Neuer Prostatakrebs Test soll perspektivisch Diagnostik verbessern
04.08.2011
Ein neues diagnostisches Verfahren soll dabei helfen zukünftig Prostatakrebs schneller und gesicherter zu erkennen. Die Methode soll zuverlässiger sein, als die bisherigen Diagnoseverfahren. Das berichten aktuell Wissenschaftler in dem wissenschaftlichen Fachmagazin „Science Translational Medicine“.
Über 11.000 Todesfälle jedes Jahr
Prostatakrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung und geht vom Drüsengewebe der Vorsteherdrüse aus. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland über 11.000 Männer an der Erkrankung. Etwa 10 Prozent aller Krebstodesfälle bei Männern sind durch Karzinomen der Prostata verursacht. Damit ist Prostatakrebs die 3. häufigste Todesursache nach Darm- und Lungenkrebs. Eine frühzeitige Diagnostik ist von hoher Wertigkeit, weil die Krebserkrankung im Frühstadium meist symptomlos verläuft.
PSA- Test liefert keine gesicherte Erkenntnis
Bislang wurden bösartige Tumore durch die Bemessung des Enzyms Antigen PSA (Prostataspezifischen Antigens) erkannt. Erhöhte Werte des Antigens gelten als spezifischer Indikator für einen möglichen Krebsbefall. Allerdings wird der PSA auch in einer nicht befallenen Prostata gebildet. Litten Patienten unter Entzündungen oder fuhren Sie vor der Diagnostik Fahrrad, sind die Werte unter Umständen auch über den Normalwert. Medizinern ist es daher oft nicht möglich einen eindeutigen Befund zu äußern und eine konkrete Unterscheidung vorzunehmen. Allein der PSA- Wert kann ohne weitere Untersuchungen nicht zur gesicherten Diagnose verwendet werden. Patienten müssen sich daher bei Verdacht auf Prostatakrebs einer Entnahme von Gewebeproben der Vorsteherdrüse (Biopsie) unterziehen.
Urin-Test erkennt genetische Anomalie
US-Wissenschaftler der Universität Michigan haben in ihrer Forschungsarbeit einen speziellen Urinalen Test entwickelt, der eine exaktere Erkennung in Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen soll. Das Forscherteam um Scott Tomlins bedienten sich dabei einer genetischen Anomalie. Der Urintest kann bestimmte Zellen erkennen, bei denen zwei spezifische Gene miteinander verschmolzen sind. Frühere Arbeiten zeigten, dass diese Anomalie verstärkt auftritt, wenn ein Mann an Krebs der Prostata leidet.
Während einer Studie beteiligten sich 1300 Männer, deren PSA- Werte erhöht waren. Die Patienten unterzogen sich zusätzlich zu dem derzeitigen Verfahren dem neuen Urin-Test. Anhand der Ergebnisse verglichen die Forscher die Ergebnisse. Im Anschluss unterzogen sich alle Männer eine Gewebeentnahme. Das Ergebnis der Studie stellte die Wissenschaftler zunächst zufrieden. Bei 69 Prozent der Patienten, bei denen das neue Testverfahren tatsächlich Warnhinweise lieferte, wurde die Diagnose Krebs gestellt. Zusätzlich konnte auch ermittelt werden, wie stark der Tumor bereits ausgeprägt war.
Hoffnungsschimmer am Horizont
Nach Ansicht von Prof. Dr. Joachim Steffens, Präsident der Deutschen Urologischen Gesellschaft, sind die Ergebnisse ein erster „Hoffnungsschimmer am Horizont“. Hoffnungen auf einen zeitnahen praxistauglichen Einsatz bestehen noch nicht. Dafür müsse das Verfahren in weiteren Testreihen auf seine Alltagstauglichkeit untersucht werden. Demnach sind weitere klinische Studien notwendig, bevor das Verfahren routinemäßig eingesetzt werden kann. Perspektivisch könnte der Urintest als sogenannter „diagnostischer Zwischenschritt“ vor einem medizinischen Eingriff eingesetzt werden, um die Diagnostik vorzeitig zu sichern. So könnten einige Patienten vor überflüssigen Operationen bewahrt werden, so die Hoffnung der Urologen.
Vorsorge kann Todesfolge verhindern
Die Vorsorge ist ab dem mittleren Alter anzuraten. Im ersten Stadium zeigt sich Prostatakrebs ohne Symptome. Erst in den fortgeschrittenen Stadien zeigen sich Beschwerden wie Beschwerden beim Wasserlassen, Knochenschmerzen und später auch Untergewicht durch Gewichtsverlust und Blutarmut. Wird der Krebs erst dann entdeckt, wenn ein Patient Beschwerden zeigt, hat der Krebs meist schon Metastasen gebildet. Die Heilungschancen sind dann um ein Vielfaches geringer. (sb)
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Bild: Rolf van Melis / pixelio.de
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