Die Flüssigkeiten im Körper unterliegen aufgrund von Stoffwechselprozessen ständigen Schwankungen zwischen Säuren und Basen. Um einen möglichst konstanten pH-Wert im Blut zu halten, besitzt unser Organismus ein Puffersystem, um diesen Schwankungen entgegenzuwirken. Gerät dieser Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht kann es zu einer Übersäuerung (Azidose) oder zu einer Alkalisierung (Alkalose) kommen. Solche Ungleichgewichte können je nach Schwere und Ursache zu zahlreichen Beschwerden führen.
Inhaltsverzeichnis
Säuren und Basen halten sich gegenseitig im Schach
Der Säure-Basen-Haushalt wird bestimmt durch chemische Verbindungen, die sauer reagieren und Wasserstoff (H) enthalten, sowie chemische Verbindungen die basisch reagieren und eine Hydroxylgruppe (HO) enthalten. Basen sind chemische Verbindungen, die basisch reagieren und eine Hydroxylgruppe (OH) enthalten. Beide müssen als Wechselspieler im Organismus vorhanden sein, das heißt, dass Säuren und Basen immer im Gleichgewicht sein sollten. Treffen ein Säuremolekül und ein Basenmolekül zusammen, entsteht ein neutrales Salzmolekül, das vom Körper ausgeschieden werden kann. Chlor ist zum Beispiel ein äußerst saures, aggressives Molekül. In Verbindung mit Natrium (= basisch) entsteht daraus jedoch eine ungefährliche Salzverbindung, nämlich Natriumchlorid.
Saure und basische Mineralien
Die Puffersysteme im Körper müssen funktionieren, um die Schwankungen zwischen basischem und sauren Stoffwechselmilieu ausgleichen zu können. So gibt es saure Mineralien, wie Schwefel, Phosphor, Chlor, Fluor und Jod. Basische Mineralien sind Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen. Die basischen Mineralien gehören zu den Entsäuerungsmineralien. Sie sind Bestandteile der natürlichen Kost und müssen in jeder Zelle für wichtige Neutralisierungsvorgänge vorhanden sein. So verändern zum Beispiel Magnesium- und Kalziumverluste die Muskelkontraktionen. Eisenmangel verschlechtert den Sauerstofftransport und behindert die Energieversorgung im Körper.
Stoffwechsel
Unser Leben bedeutet Stoffwechsel, das heißt der Körper befindet sich in einem ständigen Auf – und Abbau. Energie ist für alle Körpervorgänge nötig. Die dafür notwendigen Baustoffe werden durch die Nahrung zugeführt. Bei der Verarbeitung dieser Stoffe fallen verschiedene Substanzen an, so auch Säuren oder Basen. Der Körper ist normalerweise in der Lage, diese Abbauprodukte abzutransportieren und zu entsorgen. Dazu nutzt der Organismus die unterschiedlichsten Puffermechanismen, um den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Die kleinen Säureteilchen entstehen in den Körperzellen, wandern dann durch das Bindegewebe in das Blut und werden anschließend zur Niere oder Lunge transportiert. Dort werden sie entweder ausgeschieden oder über die Lungen ausgeatmet.
Störung des Säure-Basen-Haushaltes
Wenn der pH-Wert des Blutes kleiner als 7,35 ist, spricht man von einer manifesten Azidose, ist er höher als 7,45 so bedeutet dies eine manifeste Alkalose. Beide Zustände sind mit schweren Beschwerden verbunden und können mitunter sogar lebensbedrohlich sein. Sind die Pufferkapazitäten des Blutes stark vermindert, jedoch noch keine klinische Symptomatik oder nur leichte Beschwerden vorhanden, wird dies als kompensierte klinische Azidose bezeichnet. Der Säureüberschuss kann noch abgefangen werden, jedoch leidet der gesamte Organismus unter diesem Zustand und die Fähigkeit des Körpers sinkt, Säureteilchen abzupuffern.
Übersäuerung (Azidose)
Der Körper strebt einen ständigen leicht basischen pH-Wert zwischen 7,35 und 7,45 an. Kritisch wird es, wenn über einen längeren Zeitraum zu viel Säuren anfallen. Der Organismus ist dann nicht mehr in der Lage diese schnell genug abzubauen. Die Puffersysteme sind überbeansprucht. Jetzt springen Muskulatur und Knochen als Helfer ein, um die Pufferkapazität im Blut zu erhalten. In diesem Stadium, das man Azidose oder Übersäuerung nennt, treten noch keine klinischen Symptome auf, der ph-Wert des Blutes ist im physiologischen Bereich. Ein konstanter ph-Wert in den Zellen, den Organen und im Blut ist lebensnotwendig. Wenn hier Verschiebungen auftreten, leiden ganze Stoffwechselabläufe, wie z.B. die Struktur des Bindegewebes darunter.
Erste Anzeichen einer Übersäuerung
Bereits bevor es zu einer pathologischen Azidose kommt, können sich erste Zeichen einer Übersäuerung zeigen. Dies geschieht, wenn der ph-Wert des Blutes noch innerhalb des physiologischen Normbereiches liegt, die Kapazität des Blutes, Säuren zu puffern, jedoch schon erschöpft sind. Wenn beispielsweise Bicarbonat, ein wichtiger Stoff zur Säurepufferung, nicht mehr ausreicht, greift der Körper auf die Pufferreserven von Knochen und Muskeln zurück. Dem Knochen wird dann Kalzium entzogen, was Osteoporose begünstigt. In den Muskeln kommt es zu sogenannten Myogelosen (Muskelverhärtungen). Dieser Zustand kann mit zahlreichen Beschwerden einhergehen, wie zum Beispiel
- allgemeines Unwohlsein,
- Kopfschmerzen,
- Gelenk- und Muskelschmerzen,
- Verspannungen,
- Übelkeit,
- Verdauungsstörungen,
- Müdigkeit.
Ursachen für eine Übersäuerung
Die Ursachen für eine Übersäuerung können durch eine Grunderkrankung bedingt sein. So unterscheidet man zwischen einer respiratorischen Azidose und einer metabolischen Azidose. Die respiratorische Form ist auf einen erhöhten Kohlendioxidgehalt im Blut zurückzuführen. Dies deutet auf eine Erkrankung der Lunge wie beispielsweise COPD, Asthma oder eine Lungenentzündung hin. Der übermäßige CO2-Gehalt kann aber auch durch Herzschwäche, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch entstehen. Auch eine Schlafapnoe kann die Ansammlung von CO2 im Blut fördern. Bei der metabolischen Azidose werden dem Körper entweder zu viele saure Substanzen zugeführt oder der Körper verstoffwechselt zu viele Substanzen in Säure. Diese Form kann ein Hinweis auf Nierenprobleme wie beispielsweise Niereninsuffizienz sein. Auch eine Vergiftung mit Methanol oder Frostschutzmittel, lange anhaltende Durchfallerkrankungen sowie ein schlecht eingestellter Typ-1 Diabetes kann eine metabolische Übersäuerung auslösen.
Übersäuerung in der Naturheilkunden
Viele Beschwerden werden in der Naturheilkunde mit einer Übersäuerung in Verbindung gebracht. Ein ganzheitlicher Ansatz ist hier, der Übersäuerung entgegenzuwirken, bevor es zu schweren Symptomen kommt. Im Fokus stehen hier Säurequellen, die auf eine schlechte Ernährung oder einem ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind, dies kann beispielsweise geschehen durch
- starken Alkoholkonsum,
- geringe Flüssigkeitszufuhr,
- Stress,
- massive körperliche Belastungen,
- Vergiftungen,
- zuviel tierisches Eiweiß,
- Mangel an Frischkost, Obst uns Gemüse,
Alkalisierung (Alkalose)
Ebenso kann der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten, wenn sich ein Übermaß an Basen im Körper ansammelt. Die Alkalisierung ist entweder auf einen Überschuss an Bikarbonat im Blut (metabolische Alkalose) zurückzuführen oder auf einen zu geringen Kohlendioxidspiegel (respiratorische Alkalose). Dies äußert sich zum Beispiel durch Symptome wie
- schnelle und tiefe Atmung,
- erhöhte Reizbarkeit,
- Muskelzuckungen,
- Muskelkrämpfe.
Alkalose: Ursachen
Genau wie die Azidose wird die Alkalose in eine metabolische und eine respiratorische Form unterteilt. Eine metabolische Alkalisierung kann entstehen, wenn der Körper zu viel Base aufnimmt oder zu viel Säure verliert. Dies kann beispielsweise durch häufiges Erbrechen geschehen, in seltenen Fällen auch durch die Einnahme von Substanzen wie Backnatron. Ebenso kann starker Flüssigkeitsverlust die Fähigkeit der Nieren beeinträchtigen, den Säure-Basen-Haushalt aufrecht zu erhalten. Auch eine überaktive Nebenniere sowie die Einnahme bestimmter Medikamente, insbesondere Diuretika, könne zu einer metabolischen Alkalose führen. Eine respiratorische Alkalose kann die Folge von Hyperventilation sein. Wenn zu viel CO2 aus dem Blut über die Atmung abgeben wird, werden mehr saure Puffermoleküle benötigt, um den pH-Wert aufrechtzuerhalten. So ist eine respiratorische Alkalose nicht selten psychisch bedingt und kann Folge einer Angststörung sein. Auch das Einatmen von sauerstoffarmer Luft kann zu Alkalose führen.
Säure-Basen-Haushalt ausgleichen
Zunächst sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden, dass keine schwere Grunderkrankung für die Übersäuerung verantwortlich ist. Die Naturheilkunde fokussiert sich auf die Formen der Übersäuerung, die auf falsche Ernährung, Stress und ungesunde Lebensstile zurückzuführen sind. Hier werden beispielsweise Ernährungsberatungen, Entspannungsübungen zum Stressabbau, Bachblütentherapie oder Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt, um den Säure-Bassen-Haushalt wieder zu stabilisieren. Einige Betroffene setzen auch auf Schüßler Salze und die Homöopathie – aus wissenschaftlicher Sicht gelten diese Methoden als umstritten. (sw, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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