Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland
18.06.2012
Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat die Krankheitshäufigkeit von psychischen Leiden in Deutschland deutlich zugenommen. Deutlich wurde, dass Menschen mit einem hohen Einkommen ihren Reichtum vermehrt mit dem Burnout-Syndrom bezahlen und Geringverdiener übermäßig häufig an Depressionen leiden.
Psychische Erkrankungen entwickeln sich in Deutschland zu einem großen gesellschaftlichen Problem. Die „Prävalenz psychischer Krankheiten“ hat laut der “Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland” (DEGS) des Robert Koch-Instituts (RKI) deutlich zugenommen, so das Hauptresümee der Forscher. Dabei zeigte sich, dass mehr als 30 Prozent der Befragten in den letzten zwölf Monaten an einer psychischen Beeinträchtigung oder Störung litten. Am höchsten fiel die Krankheitshäufigkeit bei den jungen Menschen aus. Die 18- bis 35-Jährigen zeigten eine Prävalenz von 45 Prozent. Während Frauen meist unter Phobien, Angststörungen und Depressionen litten, waren Männer vor allem von Suchterkrankungen betroffen. Nur wenige der Erkrankten ließen sich therapeutisch behandeln. Etwa 30 Prozent der Betroffenen gaben an, sich aufgrund ihrer psychischen Krankheit in ärztliche oder therapeutische Hände zu begeben. Das taten viele der Studienteilnehmer auch nur dann, wenn die Störung bereits einen deutlichen Krankheitswert erreichte und der Lebensalltag eingeschränkt war. Die meisten begannen zudem erst Jahre nach Beginn des Leidens eine ambulante oder stationäre Therapie.
Reichen leiden an Burnout und arme Menschen an Depressionen
Interessant war in diesem Zusammenhang, dass deutliche Unterschiede der Erkrankungen bei den verschieden Einkommensgruppen ermittelt wurden. 14 Prozent der Teilnehmer mit einem geringen Haushaltseinkommen litten vordergründig an Depressionen, während Personen mit einem hohen sozioökonomischem Status nur in 4,6 Prozent der Fällen depressiv war. Dafür litten reiche Menschen mit 5,8 Prozent meist an einem Burnout-Syndrom. Personen mit einem geringen Einkommen waren in nur 2,6 Prozent der Fällen an dem „Ausgebrannt-sein“ erkrankt.
In zahlreichen Auswertungen der Krankenkassen der letzten Jahre zeigte sich ein bedeutender Anstieg der Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund psychischer Erkrankungen. Auch die DEGS Studie ermittelte, dass Depressionen und Co mit einem hohen Risiko für Arbeitsausfälle verbunden ist. Demnach hat jeder dritte betroffene Studienteilnehmer angegeben, in den letzten vier Wochen drei bis vier Tage aufgrund eines psychischen Leidens krankgeschrieben gewesen zu sein. Waren die Probanden von mehreren Störungen gleichzeitig betroffen, vervielfachten sich die Krankheitstage auf etwa 12 Tage je Monat.
Für die Ermittlung der Ergebnisse wurden zwischen den Jahren 2008 und 2011 rund 7800 Erwachsene zwischen 18 und 80 Jahren mittels eines Fragebogen befragt. Um die repräsentativen Erkenntnisse zu sichern, fanden zusätzlich Interviews und ausgiebige körperliche Untersuchungen der Probanden durch Ärzte statt. Neben dem Interview wurden auch der Blutdruck und Puls gemessen, eine Urin- und Blutprobe entnommen, das Volumen der Schilddrüse ausgewertet, ein Belastungstest sowie körperliche und kognitive Funktionstests durchgeführt. Eine ausführliche und alle Themen umfassende Publikation der Studienergebnisse erfolgt im kommenden Jahr 2013 im Heft 5/6 des Bundesgesundheitsblattes. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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