Behörde warnt vor unterschätzter Gefahr: Millionen Deutschen mit Alkoholproblemen
12.07.2012
Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge sind fast zehn Millionen Bundesbürger von Alkoholproblemen betroffen. 1,3 Millionen Deutsche sollen laut Mitteilung der BZgA sogar abhängig sein. Wie die Behörde berichtet, würden die Folgen von Alkoholmissbrauch für die Gesundheit jedoch häufig verharmlost. Mit der Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit“ tourt die Bundeszentrale derzeit quer durch Deutschland und macht dabei vom 12. bis 14. Juli 2012 in Köln Station.
Alkoholmissbrauch verursacht Schädigungen des Gehirns, der Leber sowie Herzmuskel- und Krebserkrankungen, so der Hinweis der BZgA auf die gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums. „Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen trinken“ ist nach Definition der die BZgA mit einem Alkoholproblem gleichzusetzen, von dem rund 9,5 Millionen Bundesbürger betroffen seien. 1,3 Millionen Deutschen sind sogar abhängig, so die Gesundheitszentrale am Mittwoch in Köln. Wie eine Sprecherin der BZgA mitteilte, liegen keine vergleichbaren Schätzungen für Jugendliche vor. Andere Studien gehen sogar davon aus, dass bereits fünfte Deutsche Alkoholkrank ist.
Unterschätzte gesundheitliche Folgen des Alkoholkonsums
Trotz der hohen Anzahl von Betroffenen würden die gesundheitlichen Folgen von Alkoholmissbrauch noch immer unterschätzt, erklärte Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA. Für Männer gelten 24 Gramm Reinalkohol täglich als gesundheitlich unbedenklich, solange sie an maximal fünf Tagen in der Woche konsumiert werden. Für Frauen ist der Grenzwert nur etwa halb so hoch. „Alles, was darüber liegt, ist bereits riskanter Alkoholkonsum und kann auf Dauer zu gesundheitlichen Schäden führen“, so Pott. Generelle werde „Alkohol in unserer Gesellschaft zu vielen Gelegenheiten getrunken: bei Feiern und Festen, zu Mahlzeiten oder zur Entspannung nach einem anstrengenden Tag“ berichtet die BZgA und betonte, dass dagegen grundsätzlich nichts einzuwenden sei, „denn Alkohol ist, in geringen Mengen genossen, für gesunde Erwachsene nicht schädlich.“ Allerdings macht Alkohol bei übermäßigem Konsum abhängig und „aus Genuss wird Sucht“, so die Pressemitteilung der Bundeszentrale angesichts des aktuellen Stopps der Info-Tour „Alkohhol? Kenn den Limit“ in den Köln Arcaden.
Zu den häufigen Folgen eines übermäßigen Alkoholkonsums gehören laut Aussage der Experten Schädigungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und des Gehirns, was sich zunächst durch Gedächtnislücken bemerkbar mache. Ebenso würden Herzmuskel- und Krebserkrankungen begünstigt. Etwa 74.000 Deutsche sterben laut BZgA jährlich an den Folgen von Alkoholmissbrauch oder an der Kombination von Alkohol und Tabak. „Übermäßiger Alkoholkonsum kann die Gesundheit und das Leben eines Menschen zerstören“, so die Pressemitteilung der BZgA.
Neben körperlichen Problemen auch psychische Folgen
Neben den körperlichen Folgen treten auch psychosoziale Probleme auf. Alkoholiker versuchen in der Regel zunächst ihre Probleme zu verbergen. Bemerken Angehörige und Freunde die Erkrankung, ist sie häufig bereits weit fortgeschritten und der Betroffene zieht sich zurück. Hilfe für Menschen mit Alkoholproblem und deren Angehörige bieten Suchtberatungsstellen und psychosoziale Beratungsstellen, die unter anderem auch bei der Suche nach einen Therapieplatz behilflich sind. Die körperliche Entzug erfolgt meist stationär unter medizinischer Aufsicht, um die teilweise lebensbedrohlichen Entzugserscheinungen medikamentös zu behandeln. In leichteren Fällen ist ein ambulanter Entzug möglich.
Informationen zu den Gefahren des Alkohols
In der Info-Tour „Alkohol? Kenn dein Limit“ erhalten Interessierte unter anderem Informationen zu der Frage, ab wann von einem Alkoholproblem auszugehen ist. Außerdem werden darüber aufgeklärt, „wo die Grenze vom sogenannten risikoarmen, also nicht gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum, zum riskanten, problematischen oder gar abhängigen Konsum“ verläuft, berichtet die BZgA. Daneben finden sich konkrete Tipps zur Reduzierung des persönlichen Alkoholkonsums. Auch finden Betroffene hier Hinweise darauf, wo Sie Hilfe erhalten, wenn Sie weniger Alkohol trinken wollen oder Informationen und Beratung rund um das Thema Alkoholabhängigkeit suchen. „Die Gefahren des Alkohol sind enorm. Ob am Arbeitsplatz, Alkohol während der Stillzeit oder im Straßenverkehr – Alkoholkonsum erfordert unsere Aufmerksamkeit und Vorsicht“, so die Warnung der BZgA. (ag)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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