Nur langsame Gewichtsreduzierung verspricht dauerhafte Erfolge
05.01.2012
Abnehmen beziehungsweise die Figur wieder ein wenig auf Vordermann bringen, ist ein weit verbreiteter guter Vorsatz zum neuen Jahr. Zahlreiche Menschen haben sich auch mit Beginn dieses Jahres geschworen, ihr Gewicht zu reduzieren und sich fortan gesünder zu ernähren.
Dies wissen auch die Anbieter der verschiedenen Diäten und so scheint kaum verwunderlich, dass derzeit die Werbemaschinerie bei Weight Watchers und Co. auf Hochtouren läuft. Doch der oftmals angepriesene schnelle Gewichtsverlust bei geringem Aufwand ist nach Ansicht der Ernährungswissenschaftlerin Anja Bath vom Verband der Oecotrophologen Utopie. Um langfristig Erfolge zu erzielen sollten sich die Betroffenen Zeit nehmen für die Abspeck-Kuren, denn nicht der kurzfristige Effekt zähle, sondern die Änderung der Gewohnheiten, erläuterte die Expertin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“.
Jojo-Effekt bei Blitzdiäten
Die derzeit massiv beworbenen verschiedenen Diäten können zwar kurzfristig durchaus einen beeindruckenden Effekt erzielen, bringen jedoch stets das Risiko des Jojo-Effekts mit sich, da die Betroffenen nach dem Abschluss der Diät wieder in ihre alten Essgewohnheiten verfallen, erklärte die Ernährungswissenschaftlerin. Wer langfristig sein Gewicht reduzieren möchte, sollte daher nicht auf die Werbeversprechen der Blitzdiäten hereinfallen, sondern vielmehr versuchen langfristig sein Essverhalten umzustellen – im Zweifelsfall mit Unterstützung einer Ernährungsberatung, erklärte Anja Bath. „Beim Abnehmen sollte nicht der schnelle Effekt zählen, eine Veränderung der Gewohnheiten ist wichtig“, betonte die Expertin. Ansonsten drohe der Jojo-Effekt bei dem die Betroffenen nach Abschluss der Diät wieder mehr zunehmen, als sie ursprünglich abgenommen haben. Außerdem ist ein massiver Gewichtsverlust in kurzer Zeit für den Organismus immer mit Stress verbunden, der seinerseits negative gesundheitliche Folgen haben kann, so dass die Blitzdiäten auch unter diesem Aspekt nicht empfehlenswert scheinen.
Essgewohnheiten ändern um nachhaltig Gewicht zu verlieren
Die Ernährungswissenschaftlerin empfiehlt statt der fragwürdigen Diäten mehrere Schritte mit denen die Essgewohnheiten langfristig verändert werden können. An erster Stelle sollte dabei laut Aussage der Expertin eine Bestandsaufnahme des tatsächlichen Essverhaltens stehen. So ist zum Beispiel die Anlage eines Ernährungstagebuchs zu empfehlen, „um die aktuelle Situation zu erfassen“, erläuterte Anja Bath. Idealerweise sollten sich die Abnehmwilligen anschließend mit einem Ernährungsberater zusammensetzen, der die Aufzeichnungen analysiert, so Bath weiter. Der Expertin zufolge genügt manchmal schon eine einzige Sitzung bei der Ernährungsberatung, um eine nachhaltige Veränderung der Essgewohnheiten zu bewirken. Auf Basis des festgestellten Essverhaltens sind realistische Abnehmziele abzuleiten, die für die Betroffenen auch erreichbar sind, denn so lasse sich die Motivation eher erhalten, erklärte Anja Bath. Verfolgen die Betroffenen ein bestimmtes Diät-Programm, sollte sichergestellt werden, dass dies auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und auch im Alltag anwendbar ist, betonte die Expertin. Hier seien Fragen nach dem zeitlichen Anspruch der Diäten, dem Aufwand bei der Zubereitung der verschiedenen Rezepte und den Beschaffungsmöglichkeiten der benötigten Zutaten von besonderer Bedeutung bei der Auswahl eines praktikablen Diät-Programms.
Warnung vor Abspeck-Kuren im Internet
Die Ernährungswissenschaftlerin warnte jedoch vor den Abnehmprogrammen, die mit tollen Versprechungen in der Werbung oder dem Internet locken. Diese Hilfsangebote seien nicht immer seriös. Dies bestätigte auch die Ernährungsexpertin der Stiftung Warentest, Nicole Merbach. „Wenn Versprechungen gemacht werden wie Zehn Kilo in nur einer Woche verlieren, ist das Humbug“, erklärte Merbach gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Zudem können derartige Blitzdiäten eine erhebliche Belastung für den Körper darstellen, erklärte die Ernährungsberaterin Sonja Mannhardt aus Freiburg. So ist Mannhardt zufolge „Diät induziertes, gestörtes Essverhalten eine zunehmende Gefahr.“ Laut Aussage der Expertin setzten derartige Magerkuren den Körper unter Stress und bringen das System von Hunger und Sättigung durcheinander. Auch Anja Bath unterstrich, dass Diäten keine Dauerlösung seien und die Gewichtsproblemen langfristig nicht mit Hilfe eines Diätprogramms behoben werden können.
Bewusste Ernährung und viel Bewegung
Die Ernährungswissenschaftlerin vom Verband der Oecotrophologen räumte jedoch ein, dass es Diäten gibt, „die man als Einstieg nehmen kann.“ In solchen Fällen könne die Diät demnach dabei helfen, die grundlegende Ernährungsumstellung einzuleiten, welche für eine langfristige Gewichtsreduzierung von entscheidender Bedeutung sei. Nicole Merbach ergänzte, dass die Betroffenen lernen müssen, während des Abnehmens die Signale ihres Körper zu verstehen und daher „die Auseinandersetzung mit sich selbst sehr wichtig“ sei, auch wenn diese „manchmal unangenehm ist.“ Nachhaltige Erfolge werden nach übereinstimmender Meinung der beiden Ernährungsexpertinnen beim Abnehmen ausschließlich durch bewusste Ernährung und viel Bewegung ermöglicht. Die Blitzdiäten seien hingegen oftmals eher kontraproduktiv. (fp)
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Bild: Ernst Rose / pixelio.de
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