Segelohren bezeichnet in der Umgangssprache abstehende Ohren. Medizinisch liegt eine solche Otapostasis vor, wenn entweder eine oder beide Ohrmuscheln mehr als 30 Grad bzw. mehr als 20 mm vom Kopf abstehen. Es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Erbanlage, die als Schönheitsfehler gilt. Berühmt für ihre Segelohren sind der antike ägyptische Pharao Tiutenchamun, Prince Charles, Barack Obama, der Schauspieler Dominique Horwitz und Sophie Marceau. Auch die Schauspielerin Jutta Speidel hatte als Kind abstehende Ohren, ließ diese aber mit 18 Jahren korrigieren.
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Kosmetische Operationen
Abstehende Ohren anzupassen, ist eine der 15 häufigsten kosmetischen Operationen. Die Krankenkassen übernehmen bei Kindern in der Regel die Kosten, Erwachsene müssen die 1500-2500 Euro für den Eingriff meist selbst zahlen.
Eltern entscheiden sich meist mit ihren Kindern für diesen Eingriff, weil die Kinder von Mitschülern als „Prinz Segelohr“, „Dumbo“ oder „Elefantomas“ gehänselt werden, oder die Eltern dies befürchten.
Auch junge Erwachsene, die sich als Kinder gerne einer Operation unterzogen hätten, deren Eltern sie aber nicht unterstützen, sind eine Hauptgruppe. Wesentlich seltener lassen sich ältere Menschen ihre Ohren korrigieren.
Ein objektives Maß?
Ein mehr als 30 Grad Winkel gilt zwar als Richtlinie für Segelohren, doch da abstehende Ohren keine Krankheit sind, und die Betroffenen auch nicht körperlich beeinträchtigen, gibt es kein objektives Maß.
Entscheidend ist vielmehr das subjektive Empfinden der Patienten. Mit einem Winkel von 40 Grad sieht jemand offen sichtlich anders aus als die „Normalen“. Wird er oder sie außerdem gehänselt und leidet so psychisch unter seiner, laut HNO-Ärzten, geringfügigen Missbildung, dann empfiehlt sich eine Operation.
Bei geringfügig abstehenden Ohren prüfen seriöse Ärzte hingegen genau, was das Problem darstellt. Oft verbergen sich hinter einer solchen Schönheitsoperation nämlich tief sitzende psychische Beschwerden. Das können Eltern sein, die ein in jeder Hinsicht perfektes Kind wollen, und die bemitleidenswerten Minderjährigen nicht nur durch Nachhilfekurse, Klavierunterricht und Braintraining zwingen, sondern es auch optisch auf die Zumutungen des Spätkapitalismus ausrichten wollen.
Das können aber auch Menschen sein, die mit sich und der Welt generell unzufrieden sind, Schuldgefühle oder Selbsthass empfinden und verzweifelt versuchen, durch äußere Korrekturen dieses negative Selbstbild in den Griff zu kriegen. In solche Fällen ist nicht eine Ohrenoperation, sondern eine Psychotherapie angesagt.
Viele Ärzte weigern sich, die Ohren zu richten, wenn das Kind sich nicht daran stört, aber die Eltern Druck machen. Hänseln andere Kinder das „Segelohr“ aber schon im Kindergarten, dann sollte eine Operation schon vor der Einschulung erfolgen.
Krankenkassen prüfen, ob eine psychische Beeinträchtigung vorliegt und lassen diese im Ernstfall von einem psychologischen Gutachter prüfen.
Segelohr-Operation
Mehrere Eingriffe kommen in Frage, abhängig von der Ursache der Segelohren. Entweder ist nämlich der innere Ohrknorpel stark muschelförmig geformt, oder die Biegungsfalte im Knorpel hinter dem Ohr ist nicht gebogen.
Wenn der innere Ohrknorpel zu stark muschelförmig ist, lässt sich der Knorpel ausdünnen, um das Ohr zu richten. Bei einer zu geraden Biegungsfalte, können Einschnitte den Knorpel korrigieren. Diese muss der Arzt aber mit Fäden fixieren, weil das Ohr sich sonst in die alte Lage zurückbiegt.
Die Ärzte präparieren den Ohrknorpel über einen Einschnitt an der Rückseite des Ohrs. Danach lässt er sich einfach in die gewollte Position biegen. Jetzt fixieren die Mediziner das Ohr mit Fäden und falten so die Ohrmuscheln zum Kopf hin.
Ohren lassen sich heute aber auch anlegen, ohne in die Haut zu schneiden. Die Ärzte durchbohren dann die Haut mit Nadelstichen, um sie so biegsam zu machen. So sind Blutergüsse oder eitrige Abszesse hinter dem Ohr so gut wie ausgeschlossen.
Die Mediziner verankern einen Faden vorne auf der Ohrmuschelhöhle und am Schläfenbein hinter dem Ohr und verknoten ihn; beide Punkte werden so aneinander gezogen und damit nähert sich die Ohrmuschel dem Schläfenbein. Die Ärzte schaffen gezielt Wundflächen hinter dem Ohr. Wenn diese verwachsen, wächst auch das Ohr in die neue Position.
Die Operation erfolgt bei Kindern unter Voll- bei Erwachsenen unter Teilnarkose. Nach der OP tragen die Patienten sieben Tage einen Kopfverband, danach werden die Fäden gezogen, und die Betroffenen können auch die Haare wieder waschen.
Allerdings sollten sie für mindestens sechs Wochen vermeiden, dass Verletzungen entstehen, weil das Ohr abknickt. Dafür tragen die Operierten ein Stirnband, das die Ohren beim Schlafen schützt.
Das „normale“ Ohr
Das Außenohr ist ein Knorpel, über dem Haut wächst. Diese Haut lässt sich auf der Hinterseite ein wenig verschieben, auf der Vorderseite ist sie mit dem Knorpel verwachsen. Hinter- wie Vorderseite zeigen Vertiefungen und Wölbungen.
Als normal ästhetisch gilt eine Ohrmuschel mit einer Neigung von bis zu 20 Grad nach hinten, einer Ohrmuschel, die ungefähr halb so breit wie lang ist, einem Rand der Ohrmuschel, der vom Kopf nicht weiter als 2 cm entfernt liegt, Ohrläppchen, die zur Anthelixfalte parallel liegen, einem Ohrläppchen, das sich mit der Halshaut im spitzen Winkel anschließt.
Wann sollten Segelohren operiert werden?
Ohrmuscheln können ab dem sechsten Lebensjahr gerichtet werden. Dann ist der Knorpel ausreichend fest, und das Ohr verändert sich kaum noch. Nur wenn ein Kind unter seiner Ohrenform leidet und die Operation wünscht, sollte operiert werden. Ohne Leidensdruck ist diese Operation, die medizinisch nicht notwendig ist, weder rechtlich erlaubt noch ethisch legitim Chirurgen.
Operieren können HNO-Ärzte ebenso wie plastische Chirurgen und Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen.
Probleme durch Segelohren
Das Korrigieren von abstehenden Ohren ist ein einfache Operation, die meist ohne Komplikationen verläuft. Bei allen Operationen kann er allerdings zu Wundinfektionen, Blutungen, Blutergüssen und Schmerzen kommen. Manche Patienten vertragen außerdem das Nahtmaterial nicht.
In der Regel verheilen die Wunden in ein bis zwei Wochen vollständig, und Patienten, die sich einer solchen Ohrenoperation unterzogen, berichten meist von einer psychischen Erleichterung.
Mit dem kleinen Unterschied leben
Betroffene, die sich keiner Operation unterzogen, berichten hingegen davon, wie sie ihr Selbstbewusstsein stärkten. Eine schreibt in einem Internet-Forum: „Mich haben früher alle Feivel (eine Zeichentrick-Maus) genannt, die fanden das total witzig; mich hat das total verunsichert, bis zu dem Tag, als ich anfing, mit zu lachen und Scherze darüber zu machen. da hat es plötzlich aufgehört. Eine Op sollte immer die Notlösung bleiben (natürlich davon abhängig, wie sehr es dich seelisch belastet).
Ein Almas schreibt: „Ich habe auch leicht abstehende Ohren. Als ich jünger war wollte ich sie mir sogar anlegen lassen. die kosten hätte die Krankenkasse auch übernommen. Aber wenn du das willst, stell dich auf einen Marathon ein. Du musst für die Kostenübernahme nachweisen, dass es dich einschränkt und dich psychisch belastet.
Diesen Nachweis erhälst du bei einem Psychologen.Bei mir wären die Ohren nicht nur angelegt worden, sondern auch der obere Teil wäre etwas eingerollt worden. Zumindest hat mir das der Chirurg damals so erklärt und veranschaulicht. im Nachhinein bin ich echt froh, dass ich das nicht gemacht habe. ich habe mich an meine Ohren gewöhnt und finde: Solche Makel machen doch einen Menschen aus.“ (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.