Auch junge Menschen erkranken immer öfter an Diabetes
24.10.2011
Die Anzahl der Diabetes-Erkrankungen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Dies hat neben dem demografischen Wandel viel mit dem Lebensstil der Bevölkerung zu tun, erläuterten die Experten auf dem 17. Diabetikertag, der dieses Jahr unter dem Motto „Bewegung aus medizinischer und praktischer Sicht“ stand.
Auf dem 17. Diabetikertag am Sonnabend in Perleberg konnten sich Interessierte rund um das Thema Diabetes informieren sowie alles zu neuen Behandlungsmethoden und Möglichkeiten der Diabetes-Prävention erfahren. Die Moderatorin der Veranstaltung, die Diabetologin Dr. Susann Lehrmann-Götze, freute sich über die rege Teilnahme, immerhin waren rund 250 Gäste in der Rolandhalle in Perleberg erschienen. Gleichzeitig mahnte die Expertin, die Folgen eines ungesunden Lebenswandels nicht zu unterschätzen. Gesunde Ernährung und viel Bewegung könnten helfen, etliche Diabetes-Erkrankungen zu vermeiden, so die die Aussage von Dr. Susann Lehrmann-Götze.
Altersdiabetes betrifft heute häufig auch junge Menschen
Die Diabetologin berichtete auf dem 17. Diabetikertag, dass heutzutage die sogenannte Altersdiabetes (Typ II Diabetes) vermehrt auch bei jüngeren Menschen auftrete. Ihre jahrelange Praxiserfahrung bestätige, dass die Typ-II-Diabetes-Patienten heute deutlich jünger sind, als noch vor wenigen Jahrzehnten, erklärte Dr. Susann Lehrmann-Götze. So erkranken immer mehr Menschen der „Altersgruppen 50 bis 66 Jahre, zunehmend aber auch die 40- bis 50-Jährigen“ an Altersdiabetes, so die Aussage der Expertin. In Einzelfällen seien auch schon Kinder und Jugendliche betroffen, wobei die Ursache laut Dr. Lehrmann-Götze auf der Hand liegt: Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung und massives Übergewicht. Die Diabetologin berichtet von 14-jährigen Diabetes-Patienten, die ein Gewicht von 130 Kilogramm auf die Waage bringen. Bei einem solchen Körpergewicht könne auch eine gesunde Bauchspeicheldrüse häufig schlichtweg nicht genug Insulin produzieren, um den Zuckerstoffwechsel in Takt zu halten. Insbesondere bei den jungen Diabetes-Patienten ist nach Einschätzung der Expertin jedoch noch nichts verloren. Sie könnten durch eine drastische Änderung ihres Lebensstils die Typ II Diabetes überwinden und so langfristig die gesundheitlichen Folgerisiken wie zum Beispiel Gefäßkrankheiten oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-System vermeiden, berichtete Dr. Lehrmann-Götze.
Gesunde Ernährung, Abnehmen und ausreichende Bewegung bei Diabetes
Gelingt es den jungen Diabetikern, „ihr Gewicht entscheidend zu reduzieren, kann ihr Körper ausreichend Insulin produzieren“, um einen regulären Zuckerstoffwechsel zu gewährleisten. Außerdem gehe mit dem Körpergewicht „meistens auch der Bluthochdruck wieder zurück“, betonte Dr. Lehrmann-Götze. Zudem lassen sich einige der häufigsten Begleiterscheinungen von Typ II Diabetes wie Nieren- und Nervenschäden, aber auch Beeinträchtigungen der Augen sowie Durchblutungsstörungen der Füße (Diabetischer Fuß, erfordert häufig eine Amputation) vermeiden. Sollte die Umstellung des Lebensstils mit strikten Diäten und ausreichend Bewegung nicht dazu führen, dass sich der Zuckerstoffwechsel normalisiert, stehen den Betroffenen auch zahlreiche Medikamente zu Verfügung, mit deren Hilfe sie die Krankheit einigermaßen in den Griff bekommen, erläutere die Diabetes-Patientin und Leiterin einer Selbsthilfegruppe, Bärbel Gaedecke, im Rahmen des 17. Diabetikertags. „Mit der richtigen Medikamentendosis kann man ein normales Leben führen“, so Gaedecke. Dies schließe auch den gelegentlichen Verzehr von Süßigkeiten mit ein, wobei es stets „auf die Menge ankommt“, erklärte die Expertin.
Neuartige Diabetes-Medikamente
Hilfreich für die Typ II Diabetiker seien auch die neuen, verbesserten Medikamente, erläuterten die Referenten auf dem 17. Diabetikertag. Beispielsweise gebe es einen neuen Wirkstoff, der speziell für Patienten entwickelt wurde, deren Bauchspeicheldrüse noch Insulin produziert und die erst seit drei oder vier Jahre an Diabetes erkrankt sind. Der neuartige Wirkstoff biete den Vorteil, dass die Betroffenen sich diesen nur einmal pro Woche injizieren müssen, erklärte Dr. Susann Lehrmann-Götze. Die Entscheidung für die Verwendung des Wirkstoff müsse jedoch bei jedem Patienten individuell geprüft werden, so Lehrmann-Götze weiter. Allerdings könne auf den Einsatz von Arzneimittel durch eine Umstellung des Lebenswandels oftmals gänzlich verzichtet werden, so die Aussage der Experten. Die Einhaltung von speziellen Diäten und insbesondere ausreichend körperliche Bewegung seien der Schlüssel, um den weiteren Anstieg der Typ-II-Diabetes-Erkrankungen zu bremsen. Dabei müssen die körperlichen Aktivitäten nicht einmal Ausdauersport sein, sondern es reiche unter Umständen schon ein regelmäßiger Spaziergang oder das Wählen der Treppe anstatt des Fahrstuhls aus, betonte Bärbel Gaedecke.
Selbsthilfegruppen für Diabetes-Patienten
Hilfestellung im Umgang mit Diabetes bieten die zahlreichen Selbsthilfegruppen, wo sich Diabetes-Patienten und ihre Angehörigen mit anderen auszutauschen, von ihren eigenen Erfahrungen berichten und von den Erfahrungen der übrigen Teilnehmer lernen können, erklärte Bärbel Gaedecke. Ihre Gruppe sei dabei grundsätzlich offen für neue Mitglieder, wobei Diabetiker und ihre Angehörigen aber auch jegliche anderen Interessierten jederzeit willkommen seien. Um die Qualität der Information in der Selbsthilfegruppe zu stärken, werde eng mit dem Kreiskrankenhaus sowie der Diabetologin Dr. Susann Lehrmann-Götze zusammengearbeitet und regelmäßig lädt Gaedecke „kompetente Gesprächspartner“. (fp)
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