Wenn von männlichen und weiblichen Hormonen die Rede ist, sind damit im medizinischen Sinne die Sexualhormone gemeint. Eine strikte, geschlechtsspezifische Trennung gibt es allerdings nicht. Frauen bilden auch männliche und umgekehrt Männer weibliche Hormone. Entscheidend für die jeweilige Wirkung im Organismus ist das unterschiedliche Mengenverhältnis. Männliche Hormone werden unter dem Begriff Androgene zusammengefasst. Der wichtigste Vertreter dieser Substanzklasse ist Testosteron. Es gibt noch weitere Hormone, die den Androgenen zugerechnet werden. Ihre biologische Bedeutung ist mit Ausnahme von Androsteron aber sehr gering.
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Testosteron wird aus Cholesterin gebildet, das in mehreren Zwischenschritten abgebaut wird. Das geschieht in den Hoden und in geringen Mengen in der Nebennierenrinde, bei Frauen auch in den Eierstöcken. Nach der Herstellung gelangt es ins Blut und wird dort an ein Transportprotein gebunden, das es zu seinen Zielzellen bringt. Nicht benötigtes Testosteron wird in der Leber abgebaut. Als Zwischenprodukt entsteht dabei Androsteron, das eine ähnliche Wirkung, aber in schwächerer Form besitzt. Die Endprodukte des Abbaus gelangen schließlich zu den Nieren. Dort werden sie herausgefiltert und dann mit dem Urin ausgeschieden. Testosteron ist für zahlreiche Funktionen zuständig, die die geschlechtsspezifischen Unterschiede definieren.
Funktionen von Testosteron
Testosteron ist in der vorgeburtlichen Entwicklung für die Ausbildung des männlichen Phänotyps (Erscheinungsbild) verantwortlich. Es sorgt dafür, dass sich im männlichen Embryo der Penis, der Hodensack und die Prostata ausbilden. Der nächste Entwicklungsschritt, der maßgeblich von der Aktivität des Testosterons geprägt ist, ist die Pubertät. Hier setzt sich die in der Embryonalentwicklung begonnene Geschlechterdifferenzierung fort und wird durch weitere Veränderungen ergänzt. Die Geschlechtsorgane wachsen und erlangen ihre Reife. Die sekundären Geschlechtsmerkmale bilden sich heraus. Dazu gehören der Wechsel der Stimmlage (Stimmbruch), die Zunahme der Muskelmasse und die Entstehung vermehrter Körperbehaarung.
Die Förderung des Muskelwachstums beruht auf der anabolen Wirkung von Testosteron. Es steigert die Proteinsynthese und liefert den Muskeln die Eiweißbausteine, die sie für den Aufbau benötigen. Ähnliche Prozesse spielen auch beim Knochenstoffwechsel eine Rolle. Testosteron fördert das Längenwachstum der Knochen, sorgt aber auch dafür, dass der Prozess frühzeitig abgeschlossen wird. Es initiiert Prozesse, die die Wachstumsfugen schließen. Testosteron insgesamt entscheidend an der Definition der Körpergröße beteiligt.
Der dritte anabole Prozess, bei dem Testosteron mitwirkt, ist die Bildung und Entwicklung der roten Blutkörperchen (Erythropoese). Die Zusammenhänge sind wissenschaftlich noch nicht genau geklärt. Forschende haben aber beobachtet, dass die Kombination von Testosteron und Hypoxie (Sauerstoffmangel) im Blut die Produktion von Erythropoetin stimuliert. Dieses Hormon initiiert die Neubildung von Erythrozyten. Vermehrtes Muskelwachstum und gesteigerte Erythropoese sind Vorgänge, die für Sportler von besonderem Interesse sind. Sie sind bedeutsame Kriterien für eine Leistungssteigerung. Das Wissen, dass Testosteron diese Prozesse beschleunigen kann, hat dazu geführt, dass es als Dopingmittel im Sport eine fragwürdige Popularität erlangt hat.
Eine weitere wichtige Funktion von Testosteron, die mit der Pubertät einsetzt, ist die Förderung von Prozessen, die für die Fortpflanzung sehr bedeutsam sind. Seine Aktivität bewirkt, dass die Spermien in dieser Zeit ihre Reife erlangen. Außerdem ist ein ausreichender Testosteronspiegel notwendig für die Steigerung des sexuellen Verlangens (Libido). Rein biologisch betrachtet ist das nichts anderes als eine wichtige Antriebsfeder zur Sicherstellung der Fortpflanzung. Das schlägt sich auch in der Tatsache nieder, dass der Testosteronspiegel bei Frauen und damit das Verlangen nach Sex im Zeitraum des Eisprungs am höchsten sind.
In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass die Gabe von Testosteron die Aggressivität steigert. Einige Publikationen beschreiben die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf den Menschen. Für diese Sichtweise gibt es bisher jedoch keine wissenschaftlich belegbare Grundlage. Die Aussagen beruhen lediglich auf empirischen Beobachtungen, die bisher nicht systematisch klassifiziert sind.
Alle hier beschriebenen Funktionen gehen natürlich von der Annahme aus, dass es keine Störungen im Hormonhaushalt gibt. Bestimmte Prozesse können aber das Gleichgewicht der Hormone untereinander und die Ausschüttung einzelner Wirkstoffe stören. Dazu gehört auch der Überschuss an Testosteron.
Zu viele männliche Hormone
Um beurteilen zu können, ob ein erhöhter Testosteronspiegel im Blut vorliegt, ist es wichtig, die Normwerte zu kennen. Diese variieren natürlich bei Männern und Frauen, sind aber auch in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich.
Normalwerte beim Mann
Im Folgenden wird für die Darstellung der Testosteronwerte die Einheit Picogramm pro Milliliter (pg/ml) verwendet. In manchen Publikationen werden andere Parameter benutzt. Das kann bei interessierten Menschen zu Verwirrungen führen. Es gibt inzwischen aber Laborwerte-Visualizer im Internet, mit denen sich die Werte in die jeweils andere Werteskala umrechnen lassen. Die Beurteilung der Ergebnisse sollte ohnehin einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin vorbehalten bleiben.
Die Werte verändern sich beim Durchlaufen der verschiedenen Lebensphasen zum Teil sehr deutlich. Bei einem männlichen Neugeborenen liegen sie im Schnitt zwischen 5,27 und 11,8 pg/ml. Schon in der zweiten bis siebten Lebenswoche sinkt der Wert auf 4,04 bis 8,46 pg/ml. Seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht er schließlich im Alter von sieben Jahren mit unter 0,29 pg/ml. Danach steigt er kontinuierlich an bis zu einem Höchstwert von 8,8 bis 27,0 pg/ml im Alter zwischen 18 und 39 Jahren. Dann beginnt der altersbedingte Abstieg, der sich jenseits von 60 Jahren mit durchschnittlich 5,6 bis 19 pg/ml manifestiert.
Normalwerte bei der Frau
Bei Frauen ist der Testosteronspiegel in allen Lebensphasen deutlich niedriger als beim Mann. Bei Babys liegt er etwa bei 9,74 pg/ml und sinkt bis zum siebten Lebensjahr auf unter 0,34 pg/ml. Ab dem achten Lebensjahr ist die Dynamik der Entwicklung die gleiche wie beim Mann, nur mit geringeren Werten. Der Höchstwert zwischen dem 18. Und 39. Lebensjahr pendelt sich bei 2,57 pg/ml ein. Danach sinkt er wieder und erreicht in einem Alter über 60 Jahren in der Regel einen Wert unter 1,55 pg/ml.
Die Testosteronwerte, die bei der Laboruntersuchung im Blut gemessen werden, sind in erster Linie für die ärztliche Analyse wichtig. Sie helfen im Vergleich mit den Normalwerten bei der Beurteilung, ob zu viel oder zu wenig männliche Hormone aktiv sind. Die Blutuntersuchung wird immer dann veranlasst, wenn der Verdacht besteht, dass Erkrankungen oder andere Prozesse im Körper das Testosterongleichgewicht negativ beeinflussen. Sie ist ein wichtiger Baustein, um die Ursachen für erhöhte oder erniedrigte Werte zu finden.
Ursachen für einen erhöhten Testosteronspiegel
Als androgenitales Syndrom wird eine Gruppe von Erbkrankheiten bezeichnet, bei der die Hormonsynthese in den Nebennieren aufgrund eines Enzymmangels gestört ist. Das betrifft vor allem die Hormone Cortisol und Aldosteron. Ihr Mangel aktiviert die Steuerungszentralen im Gehirn, den Hypothalamus und die Hypophyse. Sie stimulieren die Nebenniere, um das Defizit zu kompensieren. Diese produziert dadurch vermehrt Hormonvorstufen, die aufgrund des Enzymmangels nicht in Cortisol und Aldosteron umgewandelt werden können. Stattdessen werden alternative Stoffwechselwege eröffnet, die den Abbau der Hormonvorstufen zu Androgenen begünstigen. Der Testosteronspiegel kann dadurch erheblich steigen. Die Krankheit kann schon in der Embryonalentwicklung aktiv sein und beeinflusst in jedem Fall die kindliche Entwicklung.
Eine Überproduktion von Testosteron kann auch durch Tumore an den Organen ausgelöst werden, die an seiner Produktion beteiligt sind. Dies geschieht immer dann, wenn die Tumorzellen den Wirtszellen in der Funktion noch sehr ähnlich sind. Die Krebserkrankung kann die Hoden bei Männern, die Eierstöcke bei Frauen und die Nebennieren bei beiden Geschlechtern betreffen. Die grundsätzlich höhere Syntheserate der Tumorzellen führt zu der Überproduktion von Testosteron.
Erhöhte Testosteronwerte tauchen immer wieder in Meldungen auf, die sich um Doping drehen. Das Hormon zählt zu den Anabolika. Es fördert den Muskelaufbau und den Fettabbau. Außerdem kann es die Ausdauerleistung verbessern. Das alles sind Parameter, die die verbotene Einnahme der Substanz für leistungsorientierte Sportler interessant machen. Der Markt für derartige Geschäfte ist dementsprechend sehr groß. Das hängt auch damit zusammen, dass regelmäßige und systematische Kontrollen nur im wettkampfbezogenen Leistungssport stattfinden. Der „normale“ Fitness- und Bodybuildingbereich ist dieser Kontrolle weitestgehend entzogen. Er bildet eine Grauzone, in der illegaler Handel und die Nutzung der verbotenen Substanzen im Verborgenen blühen kann.
Während dopende Sportler sich bewusst zu viel Testosteron zuführen, kann bei Frauen ein Mangel an weiblichen Hormonen einen relativen Testosteronüberschuss hervorrufen. Das kann immer dann passieren, wenn Frauen die Antibabypille absetzen. Der Hormonhaushalt gerät dadurch aus dem Gleichgewicht. Der Körper braucht eine gewisse Zeit, um sich auf die veränderte Situation einzustellen, und Testosteron gewinnt die Oberhand. Manche Pillen enthalten auch Stoffe, die das körpereigene Testosteron unterdrücken. Fällt dieser Effekt weg, reagieren die Testosteron produzierenden Organe mit erhöhter Aktivität.
Eine typische Erkrankung bei Frauen, die mit einer Erhöhung der Testosteronwerte einhergeht, ist indes das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS). Es handelt sich dabei um ein komplexes Krankheitsbild, bei dem der Stoffwechsel der Eierstöcke durch verschiedene pathogene Faktoren massiv gestört wird. Morphologisch steht die Strukturveränderung durch die Bildung zahlreicher Zysten in den Ovarien im Vordergrund. Funktionell bewirkt die komplexe Störung des Hormonhaushaltes eine Erhöhung des Androgenspiegels.
Symptome
Beim Adrenogenitalen Syndrom sind Merkmale der Erkrankung bei bestimmten Verlaufsformen schon an neugeborenen Babys zu sehen. Das ist dann der Fall, wenn die erblich bedingten Veränderungen sich bereits in der Embryonalentwicklung entfaltet haben. Bei betroffenen Mädchen ist ein verändertes äußeres Genital zu beobachten. Besonders die stark vergrößerte und fast schon penisartige Klitoris fällt auf. Die inneren Geschlechtsteile sind dagegen normal ausgebildet.
Bei Jungen ist der äußere Eindruck der Geschlechtsorgane bis auf Pigmentveränderungen am Skrotum unauffällig. Unerkannt und unbehandelt kann die Erkrankung zu einer sogenannten frühzeitigen Scheinpubertät (Pseudopubertas praecox) führen. Jungen entwickeln einen stark vergrößerten Penis, während die Hoden kindlich klein bleiben. Bei beiden Geschlechtern setzt das Wachstum der Körperbehaarung verfrüht ein. Angekurbelt durch das vermehrte Testosteron wachsen die Knochen zunächst schneller in die Länge. Gleichzeitig wird aber auch der Schluss der Wachstumsfugen beschleunigt, sodass im Endeffekt eine Kleinwüchsigkeit herauskommt. Im weiteren Verlauf treten dann weitere typische Symptome eines Testosteronüberschusses auf. Das kann Akne bei beiden Geschlechtern sein und bei Mädchen können zusätzlich mangelnde Brustentwicklung, Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit auftreten. Ähnliche Symptome wie die letztgenannten können auch die Tumore an den testosteronproduzierenden Organen hervorrufen.
Anabolika, die beim Sport als Dopingmittel verwendet werden, können natürliches Testosteron enthalten. Meistens werden sie aber aus synthetischen Substanzen hergestellt, die eine ähnliche Wirkung wie das körpereigene Hormon haben. Diese Präparate können schwerwiegende Nebenwirkungen hervorrufen. Die typische Testosteron-Akne ist dabei noch relativ harmlos. Viel gefährlicher sind die Herz-Kreislauf-Probleme und die Leberschäden, die der dauerhafte Konsum verursachen kann. Die Pumpfunktion der linken Herzkammer kann soweit reduziert sein, dass nicht nur die Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt wird. Das Risiko, an Herzversagen, einem Schlaganfall oder dem sogenannten Sekundentod zu sterben, steigt enorm. Weitere Nebenwirkungen können sich als verkleinerte Hoden und Zeugungsunfähigkeit bemerkbar machen.
Das polyzystische Ovarialsyndrom ist ein Krankheitsbild, bei dem sich die Auswirkungen des Zuviel an männlichen Hormonen in ganz typischer Form beobachten lassen. Das hat natürlich damit zu tun, dass ausschließlich Frauen betroffen sind, die zunehmend ihr weibliches Erscheinungsbild verlieren. Zu den Anzeichen, die ein Testosteronüberschuss infolge eines PCOS auslösen kann, gehören die folgenden Veränderungen:
- Verstärkung der Körperbehaarung durch Mehrwuchs und Veränderung der Haarstruktur – aus den feinen und kaum sichtbaren Vellushaaren werden dickere Langhaare.
- Die Stimmlage vertieft sich.
- Das Testosteron fördert das Muskelwachstum und den Fettabbau. Dadurch wird die Statur männlicher.
- Die Kopfhaare fallen wie bei der Glatzenbildung bei Männern vermehrt aus.
- Gleichzeitig verkleinert sich die Brust.
- Durch die Verstopfung der Talgdrüsen entsteht die typische Testosteron-Akne.
Diagnostik
Die Folgen eines Testosteronüberschusses sind häufig sicht- und hörbar. Das gilt besonders, wenn Frauen betroffen sind. Aus diesem Grund kann der Arzt schon durch die gründliche Anamnese und den Sichtbefund den Verdacht erhärten, dass zu viele männliche Hormone am Werk sind. In der Blutuntersuchung kann festgestellt werden, ob tatsächlich ein erhöhter Wert vorliegt und wie stark der Anstieg ist. Beim Adrenogenitalen Syndrom werden noch weitere Hormonparameter bestimmt (17-Hydroxiprogesteron).
Erkrankungen der inneren Organe können sowohl die Ursache als auch die Folge eines erhöhten Testosteronspiegels sein. Sie können mit bildgebenden Verfahren untersucht werden. Infrage kommen Ultraschalluntersuchungen an den Eierstöcken beim PCOS und bei Leberschädigungen durch Doping. Auch die Magnetresonanztomografie (MRT) kann zum Einsatz kommen, wenn es darum geht, Veränderungen an den betroffenen Organen genauer zu klassifizieren.
Im Rahmen der Diagnostik von Herzproblemen kommen die spezifischen Verfahren zur Untersuchung der Herzfunktion zum Tragen. Dazu gehören EKG, Dopplersonografie und eventuell Herzkatheteruntersuchungen. Beim Adrenogenitalen Syndrom kann eine molekulargenetische Analyse zur Bestimmung und Bestätigung der genetischen Defekte herangezogen werden. Dies ist bereits während der Schwangerschaft möglich. Das für die Untersuchung notwendige Gewebe wird entweder aus dem Fruchtwasser entnommen oder per Chorionzottenbiopsie (Chorion = äußere Fruchthülle des Fötus) gewonnen. Die frühe Erkennung ist sehr wichtig, weil dadurch die Therapie schon im Mutterleib beginnen kann.
Therapie
Wie bei anderen Krankheiten auch sollte die Therapie bei erhöhten Testosteronwerten an den verursachenden Faktoren ansetzen. Im Fall der erhöhten Einnahme durch dopende Sportler ist das recht einfach. Die Betroffenen sollten einfach auf die Einnahme der verbotenen Substanzen verzichten. In der Regel normalisiert sich dadurch der Testosteronspiegel und die Symptome bilden sich zurück, falls noch keine manifesten Organschäden entstanden sind.
Bei Frauen, die die Pille abgesetzt haben, gestaltet sich das etwas komplizierter. Einfach die Absetzung wieder rückgängig zu machen, kommt meistens nicht in Frage, weil gute Gründe zu der Entscheidung geführt haben. Den Hormonhaushalt in Eigenregie wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ist für Laien oft schwierig. Die betroffenen Frauen sollten auf jeden Fall einen Gynäkologen aufsuchen, um gemeinsam eine zielführende Therapie zu finden.
Beim Adrenogenitalen Syndrom ist derzeit noch keine ursächliche Behandlung möglich. Die Therapie erstreckt sich auf die medikamentöse Zugabe der fehlenden Hormone. Dadurch wird die Produktion von Androgenen gedrosselt. Die Nebennierenrinden schrumpfen und erreichen schließlich wieder ihre Normalgröße. Der Hormonhaushalt ist wieder ausgeglichen. Die Therapie sollte so früh wie möglich beginnen, am besten schon im Mutterleib. Sie muss ständig überwacht werden, weil der Bedarf an den zugeführten Hormonen in Belastungssituationen höher ist und angepasst werden muss. Bei frühzeitigem Beginn und optimaler Einstellung der Medikation haben Kinder mit dem Adrenogenitalen Syndrom eine sehr gute Prognose. Sie können ein ganz normales Leben führen. Die typischen Symptome bilden sich komplett zurück. Im Erwachsenenalter erreichen betroffene Frauen eine ganz normale Fruchtbarkeit.
Auch beim polyzystischen Ovarialsyndrom steht die medikamentöse Hormontherapie im Vordergrund. Sie hat das Ziel, den Einfluss der überschüssigen Androgene zurückzudrängen und die dadurch verursachten Veränderungen zu beseitigen. Für viele betroffene Frauen ist es wichtig, auf diesem Weg die Fruchtbarkeit wiederzuerlangen. Da Übergewicht und diabetische Veränderungen die Erkrankung begünstigen, können sie auch selbst etwas zur Gesundung beitragen, indem sie ihre Ernährung anpassen und regelmäßig Sport treiben.
Ist die Erkrankung medikamentös nicht zu stoppen, kann auch die operative Entfernung des befallenen Eierstocks infrage kommen. Die operative Therapie kann auch bei Tumoren an den Hoden oder den Nebennieren notwendig sein, wenn andere Verfahren wie Chemo- oder Strahlentherapie nicht erfolgreich waren. Sie besteht in der Regel in der Entfernung des betroffenen Organs. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Voss, Hermann: Androgene I, Springer Verlag, 1973
- Schmiedel, Volker: Cholesterin - endlich Klartext! Ihr Weg zu optimalen Blutfettwerten, Trias, 2015
- Heger, Sabine et al.: "Pubertät und Pubertätsstörungen", in: Pädiatrie, Springer, September 2014
- Rastrellia, Giulia et al.: "Testosterone and sexual function in men", in: Maturitas - The European Menpause Journal, Volume 112, June 2018, Maturitas
- Murday, S. et al.: "Doping im Breitensport – und unliebsame Überraschungen", in: Aktuelle Dermatologie, 42 (08/09), 2016, Thieme
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.