Jeden Menschen plagen zumindest einmal im Leben Bläschen auf der Zunge und im Mund. Eine unschöne Schicht in gräulichem Weiß überzieht sie, und die Geschwüre reagieren sehr empfindlich auf Druck. Manche platzen auf, und die Schwellungen variieren in Form und Größe. Die Zungenbläschen werden auch Aphthen genannt.
Inhaltsverzeichnis
Drei Formen von Aphthen
Minor-Aphthen sind die kleinsten, Major-Aphthen die großen, und herpetiforme Aphthen gehören zu den herpesartigen Erkrankungen. 9 von 10 der Bläschen fallen unter die kleinen Aphthen, und die platzen in der Regel nicht auf. Die Major-Schwellungen erreichen hingegen einen Durchmesser von bis zu drei Zentimetern, platzen besonders häufig auf und verursachen stärkere Beschwerden als die kleinen Bläschen. Sie wachsen in das Gewebe hinein und verursachen dort Wunden, die sich entzünden, schmerzen und schlecht verheilen. Die Heilung kann mehrere Wochen dauern.
Die herpesartigen Blasen verbreiten sich vor allem auf der Innenseite der Lippe, wachsen dort in großer Anzahl und schmerzen erheblich. Sie heilen aber schneller ab als die Major-Aphthen.
Zunge, Gaumen, die Innenseite der Wangen und Lippen sind die bevorzugten Regionen, an denen sich die Bläschen ansiedeln.
Entscheidender als die Größe ist der Sitz der Bläschen: Die empfindliche Zungenspitze zum Beispiel schmerzt enorm, wenn sich dort auch nur eine kleine Aphthe bildet, während eine größere Blase im Wangengewebe weniger weh tut, da sie seltener in Kontakt mit Fremdkörpern oder anderen Körperteilen wie den Zähnen kommt.
Diagnose
Typisch für Aphthen sind veränderte Schleimhäute und ein entzündeter Rachenraum. Die Veränderungen gehen dabei nicht ineinander über, sondern zeigen sich als klar abgegrenzte „gelbe Pickel“ im Zentrum eines rosa farbigen Saums. Kommt ein brennender Schmerz hinzu, ein vermehrter Speichelfluss und schmerzt es beim Essen, dann handelt es sich eindeutig um die lästigen Bläschen.
Zungenbläschen Ursachen
Falls keine Basiserkrankung vorliegt, lässt sich über die Ursachen der Bläschen nur mutmaßen: Hormone scheinen eine Rolle zu spielen, ebenso psychosomatische Gründe wie Stress, aber auch ein gestörtes Immunsystem und die Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln. Da Aphthen sehr häufig mit einer allgemeinen Schwäche im Vorfeld einer infektiösen Erkrankung verbunden sind, spielen vermutlich mehrere dieser Faktoren zusammen.
Viele Erkrankungen gelten zu Unrecht als Ausdruck mangelnder Hygiene der Betroffenen. Bei Aphthen trifft dies aber meist zu. Die Ursache Nummer 1 für die nervigen Bläschen ist nämlich eine fehlende Mundhygiene.
Wer sich nicht oder nur oberflächlich die Zähne putzt, die Zunge nicht reinigt, Mundspülungen für überflüssig hält und Nahrungsreste nicht von Zähnen und Zunge entfernt, der wirkt auf andere nicht nur unästhetisch, er bietet auch Bakterien im Mundraum ein Paradies. Diese Bakterien schädigen die Schleimhäute, und die Bläschen zeigen, dass Entzündungen sich ausbreiten, wenn diese Schleimhäute nicht mehr intakt sind.
Allerdings kann auch eine durchaus gesunde Ernährung, die zudem für einen guten Geruch aus dem Mund sorgt, die Schleimhäute angreifen. Zitrusfrüchte, Ananans oder Kiwis enthalten Säuren, und diese Säuren zersetzen ebenfalls die Schutzschicht im Mundinnenraum.
Auch beim Zähneputzen und Reinigen der Zunge ist „zu viel des Guten“ schlecht. Die Zähne, die Zunge und die Schleimhäute mit Bürste, Zahnpasta und Mundspülung zu reinigen, ist wichtig und richtig. Sich aber ständig die Zunge mit der Zahnbürste zu putzen, zum Beispiel vor und nach jeder Mahlzeit, bevor die Betroffenen das Haus verlassen, und vor allem, sobald sich Belag auf der Zunge bildet, greift die Schutzschicht im Mundraum an. Die selbst ist aber keine Krankheit, sondern beugt Erkrankungen gerade vor.
Zungenbläschen wiederum sind keine eigene Erkrankung, sondern zeigen eine Krankheit an. Sie gehen zum Beispiel einer Erkältung voraus, sie können auf Störungen des Magen-Darm-Systems hindeuten oder zeigen eine allgemeine Schwäche des Immunsystems, einen grippalen Infekt oder Pilzerkrankungen wie die Kandidose.
Bläschen entstehen aber auch als Nebenwirkung von Antibiotika oder als Symptom für Stress, Zigaretten- oder Drogensucht.
Folgende Auslöser stehen als Ursache im Verdacht:
1) Autoimmunreaktionen. Hier richtet sich das Abwehrsystem des Körpers nicht gegen Krankheitserreger, sondern gegen den Körper selbst, in diesem Fall gegen die Schleimhäute.
2) Allergien. Betroffene leiden auffällig häufig unter Allergien gegen Zitrusfrüchte, deren Säure wiederum die Mundschleimhaut angreifen kann.
3) Viren verursachen ähnliche Bläschen, dazu gehört das Herpesvirus beim Menschen und die Maul- und Klauenseuche bei Tieren.
4) Nervenschäden. Regulieren die Nerven den Blutfluss unzureichend, bietet das einen Nährboden für Infektionen.
5) Mangel an Folsäure, Vitamin B12 und Eisen begünstigt vermutlich die Bildung der Bläschen.
6) Falsche Zahnpasta: Natriumlaurylsulfat, Netriumdodecylpolyoxoethylensulfat und Triclosan gelten als mögliche Auslöser von Aphthen.
7) Morbus Behcet geht mit Aphthen im Mund und an den Genitalien einher. Die Darmkrankheit Morbus Crohn führt ebenfalls zu diversen der schmerzenden Bläschen.
Vorbeugung von Ạphthen
Mundbläschen lassen sich effektiv vorbeugen, da meist mangelnde Hygiene die Ursache ist. Zungenreiniger helfen, den Zungenbelag einzudämmen, in dem sich die Bakterien ausbreiten, Mundwasser und Zahnpasta enthalten oft spezielle antibakterielle Substanzen, die eine Infektion verhindern.
Bei vielen Betroffenen, die zur Bläschenbildung neigen, hat sich Propolis bewährt. Bei diesem handelt es sich um eine braun-gelbe, harzartige Masse, die von Honigbienen erzeugt wird. Sie besteht aus dem Harz verschiedener Bäume, das die Bienen mit anderen Bestandteilen wie Wachs, Pollen und körpereigenen Sekreten vermischen und anschießend als Baumaterial im Bienenstock verwenden.
Der auch als “Kittharz” oder “Bienenharz” bekannte Stoff wirkt unter anderem antibiotisch, antiseptisch und antioxidativ, hinzu kommen z.B. fungizide und antikarzinogene Eigenschaften. Es unterstützt die Heilung, hemmt Entzündungen und regt die körpereigene Abwehr an.
Aufgrund seiner wertvollen Inhaltsstoffe, kommt bei zahlreichen Beschwerden zum Einsatz. Hierzu zählen beispielsweise Wunden, Zahnfleisch- und Hautentzündungen, Akne sowie Mundgeruch Bewährt hat sich Propolis auch als Hausmittel gegen Verbrennungen und bei einem Gerstenkorn.
Bei Zungenbläschen kann das Bienenharz auf verschiedene Weise seine heilenden Wirkungen entfalten. Wird es mit den Händen aufgewärmt, bis es weich ist und dann direkt auf die betroffene Hautstelle aufgelegt, wirkt es sowohl vorbeugend als auch im akuten Fall schmerzlindernd und heilungsfördend.
Sehr gut geeignet bei Aphthen ist Propolis in Form einer Lösung zum Gurgeln. Hierfür geben Sie ca. 20 Tropfen Propolis-Tinktur in ein Glas Wasser und spülen damit gründlich den Mund. Alternativ können Sie die Bläschen vorsichtig mit der unverdünnten Tinktur betupfen.
Achtung: Von Pollenallergie und Heuschnupfen Betroffene, die auf Propois allergisch reagieren könnten, sollten das Naturheilmittel nicht verwenden. Denn hier kann es schnell zu starken Reizungen und allergischen Reaktionen kommen.
Wichtige Tipps für die Selbstbehandlung von Zungenbläschen
Haben sich die Bläschen bereits gebildet, sollten Sie, wenn Sie diese selbst behandeln wollen, folgendes beachten:
Die meisten Aphthen verschwinden von selbst nach einigen Tagen. Wenn nicht, steckt in der Regel eine schwerer wiegende Basiserkrankung dahinter. Sie sollten deshalb einen Arzt aufsuchen.
1) Stechen Sie die Bläschen bitte nicht auf, so sehr es ihnen auch in den Fingern juckt. Sonst riskieren Sie weitere Entzündungen und vergrößern das Problem, statt es zu lösen. Besser sind Wattestäbchen mit einem antibakteriellem Mittel. Betupfen Sie die betroffenen Stellen mehrmals am Tag damit und spülen Sie den Mundraum danach mit klarem Wasser aus.
2) Nutzen Sie zur Mundreinigung keine chemischen Substanzen, die Säure enthalten. Zum Spülen ist Salbeitee zu empfehlen, ebenso können Sie Salbeiblätter kauen, mit Salbei kochen oder Salbeibonbons lutschen. Öl mit Nelken, Salbei oder Johanniskraut wirkt ebenfalls gegen die Bläschen.
3) Der Mund lässt sich ausgezeichnet mit Salzwasser desinfizieren. Spülen Sie ihn mit Wasser, in dem Sie Salz aufgelöst haben. Die Bakterien, die die Entzündung verursachen, vertragen es nicht.
4) Verzichten Sie auf alle Produkte, die im Übermaß Zucker enthalten: Keine Cola, Fanta oder Sprite, keine Schokolade, Kindermilchschnitte oder Ketchup. Zucker ist die Erde, auf der Pilze und Bakterien blühen.
5) Bei wiederkehrenden Bläschen kann Zistrose (Cistus incanus) helfen. Die wertvollen Wirkstoffe der Pflanze sind vor allem im Kraut zu finden. Bereiten Sie einen Tee aus dem Kraut und kochendem Wasser zu, den Sie über den Tag verteilt trinken oder zum Spülen des Mundes verwenden. Alternativ kann die Zistrose zur innerlichen Behandlung auch in Form von Kapseln oder Tabletten zum Einsatz kommen.
6) Generell ist es bei (wiederkehrenden) Zungenbläschen wichtig, auf eine gesunde Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft zu achten. Vermeiden Sie so gut es geht Stress oder wenden Sie bei anhaltender Belastung regelmäßig Entspannungsmethoden an, um die innere Anspannung abzubauen.
Ingwer bei Bläschen auf der Zunge
Viele Betroffene haben gute Erfahrungen mit Ingwer gemacht. Die gesunde Knolle wirkt entzündungshemmend und schmerzstillend und kann daher sehr gut als Erste-Hilfe-Mittel bei einem unangenehmen Bläschen auf der Zunge eingesetzt werden.
Legen Sie einfach eine kleine Scheibe des geschälten und rohen Ingwers direkt auf das Bläschen und belassen Sie es dort für eine Weile. Achtung: Die Anwendung kann sehr stark brennen. Ist dies der Fall, entfernen Sie die Scheibe besser, bevor Sie sich unnötig “quälen”.
Gute Dienste leistet auch ein Aufguss mit Ingwer. Für diesen schneiden Sie ein daumengroßes, ungeschältes Stück Bio-Ingwer in Scheiben und geben diese in eine Tee-Kanne. Handelt es sich nicht um Bioware, sollte das Wurzelstück auf jeden Fall geschält werden.
Übergießen Sie die Ingwerscheiben mit ca. einem Liter kochendem Wasser und lassen Sie den Tee 15 Minuten ziehen.
Den abgekühlten Tee können Sie nun entweder mithilfe eines Wattestäbchens zum Betupfen der Zungenbläschen oder zum Gugeln verwenden.
Das macht der Arzt
Ärzte und Ärztinnen kennen eine Vielzahl von Mitteln, um die Bläschen zu behandeln (wie z.B. Kamistad, Conaskin-Tinktur oder Pyralvex). Um die Schmerzen zu stillen, dienen Lidocain, Polidocanol oder Benzydamin.
Adstringierende Wirkstoffe trocknen Schleimhäute aus, stillen das Blut und hemmen Entzündungen. Sie helfen bei Hauterkrankungen, die nässen und jucken. Solche Stoffe sind die Tannine, welche sich in Rotwein oder Grüntee befinden oder Extrakte der Roten Johannisbeere.
Gegen Bläschen im Mund dienen auch Myrrhentinktur oder Extrakt aus Rhabarberwurzeln. Sie ziehen das Gewebe zusammen und sorgen so dafür, dass das abgestorbene Gewebe um die Bläschen abgestoßen wird.
Eine ähnliche Wirkung erzielen Wasserstoffperoxid oder Zinksulfat, wobei Wasserstoffperoxid heute jedoch nicht mehr verwendet wird. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jochen Jackowski et al.: S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapieoptionen von Aphthen und aphthoiden Läsionen der Mund- und Rachenschleimhaut, Interdisziplinärer Arbeitskreis Oralpathologie und Oralmedizin (AKOPOM), Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), (Abruf 26.08.2019), AWMF
- J. Abbasi et al.: Applications of Propolis in Dentistry: A Review, Ethiopian Journal of Health Sciences, (Abruf 26.08.2019), PubMed
- P. Eickholz: Der Hautarzt, Physiologie der Mundhöhle, (2012) 63: 678, (Abruf 26.08.2019), Springer
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.