Bluthochdruck Schwerpunkt der diesjährigen Herzwochen
11.11.2011
Die diesjährigen Herzwochen der Deutschen Herzstiftung treffen deutschlandweit auf breite Unterstützung. In zahlreichen Tagungen, Patientenseminaren, Workshops und Informationsveranstaltungen werden unter der Überschrift „Herz unter Druck“ die gesundheitlichen Risiken des Bluthochdrucks thematisiert.
Immer wieder weisen die Experten wie Dr. Wolfgang Karmann, Chefarzt an der Klinik Kitzinger Land oder der Herzspezialist und Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Herzstiftung, Professor Dr. Thomas Meinertz, derzeit auf den Ruf des Bluthochdrucks als sogenannter „silent Killer“ hin. Zwar sei Bluthochdruck (Hypertonie) eigentlich relativ leicht zu diagnostizieren und behandeln, doch da die Erkrankung im Anfangsstadium meist ohne gravierende körperliche Symptome verläuft, suchen bei weitem nicht alle Betroffenen einen Arzt auf. Viele Bluthochdruckpatienten wissen überhaupt nicht von ihrer Erkrankung und nehmen erst ärztliche Hilfe in Anspruch, wenn schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten, erläuterte Dr. Karmann gegenüber der „Main Post“.
Schleichende Gefahr des Bluthochdrucks
Dem Chefarzt der Klinik Kitzinger Land zufolge leiden rund zehn Millionen Deutsche unter Bluthochdruck, ohne dass ihnen ihre Hypertonie bewusst ist. Ein unbehandelter Bluthochdruck bringt auf Dauer jedoch erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich, so dass hier dringend Aufklärungsarbeit erforderlich scheint, betonte Dr. Karmann. Daher wird sich auch die Klinik Kitzinger Land im Rahmen der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung mit einer speziellen Veranstaltung dem Thema Bluthochdruck widmen. Gemeinsam mit der Volkshochschule bietet die Klinik am Samstag dem 12. November ab 9 Uhr das Patientenseminar „Herz unter Druck“ an. Im Rahmen des Seminars werde das Thema „Blutdruck: Die unterschätzte Gefahr“ intensiv erörtert, erläuterte Dr. Karmann. Hier stehen auch die anfänglich meist relativ unspezifischen Symptome des Bluthochdrucks wie leichte Kopfschmerzen, plötzliche Hitzeschübe, Herzpochen und ähnliche Beschwerden im Mittelpunkt. Der Bluthochdruck führe bei einigen Patienten Anfangs sogar eher zu einer Steigerung der Vitalität, während die Gesundheit durch die Hypertonie schleichend immer mehr geschädigt wird, so die Aussage des Chefarztes der Klinik Kitzinger Land. Durch einen unbehandelten Bluthochdruck werden die Blutgefäße brüchig, verengen oder verschließen sich und es drohen schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Schlaganfällen, Herzinfarkten, Nierenversagen und Erblindung, warnte der Mediziner vor den möglichen Gesundheitsrisiken der Hypertonie.
Regelmäßige Kontrollen des Blutdrucks erforderlich
Den Experten zufolge wird Bluthochdruck meist erst diagnostiziert, wenn die Organe der Patienten bereits geschädigt sind, obwohl Hypertonie eigentlich relativ einfach festzustellen wäre. So würden regelmäßige Arztbesuche, bei denen auch der Blutdruck kontrolliert wird, das Risiko eines unentdeckten Bluthochdrucks praktisch ausschließen. Doch welcher Patient geht schon zum Arzt, wenn er sich eigentlich gesund fühlt? Dabei ließen sich durch die frühzeitige Diagnose des Bluthochdrucks schwerwiegende Folgeerkrankungen weitestgehend vermeiden. Insbesondere für Personen ab einem Alter von 60 Jahren sind daher nach Ansicht der Experten regelmäßige Kontrollen zu empfehlen, denn jeder zweite der Senioren leide heute unter Bluthochdruck. Auch eigene Blutdruckmessungen zu Hause könnten hier die Gesundheitsrisiken deutlich reduzieren, erläuterte Dr. Karmann.
Folgen des Bluthochdrucks durch Umstellung des Lebensstils vermeiden
Die wachsende Verbreitung des Bluthochdrucks spiegelt sich dem Mediziner zufolge auch in der Anzahl der Bluthochdruckpatienten in der Klinik Kitzinger Land wieder. Hier leiden fast 7.000 Personen unter Bluthochdruck, was einem Anteil von rund 70 Prozent an den gesamten Patienten des Klinikums entspricht, erläuterte Dr. Karmann. An der Klinik Kitzinger Land wurde auf die zunehmende Verbreitung des Bluthochdrucks bereits reagiert und ein Spezialisten-Team gebildet, das auf Basis einer Zusatzqualifikation durch die Deutsche Hochdruckliga, die Behandlung der Bluthochdruckpatienten spürbar verbessern soll. Sowohl der Chefarzt Dr. Karmann als auch Birgit Pavel haben die Zusatzausbildung absolviert. Seither werden die Bluthochdruckpatienten gesondert „beraten und motiviert“, um ihren zu hohen Blutdruck nachhaltig zu senken. Abnehmtipps und Umstellungen des Lebensstils hin zu gesunder Ernährung und ausreichend körperlichen Aktivitäten sind ebenso Bestandteil der Beratungen wie zum Beispiel die korrekte Handhabung der Blutdruckmessgeräte. Denn Bluthochdruck müsse nicht mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen enden, wenn neben einer entsprechende Medikation auch eine Umstellung der Lebensweise erfolgt und die Patienten sich ihres persönlichen Risikos bewusst sind.
Patientenseminar leistet intensive Aufklärungsarbeit
Die Bluthochdruckpatienten sollten sich im Ernstfall nicht davor scheuen, Tabletten gegen ihren Bluthochdruck einzunehmen – auch wenn mitunter die genannten Nebenwirkungen auf der Packungsbeilage durchaus angsteinflößend erscheinen mögen. Denn die drohenden Folgen eines unbehandelten Bluthochdrucks sind auf Dauer mit Sicherheit schlimmer als mögliche Nebenwirkungen der Arzneimittel, erläuterten die Experten. Noch entscheidender als die Einnahme von Medikamenten sei jedoch eine Umstellung des Lebensstils. Bluthochdruckpatienten sollten in jedem Fall auf Tabak und Alkohol verzichten, Stress vermeiden, auf eine salzarme Ernährung umsteigen und auf ausreichend körperliche Bewegung achten, betonte Dr. Karmann. Allerdings werden diese wichtigen Hinweise bis heute von vielen Bluthochdruckpatienten ignoriert. Für die Klinik Kitzinger Land einer der Gründe am kommenden Samstag mit dem Patientenseminar intensive Aufklärungsarbeit zu leisten. Dabei gehe es jedoch nicht darum, den Patienten mit den lebensgefährlichen Folgen eines unbehandelten Bluthochdrucks Angst einzujagen, sondern sachlich über die Risiken, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Auch moderne Untersuchungsmethoden wie zum Beispiel die Bestimmung des biologischen Gefäßalters sind hier Bestandteil des Patientenseminars. Im Rahmen der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung werden bis Ende November noch zahlreiche weitere Veranstaltungen zum Thema Bluthochdruck angeboten, auf denen Interessierte alles zu den Risiken der Hypertonie erfahren können. (fp)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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