Erstmals weniger HIV-Neudiagnosen in Deutschland
17.07.2012
Erstmals ist seit Jahren die Zahl der HIV-Neudiagnosen leicht zurückgegangen. Forscher vertreten die Ansicht, dass verbesserte Therapien und niederschwellige Aids-Test-Angebote zum Absinken der Infektionsrate beigetragen haben.
Seit zehn Jahren ist erstmals die Neuinfektionsrate mit dem HI-Virus wieder etwas gesunken. Nach Angaben der Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin haben sich 2889 Patienten mit dem Virus infiziert. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2011 einer Absenkung der Neufälle um 1,7 Prozent. In den Jahren zuvor waren die Zahlen Jahr für Jahr immer wieder gestiegen. „Die sinkenden Zahlen sind bemerkenswert“, wie es dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin des RKI hieß.
Nicht jeder Aids-Erkrankungsfall wird gemeldet
Neu an der Immunschwächekrankheit AIDS erkrankten in 2011 502 Menschen. Allerdings spiegeln die Zahlen der neu diagnostizierten Infektionen nicht zwangsläufig das aktuelle Infektionsgeschehen wieder“, berichtet einer der Studienautoren. Die tatsächlichen Neuerkrankungsrate lasse sich nur schätzen, da nicht alle Fälle gemeldet werden und die Dunkelziffer meist höher liegt. „Für das Jahr 2011 geht das RKI für Deutschland von einer Zahl von etwa 1.000 neu diagnostizierten AIDS-Fällen aus. „Damit wird, selbst unter Berücksichtigung eines mittleren Meldeverzugs von über 3 Jahren, nur noch etwa jeder zweite neu diagnostizierte AIDS-Fall an das RKI berichtet.“
Homosexuelle Männer stellen weiterhin mit 55 Prozent der festgestellten HIV Neuinfektionen die größte Patientengruppe. Dennoch sank in dieser Gruppe die Anzahl der Neudiagnosen deutlich von 1697 (2010) auf 1574 (2011). Das entspricht einem Minus von etwa sieben Prozentpunkten. Von der Gesamtzahl der HIV-Diagnosen waren 15,7 Prozent Frauen betroffen. Hier ist die Quote im Gegensatz zum Vorjahr leicht um 0,7 Prozent gestiegen. „Die HIV-Neudiagnosen bei Frauen schwanken schon seit 2007 um einen Wert von 450 und verbleiben damit auf gleichbleibendem Niveau.“
Der Anteil der Männer hat sich im Verlauf der letzten zehn Jahre verfestigt. Seit dem Jahre 2003 ist hier der Anteil um rund zehn Prozent angestiegen. „Die Zahl der HIV-Neudiagnosen bei Männern ging leicht von 2.488 auf 2.428 zurück. Bei sieben Meldungen im Jahr 2011 fehlte die Angabe des Geschlechts.“
Immer weniger Drogenabhängige stecken sich an
Ganz im Gegenteil zum gesellschaftlichen Bild ist der Anteil der Drogensüchtigen seit Beginn der gesonderten Auswertung des RKI im Vergleich zu anderen Patientengruppen relativ gering. Gerade einmal 90 Neuinfektionen wurden dem Institut gemeldet. Das entspricht einem Anteil von drei Prozent. Hier könnte die Präventionsmaßnahmen der Drogenberatungsstellen eine tragende Rolle spielen.
In Ostdeutschland am wenigsten HIV-Neuinfektionen
Die häufigsten Neuinfektionen ereigneten sich in den Bundesländern Berlin, Hessen, Hamburg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Die geringsten Neuerkrankungsraten wiesen die Länder Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und das Saarland auf.
Eine Trendwende kann das RKI allerdings nicht erkennen und warnte zeitgleich vor voreiligen Schlüssen. Die Experten vermuten, dass die Neudiagnosen aufgrund der besseren Therapiemöglichkeiten von HIV-Patienten gesunken sei. Zudem verhalfen niederschwellige Aidstest-Angebote zum Absinken der Neuinfekten.
Arzneien können mittlerweile das Ansteckungsrisiko mit dem HI-Virus deutlich abmildern. Die Testangebote sorgen ihrerseits dafür, dass die Dunkelziffer gering bleibt und Ansteckungen schneller erkannt werden. Seit der gesonderten Erfassung wurden insgesamt 28.453 Menschen mit einer Aids-Erkrankung vom RKI registriert. 14295 Menschen sind bislang an den Folgen der Immunschwäche verstorben. (sb)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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