Psychische Leiden verursachen immer mehr Krankmeldungen
26.04.2012
Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen wie Burnout, Depressionen oder Neurosen. Das geht aus dem "Gesundheitsreport 2012" der gesetzlichen Krankenkasse DAK hervor. Während Rückenschmerzen, Bauchschmerzen und Atemwegserkrankungen nach wie vor die häufigsten Ursachen für Arbeitsausfälle darstellen, holen psychische Leiden immer weiter auf. Arbeitnehmer fehlen durchschnittlich an 30 Arbeitstagen.
Rekordhoch bei psychischen Erkrankungen
Die DAK hatte in Hessen im letzten Jahr die Krankschreibungen von rund 224.000 erwerbstätigen Versicherten genauer analysiert. Der Krankenstand war demnach 2011 mit 3,7 Prozent der höchste in den letzten 15 Jahren. Im Vorjahr lag dieser etwas darunter bei 3,5 Prozent. Die Krankenkasse ermittelte, dass von 1000 Arbeitnehmern 37 pro Tag bei krank gemeldet waren.
12,9 Prozent aller Ausfalltage entfallen dabei auf psychische Erkrankungen als Ursache.„Die psychischen Erkrankungen nehmen immer mehr zu“, erklärte Uwe Senfleben von der DAK. Im Jahr 2010 waren es noch 11,5 Prozent. In Hessen fehlt ein Betroffener laut DAK rund 30 Tage in der Firma. „Job und Freizeit werden immer mehr miteinander verbunden“, berichtete Senfleben. „Das geht an keinem vorüber.“ Aufgrund von Handys und anderen neuen Medien falle es vielen Arbeitnehmern schwer, wirklich Feierabend zu machen. Die Erholung von einer psychischen Erkrankung dauere zudem häufig länger. Auffällig sei, dass in der Gruppe der 60- bis 65-Jährigen deutlich mehr Mitarbeiter von seelischen Leiden betroffen seien. „Je älter, desto anfälliger werden die Beschäftigten auch“, erläuterte der Experte.
Frauen fallen laut DAK Gesundheitsbericht mit 16,3 Prozent häufiger wegen psychischer Leiden am Arbeitsplatz aus als Männer mit nur 11 Prozent. Für Frauen stehen psychische Erkrankungen nach Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen an dritter Stelle bei der Arbeitsunfähigkeit. Bei Männern nehmen sie die vierte Stelle nach Muskel-Skelett-Erkrankungen, Verletzungen und Atemwegserkrankungen ein.
Risiko eines Herzinfarktes erhöht durch psychische Leiden
Durch Stress am Arbeitsplatz erhöhe sich auch das Risiko für einen Herzinfarkt. Einflussfaktoren seien dabei vor allem Überstunden und Zeitdruck, besonders wenn die Arbeitnehmer unzufrieden mit ihrem Gehalt seien und es ihnen an Anerkennung fehle.
Der Patienten-Verband sieht einen Zusammenhang zwischen Arbeit und psychischen Erkrankungen. „Der Arbeitsmarkt ist schärfer geworden“, sagte Präsident Christian Zimmermann gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. „Beschäftigte können in Stresssituationen kommen, die psychische Erkrankungen auslösen können.“ Unternehmerverbände warnen jedoch, nicht vor schnell einen derartigen Zusammenhang zu sehen.
Diplom-Sozialpädagogin Gritli Bertram kennt das Problem aus ihrem Arbeitsalltag: „Besonders in sozialen oder pflegerischen Berufen werden Arbeitnehmer zum Teil so sehr gefordert, dass viele jahrelang an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Hinzu kommt häufig Schlafmangel, der durch einen gestörten Schlafrhythmus durch den Wechsel von Tag- und Nachtschichten ausgelöst wird. Vielen gelingt es aber auch einfach nicht mehr abzuschalten nach der Arbeit.“ Da überrascht es nicht, dass die DAK mit 4,1 Prozent den zweithöchsten Krankenstand nach Wirtschaftsgruppen im Gesundheitswesen ermittelte. (ag)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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