Zwei Krankenkassen stehen kurz vor der Insolvenz: City BKK und Vereinigte IKK
16.04.2011
Gerade einmal zwei Jahre nach der Einführung des Gesundheitsfonds sind zwei gesetzliche Krankenkassen in eine schwere finanzielle Schieflage geraten. Wie das Handelsblatt berichtet, entscheidet das erste Abrechnungsquartal 2011, ob die Betriebskrankenkasse City BKK geschlossen wird, oder weiter machen darf. Die Vereinigte IKK hat bereits Finanzhilfen in Millionenhöhe beantragt, ob die Versorgung der Versicherten gewährleisten zu können.
Insolvenz-Entscheidung bei der City BKK im Mai
Zwei gesetzliche Krankenkassen in Deutschland stecken anscheinend in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Für zu mindestens eine Krankenkasse, die City BKK mit Hauptsitz in Stuttgart, könnte im Mai bereits eine Schließung anstehen. Bereits im letzten Jahr hatte die Kasse mit als erste GKV einen Zusatzbeitrag von acht Euro pro Monat und Mitglied eingeführt. Weil die finanziellen Zuweisungen des Gesundheitsfonds nicht ausreichten, musste die Kasse zu Beginn des Jahres 2011 den Zusatzbeitrag noch einmal um fünf Euro auf insgesamt 15 Euro anheben. Durch die Einführung des neuen Zusatzbeitrages „rechnen wir mit rund 20.000 Kassenmitgliedern weniger“, sagte ein Sprecher der City BKK. Spekulationen, ob die Kasse geschlossen wird, wies der Kassensprecher allerdings zurück. Schließlich müsse das Quartalsergebnis abgewartet werden. Erst dann entscheidet das Bundesversicherungsamt, ob die Betriebskrankenkasse geschlossen wird. Ein abschließendes Ergebnis wird Anfang Mai erwartet.
Zum ersten März diesen Jahres übernahm Oliver Reke den Kassenvorstand. Er löste damit den Interimsvorstand Dr. Bernhard Amshoff ab, da aufgrund der miserablen Situation der alte Vorstand im November zurück trat. Käme es zu einer vorzeitigen Insolvenz, blieben dem neuen Vorstand kaum Möglichkeiten, strukturelle Reformen umzusetzen. Die Position wäre nur von kurzer Dauer.
Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK) sieht die Zukunft weniger optimistisch. Hier geht man von einer Schließung aus. Die Schulden und laufende Behandlungskosten müssten dann von den anderen Kassen im Verbund übernommen werden. Für die Versicherten selbst entsteht allerdings keine bedrohliche Situation, wie das Gesundheitsökonomen versichern, gesetzliche Krankenkassen sind dazu verpflichtet, unabhängig vom Gesundheitszustand oder familiären Stand die Mitglieder aufzunehmen, falls die City BKK schließe.
Geforderte Finanzhilfen für die Vereinigte IKK
Die zweitgrößte Innungskrankenkasse, die Vereinigte IKK, ist ebenfalls in eine finanzielle Schieflage geraten. Die Kasse hat bereits bei den Verbund der Innungskassen einen Finanzhilfeantrag gestellt. Wie die Vereinigte IKK mitteilte, reichen auch hier die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds nicht mehr aus, um die Versorgung der rund 1,6 Millionen Krankenversicherten perspektivisch zu gewährleisten. Wie aus internen Kassenkreisen berichtet wird, benötige die Kasse eine Finanzhilfe von etwa 50 Millionen Euro, um ein Insolvenz Risiko abzumildern ab. Bislang ist über diesen Antrag im IKK Verbund noch nicht entschieden worden. Im April letzten Jahres hatte die Kasse eine Fusion mit der IKK Classic angestrebt. Aufgrund der miserablen finanziellen Situation der Vereinigten IKK wurde der Zusammenschluss abgesagt.
Mitgliederschwund durch Zusatzbeiträge
Während die Vereinigte IKK auf Zusatzbeiträge verzichtete und dadurch sogar einen leichten Mitgliederzuwachs verzeichnen konnte (plus 26.000) laufen der City BKK die Versicherten regelrecht davon. Doch beide Krankenkassen leiden vor allem an der eigenen Mitgliederstruktur. Bei der City BKK leben viele Mitglieder in Hamburg und Berlin. In den Großstädten sind naturgemäß die Behandlungskosten der Ärzte und Kliniken höher, als im Bundesdurchschnitt. Hinzukommend sind in der City BKK vor allem ältere und chronisch kranke Menschen versichert. Das bedeutet hohe Ausgaben und vergleichsweise nur geringe Einnahmen. Der Zusatzbeitrag hat zudem einen kräftigen Schwund von Mitgliedern provoziert. (sb)
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Bild: Gerd Altmann
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