Sind wir aufgeregt oder verängstigt, empfinden wir zitternde Hände als völlig normal. Was aber kann dahinter stecken, wenn uns das Zittern an den Händen regelmäßig und scheinbar ohne Grund heimsucht?
Inhaltsverzeichnis
Zitternde Hände – eine Übersicht
Das Zittern der Hände ist ein relativ weit verbreitetes Beschwerdebild, dessen Auslöser völlig harmloser Natur, aber auch durchaus Folge ernster Gesundheitsbeschwerden sein können. Zunächst eine kurze Übersicht zu dem Beschwerdebild:
- Definition: Die Hände zittern ist eine umgangssprachliche Beschreibung für einen sichtbaren Tremor im Bereich der Hände. Tremor bezeichnet zunächst die rhythmische Kontraktion von Muskeln beziehungsweise Muskelgruppen, die grundsätzlich bei jedem Menschen auftritt, jedoch normalerweise nicht wahrnehmbar ist. Verstärkt sich der Tremor, wird dies als Zittern erkennbar – beispielsweise als zitternde Hände. Zu unterscheiden sind physiologischer Tremor (ohne vorliegende Erkrankung) und pathologischer Tremor (aufgrund von Erkrankungen).
- Ursachen: Das Spektrum reicht von Kälte, Nervosität, niedrigem Blutzuckerspiegel, Medikamentennebenwirkungen (zum Beispiel Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika), Nervenkrankheiten, Schilddrüsenüberfunktion, akuten oder chronischen Vergiftungen, Mangelerscheinungen (Unterernährung, Vitmamin-B12-Mangel) bis hin zu Tumorerkrankungen.
- Arztbesuch erforderlich, sobald das Händezittern ohne offensichtlichen Grund wie Kälte oder Nervosität auftritt.
- Diagnose: Gründliche Anamnese mit Fragen zu Vorkerkrankungen, Medikamenteneinnahmen, Alkoholkonsum, Kontakt mit anderen toxischen Substanzen, Situationen des Auftretens und der Intensität des Zitterns sowie möglichen Begleitbeschwerden. Anschließend erste körperliche Untersuchung (evtl. mit Bewegungstests) und dann – je nach Verdacht – weiterführende neurologische Untersuchungen, Elektromyografien, Blutuntersuchungen und/oder bildgebende Verfahren (wie Ultraschall, Röntgen, MRT, CT)
- Behandlung: Grundsätzlich an den Ursachen auszurichten und mitunter keine Aussicht auf Heilung (beispielsweise Parkinson oder Multiple Sklerose), sondern lediglich eine Linderung der Symptome beziehungsweise eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs erreichbar.
- Naturheilkunde: Insbesondere Heilpflanzen wie Baldrian, Mistel oder Melisse wird eine positive Wirkung auf die Nerven zugeschrieben und sie sollen zu einer Linderung des Tremors beitragen.
Zitternde Hände und die Folgen
Zittern kann am ganzen Körper und am Kopf auftreten, zeigt sich jedoch am häufigsten an den Extremitäten, insbesondere durch zitternde Hände. Die unbeabsichtigten, rhythmischen und in der Regel symmetrischen Bewegungen an Händen und Fingern kommen durch abwechselndes Zusammenziehen gegensätzlich wirkender Muskelgruppen zustande. Je nachdem, in welcher Frequenz das Zittern erfolgt, wird es grob-, mittel- oder feinschlägiges Zittern genannt. Kann ein feines Zittern im Ruhezustand noch vor der Umgebung versteckt werden, so bedeutet es dennoch oftmals eine starke Einschränkung für die betroffenen Menschen, wenn Tasse oder Essbesteck nicht mehr zum Mund geführt werden können, ohne Getränk bzw. Nahrung zu verschütten oder sich gar zu „bekleckern“. Aus Scham und Peinlichkeitsgefühl wird nicht mehr außerhalb der eignen vier Wände gegessen, was bisweilen in soziale Isolation führen kann.
Ursachen für zitternde Hände
Der medizinische Fachausdruck für Zittern lautet Tremor. In der Medizin sind verschiedene Arten von Zittern bekannt. Sie werden danach unterschieden, ob sie in Ruhe auftreten oder sich in Aktion verstärken. Das Zittern kann dabei außerdem physiologisch, also natürlicherweise vorkommen oder aber pathologisch, d.h. krankhaft sein. Beim sogenannten essentiellen Tremor gibt es keinerlei erkennbare Ursache für das Zittern, außer, dass vielleicht schon bei Vater, Mutter oder Großeltern zittrige Hände bekannt waren.
Erkrankungen als Ursache für Händezittern
Beim Intentionstremor tritt das Zittern an den Händen besonders dann auf, wenn die betroffene Person eine zielgerichtete Bewegung macht, zum Beispiel nach einem Glas greifen möchte. Je mehr sich dabei die Hand dem Glas nähert, desto stärker wird das Zittern der Hände. Besonders bei Multipler Sklerose, akuter und chronischer (Alkohol-)Vergiftung sowie Verletzungen und Tumorerkrankungen des Kleinhirns tritt diese Form zitternder Hände auf.
Der Ruhetremor lässt dagegen gerade bei gezielten Bewegungen nach und verstärkt sich im Ruhezustand. Ein typisches Beispiel, bei dem vor allem Zeigefinger und Daumen zitternd aufeinanderschlagen, ist das sogenannte Münzenzähler- oder Pillendreherphänomen, das häufig als Symptom bei Parkinson beobachtet wird.
Auch Medikamente, vornehmlich Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika oder Lithium, können zitternde Hände verursachen. Eingesetzt werden diese Medikamente bei Beschwerdebildern wie Angst und depressives Syndrom, bei Krampfanfällen des Gehirns oder sogenannten schizoaffektive Störungen (z.B. manisch-depressives Syndrom).
Natürliche und psychogene Formen
Ein Haltetremor kann auftereten, wenn die Hände bewusst still gehalten werden sollen. Er ist eher feinschlägig und wird durch einen sinkenden Blutzuckerspiegel oder erhöhte Adrenalinausschüttung (z.b. bei Nervosität, innerer Unruhe und Aufregung) verstärkt. Umgangssprachlich „zittern wir vor Angst“ oder sind „vor Hunger schon ganz zittrig“. Ebenso kann ein starkes Untergewicht mit Schwächezuständen und Händezittern einhergehen. Zwar verstärken sich sämtliche Zitterformen durch Aufregung, ein rein psychisch begründetes Zittern lässt sich aber durch Ablenkung und Beruhigung vollständig unterbrechen. Auch mit vorübergehenden Kreislaufbeschwerden bei Hypertonie oder Hypotonie, Hyperventilation und Panikattacken gehen vielfach zitternde Hände einher. Ist eine Neigung zum Händezittern schon in der Kindheit zu beobachten, handelt es sich meist um einen gutartigen, familiär vorkommenden Tremor. Dieser verstärkt sich in der Regel im Alter und wird dann als seniler Tremor bezeichnet.
Behandlung bei Händezittern
Ein neu auftretendes und anhaltendes Zittern der Hände sollte stets neurologisch abgeklärt werden und die Therapie ist anschließend gezielt an der jeweiligen Grunderkrankungauszurichten. Entsprechend breit gefächert ist das Spektrum möglicher Behandlungsansätze und gegebenenfalls besteht keine Aussicht auf eine Heilung und lediglich eine Linderung der Symptome kann noch erreicht werden.
Naturheilkunde bei zitternden Händen
Neben der konventionellen Behandlung können auch Naturheilverfahren zur Anwendung kommen, wobei dies allerdings nicht ohne ärztliche Rücksprache erfolgen sollte. So sind in der Pflanzenheilkunde einige Pflanzen bekannt, welche unterstützend auf die funktionelle Tätigkeiten des Nervensystems wirken, sei es in anregender oder beruhigender Weise. Gleichzeitig wirken solche Heilpflanzen vielfach krampflösend auf willkürliche und unwillkürliche Muskulatur und eignen sich dadurch zur positiven Beeinflussung von zitternden Händen. Solche Pflanzen, die ein überempfindliches oder angegriffenes Nervensystem regulieren und krampfende Muskeln entspannen können, sind beispielsweise Haferstroh, Frauenschuh, Baldrian, Mistel, Passionsblume und Melisse.
Homöopathie bei Händezittern
In der Homöopathie, wo prinzipiell „Ähnliches mit Ähnlichem“ geheilt werden soll, kommen bei Nervenstörungen Giftpflanzen zum Einsatz, die unverdünnt die Nerven schädigen und zitternde Hände hervorrufen würden. Agaricus, hergestellt aus dem Gift des Fliegenpilzes, soll sich positiv auf neurologische Störungen mit Zuckungen, Spasmen und Zittern beinahe sämtlicher Muskelgruppen auswirken. Es wird sowohl bei Multipler Sklerose als auch bei psychischer und motorischer Unruhe angewendet und kann auch zitternde Hände beruhigen, wenn es passend eingesetzt wird. Daneben stehen beispielsweise Wermut (Absinthium) und Gelber Giftjasmin (Gelsemium) zur Auswahl, die ebenfalls auf das zentrale Nervensystem einwirken und damit das Zittern an den Händen vermindern können. (jvs)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Chakraborty, S.; Kopecká, J.,;Šprdlík, O.; Hoskovcová, M.; Ulmanová, O.; Růžička, E.; Zapotocky, M.: Intermittent bilateral coherence in physiological and essential hand tremor.; in Clinical Neurophysiology, Volume 128, Issue 4, April 2017, Seite 622-634, sciencedirect.com
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- Zeuner, K.E.; Schmidt, R.; Schwingenschuh, P.: Klinische und kognitive Neurologie des funktionellen (psychogenen) Tremors; in Der Nervenarzt, April 2018, Volume 89, Issue 4, Seite 400–407, springer.com
- Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Neurologie und Neurophysiologie: Tremorerkrankungen Klassifikation, Symptome, Ursachen, Diagnose und Therapie (Abruf 03.09.2019), uniklinik-freiburg.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.