PCB-Belastung in Eiern eines Bio-Legehennenbetriebes im Landkreis Oldenburg
06.05.2012
Erneut entdeckten Kontrolleure Eier mit einem nicht-Dioxin-ähnlichen Schadstoff PCB. Die kontaminierten Eier stammen von einem Bio-Betrieb aus dem Kreis Oldenburg/Niedersachsen, wie das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mitteilte. Der Großbetrieb wurde bis auf weiteres gesperrt.
Nach neustem Erkenntnisstand wurden die Eier von dem Biohof in die Niederlande und sehr wahrscheinlich in mehrere Bundesländer in Deutschland geliefert. Am Samstag-Nachmittag bestätigte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums entsprechende Medienberichte. Derzeit könne aber nicht genau gesagt werden, wohin die Eier gingen und in welchem Umfang hiervon verseuchte Eier in den Supermärkten landeten. Das Ministerium wolle nun anhand von Auflistungen von Zwischenhändlern und Abnehmern die Handelswege auswerten.
Nicht-Dioxin-ähnliche PCB Stoffe in den Eiern
Anders als bislang berichtet, handelt es sich nicht um „Dioxin-ähnliche PCB“ (polychlorierten Biphenylen) sondern um nicht-Dioxin-ähnliche PCB. Diese gelten als „weniger gefährlich, als die 12 PCB“, die eine sehr ähnliche Wirkungsweisen und Strukturen aufweisen, wie Dioxin. Zwar geht das Ministerium in Hannover derzeit nicht von einer akuten Gesundheitsgefahr für die Verbraucher aus, allerdings habe man das Bundesinstitut für Risikobewertung (RKI) beauftragt, eine Gefahrenanalyse zu erstellen.
Zur konkreten Ursache für die Schadstoffbelastung gebe es noch keinerlei Hinweise. Bereits nach dem Fund wurden eingehende Untersuchungen gestartet, mit ersten Auswertungsergebnissen rechnet das Landwirtschaftsministerium im Laufe der kommenden Woche. Von den beschlagnahmten Eiern wurden erste Proben genommen. Zudem werde das Futter sowie der Boden untersucht.
Erstfund bereits am 7. April
Entdeckt wurden die kontaminierten Eier in einem Supermarkt in Bayern. Bei einer Kontrolle wurde eine doppelt so hohe Belastung festgestellt, als der EU-Grenzwert zulässt. Der Fund fand bereits am 7. April statt. Erst am 30. April haben die Behörden die ersten Ergebnisse aus den Eiproben erhalten. Eine Sprecherin des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit betonte, dass die Eier nicht selbst nach Bayern geliefert wurden. Demnach bleibt unklar, wie die Eier in den bayerischen Discounter gelangten und warum die Analysen derart viel Zeit benötigten. Demnach ist nicht auszuschließen, dass Verbraucher die Eier bereits in größerem Umfang verzehrten
Zehntausende Eier sichergestellt
Der Freilandbiohof gehört zu den Großbetrieben in der Region und produziert täglich rund 18.000 Bioeier, wie das Landwirtschaftsministerium in Hannover am Freitagabend mitteilte. Bei einer Selbstkontrolle entdeckten Experten die mit PCB verseuchten Eier in einem Supermarkt in Bayern. Der Fund ereignete sich bereits am Mittwoch letzter Woche. Im Labor wiesen die Eier eine Grenzwertüberschreitung um 100 Prozent der EU-Norm auf. Nach Angaben eines Ministeriumssprecher wiesen die Eier 80 Nanogramm PCB pro Gramm Eifett auf. Der Höchstwert liegt bei maximal 40 Nanogramm PCB pro Gramm. Daraufhin wurde der Herstellerbetrieb in Niedersachsen überprüft zunächst gesperrt.
„Unmittelbar besteht keine Gesundheitsgefahr für Verbraucher“, betonte das Landwirtschaftsministerium. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (RKI) wurde allerdings um eine gesundheitliche Bewertung gebeten.
Alle Eier werden aus dem Handel zurückgerufen und dürfen ab sofort nicht mehr verkauft werden. Zusätzlich haben Behördenmitarbeiter einige zehntausende Eier in den Packstellen von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt beschlagnahmt. Auch von diesen Eiern werden derzeit Proben entnommen. Über 100.000 Eier in die Niederlande verbrachte Eier wurden ebenfalls gesperrt. Der Eierhof wurde bis auf weiteres geschlossen. Keine Eier dürfen den Betrieb verlassen, wie es hieß.
Eier sollen nicht verzehrt werden
Verbraucher, die bereits Eier mit dem Stempelcode 0-DE-0357911 käuflich erworben haben, sind dazu aufgerufen, die Eier nicht zu verzehren, sondern im Handel gegen Erstattung des Kaufpreises zurückzubringen oder selbstständig zu vernichten. Dioxin und PCB sind Umweltgifte, die im Verdacht stehen, in höheren Konzentrationen Krebserregend und Nerven-schädigend zu wirken. Die toxischen Stoffe lagern sich im Fettgewebe von Mensch und Tier an und weisen zudem eine hohe Halbwertzeit auf. „Die Ermittlungen zur Eintragsursache hinsichtlich möglicher Einträge über Futter, Boden, Einstreu oder Baumaterialien werden fortgesetzt“, so das Ministerium.
In den letzten Monaten musste gleich mehrere Höfe in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gesperrt werden, weil PCB in den Eiern bei Kontrollen entdeckt wurden. Zwei der Erzeuger waren Biobetriebe. Obwohl die industrielle Verarbeitung von PCB seit Anfang der 80er Jahre in Deutschland verboten ist, gelangt der toxische Stoff immer wieder in die Lebensmittelkette. Hohe Belastungen werden immer wieder auch in Flüssen und Fischen gemeldet. Hauptgrund hierfür ist meist die unsachgemäße Lagerung von Altlasten. (sb)
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