Das Hormonsystem des Menschen ist äußerst filigran und reagiert auf kleinste Veränderungen. Im gesunden Körper sind alle Hormone gut aufeinander abgestimmt, so dass alle Prozesse regelgerecht ablaufen. Sind zu viele weibliche Hormone vorhanden, kann dies sowohl bei Männern als auch bei Frauen verschiedene Beschwerden hervorrufen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind weibliche Hormone?
Um die Symptombilder verstehen zu können, ist es wichtig, sich zunächst ein Bild von den verschiedenen Hormonen zu machen. Zu den wichtigsten Hormonen im weiblichen Zyklus gehören die Geschlechtshormone.
Dazu zählen Hormone aus der Gruppe der Östrogene sowie das Progesteron. Sie sind am Menstruationszyklus und an der Fortpflanzung maßgeblich beteiligt.
Ebenso spielen follikelstimulierende Hormon (FSH) und das den Eisprung auslösende luteinisierende Hormon (LH) aus dem Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) eine wichtige Rolle. Das FSH regt die Östrogenbildung an. Das LH regt die Progesteronbildung an.
Östrogene, zu denen Östron, Östradiol und Östriol zählen, werden bei der Frau im Eierstock, bei Schwangeren in der Plazenta und zudem in kleinen Mengen in der Nebennierenrinde gebildet. Progesteron wird im Eierstock gebildet.
Der Begriff „weibliche Hormone“ ist hier etwas irreführend. Denn auch bei Männern sind diese Hormone vorhanden.
Beim Mann wird Östrogen im Hoden gebildet und ist unter anderem an der Bildung von Testosteron in den Hodenzellen beteiligt. Der Hormongehalt ist im weiblichen Körper jedoch deutlich höher.
Zu viele weibliche Hormone – Symptome bei Frau und Mann
Symptome bei Frau und Mann bei Östrogendominanz können sein:
- Wassereinlagerungen,
- Gewichtszunahme, besonders um Bereich des Bauchs,
- Schlafprobleme und Müdigkeit,
- geringe Libido,
- Stimmungsschwankungen, sowie ausgeprägte Angst oder sogar Depression,
- Kopfschmerzen.
Zu viele weibliche Hormone – Symptome bei der Frau
Östrogene gehören zu den wichtigsten Steroidhormonen aus der Gruppe der Geschlechtshormone. Sie fördern in der ersten Zyklushälfte die Reifung der Eizelle im Eierstock.
Außerdem sorgen sie wie das Progesteron für eine gute Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut und sind an ihrem Aufbau beteiligt. Das Wachstum des Brustgewebes wird ebenso durch Östrogen beeinflusst.
Durch den Einfluss der Östrogene öffnet sich der Muttermund, so dass die Spermien des Mannes die Eizelle erreichen können. Ebenso lösen die Hormone über die Hypophyse indirekt den Eisprung aus.
Doch Östrogene wirken sich nicht nur auf die Geschlechtsorgane aus, sondern:
- wirken zudem stimmungsaufhellend,
- hemmen den Knochenabbau,
- haben eine blutdrucksenkende Wirkung und
- fördern die Darmfunktion.
Das Östrogen steigt in der ersten Zyklushälfte bis vor dem Eisprung stark an und beeinflusst den Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH), welches den Eisprung auslöst. Ab dann sinkt das Östrogen.
Nach der letzten Regelblutung sinkt der Östrogenspiegel bei Frauen stark ab. Dadurch können Wechseljahrsbeschwerden entstehen. Doch nicht nur ein Hormonmangel, sondern auch ein Hormonüberschuss kann Beschwerden hervorrufen.
Der Abbau der Östrogene findet in der Leber statt und die Ausscheidung erfolgt über die Nieren. Bei einem Östrogenüberschuss können Schäden an diesen Organen entstehen.
Progesteron und Östrogen stehen bei einem gesunden Menschen im Gleichgewicht. Ein Östrogenüberschuss wird auch als Östrogendominanz bezeichnet, denn häufig geht mit ihm ein Progesteronmangel einher.
Ein zu hoher Östrogenspiegel kann sich durch verschiedene Beschwerden bemerkbar machen. Die Symptomatik ist dabei individuell unterschiedlich. Nicht alle Symptome müssen bei jeder Frau oder in jedem Zyklus auftreten.
Symptome die speziell bei der Frau bei Östrogendominanz auftreten können:
- Schmerzempfindlichkeit der Brüste,
- Schwellungen und Spannungsgefühl der Brüste,
- schmerzhafte Regelblutung,
- unregelmäßige und verkürzte Regelblutung,
- starke Regelblutung und/oder Zwischenblutungen,
- Verschlimmerung des Prämenstruellen Syndroms.
Frauen mit zu viel Östrogen leiden zudem häufiger unter Endometriose. Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhautgewebe außerhalb der Gebärmutter auftritt.
Infolge dessen kommt es vor allem während der Monatsblutung zu starken Schmerzen. Wissenschaftliche Studien zeigen ferner einen Zusammenhang zwischen einem Östrogenüberschuss und dem Risiko für eine Brustkrebserkrankung auf.
Zu viele weibliche Hormone – Symptome beim Mann
Östrogen kommt im männlichen Körper nur in kleinen Mengen vor. Ein Überschuss kann deshalb Beschwerden hervorrufen.
Ein Anzeichen für einen erhöhten Östrogenspiegel ist die sogenannte Gynäkomastie. Es handelt sich hierbei um ein gutartiges Wachstum der Brustdrüse.
Die Gynäkomastie kann eine oder beide Seiten der Brust betreffen. Ferner regen zu viele weibliche Hormone die Prostata zum Wachstum an. Auch die Potenz leidet unter den Hormonverschiebungen.
Östrogendominanz – Ursachen
Ein Östrogenüberschuss entsteht häufig dadurch, dass die weiblichen Geschlechtshormone nicht in ausreichendem Maße abgebaut werden. Damit sich der Östrogenspiegel im Normbereich bewegt, müssen die Hormone zunächst in der Leber deaktiviert und anschließend über die Niere ausgeschieden werden.
Mehrere Faktoren können den normalen Östrogenstoffwechsel im Körper stören. Dazu zählen:
- hormonproduzierende Tumore,
- Medikamente, die Östrogen enthalten,
- Schilddrüsenüberfunktion,
- Follikelpersistenz (Verbleiben des reifen Follikels im Eierstock bei ausbleibendem Eisprung),
- Schwangerschaft,
- Beginn der Wechseljahre,
- Fremdöstrogene,
- Alkohol und Leberzirrhose,
- Übergewicht,
- und Leber- oder Nierenfunktionsstörungen.
Zur Bestimmung der Östrogenwerte wird das Östradiol, das stärkste Östrogen, im Blutserum gemessen. Folgende Referenzwerte für Östradiol sind durch eine wissenschaftliche Publikation belegt:
- bei Frauen in der Follikelphase (Zeitraum zwischen dem Eintritt der Menstruation und dem nächsten Eisprung) 20-240 Pikogramm pro Milliliter,
- bei Frauen in der Lutealphase (Zeitraum zwischen dem Eisprung und dem Einsetzen der nächsten Period) 60-200 Pikogramm pro Milliliter,
- bei Männern 10-40 Pikogramm pro Milliliter.
Östrogendominanz durch schwindende Eierstockfunktion
Zwar sinkt der Östrogenspiegel nach der Menopause stark ab, in den Jahren vor der letzten Regelblutung kann er jedoch auch ansteigen. Der Grund dafür ist die verminderte Eierstockreserve (Diminished Ovarian Reserve).
Stellen die Kontrollmechanismen im Körper fest, dass die Eizellreserve der Frau stark dezimiert ist, wird die Hormonproduktion hochgefahren. Die Zellreifung wird so bestmöglich stimuliert.
Zu viel Östrogen durch Fremdöstrogene
Fremdöstrogene sind immer häufiger die Ursache für einen Östrogenüberschuss oder eine Östrogendominanz. Es handelt sich hierbei um Substanzen, die den Körperhormonen in ihrem Aufbau sehr ähnlich sind.
Fremdöstrogene können sich an die Östrogen- oder Androgenrezeptoren im Körper binden und so die gleichen Reaktionen wie die körpereigenen Hormone hervorrufen.
Diese hormonähnlichen Stoffe werden auch als Xenoöstrogene oder endokrine Disruptoren bezeichnet, da sie das empfindliche Hormongleichgewicht im Körper stören. Zu den endokrinen Disruptoren zählen beispielsweise:
- Schadstoffe aus dem Tabakrauch,
- Flammschutzmittel, wie polybromierte Biphenyle (PBB),
- Weichmacher (BPA (Bisphenol-A) und Phthalate) in Kunststoffen wie Wasserflaschen aus Plastik oder anderen Plastikgegenständen,
- Schwermetalle,
- Parabene in Kosmetika.
Der Körper nimmt endokrine Disruptoren aus der Luft, dem Wasser, durch unsere Nahrung oder über Körperpflegeartikel auf. Endokrine Disruptoren können sogar chronische Erkankungen, Tumorwachstum und Alterungsprozesse von Geweben fördern.
Eine Studie untersucht die Gabe von Aminosäuren in Prävention und Therapie bei Schadstoffen als Ursache oder Auslöser endokriner Störungen und chronischer Erkrankungen. Demnach kann eine gezielte individuelle laborkontrollierte Aminosäurezufuhr ein effektives therapeutisches Element der angewandten Präventivmedizin sein.
Eine aktuelle Studie gibt einen Überblick zu den bekanntesten Substanzgruppen mit endokriner Wirkung. Darüber hinaus informiert sie über ihr Vorkommen, ihre individuelle Wirkweise und bisher nachgewiesene Effekte mit einem Fokus auf weibliche reproduktive Organe und Erkrankungen.
Östrogenüberschuss durch Übergewicht
Dass Fettleibigkeit und Übergewicht die Entstehung von Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck begünstigen können, ist den meisten Menschen bekannt. Der Zusammenhang zwischen Adipositas und hormonellen Beschwerden wird hingegen häufig vernachlässigt.
So produzieren die Fettzellen vermehrt Östrogen. Je mehr Fett (insbesondere Bauchfett) vorhanden ist, desto mehr Östrogene werden freigesetzt.
Durch das Übergewicht sinkt ferner der Gehalt an hormonbindenden Globulinen im Blut. Dadurch kann vermehrt freies Östrogen im Blutkreislauf zirkulieren.
Adipositas kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Eine aktuelle Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Adipositas.
Verschiedene Karzinomerkrankungen treten bei Adipositas vermehrt auf. Darüber hinaus ist Adipositas ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung des postmenopausalen Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinoms.
Alkohol sorgt für zu viele weibliche Hormone
Bei regelmäßigem Konsum von Alkohol kann es zum Anstieg von Östrogenen kommen. Ebenso steigt der Gehalt von DHEA-S im Blut. Dieses Hormon kann ebenfalls in Östrogen umgewandelt werden.
Eine Studie belegt, dass Frauen mit konstant hohen Östradiolspiegeln im Serum durch eine hohe wöchentliche Alkoholaufnahme gekennzeichnet waren. Während Frauen, deren Alkoholkonsum etwa ein Drittel davon betrug, niedrige Östradiolspiegel im Serum aufwiesen.
Östrogenproduzierende Tumore als Ursache für einen Östrogenüberschuss
Zu den selteneren Ursachen für Östrogenüberschuss gehören hormonproduzierende Tumore. Unter anderem können bösartige Tumore der Nebennierenrinde Östrogene produzieren.
So können sie sehr hohe Östrogenspiegel im Blut hervorrufen. Auch Tumore am Hypophysenvorderlappen und Ovarialtumore, also Geschwülste an den Eierstöcken, können Östrogene produzieren.
Östrogenüberschuss beim Mann – mögliche Ursachen
Ein Östrogenüberschuss kann beim Mann ebenfalls durch die Produktion von Östrogenen in den Fettzellen hervorgerufen werden. Übergewichtige Männer haben deshalb häufiger erhöhte Östrogenspiegel als normalgewichtige.
Ebenso kann eine gesteigerte Aktivität des Enzyms Aromatase dazu führen, dass vermehrt Testosteron in Östrogen umgewandelt wird. Eine weitere Ursache für einen Östrogenüberschuss bei älteren Männern ist die Behandlung mit weiblichen Geschlechtshormonen.
Diese wurde zur Therapie von Prostatakrebs eingesetzt. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen wird diese Therapie nur noch selten durchgeführt.
Progesteronüberschuss – Symptome und Auswirkungen bei der Frau
Progesteron ist das Hormon, das vor allem in der zweiten Zyklushälfte dominiert. Das Progesteron steigt nach dem Eisprung und in der Schwangerschaft.
Progesteron wird auch als Gelbkörperhormon bezeichnet. Es bereitet die Gebärmutter der Frau auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vor.
Progesteron wird im Gelbkörper im Eierstock nach dem Eisprung gebildet und seine Produktion wird durch das luteinisierende Hormon (LH) aus dem Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse angeregt.
Kommt keine Befruchtung zustande, bildet sich der Gelbkörper zurück, die Progesteronproduktion nimmt ab und die Regelblutung tritt ein. Bei einer Schwangerschaft wird weiter Progesteron produziert.
Progesteron sorgt für eine Erhöhung der Körpertemperatur und für eine Verdichtung der Brustdrüsen. Im Gegensatz zum Progesteronmangel kommt der Progesteronüberschuss eher selten vor.
Die Symptome beider Störungen ähneln sich jedoch sehr. Das liegt daran, dass sich bei einem längerfristigen Hormonüberschuss eine sogenannte Progesteronresistenz entwickeln kann.
Die Körperzellen reagieren dann nicht mehr auf das entsprechende Hormon. So kommt es trotz ausreichenden oder sogar zu hohen Blutspiegeln zu einer Mangelsymptomatik.
Die betroffenen Frauen fühlen sich schläfrig und können sich nur schlecht konzentrieren. Ähnlich wie bei der Östrogendominanz neigen Frauen mit zu viel Progesteron zu Depressionen.
Auch Stimmungsschwankungen können auftreten. Eine ungewollte Gewichtszunahme durch Wassereinlagerungen kann ebenfalls auf einen Progesteronüberschuss hinweisen.
Ursachen für zu viel Progesteron
Ein zu hoher Progesteronspiegel tritt zumeist infolge einer Hormontherapie auf. So erhalten Frauen mit Kinderwunsch und einer Gelbkörperschwäche häufig Progesteron, um einer Fehlgeburt vorzubeugen.
Auch in den Wechseljahren bekommen Frauen nicht selten ein Progesteronpräparat. In diesem Fall soll das Hormon ein übermäßiges Wachstum der Gebärmutterschleimhaut regulieren.
Auch nach einer operativen Entfernung der Eierstöcke wird oftmals zusätzlich zu Östrogenen ein progesteronhaltiges Medikament ärztlich verordnet.
Zu viele weibliche Hormone – konventionelle Behandlungsmethoden
Grundsätzlich ist sowohl die naturheilkundliche als auch die konventionelle Behandlung abhängig von den Ursachen. Basieren die erhöhten Hormonspiegel im Blut zum Beispiel auf einem hormonproduzierenden Tumor, muss dieser operativ entfernt werden.
Befindet sich durch die Einnahme von Hormonen zu viel Östrogen oder Progesteron im Blut, muss die Hormondosis angepasst werden. Unter Umständen muss die Therapie abgebrochen werden.
Hormontherapie bei Hormonüberschuss
Zunächst erscheint eine Hormontherapie bei einem Hormonüberschuss widersinnig. Schließlich kreisen im Blutkreislauf zu viele Hormone und es besteht kein Hormonmangel.
Doch nicht immer werden die Beschwerden durch einen tatsächlichen Überschuss hervorgerufen. Allzu häufig sind die Hormonverhältnisse unstimmig.
Bei einer Östrogendominanz liegt – absolut betrachtet – nicht immer ein Östrogenüberschuss vor. Da der Körper jedoch zu wenig Progesteron produziert, ist im Verhältnis zum Progesteron zu viel Östrogen vorhanden.
Eine Behandlungsmöglichkeit dieses Ungleichgewichts ist die Hormontherapie. Bei der Hormontherapie muss zwischen einer Behandlung mit bioidentischen und synthetischen Hormonen unterschieden werden.
Bioidentische Hormone werden auch als körperidentische Hormone bezeichnet. Die Molekularstrukturen dieser Hormonsubstanzen sind identisch mit denen im Körper, sodass der Organismus sie als körpereigen anerkennt.
Die bioidentischen Hormone werden aus der Yamswurzel oder aus Soja hergestellt. Hingegen ist die Struktur bei den synthetischen Hormonen verändert. In der Natur kommen die Hormone in dieser Form nicht vor.
Verhalten, Ernährung und Heilpflanzen bei zu vielen weiblichen Hormonen
Alkohol reduzieren
Alkohol stört die Leberfunktion und behindert den Östrogenabbau. Bereits ein Glas Wein am Tag kann den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen.
Wer also unter einem Östrogenüberschuss leidet, sollte komplett auf Alkohol verzichten. Zumindest sollte der Konsum zumindest stark reduziert werden.
Fremdöstrogene meiden
In der heutigen Zeit sind wir mit zahlreichen Umweltgiften konfrontiert, die das Hormonsystem schädigen können. Zwar lassen sich nicht alle Fremdöstrogene meiden, dennoch sollten Menschen mit hormonell bedingten Beschwerden ein Bewusstsein für diese Störfaktoren entwickeln.
Empfehlenswert ist der Verzehr von biologisch angebauten Nahrungsmitteln. Viele Pestizide entwickeln im Körper eine hormonähnliche Wirkung und können deshalb Beschwerden hervorrufen.
Dasselbe gilt für Weichmacher wie Phthalate und BPA. Wasser sollte deshalb keinesfalls aus Plastikflaschen konsumiert werden.
Forschende der Goethe Universität Frankfurt am Main wiesen in einer vorherigen Studie die Östrogenbelastungen im Mineralwasser nach. In einer aktuellen Studie wurden die toxikologischen und chemischen Profile untersucht, die von 24 alltäglichen Kunststoffprodukten ins Wasser gelangen.
Zwischen einem und 88 Prozent der mit einem Produkt verbundenen Kunststoffchemikalien wanderten und erzeugten Toxizität. 22 Chemikalien verursachten eine Reaktion auf oxidativen Stress, 13 wirkten antiandrogen und eine beeinflusste Östrogene.
Besonders viele hormonähnliche Substanzen lösen sich aus der Flasche, wenn diese der Hitze ausgesetzt ist. Vorsorglich sollte man also auf wiederbefüllbare Glasflaschen oder Edelstahlflaschen zurückgreifen.
Auch der vermehrte Konsum von Leitungswasser kann problematisch sein. Gesetzlich sind bisher keine Grenzwerte für Hormone im Leitungswasser vorgeschrieben.
Zahlreiche Messungen weisen jedoch Hormone in den Gewässern nach. Doch wie gelangen die Hormone ins Wasser?
Zum einen entsorgen einige unachtsame Menschen hormonhaltige Medikamente einfach in der Toilette. Zum anderen gelangen beispielsweise die Wirkstoffe der Antibabypille über den Urin der Anwenderinnen in das Abwasser.
Diese Rückstände können von den Kläranlagen nicht gefiltert werden und geraten so wieder ins Trinkwasser. Spezielle Wasserfilter für den Hausgebrauch können hier Abhilfe schaffen.
Bei zu vielen weiblichen Hormonen lohnt es sich zudem, die eigenen Kosmetikprodukte genauer zu betrachten. Cremes und Co. enthalten häufig Chemikalien, die im Verdacht stehen, Einfluss auf das Hormonsystem zu nehmen.
Darin können Konservierungsmittel, UV-Filter und synthetische Parfümstoffe vertreten sein. Dazu gehören zum Beispiel:
- Parabene wie Ethylparaben oder Methylparaben,
- der UV-Filter Ethylhexyl Methoxycinnamate (OMC),
- Benzophenone-3.
Eine Alternative ist es, die Kosmetikprodukte selbst herzustellen. Frisch angerührte Kosmetik kommt ohne Farbstoffe und Konservierungsstoffe aus.
Wer seine Kosmetikprodukte nicht selbst herstellen möchte, kann beim Kauf auf Gütesiegel für Naturkosmetik und Biokosmetik achten. Verschiedene Siegel garantieren, dass die zertifizierten Produkte frei von Parabenen, PEGs, Paraffinen oder synthetischen Konservierungsmitteln sind.
Ballaststoffe regulieren Hormonhaushalt
Eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung kann sich auf zahlreiche Erkrankungen und Beschwerden positiv auswirken. Auch das Hormonsystem kann von einer Ernährungsumstellung profitieren.
Ein erhöhter Ballaststoffanteil in der Nahrung etwa kann den Östrogenspiegel senken. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die an 250 Frauen zwischen 18 und 44 Jahren durchgeführt wurde und die Konzentration von Östradiol, Progesteron, LH und FH maß.
Gute Ballaststoffquellen sind:
- Getreide,
- Obst,
- Hülsenfrüchte,
- Gemüse.
Um Östrogen in ausreichender Menge abbauen zu können, benötigt der Körper verschiedene Vitamine und Spurenelemente. Dazu gehören:
- Vitamin B6,
- Vitamin B12,
- Vitamin C,
- Vitamin E,
- Selen,
- Magnesium.
Sonnenblumenkerne und Kürbiskerne, Sesam, Mohn und Cashewkerne enthalten nicht nur viel Magnesium, sondern liefern dem Körper auch Selen. Zitrusfrüchte, Paprika und Kohl sind eine gute Quelle für Vitamin C.
Vitamin E findet sich unter anderem in Ölpflanzen und Nüssen. Zu den Früchten mit besonders hohem Gehalt an Vitamin E gehören Avocados, Heidelbeeren und schwarze Johannisbeeren.
Vitamin B12 kommt zum Großteil nur in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vor. Auch Vitamin B6 steckt vor allem in Fleisch wie Geflügel, Wild, Rind oder Schwein. Aber ebenso Fisch wie Lachs, Makrele und Sardine sowie Kartoffeln, grünes Blattgemüse und Kohl dienen als Vitamin-B6-Quelle.
Pflanzen der Kreuzblütlerfamilie wirken ausgleichend auf den Hormonhaushalt
Die Maca-Pflanze stammt aus den Anden Perus und kann den Hormonhaushalt natürlich regulieren. Eine Studie zeigte, dass bei Frauen in der frühen Postmenopause die viermonatige Einnahme von täglich zwei 500 Milligramm pflanzlichen Hartgelkapseln mit Maca den Hormonspiegel ausglich.
Außerdem linderte sie die Symptome von Wechseljahrsbeschwerden (Hitzewallungen) und insbesondere nächtliches Schwitzen. Weiteres Gemüse aus der Pflanzenfamilie der Kreuzblütlergewächse ist unter anderem:
- Grün-, Schwarz-, Weiß-, Rot-, Blumen-, oder Rosenkohl,
- Brokkoli,
- Pak Choi,
- Rettich.
Kohl hilft Östrogen zu senken
Die verschiedenen Kohlarten sind als Heilpflanzen nicht sonderlich bekannt. Völlig zu Unrecht, denn sie enthalten viele Substanzen, die unter anderem Einfluss auf das Hormonsystem nehmen.
Zu diesen Inhaltsstoffen gehört vor allem eine bioaktive Verbindung, die in Kreuzblütlern vorkommt, das Diindolylmethan (DIM). Kurz gefasst kann DIM den Östrogenspiegel im Blut senken.
In natürlicher Form kommt die Substanz in Brokkoli, Rosenkohl oder Blumenkohl vor. Wer nicht jeden Tag Kohl essen möchte, kann auch auf Nahrungsergänzungsmittel mit DIM zurückgreifen.
Der Verzehr von je 500 Gramm Brokkoli zweimal täglich kann das Östrogenverhältnis im Körper verbessern. Das fand ein US-amerikanischer Wissenschaftler im Rahmen seiner Doktorarbeit heraus. Diese trägt den Titel „Ernährungsstrategie zur Verringerung des Brustkrebsrisikos: Östrogenstoffwechsel und Kohlgemüsekonsum“.
Eine Studie untersuchte die Wirkung von Diindolylmethan (DIM), bei Patientinnen und Patienten mit einer Schilddrüsenerkrankung. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass DIM den Östrogenstoffwechsel bei Betroffenen verbesserte und als antiöstrogenes Nahrungsergänzungsmittel dienen kann.
Aromatasehemmer senken den Östrogenspiegel
Das Enzym Aromatase wandelt Testosteron in Östrogen um. Es gibt jedoch verschiedene natürliche Aromatasehemmer, die diesen Umwandlungsprozess stoppen können.
Dazu gehört Resveratrol, ein starkes Antioxidans, das vor allem in Weintrauben zu finden ist. Auch Granatapfel hemmt die Aromataseaktivität. Dies zeigt eine Studie, die das chemopräventive und begleitende therapeutische Potenzial von Granatapfel für Brustkrebs untersuchte.
Omega-3-Fettsäuren können ebenfalls die Aromatase im Körper hemmen und sind deshalb eine gute Wahl bei zu vielen weiblichen Hormonen. Walnüsse, Sardinen, Makrelen und andere Salzwasserfische sind reich an gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren.
Grüner Tee ist für seine positive Wirkung auf die Gesundheit bekannt. Er wirkt aber nicht nur stark antioxidativ, er kann auch die Aromatasewerte im Körper senken und so zu einer Regulierung des Hormonspiegels beitragen.
Ein weiterer bekannter Aromatasehemmer ist der Ginkgo. Ginkgoextrakt hat einen positiven Einfluss auf die Merk- und Lernfähigkeit und senkt zudem über die Hemmung der Aromatase den Östrogenspiegel im Blut.
Doch vor allem Frauen mit einem zu hohen Östrogenspiegel sollten beim Verzehr der Aromatasehemmer Vorsicht walten lassen. Wird das Enzym Aromatase zu sehr gehemmt, kann der Testosteronspiegel im Blut ansteigen.
Heilpflanzen
Zur Hormonregulierung können ebenfalls verschiedene Heilpflanzen genutzt werden. Eine der großen Frauenheilpflanzen ist der Frauenmantel.
Zwar sind die günstigen Wirkungen des Krauts bei Frauenleiden und hormonellen Beschwerden wissenschaftlich noch nicht belegt, in der Volksmedizin und Naturheilkunde wird der Frauenmantel jedoch seit vielen Jahrhunderten erfolgreich eingesetzt.
Bei hormonellen Beschwerden kann aus dem getrockneten Kraut ein Tee gekocht werden. Empfehlenswert sind bis zu drei Tassen am Tag. Ebenso kann der Frauenmantel als Urtinktur eingenommen werden.
Die Leber spielt eine entscheidende Rolle beim Hormonabbau. Sie baut auch überschüssiges Östrogen ab.
Kommt es hier zu Funktionsstörungen, steigt der Hormonspiegel im Blut an. Wer zu viele weibliche Hormone hat, sollte seiner Leber deshalb besonders viel Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Hierzu eignet sich zum Beispiel eine Teekur mit Leberpflanzen. Zu diesen Pflanzen gehören unter anderem:
- Schafgarbe,
- Löwenzahn,
- Tausendgüldenkraut,
- Kurkuma,
- Pfefferminze,
- Mariendistel
- und Wermut.
Mit dem Teeaufguss lässt sich auch einfach ein Leberwickel durchführen. Die Kombination aus Wärme und Feuchtigkeit verstärkt die Durchblutung der Leber und regt die Leberfunktion an.
Für einen Leberwickel einfach ein trockenes Baumwolltuch gut mit dem warmen Teeaufguss tränken, ausdrücken und anschließend auf den Bereich der Leber auflegen. Dann eine Wärmflasche auf das Handtuch legen und ein weiteres trockenes Tuch fest um den Körper wickeln.
Empfehlenswert ist eine Ruhezeit von 30 Minuten. Ein Leberwickel kann mehrmals in der Woche durchgeführt werden, um den Hormonabbau zu unterstützen. (fp,ls)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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