Digitale Mammografie Brustkrebsscreening der Zukunft
03.10.2012
Die digitale Mammografie verbessert die Früherkennung von Brustkrebs. Niederländische Forscher um Adriana Bluekens von der Radboud University in Nijmegen haben die Brustkrebs-Früherkennung durch die „Digital-Screening-Mammographie“ mit der herkömmlichen Röntgenfilm-Mammographie verglichen.
Die niederländischen Wissenschaftler kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass aggressive Brustkrebs-Tumore auf Basis der digitalen Mammografie besser erkannt werden als zuvor. Zudem sei der ursprüngliche befürchtetet Anstieg bei den falsch-positiv Diagnosen nicht eingetreten, berichten Bluekens und Kollegen im Fachmagazin „Radiology“. Durch die verbesserte Brustkrebs-Früherkennung steigen auch die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung der Tumore.
Mehr als eine Millionen Brustkrebsscreenings ausgewertet
Im Rahmen ihrer Studie hatten die Forscher des „Nationalen Experten- und Trainingszentrum für Brustkrebs-Screening“ in Nijmegen 1.198.493 Screening-Untersuchungen aus den Jahren 2003 bis 2007 ausgewertet. Von den knapp 1,2 Millionen Brustkrebsscreenings wurden insgesamt 12,7 Prozent mit Hilfe der Digitaltechnik durchgeführt, die übrigen basierten auf der herkömmlichen Röntgenfilm-Technik. Bei 18.896 Patientinnen erfolgte aufgrund des ersten Befundes eine Nachuntersuchung. Der Anteil der angeordneten Nachuntersuchungen lag bei den digitalen Mammografien rund doppelt so hoch, wie bei den herkömmlichen Screening-Untersuchungen. Insgesamt wurde bei 6.410 Frauen mit Hilfe der Mammografien Brustkrebs diagnostiziert. Anhand der Röntgenfilmaufnahmen erfolgte ein Nachweis bei 5,6 von 1.000 Frauen im Rahmen der Erstuntersuchung, bei 5,2 von 1.000 Patientinnen bestätigte die nachfolgenden Prüfungen die Brustkrebsdiagnose. Die Erkennungsrate pro 1.000 Frauen betrug bei der digitalen Mammographie 6,8 bei der ersten Untersuchung und 6,1 bei den nachfolgenden Prüfungen, so Bluekens und Kollegen weiter.
Keine Überdiagnosen durch die digitale Mammografie
Wie die niederländischen Forscher berichten, hat die Brustkrebsfrüherkennung nicht nur das Ziel „Tumore als solche zu entdecken“, sondern muss auch eine Bewertung des hiermit verbundenen Brustkrebsrisikos ermöglichen. Denn nicht jede Gewebeveränderung in der Brust muss sich zu Brustkrebs entwickeln. So sollen die Verfahren ausschließlich potenziell aggressive Frühformen identifizieren, „alles andere wäre eine Überdiagnose“, schreiben Adriana Bluekens und Kollegen. Zwar sei ein gewisser Anteil der Überdiagnosen bei beiden Brustkrebsscreening-Techniken nicht auszuschließen, doch das digitale Verfahren habe diesbezüglich keine Nachteile. Es wurden mit beiden Methoden ungefähr gleich viele langsam wachsende und damit harmlose Brustkrebsfrühformen entdeckt. Die Rate der falsch-positiven Diagnosen steige – entgegen den bisherigen Befürchtungen – durch den Wechsel auf die digitale Mammografie nicht. Bei beiden Screening-Methoden habe der Anteil von Diagnosen eher ungefährlicher duktaler Karzinome in situ (DCIS) rund drei Prozent betragen. „Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass Überdiagnosen durch die digitale Mammografie bei der Brustkrebs-Früherkennung nicht zunehmen“, so das Fazit der niederländischen Forscher.
Aggressive Frühformen des Brustkrebs zuverlässig erkannt
Bei den aggressiven Formen des duktalen Karzinoms in situ sei die Entdeckungs-Rate auf Basis der Digitaltechnik deutlich besser gewesen, als bei der herkömmlichen Mammografie, berichten Bluekens und Kollegen. Die schnell wachsenden, potenziell invasiven Tumoren wurden wesentlich häufiger erkannt. Die invasiven Karzinome konnten anhand der digitalen Mammografie besonders zuverlässig nachgewiesen werden, wenn sie mit sogenannten Mikroverkalkungen (mikroskopisch kleine Kalkablagerungen im Gewebe) assoziiert waren. Insgesamt habe „die digitale Mammografie signifikant mehr Tumore gefunden als die herkömmliche Mammografie“, so das Ergebnis der niederländischen Wissenschaftler.
Brustkrebsfrüherkennung rettet Leben
Die Studie des niederländischen Forscherteams zeigt, dass im Bereich des Brustkrebs-Screenings weiteres Verbesserungspotenzial besteht. Die Zukunft gehört der Digitaltechnik. Allerdings hat auch die herkömmliche Methode schon zahlreichen Frauen geholfen. Denn je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung. Hierzulande werden Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren daher alle zwei Jahre zur Mammografie-Untersuchung eingeladen. Die Kosten trägt ihre Krankenversicherung. Während in Deutschland das entsprechende Brustkrebsscreening-Programm erst seit dem Jahr 2006 läuft, besteht dies in den Niederlanden bereits seit über zwanzig Jahren. Auch bei der Einführung der Digitaltechnik zur Brustkrebs-Früherkennung sind die Niederlanden führend. (fp)
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