Widerlegte Ernährungsregel: Abends essen macht nicht dick
16.08.2012
Die alte Ernährungsfaustregel „Morgens wie ein König, Mittags wie ein Bauer und Abends wie ein Bettelmann“ hilft nicht beim Abnehmen. Der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme ist beim Abnehmen nebensächlich, entscheidender bleibt die Kalorienmenge, die im gesamten Tagesverlauf dem Körper zugeführt wird. Allerdings muss auch diese stets im Verhältnis zum Energieverbrauch betrachtet werden.
Viele Menschen halten sich bei Diäten an die Ernährungsfaustregel, derzufolge am Abend möglichst nur geringe Nahrungsmengen aufgenommen werden sollten. Doch diese basiert laut Aussage der Ernährungsexpertin Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam auf einem Irrtum. Der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahmen sei für den Erfolg beim Abnehmen nicht ausschlaggebend. Vielmehr ist die Energiebilanz des gesamten Tages, also das Verhältnis von Kalorienaufnahme und -verbrauch laut Aussage der Expertin entscheidend.
Zeitpunkt der Mahlzeiten nicht entscheidend
Am Abend größere Mahlzeiten sind für viele Abnehmwillige strikt tabu. Angeblich mache das abendliche Essen eher dick, so schon die Aussage der oben erwähnten Diätregel. Zum Frühstück dürfte demnach hingegen ausgiebig geschlemmt werden. Ernährungsexperten sehen diese Regeln jedoch als längst überholt. Zwar wird in der Fachwelt derzeit noch diskutiert, ob mehrere kleine oder eher wenige große Mahlzeiten über den Tag verteilt, beim Abnehmen förderlich sind. Generell sind sich die Experten jedoch einig, dass der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme weniger entscheidend ist, als die Gesamtaufnahme der Kalorien im Verhältnis zum Energieverbrauch des Körpers.
Die Energiebilanz ist für Abnehmwillige entscheidend
Laut Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung zählt für Abnehmwillige die Energiebilanz des ganzen Tages. Keinesfalls könnten sich die Betroffenen darauf verlassen, dass sie allein durch den Verzicht auf die abendliche Mahlzeit Gewicht verlieren. Werden morgens große Kalorienmenge aufgenommen, hilft auch das Hungern am Abend wenig. Am Ende werde so die gleiche Energiemenge aufgenommen, wie bei vielen kleineren Mahlzeiten über den Tag verteilt. „Wichtig ist, dass der Körper nicht mehr Kalorien über den Tag verteilt aufnimmt, als er wieder verbraucht“, so die Ernährungsexpertin des DIfE gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Um dies zu kontrollieren, empfiehlt Olias eine Woche lang ein Ernährungsprotokoll zu führen. Hier werden sämtliche aufgenommenen Nahrungsmittel festgehalten. Anschließend lässt sich die täglich konsumierte Kalorienmenge ermitteln.
Ernährungsprotokoll als Grundlage der Diät
Das Ernährungsprotokoll mache den Abnehmwilligen bewusst, „wo die Kalorien herkommen und wo ich mir eventuell welche sparen könnte", erläuterte die Expertin. So aufgedeckte Kalorienbomben, auf die am ehesten verzichtet werden könne, sind laut Aussage der Expertin vor allem Softdrinks wie Beispielsweise Cola. Aber auch Apfelsaft kommt mit einem relativ hohen Kaloriengehalt daher. 400 Kilokalorien enthält ein Liter Apfelsaft, was laut Aussage der Expertin eine Kalorienmenge ist, die kaum zur Sättigung beiträgt und auf die im Rahmen einer Diät durchaus verzichtet werden kann. Bei der Auswertung des Ernährungsprotokolls kann im Bedarfsfall ein Ernährungsberater helfen.
Abendliche Mahlzeiten sorgen für unruhigen Schlaf
Die Ernährungsexpertin des DIfE räumte auch einen anderen weit verbreiteten Irrtum bezüglich des abendlichen Essens aus der Welt. Für das Abnehmen habe die Diätregel, dass ab spätestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen nichts gegessen werden sollten, wenig Konsequenzen. Der Körper verbrauche zwar während der Nachtruhe weniger Energie, doch da in der Nacht keine weitere zufuhr erfolgt, werde bei der Bewegung morgens nach dem Aufstehen die abends zugeführte Energie schnell wieder abgebaut. Obwohl kein Zusammenhang mit dem Erfolg einer Diät herzustellen ist, hat der Verzicht auf die Nahrungsaufnahme vor dem Schlafengehen jedoch durchaus einen Grund. Denn wer kurz vorm ins Bettgehen noch isst, belastet seinen Schlaf durch den Verdauungsvorgang. Die Betroffenen schlafen unruhiger. Wer unter Schlafproblemen leidet, sollte daher die letzte Mahlzeiten tatsächlich rund zwei Stunden vor dem Schlafengehen einnehmen. (fp)
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Bild: Ernst Rose / pixelio.de
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