Verspannungen im Nacken
Nackenverspannungen können eine erhebliche Belastung im Alltag darstellen und zahlreiche weitere Beschwerden wie beispielsweise Kopfschmerzen oder ein regelmäßiges Einschlafen der Hände bedingen. Meist lassen sich die Verspannungen mit Massagen kurzfristig relativ effektiv behandeln – doch solange die Ursache nicht behoben wird, kehren die Nackenprobleme oft bereits nach kurzer Zeit zurück. In diesem Artikel zeigen wir auf, wie die Beschwerden entstehen und welche Möglichkeiten es gibt, diese dauerhaft loszuwerden.
Inhaltsverzeichnis
Nackenverspannungen: Definition und Symptome
Nackenverspannungen beschreiben eine schmerzhafte Überhöhung des Muskeltonus im Bereich der Nackenmuskulatur. Die Verspannung zeigt sich meist als schmerzhaftes Ziehen im Bereich zwischen Hinterkopf und Schulterblatt. Oft besteht ein steifer Hals, durch den die Bewegungsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist. Bei Drehungen des Kopfes verstärken sich die Beschwerden meist noch.
Theoretisch können die Verspannungen sämtliche Muskeln im Nackenbereich betreffen, doch eine Verhärtung des Trapezmuskels (Musculus trapezius) ist besonders häufig. Der Trapezmuskel zieht sich von der Halswirbelsäule und dem Schulterblatt bis zum unteren Ende der Brustwirbelsäule. Entsprechende Verspannungen können somit nicht nur Nackenschmerzen, sondern unter Umständen auch Rückenschmerzen bedingen.
Die Beschwerden können sich – je nach Ursache – sowohl in der vorderen Gruppe (Musculus rectus capitis lateralis, Musculus rectus capitis anterior) als auch in der hinteren Gruppe der Nackenmuskulatur (Musculus obliquus capitis superior, Musculus obliquus capitis inferior, Musculus rectus capitis posterior minor, Musculus rectus capitis posterior) zeigen.
Da die versorgenden Nervenbahnen der Schulter und Arme bei Verhärtung der Nackenmuskulatur unter Umständen abgeklemmt werden, können hier entsprechende Beeinträchtigungen auftreten. Diese reichen von Schulterstechen und Armschmerzen über Empfindungsstörungen bis hin zu Taubheitsgefühlen und Bewegungsbeeinträchtigungen. Nackenverspannungen gelten darüber hinaus als möglicher Auslöser von Kopfschmerzen und Migräne.
Ursachen von Nackenverspannungen
Obwohl auch innere Erkrankungen, Unfälle und psychosomatische Ursachen für schmerzhafte Verspannungen der Nackenmuskulatur in Betracht kommen, bleiben Fehlhaltungen und -belastungen im Alltag bis heute der häufigste Auslöser der Beschwerden. So führt zum Beispiel das Arbeiten im Sitzen am Computer oftmals zu einer muskulären Dysbalance, die sich anschließend in einer Verspannung im Nackenbereich äußert.
Auch bei Fließbandarbeit sind entsprechende Beschwerden vermehrt zu beobachten. Das sogenannte Mausarm (Repetitive Strain Injury Syndrom) beschreibt ein spezielles Krankheitsbild, welches durch die regelmäßige Wiederholung ungünstiger Bewegungsabläufe bedingt wird und neben Nackenverspannungen weitere Beschwerden im Hals-, Nacken-, Schulter- und Armbereich mit sich bringt.
Allgemein werden Nackenverspannungen meist durch ungünstige Bewegungsabläufe im Alltag bedingt. Falsches Sitzen mit krummen Rücken und nach vorne gebeugten Schultern für mehrere Stunden am Tag ist ein maßgeblicher Risikofaktor. Durch das tägliche Arbeiten am Computer wird diese Körperhaltung forciert.
Zwar gelten körperliche Aktivitäten generell als gesund, doch auch Fehlhaltungen beim Sport können die schmerzhaften Verspannungen hervor rufen. Hier ist zum Beispiel Brustschwimmen mit stark angewinkeltem Nacken zu nennen. Übermäßiges Krafttraining führt ebenso mitunter zu entsprechenden Beschwerden. Des Weiteren können eine falsche Matratze oder ungeeignete Kopfkissen das Auftreten einer verspannten Nackenmuskulatur begünstigen.
Verspannte Nackenmuskeln durch Schiefhals
Ein sogenannter Torticollis (Schiefhals) kann sowohl Ursache als auch Folge der Beschwerden sein. Diese Fehlhaltung des Halses beziehungsweise Kopfes entsteht durch eine überaktive Hals- und Nackenmuskulatur. Die Erkrankung ist in der Regel gekennzeichnet durch eine Verschiebung der Achse zwischen Kopf und Körper. Begleitend zeigen viele Patienten einen Schulterhochstand.
Der Torticollis kann angeborenen sein oder erst im späteren Lebensverlauf auftreten. Ist letzteres der Fall sind häufig Beeinträchtigungen der Nerven beziehungsweise des Gehirns durch neurologischen Erkrankungen, einen Schlaganfall, Tumore, Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes) oder Verletzungen die Ursache.
Psychische Ursachen
Ursache der Verspannungen im Nackenbereich und entsprechender Nackenschmerzen können psychische Belastungen sein. So manifestieren sich diese zum Beispiel als Begleiterscheinung von psychischen Erkrankungen wie dem Burnout-Syndrom, Depressionen oder Neurosen. Zudem gilt Stress als Risikofaktor für eine Verspannung der Nackenmuskulatur.
Diagnosestellung
Verspannungen des Nackens lassen sich meist schon durch ein Abtasten des schmerzhaften Bereichs relativ eindeutig diagnostizieren. Die betroffenen Muskeln weisen in der Regel eine spürbare Muskelverhärtung (Myogelose) auf. Besteht der Verdacht auf eine Kompression der Nerven, lässt sich dies mit Hilfe einer Messung der Nervenleitgeschwindigkeit überprüfen.
Die Anspannung der Muskeln selbst kann mit einer Elektromyografie ermittelt werden. Bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztherapie dienen im Zweifelsfall zur Abgrenzung von Nackenverspannungen gegenüber einem Bandscheibenschaden.
Erste Hilfe bei verspannten Nackenmuskeln
Da Wärme allgemein eine positive Wirkung bei Verspannungen zugeschrieben wird, können warme Bäder – gegebenenfalls mit entspannenden Badezusätzen – eine gute Hilfe bei akuten Beschwerden sein. Saunagänge und Dampfbäder haben hier einen ähnlich positiven Effekt.
Durch das Auflegen eines Kirschkernkissens oder einer Wärmflasche lässt sich ebenfalls die Entspannung der Muskulatur fördern. Letztendlich hilft die Wärme jedoch nur, die Beschwerden bestehender Fehlbelastungen zu vermeiden beziehungsweise zu verringern. Grundsätzlich ist daher die alltägliche Körperhaltung das Entscheidende.
Behandlung von Nackenverspannungen
Zur Linderung der Beschwerden sind Massagen das Mittel der ersten Wahl. Diese sollen die Verhärtungen der Nackenmuskulatur beheben. Akupunktur wird hier ebenfalls durchaus erfolgreich angewandt. Physiotherapie, Chiropraktik, Osteopathie und Rolfing bieten weitere Möglichkeiten zur Behandlung der Verspannungen, wobei idealerweise auch die Ursache der Beschwerden angegangen wird. Blockaden werden durch die manuellen Behandlungen gelöst und Fehlhaltungen durch physiotherapeutisches Training vermieden.
In der Schulmedizin kommen zur Linderung schmerzhafter Nackenverspannungen auch schmerzstillende Medikamente zum Einsatz. Da die akuten Schmerzen eine Schonhaltung bedingen können, welche ihrerseits weitere schmerzhafte Verspannungen verursacht, kann zu Beginn der Therapie der „Kreislauf der Schmerzen“ mit Hilfe von Schmerzmitteln durchbrochen werden. Anschließend greifen die bereits erwähnten Behandlungsmöglichkeiten.
Bei der Behandlung eines Schiefhalses bleibt nach erfolgloser Physiotherapie und medikamentöser Behandlung unter Umständen ein operativer Eingriff, bei dem die Nerven der betroffenen Muskeln oder die Muskeln selbst durchtrennt werden, die letzte Option.
Naturheilkunde bei Verspannungen im Nackenbereich
Die Naturheilkunde bietet neben den bereits erwähnten Behandlungsansätzen mit der Homöopathie und dem Einsatz der Schüssler Salze weitere Optionen, um den Beschwerden.
In der Mineralstofftherapie mit Schüßler-Salzen kommen hier vor allem die Salze Nr. 2 (Calcium Phosphoricum), Nr. 7 (Magnesium Phosphoricum) und Nr. 18 (Calcium sulfuratum) in Frage. Ebenso wird das Ergänzungssalz Kalium aluminium sulfuricum häufig eingesetzt, da es entkrampfend auf die Muskulatur wirkt.
Ein häufiger angewendetes homöopathisches Mittel ist zum Beispiel Cimicifuga racemosa (Trauben-Silberkerze). Dieses kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn die Nackenschmerzen infolge starker Muskelverspannungen in den ganzen Rücken ausstrahlen und bei Bewegung stärker werden. Werden die Schmerzen durch Kälte schlimmer, kann die Einnahme von Dulcamara (Bittersüß) helfen, die Symptome zu lindern.
Bei Verspannungen und Schmerzen im Nacken infolge einer angespannten (Fehl-)Haltung (z. B. durch lange Computerarbeit) kann Ruta das Mittel der Wahl sein. Weiterhin werden ein steifer Nacken, Schmerzen und verspannte Muskeln in der Homöopathie unter anderem mit Bryonia, Arnica und Ledum behandelt.
Nicht selten treten die Beschwerden im Zusammenhang mit Stress, physischer Belastung, dauerhafter Anspannung, ungelösten Konflikten oder Problemen auf. Es entsteht das Gefühl, dass „einem etwas im Nacken sitzt“ oder dass man „alles alleine ‘schultern’ muss“.
In diesem Fall können Entspannungsübungen eine sehr gute Hilfe sein, um die innere Unruhe zu lindern, wieder mehr „zu sich selbst“ zu finden und die eigene Situation aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen. Bewährte Techniken zum Stressabbau sind hier runter anderem Yoga, autogenes Training, Atemtechniken und die progressive Muskelrelaxation.
Des Weiteren kann eine psychotherapeutische Behandlung angeraten sein, wenn ein Zusammenhang der schmerzhaften Verspannungen im Nackenbereich mit psychischen Erkrankungen vermutet wird.
Verspannungen vermeiden durch ergonomischen Arbeitsplatz
Damit die Verspannungen nicht zu einem Dauerproblem werden, sollten beruflich gefährdete Personen im Alltag einige einfache Präventionsmaßnahmen berücksichtigen. So sollte beispielsweise der Bürostuhl in der Sitzhöhe so angepasst werden, dass die Unterarme waagerecht auf der Arbeitsfläche liegen und die Ellenbogen einen rechten Winkel bilden.
Die Tastatur ist rund zehn bis fünfzehn Zentimeter von der Tischkante entfernt zu platzieren. Die Augen können durch die richtige Positionierung des Bildschirms und eine geeignete Beleuchtung entlastet werden. Dies trägt unter Umständen ebenfalls zur Entlastung der Nackenmuskulatur bei, da im Verlauf des Büroarbeitstages die Sehkraft der meisten Menschen nachlässt und sie sich unwillkürlich mit den Augen dem Monitor annähern. Hieraus resultiert eine nach vorne gebeugte Körperhaltung und eine kontinuierliche Belastung der Nackenmuskeln, die durch eine augenfreundliche Arbeitsplatzgestaltung vermieden werden könnte.
Wirksame Übungen gegen Nackenverspannungen
Übungen zur Lockerung der Nackenmuskulatur, die im Büro ausgeführt werden können, sind eine gute Möglichkeit zur Linderung bzw. Vermeidung der Beschwerden.
3-Minuten-Übung zur Muskelentspannung:
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Eine sehr einfache Übung zur Lockerung und Entspannung der Muskulatur im Nacken ist das Armkreisen. Lasse Sie hierbei die Arme je etwa 20 Mal gleichzeitig erst nach vorne und dann nach hinten kreisen. Achten Sie dabei auf langsame und lockere Bewegungen.
Eine weitere hilfreiche Übung ist das Dehnen der seitlichen Nackenmuskulatur.
Dehnungsübung gegen Nacken-Verspannungen:
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Auch können die Arme nach vorne gestreckt und dabei die Schultern wiederholt nach vorne gezogen werden, um den Verspannungen im Nackenbereich vorzubeugen. Insgesamt stehen eine Vielzahl unterschiedlicher Übungen zur Lockerung der Nackenmuskulatur zur Verfügung, die bei regelmäßiger Anwendung den Beschwerden durch ungünstige Belastungen auf der Arbeit vorbeugen. (fp, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Thomas Ots: "Chronische Kopfschmerzen und Migräne", in: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur, Volume 43 Issue 4, 2000, Thieme Connect
- Ron Jadischke; David C Vian; Joe McCarthy; Albert I King: "Concussion with primary impact to the chest and the potential role of neck tension", in: BMJ Open Sport & Exercise Medicine, Volume 4 Issue 1, 2018, NCBI
- Hans-Dieter Kempf: Die Neue Rückenschule, Springer, 2014
- Michael A. Seffinger; Melissa Yunting Tang: "Spinal Manipulation and Mobilization Therapy for Cervicogenic Headache", in: The Journal of the American Osteopathic Association, Vol. 117 Issue 1, 2017, jaoa.org
- Achim Eckert: Das Tao der Akupressur und Akupunktur, Thieme, 2005
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.