Nachtschichten erhöhen das Brustkrebsrisiko
20.06.2012
Nachtarbeit fördert offenbar die Entstehung von Brustkrebs. Französische Wissenschaftler um Pascal Guénel von der Universität Paris haben in einer umfassenden Studie den Zusammenhang zwischen dem Arbeiten in Nachtschichten und der Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebserkrankung untersucht.
Dabei stellten die Forscher fest, dass Nachtarbeit bei Frauen das Brustkrebsrisiko um 30 Prozent erhöht, wenn die Betroffenen länger als vier Jahre in ihrem Leben in abwechselnden Tag- und Nachtschichten gearbeitet haben. „Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Nachtarbeit eine Rolle bei Brustkrebs spielt, insbesondere bei Frauen, die mit der Nachtarbeit vor der ersten voll ausgetragenen Schwangerschaft begonnen haben“, schreiben Pascal Guénel und Kollegen in dem Fachmagazin „International Journal of Cancer“.
Brustkrebsrisiko durch Nachtschichten um bis zu 50 Prozent erhöht
Die Erhöhung des Brustkrebsrisiko bei der Nachtarbeit war generell zu beobachten, doch besonders auffällig war der Zusammenhang bei den Frauen, die vor ihrer ersten Schwangerschaft mit der Nachtarbeit angefangen haben, berichten die französischen Wissenschaftler der Universität Paris und der Forschungsstelle für Epidemiologie und Gesundheit der Bevölkerung am Inserm-Forschungsinstitut. Auch bestehe ein Zusammenhang zwischen dem Zeitraum in dem Nachtarbeit erfolgte und dem Brustkrebsrisiko. Am deutlichsten war die Erhöhung des Brustkrebsrisiko mit rund 50 Prozent bei Frauen, die länger als vier Jahre in Nachtschichten arbeiteten und vor ihrer ersten Schwangerschaft damit angefangen haben. Frauen vor der ersten Schwangerschaft seien besonders anfällig, weil bei ihnen die Brustdrüsen noch nicht voll ausgereift und daher anfälliger für Störungen sind, erklärte Pascal Guénel in dem Artikel „Nachtarbeit und Brustkrebs: Eine bevölkerungsbezogene Fall-Kontroll-Studie in Frankreich“.
Krebserregende Nacharbeit
Die Forscher untersuchten nach eigenen Angaben „die Rolle der Nachtarbeit in einer großen bevölkerungsbezogene Fall-Kontroll-Studie in Frankreich zwischen 2005 und 2008.“ Dabei wurde der berufliche Werdegang unter Berücksichtigung der Nachtarbeit bei 1.232 Brustkrebspatientinnen und 1.317 gesunden Frauen der Kontrollgruppe untersucht. Im Ergebnis stellten die Forscher fest, dass mit Zunahme der Nachtarbeit auch das Risiko einer Brustkrebserkrankung deutlich stieg. Damit bestätigten die französischen Wissenschaftler frühere Studien des Krebsforschungszentrums der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bereits im Jahr 2007 zu dem Ergebnis kamen, dass Nachtarbeit wahrscheinlich krebserregend sei. Ursache hierfür ist laut WHO die Störung des natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus durch die Nachtarbeit, denn hierdurch werde der Hormonkreislauf nachhaltig gestört. Pascal Guénel erklärte nun in der aktuellen Veröffentlichung, dass Nacharbeit seiner Ansicht nach als ebenso großer Brustkrebs-Risikofaktor zu bewerten sei, wie eine Hormonbehandlung, eine späte erste Schwangerschaft oder eine genetische Vorbelastung. (fp)
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