Ernährungsgewohnheiten verursachen massive Zunahme der Harnstein-Erkrankungen
23.05.2011
Harnsteine sind in den modernen Industrienationen ein weit verbreitetes Leiden mit dem Status einer Volkskrankheit. Rund jeder zehnte Deutsche kämpft im Verlauf seines Lebens mindestens einmal mit den schmerzhaften Harnsteinen, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises Harnsteine der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., Professor Thomas Knoll, gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“.
Dem Experten zufolge ist das vermehrte Auftreten der Harnsteine in den Industrienationen bedingt durch die ungesunden Ernährungs- und Verhaltensangewohnheiten der Bevölkerung. Eine fett- und eiweißreiche Ernährung, mangelnde Flüssigkeitsaufnahme und Bewegungsarmut bilden den Experten der Deutschen Gesellschaft für Urologie zufolge wesentliche Einflussfaktoren bei der Entstehung von Harnsteinen. Laut Professor Thomas Knoll wird heutzutage jeder dritte Patient in den urologischen Praxen Deutschlands wegen Harnsteinen behandelt.
Harnsteine oft monatelang unbemerkt
Obwohl Harnsteine massive Schmerzen auslösen können, bleiben die Ablagerungen in den ableitenden Harnwegen oft monate- manchmal sogar jahrelang symptomfrei und verursachen keinerlei gesundheitliche Beschwerden. Doch sobald sich die Harnsteine im Nierenbecken oder im Harnleiter verklemmen, leiden die Betroffenen meist unter erheblichen Schmerzen sogenannten Koliken, die in erster Linie dadurch entstehen, dass der Organismus versucht mit Hilfe krampfhafter Muskelkontraktion die Blockade zu beheben. Den Aussagen der Experten zufolge ist rund jeder zehnte Deutsche im Laufe seines Lebens mindestens einmal von schmerzhaften Harnsteinen betroffen. Dabei sind heute nicht nur ältere Menschen sondern in zunehmendem Maße auch Kinder gefährdet, „besonders wenn sie stark übergewichtig sind“, erklärte Professor Thomas Knoll gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“. „Harnsteine sind eine Volkskrankheit mit ansteigender Häufigkeit in Deutschland und anderen westlichen Industrieländern“, betonte der Experte. Die Ablagerungen können laut Aussage von Knoll in den gesamten ableitenden Harnwegen entstehen und „je nach Lage spricht man dann von Nierensteinen, Harnleitersteinen oder Blasensteinen“.
Gesunde Ernährung und Sport können Harnsteine vermeiden
Harnsteine werden aus Kristallen im Urin gebildet, die sich miteinander verbinden und im Laufe der Zeit immer größer werden, erklärte Professor Knoll. Dabei bestehen die kristallinen Ablagerungen laut Aussage der Experten in 70 bis 75 Prozent der Fälle aus Kalziumoxalat (Kalziumoxalatsteine), zehn Prozent aus Harnsäure (Harnsäuresteine) und den übrigen weitaus selteneren Fällen aus Phosphat (Phosphatsteine) oder Cystin (Cystinsteine). Das Auftreten der Harnstein-bildenden Kristalle werde in diesem Zusammenhang maßgeblich durch die Ernährung beeinflusst. „Viele Harnsteine sind rein ernährungsbedingt,“ betonte der Urologe Prof. Knoll. Zum Beispiel bilden sich Harnsäuresteine bei Übersättigung des Urins mit Harnsäure und werden den Experten zufolge begünstigt durch den übermäßigen Verzehr von fleisch- und salzreicher Kost. Im Gegenzug kann jedoch eine vegetarisch-basische Ernährung dazu beitragen, das Risiko von Harnsäuresteinen erheblich zu reduzieren. Laut Prof. Knoll ist es im Hinblick auf das Risiko von Harnsteinen generell „sinnvoll, weniger Fleisch zu essen und pflanzliche Lebensmittel zu bevorzugen“. Außerdem sollten Risikopatienten wie zum Beispiel Übergewichtige durch Sport und eine ausgewogenen Ernährung versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren und so dem Auftreten der Harnsteine vorzubeugen.
Flüssigkeitsaufnahme entscheidend für die Harnstein-Vorbeugung
Neben der Umstellung der Essensgewohnheiten und den erhöhten körperlichen Aktivitäten, wird die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme als einer der Schlüsselfaktoren bei der Vermeidung von Harnsteinen beurteilt. Zwar ist es ein bis heute weit verbreiteter Irrglaube, dass bereits auftretende Beschwerden durch eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme behoben werden können, doch das Trinken von ausreichend Wasser oder ungesüßten Getränken, kann der Entstehung von Harnsteinen erfolgreich vorbeugen, erklärten die Experten der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Alkoholische Getränke wirken hier jedoch eher nachteilig, da diese das Harnsäureproblem noch verstärken, berichten Prof. Knoll und Kollegen. Insgesamt können die Ursachen für das Auftreten der Harnsteine äußerst vielfältig sein, doch in erster Linie machen die Experten Übergewicht und Bewegungsmangel für die erhebliche Zunahme der in den Industrieländern zu verzeichnenden Fälle verantwortlich. Allerdings können laut Aussage der Experten auch Blasenentleerungsstörungen, Harnwegsinfekte, Stoffwechselstörungen und Erkrankungen des Dünndarms Harnsteine verursachen. Neben den heftigen Bauchschmerzen (Koliken) werden als weitere Symptome zum Beispiel Beschwerden beim Wasserlassen (Dysurie), Blut im Urin (Makrohämaturie) sowie Übelkeit und Erbrechen genannt.
Medizinische Behandlung von Harnsteinen
Zur Behandlung der Harnsteine stehen in der Medizin verschiedene Methoden zur Verfügung die von der medikamentösen Behandlung über den Einsatz von Schallwellen bis hin zu operativen Eingriffen reichen. Dabei sind Größe und Lage der Harnsteine für die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethode entscheidend, erklärte Prof. Knoll. Zum Beispiel können kleinere Harnsteine mit medikamentöser Unterstützung und ausreichender Flüssigkeitszufuhr spontan ausgeschieden werden, wobei Sport und körperliche Bewegung diesen natürlichen Prozess unterstützen, betonte der Urologe. Auch könnten die Harnsteine durch konzentrierte Schallwellen zerstört werden, so dass der Organismus diese auf natürlichem Wege ausscheiden kann, erläuterte Prof. Knoll. Im Rahmen der sogenannten minimal-invasiven Therapieverfahren könne bei ungünstiger Lage der Harnsteine auch eine Punktion durch die Haut erfolgen, was für den Patienten jedoch einen erheblich größeren Eingriff darstellt, als die Zerstörung der Harnsteine durch Schallwellen. Darüber hinaus werden auch Laser zur Vernichtung der Harnsteine eingesetzt (Laserlithotripsie), wobei die Kristalle ebenfalls aufgelöst und auf natürlichem Weg ausgeschieden werden sollen. (fp)
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Bild: Thommy Weiss / pixelio.de
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