Geringere Suizidrate durch Lithium im Trinkwasser
03.06.2011
Bereits die geringe Mengen Lithium im Trinkwasser können die Suizidrate in der Bevölkerung maßgeblich senken, berichten Wissenschaftler der Universität Wien in der Mai-Ausgabe des Fachmagazins „British Journal of Psychiatry“. Die Forscher hatten die Anzahl an Suizide in 99 österreichischen Bezirken mit dem dortigen Lithium-Gehalt des Trinkwassers verglichen. Das Ergebnis: Mit steigendem Lithium-Gehalt des Trinkwasser sank die Suizidrate in der Bevölkerung.
Lithium trägt als Spurenelement im Trinkwasser bereits in sehr geringen Mengen dazu bei, die Suizidrate in der Bevölkerung signifikant zu senken, berichtet das Forscherteam um Dr. Nestor Kapusta von der Universitätsklinik für Psychoanalyse und Psychotherapie der Universität Wien. Erstmals sei ein wissenschaftlich zuverlässiger Nachweis der positiven Wirkung des im Trinkwasser enthaltenen Spurenelements auf die die menschliche Psyche gelungen, betonte Studienleiter Dr. Kapusta.
Hoher Lithium-Gehalt im Trinkwasser senkt die Suizidrate
Im Rahmen der Studie zu den Auswirkungen des Lithiums auf die Suizid-Rate in der Bevölkerung haben die Wissenschaftler in 99 österreichischen Bezirken 6.460 Trinkwasserproben genommen und diese mit den Suizidraten vor Ort verglichen. Das Ergebnis war eindeutig: Je höher der Lithiumwert im Trinkwasser ausfiel, desto niedriger war die Suizidrate, schreiben die Forscher. Der Effekte bestätigte sich auch, wenn weitere sozioökonomische Faktoren, die einen Einfluss auf die Rate haben könnten (z.B. Einkommensverhältnisse), hinzugezogen wurden, erklärten Dr. Kapusta und Kollegen weiter. Dass Lithium eine positive Wirkung auf die Psyche hat, ist in der Fachwelt bereits seit langem bekannt und in der Psychotherapie werden lithiumhaltige Präparate zum Beispiel zur Behandlung von bipolaren Affektstörungen, Manien und Depressionen eingesetzt. Auch bei den extrem schmerzhaften sogenannten Cluster-Kopfschmerzen kommen gelegentlich lithiumhaltige Arzneimittel zum Einsatz. Doch die Dosierungen des Lithiums lag bei der bisherigen therapeutischen Verwendung in der Regel rund hundertmal höher, als das natürliche Vorkommen im Trinkwasser, erklärten die Wissenschaftler der Universität Wien. Offenbar können jedoch bereits so geringe Mengen Lithium positive Effekte auf die Gesundheit und Psyche entfalten.
Trinkwasser künftig mit Lithium anreichern?
„Das Faszinierende und Neue“ an den aktuellen Studienergebnissen ist laut Aussage von Dr. Kapusta, „dass Lithium bereits in natürlichen Mengen als Spurenelement messbare Effekte auf die Gesundheit haben könnte.“ Allerdings bleibe „vollkommen unklar, wie natürliches Lithium im Trinkwasser eine solch starke physiologische Wirkung entfaltet, obwohl es sozusagen 100-fach schwächer dosiert ist“ als bei der bisherigen therapeutischen Verwendung. Hier ergeben sich nach Ansicht der österreichischen Experten einige neue, spannende Fragen zu der Funktionsweise des Mechanismus. Allerdings warnen die Forscher ausdrücklich davor, auf Basis der neuen Erkenntnisse das Trinkwasser mit Lithium anzureichern, um Suizide zu reduzieren. „Es bedarf klinischer Studien und methodisch aufwendiger Kohortenstudien, um eine derartige Empfehlung auszusprechen“, betonte Dr. Kapusta. So bleibe beispielsweise die Frage nach möglichen Nebenwirkungen bisher ungeklärt. Den Experten zufolge weist eine aktuelle Studie darauf hin, dass der Lithium-Gehalt im Trinkwasser eine geringfügige Erhöhung der Schilddrüsenwerte bedingen kann. So ist nicht auszuschließen, dass höhere Lithiumwerte im Trinkwasser neben den positiven Effekten auch negative Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung haben können. „Unsere Ergebnisse werden deshalb bestimmt zu zahlreichen weiteren Untersuchungen anregen,“ so das Fazit von Dr. Kapusta und Kollegen.
Wirkt Lithium allgemein lebensverlängernd?
Ein deutsch-japanisches Forscherteam um Prof. Dr. Michael Ristow, Inhaber des Lehrstuhls für Humanernährung am Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena, hat erst im Februar mit dem Studienergebnis für Aufsehen gesorgt, dass die Aufnahme des Spurenelementes Lithium allgemein das Leben verlängert. In der Online-Ausgabe des Fachmagazins „European Journal of Nutrition“ berichteten die Forscher, zwei unabhängige Studien hätten festgestellt, dass bereits die Lithium-Aufnahme in geringer Konzentration sowohl beim Modellorganismus des Fadenwurms Caenorhabditis elegans als auch beim Menschen lebensverlängernd wirke. Die Forscher hatten die allgemeine Sterberate in 18 japanischen Gemeinden analysiert, wobei parallel der jeweilige Lithiumgehalt des Leitungswassers erfasst wurde. Dabei stellten Dr. Ristow und Kollegen fest, „dass die Sterberate in den Gemeinden deutlich geringer ausfällt, in denen mehr Lithium im Leitungswasser vorkommt“. Auch in dem zweiten Experiment, bei dem die Wirkung des im Trinkwasser enthaltenen Lithiums auf den Modellorganismus des Fadenwurms Caenorhabditis elegans untersucht wurde, haben sich Forschungsergebnisse bestätigt, erklärten die Ernährungswissenschaftler. (fp)
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Bild: Paul Golla / pixelio.de
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