Abkochgebot wegen Colibakterien gilt weiterhin in Teilen Thüringens
12.07.2012
Das Abkochgebot des Leitungswassers wurde im Raum Erfurt verlängert. Zwar habe es seit Dienstag keine auffälligen Befunde von Colibakterien mehr gegeben, jedoch könne auch noch keine Entwarnung gegeben werden, so die Mitteilung des Versorgers ThüringenWasser (ThüWa). Laut Angaben des Geschäftsführers Andreas Reinhardt gegenüber „MDR Info“, werde das sogenannte Abkochgebot möglicherweise noch bis zum Wochenende seitens der Gesundheitsbehörden aufrechterhalten. Es müsse abgewartet werden bis die eingeleiteten Gegenmaßnahmen, wie die erhöhte Chlorgabe, Wirkung zeigten. Das könne noch einige Tage dauern.
Duschen trotz Darmkeime unbedenklich
Am vergangenen Montag wurden Darmbakterien bei Routinekontrollen im Trinkwasser von Erfurt sowie einiger Gemeinden in den Kreisen Sömmerda und Gotha entdeckt. Die ThüWa reagierte darauf mit einer entsprechenden Warnung an die Bevölkerung. So solle Leitungswasser, das zur Zubereitung von Getränken und Speisen verwendet werde, zuvor mindestens fünf Minuten in einem Topf abgekocht werden. Von einer Erhitzung im Wasserkocher solle absehen werden. Duschen und Waschen mit dem betroffenen Wasser sei unproblematisch, zum Zähneputzen solle jedoch Mineralwasser verwendet werden. Die Warnung gilt noch mindestens bis Donnertag, 18 Uhr.
Zunächst wurden die Krankenhäuser über die Keime im Wasser informiert. Heime und Kindergärten erfuhren jedoch aus den Medien von der Verunreinigung. Die Träger erklärten, dass sich inzwischen alle Einrichtungen auf die Empfehlungen zur Verwendung des Wassers eingestellt hätten. Hotels und Gaststätten würden inzwischen ebenfalls ihr Wasser abkochen, so dass die Gäste keine Probleme befürchten müssten. Kaffeemaschinen mit direktem Anschluss an das Leitungswasser würden derzeit nicht mehr benutzt werden, so der Branchenverband ThüHoGa.
Darmbakterien auch im Kreis Sömmerda und im Unstrut-Hainich-Kreis
Die Verunreinigung des Trinkwassers mit Bakterien, deren Ursache noch immer unbekannt ist, hatte sich am Mittwoch auf den Kreis Sömmerda sowie den Unstrut-Hainich-Kreis ausgeweitet. Die Warnung sei deshalb fast auf den gesamten Kreis Sömmerda und die Gemeinde Kutzleben ausgedehnt worden, wie eine Sprecherin des Landratsamtes mitteilte. Zuvor war nur der südliche Bereich des Landkreise mit rund 75.000 Einwohnern betroffen gewesen.
Inzwischen gilt die Warnung vor den Kolibakterien im Leitungswasser für etwa 280.000 Bürger im Großraum Erfurt. Um die Bakterien abzutöten wird dem Wasser eine erhöhte Menge Chlor zugesetzt, was eine Trübung des Wassers in Mittel- und Nordthüringen zufolge haben kann. Das sei laut ThüWa jedoch ungefährlich. Bislang sind noch keine Erkrankungen, die auf das belastete Wasser zurückzuführen sind, amtsärztlich bekannt geworden.
Suche nach Quelle der Colibakterien im Wasser
Laut Angaben der Thüringer Fernwasserversorgung werde derzeit erneut das gesamte Fernwassernetz auf mögliche Quellen für Kolibakterien untersucht. Bislang seien jedoch keine Keime gefunden worden. Die Belastung des Wasser beschränke sich ausschließlich auf den Raum Erfurt. Ein "bakterieller Befund" liege aber für die Ohratalsperre selbst vor. Von dort stammt ein großer Teil des Trinkwassers für Mittel- und Nordthüringen. Weitere Keim-Befunde lägen für sechs Messstellen entlang der Fernwasserleitungen vor.
Colibakterien können in erster Linie Infektionen des Darmes und der Harnwege verursachen. Betroffene leiden an Übelkeit und Erbrechen sowie an Entzündungen. Die Ansteckung erfolgt hauptsächlich durch die direkte oder indirekte orale Aufnahme von Fäkalspuren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. Betroffene werden in der Regel mit Antibiotika behandelt.
Da Colibakterien im menschlichen und tierischen Darm vorkommen, liegt der Verdacht nahe, dass das verunreinigte Wasser im Raum Erfurt möglicherweise mit Tierausscheidungen kontaminiert wurde. Bei einer bakteriellen Infektion leiden Patienten unter krampfartigen Bauchschmerzen, Fieber, Durchfall und Erbrechen. (ag)
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Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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