Kann eine Kältebehandlung Muskelkater lindern?
16.02.2012
Muskelkater ist ein Phänomen, dass nahezu jeden Menschen schon ereilt hat. Möglicherweise könnte ein Bad in kaltem Wasser die Beschwerden lindern, berichten nun Forscher der nordirischen University of Ulster.
Während mittlerweile bekannt ist, dass nicht wie ursprünglich angenommen, das sogenannte Laktat (Milchsäure), sondern winzige Verletzungen im Gewebe, für den Muskelkater verantwortlich sind, bleiben die besten Behandlungsmethoden weiterhin unklar. Auch die irischen Wissenschaftler um Chris Bleakley von der University of Ulster wollten keine Behandlungsempfehlung aussprechen, obwohl sie in ihren Untersuchungen eine positive Wirkung von Kältebehandlungen feststellen konnten. Der Effekt sei nicht stark genug und andere Behandlungsmethoden zu wenige erforscht, um eine eindeutige Aussage zu treffen, so die Aussage der Experten.
Kältebad mit geringfügigem Effekt bei Muskelkater
Das Forscherteam der nordirischen University of Ulster hat insgesamt 17 Studien zur Kältebehandlung von Muskelkater ausgewertet (Cochrane Database of Systematic Reviews, online). Die Daten von 366 Probanden (überwiegend Männer) wurden dabei berücksichtigt. In den Studien nahmen die Testpersonen nach anstrengenden sportlichen Aktivitäten wie Radfahren, Joggen oder verschiedenen Mannschaftssportarten ein Bad in fünf bis 15 Grad kaltem Wasser. Zwischen drei Minuten und einer knappen halben Stunde blieben die Studienteilnehmer in dem Kältebad sitzen. Nach dem Bad war der Muskelkater leicht geringer als bei der Kontrollgruppe ohne Kältebehandlung, berichten Chris Bleakley und Kollegen. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen sei jedoch so minimal gewesen, dass möglicherweise auch ein Placebo-Effekt diesen verursacht haben könnte, schränkten die irischen Forscher ein. Auch bleibe bislang völlig unklar, welche Wassertemperatur und Badedauer am besten wirke, so die Aussage von Bleakly und Kollegen.
Behandlungsmethoden bei Muskelkater zu wenig erforscht
Des weiteren gehe aus den vorliegenden Studien nicht hervor, ob die Kältebehandlung möglicherweise auch negative Effekte auf die Muskeln oder den Rest des Organismus haben könnte, bemängelten die irischen Wissenschaftler die Aussagekraft der Untersuchungen. Außerdem lasse sich zu vielen anderen Behandlungsmethoden mangels wissenschaftlich belastbarer Daten bisher keine Aussage treffen. So könnte es durchaus „bessere Wege geben, um Muskelkater zu reduzieren“, wie zum Beispiel „warmes Wasser oder leichtes Jogging“, doch haben die Forscher bislang „nicht genügend Daten, um zu einer Empfehlung zu kommen“, betonte der Studienleiter Chris Bleakly.
Massagen können Muskelkater lindern
Erst Anfang Februar hatten Wissenschaftler der McMaster University im kanadischen Ontario in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ berichtet, dass Massagen sich lindernd auf die typischen Muskelschmerzen nach körperlicher Belastung auswirken. Auch bei anderen Muskelbeschwerden wie Nackenverspannungen oder Rückenschmerzen sollen die Massagen einen positiven Effekt haben. Wahrscheinlich wirke „eine Massage nach dem gleichem Prinzip wie eine frei erwerbbare Schmerztablette“, erklärten die Forscher Mark Tarnopolsky und Justin Crane von der McMaster University in ihrem Artikel. Doch angesichts der Teilnehmerzahl von lediglich elf jungen Männern, ist auch die Aussagekraft dieser Studie in Frage zu stellen. Allerdings war der beobachtete Effekt der Massagen hier deutlich höher als bei der nun untersuchten Kältebehandlung des Muskelkaters. Auch liegen zahlreiche weitere Studien zur der schmerzlindernden Wirkung von Massagen vor, deren Aussagekraft im einzelnen durchaus angezweifelt werden kann, doch die in ihrer Summe für einen eindeutig positiven Effekt der Massagen sprechen. Bei den Kältebädern ist eine vergleichbar eindeutige Aussage bislang jedoch nicht möglich. (fp)
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Bild: Tim Ruster / pixelio.de
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