Private Krankenversicherung: Deckelung der Provisionen geplant
15.04.2011
Die Provisionszahlungen bei den privaten Krankenversicherungen haben so drastische Ausmaße angenommen, dass sich nun offenbar sogar die als eher PKV-freundlich geltende FDP für eine Deckelung der Provisionen ausspricht. Abgeordnete von CDU und FDP haben das Finanz- und Justizministerium in Berlin damit beauftragt, zu prüfen welche Möglichkeiten für einen gesetzlichen Deckel bei den üblichen Vermittlungsprovisionen nach Vertragsabschluss bestehen.
Aufgrund der beachtlichen Provisionen, die Versicherungsvermittler bei einem Wechsel der Kunden in die PKV erhalten, haben die Vermittler ein erhebliches Interesse daran, Versicherte zu einem Wechsel zu bewegen. Dabei ist es – angespornt durch die winkenden Provisionen – in der Vergangenheit immer wieder zu zumindest fragwürdigem Verhalten bei der Beratung der Kunden gekommen. Außerdem mussten die Provisionen aus den Einnahmen der PKV erwirtschaftet werden, was sich in entsprechenden Beitragsanpassungen widerspiegelt. Diesem wollen die Abgeordneten von Union und FDP nun offenbar einen Riegel vorschieben, indem sie von Finanz- und Justizministerium eine Deckelung der Provisionen prüfen lassen, berichtet „Financial Times Deutschland“.
Üppige Provisionen in der PKV begünstigen Fehlverhalten
Den Plänen der Regierungskoalition zufolge sollen nicht nur die Provisionen auf einen vertretbaren Höchstbetrag begrenzt, sondern die Vermittler auch dazu verpflichtet werden, künftig länger als bisher ihre erhaltenen Provisionen zurückzahlen, wenn ein Kunde seinen Vertrag wieder kündigt. So ist laut Angaben der „Financial Times Deutschland“ eine Haftungsfrist von fünf statt wie bisher zwei Jahren im Gespräch. So würde der Gesetzgeber gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits würden die Provisionsexzesse in der Branche der privaten Krankenversicherer unterbunden, bei denen für einen Vertragsabschluss mitunter 14 bis 18 Monatsbeiträge als Belohnung gezahlt werden, was bei einem Monatsbeitrag von 200 Euro bis 300 Euro in der PKV einer Provision für den Vertrieb in Höhe von 2.800 bis 5.600 Euro entspricht. Anderseits würden auch die Anreize behoben, die bisher dafür verantwortlich sind, dass Vermittler dazu tendieren, Kunden nach einen Vertragsabschluss möglichst frühzeitig wieder zur Kündigung und einem entsprechenden Neuabschluss zu bewegen, um gleich mehrfach Provisionen zu kassieren, berichtet die „Financial Times Deutschland“.
Provisionen belasten die Wettbewerbsfähigkeit und die Versicherten
Obwohl die Regierungskoalition dem Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung in die PKV eigentlich relativ offen gegenüber steht und dies auch durch den seit Anfang des Jahres vereinfachten Wechsel zwischen PKV und GKV zum Ausdruck gebracht hat, scheinen die damit verbundenen Exzesse bei den Provisionszahlungen auch den Abgeordneten von CDU, CSU und FDP ein Dorn im Auge zu sein. Der finanzpolitische Sprecher von CDU/CSU, Klaus-Peter Flosbach, betonte gegenüber der „Financial Times Deutschland“ , dass er „die Entwicklung sehr kritisch“ sehe. Kein Wunder, denn letztendlich gehen die horrenden Provisionen zu Lasten der Privatversicherten und der Wettbewerbsfähigkeit der PKV. Die immensen Belohnungen für das Werben neuer Kunden sind am Enden von den Krankenversicherten selbst zu tragen, was sich auch in entsprechenden Beitragsanpassungen widerspiegelt. Damit entstehen nicht nur unnötige Kosten im Gesundheitssystem sondern es werden Anreize zum Fehlverhalten für die Versicherungsvermittler geboten.
GKV befürwortet Deckelung der PKV-Prosvisionen
Auch die Gesetzlichen Krankenversicherungen zeigten sich über den Vorstoß der christlich-liberalen Bundesregierung erfreut und sprachen sich für eine Deckelung der Provisionen aus. Denn für die gesetzlichen Krankenversicherungen stellen die hohen Versicherungsprämien beim Vertrieb einen erheblichen Wettbewerbsnachteil dar. Hat ein Versicherungsvermittler die Auswahl zwischen zwei gleichwertigen Produkten, wird er seinem Kunden immer jenes empfehlen, für das er selber die höchste Provision erhält. „Durch die hohen Provisionen machen die Vermittler ein dickes Geschäft, wenn sie Leute dazu bringen, der Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung den Rücken zu kehren und in die private Krankenversicherung zu wechseln“, kritisierte der GKV-Spitzenverband die bisherige Praxis bei den Provisionen. (fp)
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Bild: Gerd Altmann/Gerold Meiners / pixelio.de
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