Die verzerrte Wahrnehmung der Magersüchtigen
23.08.2012
Magersüchtige können ihren Körper nicht realistisch wahrnehmen. Obwohl sich die Erkrankten häufig auf ein lebensbedrohliches Untergewicht abmagern, empfinden sie sich als zu dick. Die Körper anderer Menschen können sie dagegen realistisch einschätzen. Eine Forschergruppe veröffentlichte jetzt eine Untersuchung, nach der die Ursache der verzerrten Wahrnehmung im zentralen Nervensystem der Betroffenen zu suchen ist.
Magersüchtige fühlen sich trotz Untergewicht zu dick
Dewi Guardia von der Universitätsklinik Lille und ihr Team gaben 25 essgestörten Studienteilnehmern die Aufgabe einzuschätzen, ob sie selbst oder einer der 25 gesunden Probanden durch eine türähnliche Öffnung hindurchpassten. Es stellte sich heraus, dass die an Magersucht erkrankten Patienten eine stark verzerrte Wahrnehmung ihres Körpers hatten, die gesunden Teilnehmer aber realistisch einschätzten. Das bestätigten auch früheren Studien. Die Magersüchtigen fanden sich zu dick, um durch die Öffnung zu passen, obwohl diese etwa die Ausmaße einer Tür und damit mehr als ausreichend Platz hatte. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Überschätzung der Körperdimension das Urteilsvermögen beeinträchtigen kann, aber nur wenn es den eigenen Körper des Patienten betrifft“, schreiben die Forscher im Fachjournal "Plos One".
Die gestörte Wahrnehmung des eigenen Körpers könnte unter anderem im zentralen Nervensystem der Betroffenen begründet sein. „Die Überschätzung der Ausmaße des Körperschemas könnten auftreten, weil das Zentrale Nervensystem den neuen ausgemergelten Körper noch nicht abgespeichert hat und stattdessen die falsche Darstellung, basierend auf dem Körper des Patienten bevor dieser magersüchtig war, aufrecht erhält“, erläutern die Wissenschaftler. Das sei der Grund dafür, dass viele Magersüchtige glaubten, dasselbe Gewicht wie vor ihrer Erkrankung zu haben und nicht an Untergewicht zu leiden. (ag)
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