PKV-Billigtarife vor dem Aus: Central Krankenversicherung stellt ihren Billigtarif ein
31.07.2011
Aus für Billigtarife in der privaten Krankenversicherung (PKV). Die Central Krankenversicherung nimmt ihren Billigtarif „Ecoline“ zum 01. August vom Markt. Zwar konnte die Krankenkasse mit den Billigangeboten im vergangenen Jahr rund 40.000 Neukunden gewinnen, doch insgesamt seien die Tarife unwirtschaftlich und entsprechen nicht dem Anspruch, den die Versicherten an eine private Krankenversicherung haben. Darüber hinaus hätten in dem Segment besonders viele Versicherte ihre Beiträge nicht gezahlt, so dass in dem Billigtarif erhebliche Beitragserhöhungen unvermeidbar waren, kommentierte die Ratingagentur Assekurata die aktuelle Entscheidung.
Mit der Central Krankenversicherung verabschiedet sich ein weiterer privater Versicherer von den umstrittenen Billigtarife. Nachdem die DKV bereits im Juni angekündigt hatte, ihren Billigtarif ab dem ersten Dezember 2011 nicht mehr anzubieten, ist die Central Krankenversicherung dem Beispiel gefolgt und stellt zum 01. August den Tarif „Ecoline“ ein. Die Strategie, mit Hilfe der Billigangebote Neukunden zu gewinnen, in der Hoffnung, dass diese anschließend früher oder später in einen teureren Tarif der Krankenkasse wechseln, sei gescheitert, erklärte Heinz Teuscher, Vorstandsvorsitzender der zu Generali Deutschland gehörenden Central Krankenversicherung gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Keine Billigtarife bei der Central Krankenversicherung
Ab dem ersten August werden die Billigtarife der Central Krankenversicherung nicht länger angeboten, so eine aktuelle Mitteilung der Krankenkasse. Eigentlich erhoffte sich die Versicherung von den Billigangebote einen erheblichen Wettbewerbsvorteil und verstärkte Akquise von Neukunden. Doch während tatsächlich zehntausende neue Mitglieder durch die Billigtarife gelockt werden konnten, entstand der Central Krankenversicherung hieraus offenbar kein Vorteil. Die Strategie, Neukunden mit Hilfe der besonders knapp kalkulierten Angebote zu locken, in der Hoffnung dass diese anschließend in einen teureren Tarif wechseln würden, ging nicht auf, so die Aussage des Vorstandsvorsitzenden der Central Krankenversicherung. Tatsächlich liege die Quote der Kunden, die aus den Billigtarifen in einen höherwertigen Tarif gewechselt sind, nahezu bei Null, erklärte Heinz Teuscher. Zudem hätten in dem „Ecoline“ besonders viele Kunden ihre Beiträge nicht bezahlt, was für die zahlenden Kunden in dem Billigtarif erheblich höhere Beitragserhöhungen zur Folge hatte, als in den teureren Tarifen. Dass die Central Krankenversicherung anders als die zur Ergo-Gruppe gehörende DKV ihren Billigtarif umgehend einstellt und nicht bis zum Jahresende wartet, ist nach Aussage des Vorstandvorsitzenden von Generali Deutschland, Dietmar Meister, lediglich konsequent. „Warum noch vier Monate warten, wenn die Entscheidung klar ist?“, kommentierte Meister den sofortigen Ausstieg aus den Billigangeboten.
Finanzielle Belastung durch Lock-Tarife
Branchenkenner werten die umgehende Einstellung des Billigtarife als eine Art Notbremse aufgrund der Kostenentwicklung bei dem „Ecoline“. Zwar geht ein erheblicher Anteil des Wachstums der Central Krankenversicherung in den vergangenen drei Jahren auf die Neuabschlüsse bei den Billigtarifen zurück, doch ihre Wettbewerbsposition konnte die Krankenkasse hierdurch nicht wirklich verbessern. Im Gegenteil: Die Billigtarif sind in wachsendem Maß zu einer Belastung geworden. Der Experte Abdul Kadir Cebi, von der Ratingagentur Assekurata erklärte diesbezüglich: „Billig wurde zum Problemfall, weil dort das Risiko hoch ist, dass Beiträge nicht gezahlt werden.“ Außerdem entspreche der Leistungsumfang oftmals nicht dem Anspruch den die Versicherten an die privaten Krankenversicherungen haben. Denn die günstigen Tarife seien nur durch den Ausschluss bestimmter Leistungen möglich gewesen. So werden zum Beispiel ambulante Psychotherapien, künstliche Befruchtungen, Reha-Maßnahmen, Kuren, Heilpraktiker-Behandlungen und ambulante Transporte in den Billigtarifen oftmals nicht mit abgedeckt. „Vielleicht hätten wir dieses Modell kritischer betrachten müssen“, so das Fazit des Vorstandsvorsitzenden von Generali Deutschland. Spekulationen nach denen die Probleme mit den Billigtarifen sogar zu einer Schieflage der Central führen könnten, wies die Central Krankenversicherung jedoch energisch zurück. „Die Central hat eine grundsolide Bilanz und befindet sich definitiv in keiner finanziellen Schieflage“, so die Stellungnahme der Krankenkasse.
Andere setzen weiterhin auf das Modell der Neukunden-Gewinnung
Anders als die DKV und die Central Krankenversicherung planen andere private Krankenkassen ihr Geschäft mit den Billigtarifen fortzuführen. Ein Sprecher der Krankenversicherung Hanse Merkur erklärte, „die Makler schwatzen den Kunden ja nichts auf. Sie wissen, was sie tun, wenn sie einen Tarif ohne Schutz vor einer Psychotherapie kaufen.“ Die Hanse Merkur setzt die Billigtarife besonders intensiv für die Gewinnung von Neukunden ein, hat jedoch nach eigenen Angaben überwiegend positive Erfahrungen gemacht und plant den Anteil der Billigtarife künftig sogar noch ausbauen. Die aufkommende Kritik an dem Geschäftsmodell der Billigangebote sei lediglich auf den Erfolg den einige Versicherungen damit haben zurückzuführen, so die Position der Hanse Merkur. „Wir wachsen seit neun Jahren stärker als der Markt, und das passt einigen nicht“, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Ganz so einfach kann die Begründung in Hinblick auf die Central Krankenversicherung und die DKV jedoch nicht ausfallen, da diese danke der Billigtarife ebenfalls stärker wachsen konnten, als der Rest der Branche. (fp)
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