Genvarianten beeinflussen laut einer Forschungsarbeit das Hypertonie-Risiko
13.09.2011
Neue Risikogene für Bluthochdruck (Hypertonie) entdeckt. Ein internationales Forscherkonsortium hat die medizinischen Daten von mehr als 200.000 Europäern verglichen und ist dabei auf 29 bisher unbekannte genetische Risikofaktoren für Bluthochdruck gestoßen. Ihre Erkenntnisse könnten dazu beitragen, die Therapie von Hypertonie in Zukunft deutlich zu verbessern, so die Hoffnung der Wissenschaftler. Allerdings bleiben weiterhin nicht erbliche Risikofaktoren die Hauptursache von Hypertonie.
Wie die Wissenschaftler aus rund 200 Forschungseinrichtungen herausfanden, beeinflussen die entdeckten Genvarianten maßgeblich das Risiko von Hypertonie und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. An der Auswertung der medizinischen Daten von 200.000 Europäern waren unter anderem Forscher der MedUni Graz, des Massachusetts General Hospital und der Johns Hopkins Medical Institutions in Baltimore beteiligt. Das internationale Forscherkonsortium (International Consortium for Blood Pressure Genome-Wide Association Studies) umfasst insgesamt 346 Wissenschaftler, die sich der Untersuchung möglicher genetischer Risikofaktoren für Bluthochdruck widmen. Die Ergebnisse der Forscher wurden in zwei Studien in den aktuellen Ausgaben der Fachzeitschriften „Nature“ und „Nature Genetics“ veröffentlicht.
Bedeutung der Risikogene nicht überschätzen
Die Entdeckung der neuen Bluthochdruck-Risikofaktoren im Rahmen der Genom-Wide Association Studies (GWAS) bietet laut Aussage der Wissenschaftler ein weiteres Puzzleteil bei der Erklärung von Hypertonie. Allerdings sollte deren Bedeutung für die Entstehung von Bluthochdruck nicht überschätzt werden, mahnte auch die British Heart Foundation, einer der Sponsoren der aktuellen Studie. Denn die bereits bekannten nicht erblichen Risikofaktoren, wie Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel haben bei der Entstehung von Hypertonie einen wesentlich größeren Einfluss, als die neu entdeckten Genvarianten. Allerdings leisten auch die Risikogene einen nicht unerheblichen Beitrag. Einige der Genvarianten waren bereits als Risikofaktoren für andere Erkrankungen wie zum Beispiel die sogenannte Hämochromatose (Stoffwechselerkrankung mit überhöhter Eisenaufnahme) bekannt. Gleich zwei Genvarianten des sogenannten HFE-Gens, die als Ursache der Hämochromatose gelten, beeinflussen laut Aussage der Forscher auch die Entstehung von Hypertonie.
Umweltfaktoren als wesentliche Hypertonie-Risikofaktoren
Die entdeckten Genvarianten haben sich im internationalen Vergleich der europäischen Daten als Risikofaktoren für Bluthochdruck bestätigt, berichten die Forscher. Auch bei Menschen aus Afrika und Asien seien viele der Genvarianten zu finden, wobei mit der Anzahl der Risikogene auch das Risiko einer Hypertonie steigt, so die Aussage der Wissenschaftler. Allerdings bleiben die nicht genetische Einflüsse bei der Entstehung von Bluthochdruck von deutlicher größerer Bedeutung als die entdeckten Risikogene. Diese Umweltfaktoren wie falsche, zu salzhaltige Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht sind nach Einschätzung der Deutschen Hochdruckliga im wesentlichen dafür verantwortlich, dass Hypertonie heute zu den häufigsten Todesursache in den modernen Industrieländern zählt. Hier könnte eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, ausreichend körperliche Bewegung und eine Reduzierung des Gewichtes zu einer deutlichen Verringerung der Anzahl der Bluthochdruckpatienten beitragen. Laut Aussage der Deutschen Hochdruckliga lassen sich „schwerwiegende Folgeerkrankungen“ der Hypertonie nur durch ein generelles „Bewusstsein um die Blutdruckproblematik und die konsequente Therapie eines Hypertonus“ vermeiden.
20 Millionen Deutsche leiden an Bluthochdruck
Weltweit leiden mehr als 500 Millionen Menschen an Bluthochdruck, in Deutschland sind den Angaben der Deutschen Hochdruckliga zufolge rund 20 Millionen Menschen betroffen, wobei viele der Betroffenen sich ihrer Erkrankung gar nicht bewusst sind. Als mögliche Anzeichen einer Hypertonie können den Experten der Deutschen Hochdruckliga zufolge zum Beispiel Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Nasenbluten, Schwindel, Sehstörungen und Übelkeit sein. Zu den möglichen Folgeerkrankungen zählen langfristig Schäden an den Blutgefäßen, Herzinfarkte, Schlaganfälle, vaskuläre Erkrankungen (zum Beispiel Demenz) und Niereninsuffizienz (Nierenversagen). Wer Anzeichen von Bluthochdruck bei sich bemerkt, sollte dringend einen Arzt aufsuchen und am besten zusätzlich selber Initiative ergreifen, um gegen den Bluthochdruck vorzugehen. (fp)
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Bild: hamma / pixelio.de
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