleimhautschicht, die für das saure Milieu und damit für die Abwehr von Keimen wichtig ist, aus einer Muskelschicht, wichtig für die Dehnbarkeit und aus einer bindegewebigen Schicht.
Ursachen für eine wunde Scheide
Ursachen für eine wunde Scheide sind vielfältigster Natur. So kann dies bedingt durch einen Östriolmangel im Klimakterium, durch eine vorliegende Pilzinfektion, im Rahmen der Pilleneinnahme, nach sexuellen Kontakten, durchs Fahrradfahren, durch die hormonelle Situation in der Schwangerschaft aber auch im Babyalter beim Zahnen vorkommen.
Klimakterium
In der Präphase des Klimakteriums fällt zuerst der Progesteronspiegel ab und die Frau gerät in eine vorübergehende relative Östrogendominanz. Im Klimakterium selbst nimmt dann mit der Zeit das Östriol (Estriol) und auch das Östradiol (Estradiol) immer mehr ab. Östriol ist ein Schleimhauthormon, das dafür sorgt, dass die Schleimhäute der Frau in Mund, Nase, Augen, Hals, Darm, aber vor allem auch im Genitalbereich, in der Scheide, aureichend befeuchtet sind.
Nimmt die Produktion dieses Hormons ab, wird die Scheide trocken, wird immer dünner und kleine Risse können entstehen. Aus diesem Grund dringen leichter Erreger ein und die Frau ist in diesem Bereich auch viel empfindlicher. Eine Wunde in der Scheide ist in dieser hormonellen Umstellungszeit nicht ungewöhnlich.
Hinzu kommt noch das Absinken des Östradiolspiegels. Dieses Hormon ist unter anderem verantwortlich für eine intakte Scheidenflora, die dadurch alle möglichen Erreger abwehren kann. Ist nicht mehr so viel Östradiol vorhanden, wird auch die Abwehr schwächer, Keime dringen leichter ein und das Entstehen einer Wunde in/an der Scheide ist wahrscheinlicher.
Antibabypille
Die Antibabypille ist ein bewährtes Verhütungsmittel. Jedoch verändert die langjährige Einnahme das natürliche, hormonelle Gleichgewicht. Frauen, die die Pille einnehmen, neigen eher dazu, eine Pilzinfektion im Genitalbereich zu bekommen als andere. Auch die Scheidenflora ändert sich eventuell, wodurch, ebenso wie in der Menopause, leichter eine Wunde in/an der Scheide entstehen kann.
Nach einer Scheidenpilzbehandlung
Eine Scheidenpilzbehandlung ist unerlässlich. Jedoch verändert sich dadurch, zumindest in der ersten Zeit, das Gleichgewicht der Scheidenflora. Die Haut im Scheidenbereich muss sich nach der Entzündung erst einmal erholen. Die Antipilzmittel bringen das Gleichgewicht etwas ins Wanken. Eine Wunde in/an der Scheide ist jetzt häufiger anzutreffen.
Während der Schwangerschaft
Auch in der Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt, was wiederum eine Veränderung in der Scheide nach sich ziehen kann. Manche Frauen spüren das mehr, andere weniger. Tatsache ist jedoch, dass sich in dieser Zeit eher kleinere Wunden, Risse in/an der Scheide bilden können oder auch eine Pilzinfektion eher möglich ist als bei nicht Schwangeren. Wunden oder gar Pilzinfektionen im Genitalbereich müssen in der Schwangerschaft unbedingt behandelt werden.
Nach sexuellem Kontakt
Nach sexuellem Kontakt, egal ob in hormoneller Umstellungsphase oder nicht, sind kleinere Wunden im Bereich der Scheide möglich. Betroffen davon sind jedoch vor allem Frauen in der Menopause, Schwangere und Frauen, die die Antibabypille einnehmen. Hier schützen spezielle Gleitgele, Feuchtigkeitsgele und Feuchtigkeitsovula.
Nach dem Fahrradfahren
Zu ausgiebiges Fahrradfahren oder langes Sitzen auf einem „schlechten“ Sattel kann durch die mechanische Reizung zu einer Wunde in/an der Scheide führen. Und dies vor allem, wenn jeden Tag wieder geradelt wird. Hinzu kommen noch zu enge Kleidung, schlecht sitzende Unterwäsche und vermehrtes Schwitzen.
Nach Einnahme von Antibiotika
Die Einnahme von Antibiotika ist bei vielen Erkrankungen nötig. Jede/r weiß jedoch, dass ein Antibiotikum die Darmschleimhaut verändert und dies nicht gerade zum Vorteil. Durch bakterielle Dysbalance im Darm ist die körpereigene Abwehr in Mitleidenschaft gezogen und dies gilt auch für die Abwehr im Genitalbereich. Die Scheidenflora ist nicht mehr im Gleichgewicht.
Das Entstehen einer Wunde in/an der Scheide nach der Einnahme von Antibiotika ist deshalb keine Seltenheit. Deshalb wäre eine Darmsanierung nach beziehungsweise die Einnahme von Prä- und Probiotika während der Antibiotika-Kur eine gute Lösung. Sprechen Sie doch Ihre(n) Arzt/Ärztin oder den/die Apotheker(in) Ihres Vertrauens darauf an.
Babys und Kleinkinder
Ein wunder Po beim Baby ist keine Seltenheit. Dieser tritt häufig in Verbindung mit der Zahnung auf. Die Stuhlkonsistenz und auch die Zusammensetzung verändern sich und daraufhin reagiert der Babypo mit einer Windeldermatitis. Jedoch kann hierbei auch die Scheide mit betroffen sein. Diese wird dann wund.
Kleinkinder, die bereits Zitrusfrüchte zu sich nehmen, können ebenso mit einer Wunde an/in der Scheide reagieren. Die kleinen Mädchen verspüren dann vor allem ein Brennen beim Wasserlassen. In der Regel verschwindet diese Anfälligkeit, wenn die Kinder größer sind. Hier hilft nur, alles, was Zitrusfrüchte enthält, vom Speiseplan zu verbannen.
Symptome/Beschwerden
Eine Wunde an/in der Scheide zeigt sich durch Brennen, Jucken, Schwellung und Rötung. Eventuell treten Schmerzen beim Wasserlassen auf. Blasen können sich zeigen und die kleinen Wunden können sogar bluten. Der Geschlechtsverkehr kann dadurch schmerzhaft sein.
Diagnose
Ganz leichte Beschwerden können wieder von selbst vergehen. Eine Schwangere sollte jedoch, wenn die Beschwerden immer wieder auftreten, unbedingt ihre(n) behandelnde(n) Frauenarzt oder Frauenärztin konsultieren.
Außerhalb einer Schwangerschaft, wenn die Beschwerden stärker sind und/oder länger anhalten, muss auch hier ein Frauenarzt, eine Frauenärztin aufgesucht werden. Bei der vaginalen Untersuchung ist auch der Blick auf die Scheidenflora wichtig, da ja hier die Abwehr stattfindet. Dabei hilft ein sogenannter Vaginalabstrich.
Behandlung
Um die Wunde an/in der Scheide zu behandeln, verordnen die Ärzte in der Regel eine Creme, die antientzündlich und nebenbei vielleicht auch noch kühlend ist. Liegt eine Pilzinfektion vor, ist ein sogenanntes Antimykotikum nötig. Dies kann auch in Form von Vaginalzäpfchen sein.
Ist die Entzündung ausgeheilt, ist der Blick auf die Scheidenflora wichtig. Mit Hilfe eines Vaginalabstrichs wird festgestellt, ob das Milieu in der Scheide noch intakt ist. Herrscht dort ein Ungleichgewicht, gilt es, dieses wieder in Ordnung zu bringen. Hier helfen sogenannte Milchsäurezäpfchen, die über einen bestimmten Zeitraum verordnet werden. Bei Frauen in der Menopause ist eventuell die Gabe von Östriol angezeigt. Östriol kann in Form von Zäpfchen oder Cremes substituiert werden.
Nach einer Antibiotikabehandlung ist ebenso der Blick auf die Scheidenflora vonnöten. Auch hier werden in der Regel Milchsäurezäpfchen verordnet. Eventuell ist dazu noch eine Darmsanierung nötig. Bei einer Wunde in/an der Scheide bei einem Baby oder Kleinkind wird eine spezielle Salbe verordnet.
Allgemeine Tipps
Damit erst gar keine Wunden im Intimbereich entstehen, können folgende Tipps helfen. Mangelnde oder übertriebene Intimhygiene – beides ist schlecht für ein gesundes Vaginalklima. Klares, warmes Wasser ist am besten für diesen Körperbereich geeignet. Wer jedoch gerne dazu noch etwas Seife benutzt, ist mit einer seifenfreien oder ph-neutralen Waschlotion gut beraten. Dieses Waschgel sollte frei von chemischen Zusätzen und frei von Parfum sein.
Zuviel Zuckerkonsum schadet nicht nur insgesamt dem Körper, sondern beeinflusst die Darmflora negativ und auch das bakterielle Gleichgewicht in der Scheide. Wer an Heißhunger auf Süßes leidet, sollte dies mit seinem Arzt oder seiner Ärztin beziehugsweise Heilpraktiker(in) besprechen. Eventuell verbirgt sich dahinter eine Candida-Besiedelung im Darm. Dies kann mit Hilfe einer Stuhluntersuchung diagnostiziert werden.
Ein gesundes Klima im genitalen Bereich ist wichtig. Atmungsaktive Unterwäsche ist hierbei eine gute Unterstützung – gerade dann, wenn viel Sport betrieben wird. Hitze und Feuchtigkeit, die sich hier staut, kann eine Pilzinfektion nach sich ziehen. Und dies ist wiederum ein Nährboden für eine Wunde in/an der Scheide. Zuletzt ist hier noch zu erwähnen, dass bestimmte Sexpraktiken (Stichwort „SM“, zum Beispiel bei der Verwendung von Scheidenklammern) die Wahrscheinlichkeit für Wunden im Genitalbereich erhöhen.
Wunde nach dem Geschlechtsverkehr
Bei einer Wunde in/an der Scheide nach dem Geschlechtsverkehr sollte diese als erstes gekühlt werden. Dies lindert Schmerzen, Brennen und auch Juckreiz. Jedoch Vorsicht – ein Kühlpack darf niemals einfach so auf den Intimbereich gelegt werden. Eine Zwischenlage in Form eines Handtuchs ist unverzichtbar. Und mehr als 10 bis 15 Minuten darf die Kälte dort nicht wirken.
Schmerzt die Scheide nach dem Verkehr, kann ein Sitzbad Linderung verschaffen. Hier hilft die Zugabe von etwas aufgebrühtem, abgeseihtem Kamillentee. Die Verweildauer im Sitzbad beträgt circa 20 Minuten. Spezielle Cremes, erhältlich in der Apotheke, unterstützen die Heilung.
Bei Frauen in den Wechseljahren helfen spezielle Salben, die die Scheide während des Verkehrs geschmeidig machen und die Trockenheit reduzieren. Dies sind zum Beispiel Salben, die Hamamelis (Virginische Zaubernuss) enthalten.
Aus der Naturheilkunde
Die Naturheilkunde behandelt ganzheitlich. So wird bei wiederkehrenden Wunden in/an der Scheide versucht, die Ursachen zu ergründen und diese dann zu behandeln. Bei Frauen in der Menopause wird nach einem Speichel-Hormontest festgestellt, wie es um die Hormone Progesteron, Östrogen und Östriol bestellt ist. Anhand dieses Befundes wird zum Beispiel eine bioidentische Östriol-Creme empfohlen.
Zusätzlich gilt das Augenmerk auf die gesamte Schleimhautsituation der Frau. Hier hilft die Einnahme folgender Mittel: das Schüßler Salz Nr. 1 Calcium fluoratum D12, Nr. 4 Kalium chloratum D6 und Nr. 8 Natrium chloratum D6. Des Weiteren helfen Pflanzen wie Hamamelis, Cimicifuga, Yerba Santa und Alchemilla (Frauenmantel).
Der Frau wird empfohlen, Leinöl einzunehmen. Dies besteht aus 10 Prozent gesättigten und 90 Prozent ungesättigten Fettsäuren und hilft bei Trockenheit von Mund, Nase und Vagina. Davon können gerne ein bis zwei Teelöffel voll am Tag, eingerührt zum Beispiel in etwas Quark oder Joghurt, eingenommen werden.
Bei einer Wunde in/an der Scheide werden der Frau für zuhause Sitzbäder empfohlen. Dazu werden Heilpflanzen wie Eichenrinde, Zaubernuss oder schwarzer Tee verwendet. Ist die Entzündung ausgeprägt, ist dies ein Hinweis auf die Eichenrinde. Dafür werden 50 Gramm mit einem halben Liter Wasser aufgebrüht und nach 10 Minuten abgeseiht und dem Sitzbadwasser zugegeben.
Vorsicht – danach sofort die Wanne reinigen! Eine sanftere Alternative ist die Zaubernuss – die Zubereitung ist dieselbe. Und wer gar nichts davon zuhause hat, kann sich auch mit schwarzem Tee etwas Gutes tun: ein Esslöffel auf 150 Milliliter kochendes Wasser, nach 10 Minuten abgießen und zum Bad geben.
Eine gesunde Vaginalflora ist das A und O, um sich vor Wunden zu schützen. Somit wird in der Naturheilpraxis mit speziellen Prä- und Probiotika die Scheidenflora positiv unterstützt. Die Frau wird dazu angehalten, genügend stilles Wasser zu trinken und ihre Ernährung zu überdenken. Diese sollte so wohl wenig Zucker als auch wenig Tierisches enthalten und reich an Basischem sein. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Menopause Gesellschaft e.V.: Urogenitale Beschwerden, (Abruf 26.10.2021), menopause-gesellschaft
- Werner Mendling: Vaginose, Vaginitis, Zervizitis und Salpingitis, (2006), 2. Auflage, Springer
- J. P. Semmens, C. C. Tsai, E. C. Semmens, C. B. Loadholt:Effects of estrogen therapy on vaginal physiology during menopause, Obstet Gynecol, 1985 Jul;66(1):15-8, (Abruf 26.10.2021), PubMed
- Huan Yu Xie, Dan Feng, Dong Mei Wei, Ling Mei, Hui Chen, Xun Wang, Fang Fang: Probiotics for vulvovaginal candidiasis in non-pregnant women, Cochrane Database Syst Rev, 2017 Nov 23;11(11):CD010496, (Abruf 26.10.2021), PubMed
Wichtiger Hinweis:
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