Wenn sich eine Wunde schließt, bezeichnen wir das als Wundheilung, da das geschädigte Körpergewebe durch neues Gewebe wiederaufgebaut wird. Dabei handelt sich um eine Selbstheilung des Körpers, welche sich medizinisch, zum Beispiel durch Wundsalben, aber auch durch angepasstes Verhalten der Betroffenen, unterstützen lässt. Jedoch können Wundheilungen auch stoppen, sodass die Verletzung zu einer chronischen Wunde wird, was gefährlich werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Heilende Wunden – Die wichtigsten Fakten
- Wundheilung ist (zum Beispiel im Unterschied zu Operationen) kein künstlicher Vorgang, sondern ein biologischer Prozess.
- Es ersetzt zerstörtes Gewebe durch neu gebildete Zellen, blockiert Krankheitserreger und bildet am Ende neue Hautschichten.
- Das neue Gewebe ist nicht identisch mit dem Alten, obendrein ist es an der Wundnaht weniger elastisch. Es bildet sich eine Narbe.
- Medizinische Behandlungen verursachen nicht die Heilung, sondern fördern sie. Sie sorgen für eine keimfreie Umgebung und für ein feuchtwarmes Milieu, in dem sich das Gewebe optimal aufbauen kann.
- Während der Heilung kann es zu Komplikationen kommen. Risikofaktoren hierbei reichen von unvorsichtigem Verhalten der Betroffenen, welche die Wunde zu früh und zu stark belasten, bis hin zu Krankheiten wie einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und Diabetes, die den heilenden Prozess behindern. Es können sich auch chronischen Wunden wie ein Dekubitus (Druckgeschwür) entwickeln.
- Bei jeder Wunder sollte der Tetanus-Impfschutz (Wundstarrkrampf) überprüft werden, da dieser lediglich zehn Jahre wirkt.
Wie verläuft eine Wundheilung?
Es führt getrenntes Gewebe wieder zusammen. Dieser Prozess beginnt sofort, wenn ein Mensch (oder Tier) sich verletzt hat. Blutplättchen setzen sich an das beschädigte Gewebe, um es zu schließen.
Was macht die Medizin?
Der heilende Effekt wird nicht von der Medizin ausgelöst, vielmehr begleitet sie diese, indem sie ein Umfeld schafft, in dem die Heilung bestmöglich voranschreitet. Es ist in der Regel mit Schmerzen verbunden, welche von Ärzten / Ärztinnen durch Verabreichung von Schmerzmitteln gelindert bzw. aufgehoben werden.
Die Medizin ist stets darum bemüht den Heilungsprozess so zu fördern, dass nach Abschluss der Heilung keine Narbe zu sehen ist. Jedoch geht es bei dem Aussehen der Narbe nicht nur um ästhetische Aspekte, denn wenn sie schlecht verwächst, kann sie Betroffene auch nach erfolgreicher Heilung behindern.
Die moderne Medizin verhindert mit Vorsorge-Impfungen lebensgefährliche Komplikationen, die an der Wunde entstehen können, wie einen Wundstarrkrampf. Doch auch eine Blutvergiftung kann durch die Wunde entstehen und innerhalb kurzer Zeit zum Tod des Betroffenen führen, da infektiöse Keime, die sich an der Wunde bilden, in die Blutbahn gelangen. Könnten Fremdpartikel in die Wunde gelangt sein, zum Beispiel bei einem Unfall, ist eine Desinfektion unabdingbar.
Bei schweren Wunden wie zum Beispiel durch Verbrennungen kommen auch Maßnahmen wie Hauttransplantationen in Betracht. Ist die Wunde groß und offen, wie bei einem langen Operationsschnitt, verschließen die Ärzte die Wundränder durch Nähte, Klammern oder Kleber. Nach dieser Erstversorgung pflegt das medizinische Personal die Wunde. In regelmäßigen Abständen reinigen Krankenschwestern oder Pfleger die Wunde und ihre Umgebung und wechseln die Wundabdeckung, welche durch Pflaster oder Verbände erfolgt.
Die Phasen der Heilung
Wundheilungen verlaufen in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen, wobei es in der Medizin keine Einigkeit darüber gibt, wie sich diese Phasen voneinander abgrenzen lassen. Grob gesagt unterscheiden wir zwischen der Reinigungs- und Entzündungsphase, unmittelbar nach dem Entstehen der Wunde, der Granulationsphase und der Regenerationsphase.
In der Entzündungsphase blutet die Wunde stark – Blutgefäße sind zerstört. Dieses Bluten kann durch den Blutverlust bei großen Wunden lebensgefährlich werden, es hat aber zugleich den positiven Effekt, dass Fremdkörper aus der Verletzung geschwemmt werden, welche die Wunde infizieren könnten.
Die Blutgefäße verengen sich jedoch schnell, sodass der Blutstrom stoppt. Anschließend weiten sich die Blutgefäße wieder, die Haut im Wundbereich rötet sich und die Temperatur am Ort steigt.
Die Kapillarwände werden durchlässiger und Blutzellen können verstärkt in die Wundregion wandern. Aus beschädigten Lymphgefäßen tritt Lymphflüssigkeit aus. Diese zusätzliche Flüssigkeit führt dazu, dass das Gewebe um die Wunde anschwillt. Jetzt tritt Flüssigkeit aus der Wunde aus (Wundexsudat) und spült kaputtes Gewebe, Fremdkörper, Erreger und Keime aus. Diese Phase dauert mehrere Tage. Biochemisch betrachtet ist das Immunsystem in dieser Entzündungsphase (in zweifacher Hinsicht) besonders aktiv. Da es erstens Bakterien, Viren und andere Erreger abtötet, und zweitens die Heilung selbst in Gang setzt.
Die Granulationsphase
Nach der Entzündungsphase bilden sich Kollagenfasern und bauen neues Bindegewebe an der Wunde auf. In diesem lagern sich Zellen ein, wodurch ein Granulat, ein „körniges Gewebe“, entsteht. Dieses füllt die Wunde von innen und sorgt dafür, dass sie sich zusammenzieht und schließt.
Wie erfolgreich dieser Prozess abläuft, hängt stark von der körperlichen Verfassung der Betroffenen ab. Menschen, die unter- und/oder mangelernährt sind, können das Gewebegranulat nur langsam bilden. Das gilt auch für Betroffene, die an Stoffwechselerkrankungen leiden oder deren biochemischen Systeme zum Beispiel durch Alkoholismus Schaden genommen haben. Aber auch Stress wirkt sich stark auf die Dauer der Wundheilung aus. Die Bildung des Gewebes ist ein hochkomplexer Prozess. So produzieren die Fibroblasten Mucopolysaccharide, auf denen sich das lockere (kollagene) Bindegewebe entwickeln kann.
Bei gesunden Menschen bildet sich das neue Gewebe, im Falle kleiner Wunden, innerhalb weniger Stunden. Bei winzigen Wunden erfolgt die Gewebeneubildung sogar innerhalb von Minuten, während es bei großen Wunden Wochen dauern kann, bis ausreichend neues Bindegewebe die Wunde füllt. Diese Phase, in der das Granulat die Wunde auffüllt, beginnt gewöhnlich ab dem zweiten Tag und zieht sich bis zum Ende der zweiten Woche der Wundheilung hin. Bei größeren Wunden entsteht ab dem sechsten Tag aus den Kollagenfasern zusammenhängendes Gewebe.
Die Regeneration
In dieser Phase wir das Deckgewebe wiederhergestellt. Die Oberfläche schließt sich, sobald die Wunde mit ausreichend Granulat gefüllt ist, zum einen durch Schrumpfen, zum größeren Teil aber durch neu gebildete Zellen an der Oberfläche. Die Zellen wandern vom Rand der Wunde in die Mitte.
Reibungslos funktioniert die Regeneration, wenn die Umgebung der Wunde feucht und warm ist, da neue Zellen problemlos in die Wunde ziehen können. Trocknet die Wunde jedoch aus, verzögert sich der Heilungsprozess. Der Regenerationsprozess lässt sich mit Wundsalben und Feuchtigkeitscremes fördern.
Das granulierte Gewebe baut verstärkt Kollagenfasern auf und stellt auf diese Weise die Hautschichten wieder her, bis eine neue Hautschicht an der Oberfläche entsteht. Da neues Gewebe die zuvor zerstörte Gewebeschicht ersetzt, ist die Haut nicht wie vorher, was sich durch Bildung einer Narbe, welche keine elastischen Fasern besitzt, bemerkbar macht. Zu Beginn ragt diese aus der umgebenden Haut heraus, jedoch sinkt sie später ein, sobald das Gewebe sich strafft. Anfangs ist die Narbe in ihrer Erscheinung rot, jedoch färbt sie sich nach etwa einem Jahr weiß. Zusätzlich wird sie widerstandsfähiger und die Kollagenfasern festigen sich.
Störungen der Wundheilung
Eine medizinische Begleitung ist allein deswegen notwendig, weil die Heilung leicht durch äußere und innere Faktoren gestört werden kann. Die Folge sind oft hässliche Narben und chronische Wunden, in schlimmen Fällen sogar Infektionen, welche lebensbedrohlich werden können.
- Wird die heilende Wunde frühzeitig und/oder zu stark belastet, laufen Sie Gefahr, dass sie bzw. die sich bildende Narbe aufbrechen kann. Dies ist nicht nur mit Schmerzen verbunden, es führt auch zu schlechteren Ergebnissen des Heilungsprozesses, sodass die Narben beispielsweise deformiert verwachsen.
- Lagern betroffene einseitig, können sich Dekubiti (Wundgeschwüre) bilden, welche nur schwer abheilen und die Heilung verzögern. Ein Dekubitus ist eine chronische Wunde.
- Ist eine Wunde sehr groß oder infiziert sie sich, führt dies häufig dazu, dass massiv Granulationsgewebe entsteht, was oft übergroße und unästhetische Narben zur Folge hat.
- Krankheiten wie Diabetes oder eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) wirken sich negativ auf die Heilung aus. Bei einer Arteriosklerose sind sowohl der Bluttransport, als auch die Sauerstoffversorgung, eingeschränkt. Ein Diabetes verursacht im Körper eine schlechte Durchblutung, wodurch das Immunsystem kaum in der Lage ist Infektionskrankheiten abzuwehren.
Was können Sie selbst tun?
Bei einer großen Wunde, die stark blutet, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf. Bei Schnitt- und Platzwunden stoppen Sie zuerst die Blutung. Nehmen Sie dazu ein sauberes Stück Stoff, am besten Mull, Baumwolle oder Gaze und drücken es in die Wunde.
Sollte die Wunde, wie zum Beispiel eine Schürfwunde am Knie infolge eines Sturzes vom Fahrrad, verschmutzt sein, so muss diese zuerst gründlich gesäubert werden, damit Infektionen verhindert werden und die Heilung beschleunigt wird. Hierfür eignet sich ein sauberes, in lauwarmes Wasser getränktes, Tuch. Sollten sich größere Fremdkörper wie zum Beispiel Kieselsteine in der Wunde befinden, so entfernen Sie diese mit einer Pinzette. Vorsicht: Steckt ein Partikel tief im Gewebe oder lässt sich nur mühsam entfernen, überlassen Sie es dem Arzt, diesen zu entfernen.
Nach erfolgter Reinigung der Wunde, sollten Sie diese mit einer antiseptischen Salbe eincremen, sobald die Wunde trocken ist. Auf diese Weise verhindern Sie eine Infektion.
Erstreckt sich die Wunde über eine größere Fläche, ist sie tief oder verdreckt, nehmen Sie auf jeden Fall ärztliche Hilfe in Anspruch.
Für die Wundheilung empfiehlt sich feuchtes und warmes Klima. Dieses schaffen Sie bei kleinen Wunden durch ein Pflaster, bei größeren durch einen Wundverband. In diesem Mikroklima schützt ein niedriger pH-Wert zusätzlich vor Erregern. Das Gewebe regeneriert sich schneller, die Wunde bleibt elastischer und es bildet sich weniger harter Schorf, welcher bei fortschreitender Wundheilung aufbrechen kann. Ist die Wunde feucht, leiden Sie kaum unter den schmerzhaften Spannungen. Sie können die Regeneration zudem mit atmungsaktiven Salben unterstützen, die dafür sorgen, dass die Wunde grundsätzlich nicht austrocknet. Ein Mittel aus der Naturheilkunde stellt Kurkuma dar – dessen antientzündlichen und wundheilungsfördernden Eigenschaften wurden bereits in verschiedenen Studien untersucht. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Isolde Rojas, David A. Padgett, John F. Sheridan, Phillip T. Marucha: Stress-Induced Susceptibility to Bacterial Infection During Cutaneous Wound Healing, Brain Behavior and Immunity, (Abruf 26.06.2019), ScienceDirect
- Hans Lippert (Hrsg.): Wundatlas - Kompendium der komplexen Wundbehandlung, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 3. Auflage, 2012
- Th. Einsiedel, M. Bischoff, S. Kolodziej, M. Vogel, L. Kinzl, A. Schmelz: Reperfusion, Infektbekämpfung und Defektdeckung - Aktueller Stand der Wundbehandlung - ein Überblick, Georg Thieme Verlag Stuttgart, (Abruf 26.06.2019), Thieme
- Martina Barchitta, Andrea Giuseppe Maugeri, Giuliana Favara et al.: Nutrition and Wound Healing: An Overview Focusing on the Beneficial Effects of Curcumin, International Journal of Molecular Sciences, (Abruf 26.06.2019), MDPI
- Mustafa Hussain, Wei Long Ng, Dan Liu et al.: Healing of Chronic Wounds - An Update of Recent Developments and Future Possibilities, Tissue Engineering Part B Reviews, (Abruf 26.06.2019), Liebert
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.