Einen Naturgarten gestalten und anlegen
Ein Naturgarten modelliert die natürliche Umwelt vor Ort heraus und bekämpft sie nicht, um eine reine Kunstwelt zu errichten. Deshalb sind erstens Pflanzen tabu, die nur durch leicht löslichen Mineraldünger, Bodenaustausch oder ständiges Gießen erhalten bleiben können, und zweitens passen wir die Art des Gartens den Gegebenheiten an. In einer offenen Landschaft bietet sich ein Wiesengarten an, am Waldrand ein Waldgarten, in feuchten Gebieten ein Wassergarten. Ein Wassergarten ist auch eine gute Wahl, wenn wir es mit einer unfruchtbaren Erde zu tun haben. Große Grundstücke ermöglichen, mehrere solcher Minibiotope zu entwerfen: Eine Teichlandschaft, ein kleiner Wald und eine Blumenweide.
Inhaltsverzeichnis
Der Waldgarten
In einem Waldgarten liegt der Fokus auf Büschen und Sträuchern. Wie immer im Naturgarten sollten dabei einheimische Pflanzen den Großteil ausmachen. Oft siedeln sich diese von selbst an, prüfen Sie dazu den Zustand ihres Grundstücks. Wenn Sie einen Garten übernehmen, oder einen zwar traditionellen, aber bereits verwilderten Garten umgestalten, finden sich dort immer Sprösslinge der Pflanzen, die hier ihren Lebensraum haben.
Sie können auf die bereits vorhandenen Pflanzen zurück greifen und der Natur nachhelfen, indem sie die Büsche und Sträucher kaufen. Einheimische Sträucher lassen sich günstig erwerben und haben dabei meist schon eine gewisse Größe.
Größe, Dominanz und Anspruch
Drei oder vier große Bäume oder Sträucher sorgen für den passenden Windschutz. Wenn Sie neu pflanzen, dann achten Sie erstens auf die Größe, die die Neuen erreichen können, zweitens darauf, ob sie optisch dominieren und drittens auf ihre speziellen Ansprüche.
Geeignet sind generell Bäume, die Früchte tragen, zum Beispiel Süßkirsche, Eberesche oder Weißdorn. Kleinere Bäume und Sträucher passen gut in Hecken, in Gartenecken oder als Abgrenzung in den hinteren Bereich.
Das Spektrum der heimischen Arten ist immens: Hasel, Schlehe und Weide sind sozusagen must be. Hasel und Schlehe erfreuen uns in den ersten Wochen des Frühlings mit Kätzchen, Schlehe und Weißdorn tauchen den Garten in weiße Blütenpracht.
Geschlossene Lebensräume
Ein „echter“ Wildgarten ist ein geschlossener Lebensraum, denn in der Natur bedecken Pflanzen jeden Zentimeter. Wenn Sie eine Waldlichtung „imitieren“, passen dazu Fingerhut, Eisenhut, Königskerze, Wolfsmilch, Waldmeister oder Zwiebelpflanzen.
Königskerze, Eisenhut und Fingerhut wachsen gerade und vertikal und schaffen so eine Struktur zusammen mit den Büschen und Bodendeckern.
Kletterpflanzen sorgen für eine geheimnisvolle Atmosphäre: Das Waldgeißblatt kommt wild in den Wäldern vor und eignet sich auch gut für Hecken. Auch die Waldrebe gehört zu einem Waldgarten, sie braucht allerdings einen Kalkboden und sollte nur an dicken Bäumen ranken.
Zaunrüben haben herzförmige Blätter, die sich von grün zu rot färben. Knöterich und Wein umranken schnell auch große Bäume.
Stehen in ihrem Garten noch keine großen Bäume, dann konzentrieren Sie sich auf den Unterwuchs und üben sich in Geduld. Wenn Sie mit dem Pflanzen der großen Bäume einige Jahre warten, dann können Sie die natürlichen Phasen einhalten, in denen sich ein Wald entwickelt.
Der Boden
Für eine Lichtung können Sie bestehende Büsche bis zum Boden zurückschneiden. Jetzt können Sie Bodendecker ansiedeln. Als Mulch sollten Sie eine Mischung aus Laubstreu und zerhackter Baumrinde verwenden. Das entspricht ungefähr dem Humus eines „echten Waldes“, und sie sorgen so dafür, dass Asseln, Käfer und Insekten eine Heimat finden.
Wenn in ihrem Garten faulendes Holz liegt, entsorgen Sie dies nicht vollständig. Es sorgt für Feuchtigkeit und bietet eine ausgezeichnete Grundlage für Flechten, Pilze und Moose. Farne lieben es, sich hier niederzulassen und diese können Sie anpflanzen.
Ein Waldboden ist von Laub- wie Lebermoosen bedeckt, je schattiger und feuchter, umso mehr der Moose wachsen. Darüber liegt die Krautschicht, dann folgen Sträucher und Büsche und zuletzt die Bäume.
Nehmen Sie diese Struktur zum Vorbild, und ihr Garten wirkt harmonisch. Sie sollten den Boden mit Blüh- und Blattpflanzen bedecken.
Was auf dem Boden wächst, hängt auch mit den großen Bäumen zusammen. Eine Eiche ragt zum Beispiel gerade in die Höhe und schafft einen Schirm. Ihre tiefen Wurzeln machen den kleinen Sträuchern und der Krautschicht, die nah an der Oberfläche wurzeln, keine Konkurrenz.
Im Lauf des Jahres blühen in der Krautschicht als erstes Waldbingelkraut und Scharbockskraut, dann kommen Buschwindröschen, Günsel und Bärlauch (bei feuchtem Boden). Tipp: Falls Sie ein Sumpfbeet oder einen Gartenteich haben, siedeln Sie Bärlauch in der Nähe der Uferzone an. Im April folgen Veilchen, Primeln und Hasenglöckchen.
Kleingehölze
Ein großer Waldgarten ist schon fast ein kleiner Wald. In einem Kleingarten müssen wir viel stärker auf den Gartencharakter achten, also auf den menschlichen Eingriff. Große Waldbäume sollten wir nicht anpflanzen: Wenn sie ausgewachsen sind, bleibt vom Garten nicht mehr viel übrig.
Die oberste Waldschicht sollten vielmehr kleine Bäume einnehmen oder größere Sträucher. Für kleine Waldgärten bieten sich zum Beispiel Hainbuche und Schneeball an, aber auch Eberesche, Schlehe, Feldahorn, Birke, Faulbaum oder Linde.
Weißdorn, Holunder, Elsbeere, Liguster, Stechpalme oder Johannisapfel vervollständigen die Anlage.
Unter diesen kleinen Bäume entfalten sich wesentlich mehr Pflanzen der Krautschicht, da sie schlanker sind und kein so geschlossenes Blätterdach haben wie zum Beispiel Kastanien. Je mehr Baumarten sie pflanzen, umso unterschiedlicher ist das Verhältnis von Licht und Schatten, und um so vielfältiger entwickelt sich die Flora am Boden. Sie können neu gepflanzte Baumsämlinge ineinander wachsen lassen wie sie dies auch in der Natur tun.
Bei den Sträuchern sollten sie die unterschiedlichen Ansprüche berücksichtigen; sie können Arten, die sich hier natürlich befinden, gestatten, sich auszubreiten. Hasel mag zum Beispiel Lehmböden, Schneeball bevorzugt Feuchtigkeit und Schatten, ebenso der Kreuzdorn und der Faulbaum, Buchsbaum, Traubenkirsche, Mannsblut, Liguster, Eibe und Wacholder.
Werden die als Sträucher eingesetzten Bäume zu groß, können sie massiv zurück schneiden. Die Bäume nehmen dadurch keinen Schaden und viele ökologisch wertvolle Biotope sind erst durch solche Eingriffe entstanden – zum Beispiel Obstgärten oder Kopfweiden. Kletterpflanzen sorgen schnell für den Waldcharakter, weil sie die „kahlen“ Bäume begrünen.
Mit Immergrünen sieht ihr Garten das ganze Jahr über wie ein grüner Wald aus, auch wenn die Laubbäume ihre Blätter abwerfen. Die Vielfalt an einheimischen Pflanzen ist groß: Eibe, Efeu und Stechpalme gibt es in unzähligen Varianten.
Den Waldrand anlegen
An den Rand ihres Gehölzes passen Weidenröschen, Fingerhut und Königskerze, Silberblatt, Farne oder Lichtnelken. Je nach Geschmack können Sie mit Schieferplatten, auffällig geformten Wurzeln oder einer rustikalen Gartenbank für Atmosphäre sorgen.
Ein Tipp: Eine Pflanze mit zarter Struktur sollte vor einer dicht belaubten stehen, Bodendecker wie Efeu sehen gut vor Pflanzen aus, die in die Höhe wachsen.
„Waldrand“ ist auch die beste Lösung für „Problemzonen“. Das kann eine öder Mauer oder eine hässliche Gartenhausfassade sein, die Efeu überwuchert, oder aber der Baum des Nachbarn, der über den Zaun ragt und ihren Garten überschattet.
Im Schatten lassen sich bestens Farne einsetzen, diese wachsen auch an Mauern, wenn eine dünne Schicht Humus vorhanden ist. Dazu gehören Streifenfarn, Blasenfarn, Tüpfelfarn und Hirschzunge.
Hecken
Um eine Hecke anzulegen, sollten Sie vor allem dicht pflanzen. Durch regelmäßiges Stutzen erhalten Sie ein komprimiertes Dickicht zum Beispiel mit Hundsrose, Kreuzdorn, Liguster, Schneeball oder Stechpalme.
Tipps für eine schöne Blumenwiese
Jede monotone Rasenfläche lässt sich in eine Blumenweise verwandeln. Dabei können Sie auch abwechselnd Rasen und Wiese stehen lassen, indem sie einen Teil regelmäßig mähen und einen anderen nicht.
Blumenwiesen bieten sich für nährstoffarme Böden an. Statt hier tonnenweise Dünger zu verstreuen, können Sie auch den vorhandenen Boden nutzen.
Haben Sie es nicht allzu eilig, dann können Sie der Natur erst einmal ihren Lauf lassen. Mähen Sie eine Ecke einfach nicht und gucken Sie, welche Wildblumen wachsen. Allzu dominante Pflanzen wie Löwenzahn können Sie entfernen und sollten auch achten, dass sich Brombeeren nicht breit machen.
Typische Arten, die von selbst kommen, sind Gänseblümchen, Ehrenpreis, Ferkelkraut oder Hornklee. Sie können von diesen Wiesenblumen aber auch Samenmischungen kaufen und so die natürliche Blumenwiese fördern.
Hat sich die Blumenwiese etabliert, dann mähen Sie an diesen Stellen nur noch einmal im Monat oder sogar nur zwei mal pro Jahr. Die Schnitthöhe sollte bei acht Zentimeter liegen, und im Juni mähen Sie gar nicht.
Zum Säen entfernen Sie mit einer Harke die mit Gras bewachsene Oberfläche. Sie säen im Herbst.
In Naturgärtnereien können Sie angezogene Pflanzen oder Samenmischungen bekommen. Für eine Wiese eignen sich neben den genannten: Wiesenmargerite, Flockenblume, Wiesenschaumkraut, Sandglöckchen, Schlüsselblume, Wegerich, Rotklee, Sauerampfer, Braunelle, Kuckucksblume und Moschusmalve.
Wassergärten anlegen und gestalten
Wassergärten können Sie in verschiedenen Formen anlegen, als Teich, als Sumpf- oder Moorbeet, an einem Bach, der durch ihr Grundstück fließt.
Einen großen Gartenteich mit Plane oder Ton anzulegen kostet Mühe. Doch einfache Alternativen gibt es zuhauf, und ihre Kreativität ist gefragt: Von alten Viehtränken über Mörtelwannen bis zu Eimern und Fässern können Sie unzählige Behälter nutzen, in denen sich das Wasser staut.
Legen Sie den Teich am besten nicht unter Laubbäumen an. Erstens ist ein sonniger Teich besser als ein schattiger, zweitens entwickeln sich aus dem Laub Gase, wenn es im Wasser fault, die wiederum schädlich für viele Lebewesen sind.
Bei einem kleinen Teich sollten Sie die Teichpflanzen in Gefäße setzen, zum Beispiel in Holzkästen oder Weidekörbchen. Deren Innenraum füllen sie mit Erde und Kuhmist.
Wasserpflanzen, die tief unten wachsen, eignen sich vor allem für größere Wasserflächen. Zu ihnen gehören Seerosen, Laichkraut und Igelkolben.
Das Sumpfbeet
Ein Sumpf entsteht, wenn an einer Stelle das Wasser immer wieder überfließt. Sümpfe sind feucht, aber ohne offene Wasserfläche. Hier wachsen sehr dekorative Pflanzen wie die Sumpfdotterblume, die Schwertlilien oder der Gilbweiderich.
Das Moorbeet
Hat ihr Naturgarten sauren Boden, ist ein Moorbeet möglich. Typische Pflanzen, die sie auch in Gärnereien erhalten, sind Sumpfwurz, Beinbrech, Königsfarn oder Fettkraut, das sich leicht aus Samen ziehen lässt.
Sauren Boden vertragen Moorbirke, Sauerddorn, Eibe, Grauweide, Waldkiefer, Espe, Salweide, Liguster oder Holunder.
Auch Heide liebt sauren Boden. Sie können rund um das Moorbett Heide pflanzen. Die jungen Kräuter pflanzen sie am besten eng zusammen, dann entwickeln sie sich am besten. Direkt am feuchten Moorbeet fühlt sich die Glockenheide wohl.
Buchtipp zu Pflanzen, Tieren, Mineralien, Mikroorganismen und Pilzen
"Die Natur – Die visuelle Enzyklopädie der Pflanzen, Tiere, Mineralien, Mikroorganismen und Pilze" aus dem Dorling Kindersley Verlag (www.dorlingkindersley.de) ist ideal, wenn Sie wirklich alles wissen wollen über die Zusammenhänge zwischen Boden, Licht und Wärme, Wasser, Gesteinen und Lebewesen. Es gehört nicht in die Tasche, sondern in das Bücherregal ihrer Gartenlaube, denn es hat mehrere Kilogramm Gewicht. Die visuelle Enzyklopädie zeigt nicht nur Beispiele aus allen Gruppen der Gesteine und der Lebewesen in ausgezeichneten Fotografien, es geht auch von der Entstehung der Erde über die Voraussetzungen des Lebens hin zu den unscheinbaren Mikroben über Pilze und Pflanzen hin zu den Lebewesen, die wir gemeinhin als Tiere wahrnehmen – und das bei über 5000 Arten, die im Portrait vorgestellt sind.
Die Texte sind ebenso wissenschaftlich wie eingänglich geschrieben. Übersichten zeigen die Untergruppen und die Seitenzahlen, besonders interessante Seiten sind auf speziellen Seiten vorgestellt.
Es geht los mit der belebten Erde, der Evolution des Lebens hin zu den einzelnen Lebensformen, Mineralien, Gesteinen und Fossilien, über Mikroorganismen, Pflanzen und Pilzen bis zu Tieren. Trotz der schieren Masse an Formen werden die einzelnen Arten im Porträt vorgestellt, so dass ihre charakteristischen Eigenschaften deutlich werden. Es ist viel zu viel, um alles von der ersten bis zur letzten Seite zu lesen. Dafür handelt es sich um ein einzigartiges Nachschlagewerk.
Wenn Sie eine Frage zu einer Pflanze in ihrem Garten haben, wie sie diese einordnen können, was ihre Verwandten sind oder aus welchem Lebensraum sie kommt, schlagen Sie einfach in dieser Enzyklopädie nach.
Bevor die einzelnen Gesteinen und Lebewesen behandelt werden, erklärt ein Eingangskapitel im Detail, warum auf der Erde Leben entstehen konnte – von den Erdschichten mit ihrem extrem heißen Metallkern, einem flüssigen äußeren Kern, einem heißen Erdmantel und der brüchigen Kruste.
Dann folgen Sonne und Mond, die Sonnenenergie, ohne die kein Leben möglich wäre, da sie Licht und Wärme gibt und so Klimazonen entstehen lässt. Da die Sonnenenergie sich ungleichmäßig verteilt, schwanken die Licht- wie Wärmemenge und somit die Lebensbedingungen.
Darauf geht es um die empfindliche Atmosphäre der Erde mit ihrer dünnen Ozonschicht, die das ultraviolette Licht absorbiert, Gase in der Atmosphäre und den Wasserhaushalt.
Die verschiedenen Gesteinsformen erörtert „Die Natur“ von Grund auf, von magmatischen Gesteinen, die ursprünglich geschmolzen waren über metamorphe Gesteine und Sedimentgesteine. Hier geht es bereits um die anorganischen Grundlagen des Lebens.
Die aktive Erde, sprich Plattentektonik, Berge und Vulkane, Verwitterung und Erosion , Bodenbildung und Erdrutsche, Klimaveränderungen , klimatische Zyklen, Warm- und Eiszeiten sind die nächsten Themen.
In den äußerst umfangreichen Kapiteln über die Pflanzen der Welt sind besonders die Fotos hervorzuheben, die bei Blühpflanzen die typischen Blüten von zum Beispiel Lupine, Rot-Klee oder Besenginster zeigen, bei Bäumen und Büschen wie Kreuzdorn oder der Echten Feige die Blätter. Für Naturgärtner ist hier die Übersichtlichkeit der Enzyklopädie entscheidend. Alles in allem ein Standardwerk von gewaltigem Volumen, das einen festen Platz im Bücherregal verdient.
Die Natur / Die visuelle Enzyklopädie der Pflanzen, Tiere, Mineralien, Mikroorganismen und Pilze. Dorling Kindersley ISBN 978-3-8310-1986-1
(Dr. Utz Anhalt)
Literatur und Internetquellen:
Violet Stevenson: Der Naturgarten. München 1995.
http://www.gartendialog.de/gartengestaltung/gartenanlage/naturgarten-anlegen.html
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/naturschutz-im-garten/03581.html
http://www.naturgarten.org/
http://region-hannover.bund.net/themen_und_projekte/naturgarten/
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.