Kein Zusammenhang zwischen den Mondphasen und psychischen Problemen: Dem Mond wird im Volksmund ein erheblicher Einfluss auf die Psyche des Menschen zugeschrieben, der sich zum Beispiel in Schlafproblemen, Angststörungen oder gar vermehrten Suizidgedanken äußern soll. Kanadische Wissenschaftler um Geneviève Belleville von der School of Psychology an der Universität Laval in Quebec haben nun im Fachmagazin „General Hospital Psychiatry“ eine Studie veröffentlicht, die untersucht, welche Auswirkungen die „Mondzyklen auf Angst, affektive Störungen, Panik und Suizidgedanken bei Patienten“ haben.
21.11.2012
Den Angaben der Wissenschaftler zufolge, ist ein erheblicher Anteil der Bevölkerung von den Auswirkungen des Mondzyklus auf die psychische Gesundheit überzeugt. Auch bei medizinischem Personal wie Krankenschwestern und Krankenpflegern sehen 80 Prozent einen Zusammenhang zwischen Mond und Psyche, bei den Ärzten seien es 64 Prozent, berichten die Forscher. Das Ergebnis ihrer Studie zeige jedoch, dass tatsächlich kein Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Mondphasen und psychischen Problemen besteht, so Belleville und Kollegen weiter.
Mondphasen ohne Einfluss auf die Psyche?
Das Forscherteam um Geneviève Belleville nutzte für seine Untersuchung die Daten von 771 Patienten aus den Notaufnahme-Stationen zweier Kliniken. Sämtliche Patienten wurden zwischen 2005 und 2008 wegen unerklärlicher Brustschmerzen beziehungsweise einem Stechen in der Brust ins Krankenhaus eingeliefert. Bei einem Großteil der Patienten seien psychische Störungen wie Panikattacken, Angststörungen, Stimmungsschwankungen und Suizidgedanken diagnostiziert worden, erläuterten die Wissenschaftler die Auswahl der Studienteilnehmer. Zwar habe die Auswertung der Daten deutliche saisonale Effekte auf Panik- und Angststörungen gezeigt – Panikattacken waren häufiger im Frühjahr und Angststörungen häufiger im Sommer – doch einen allgemeinen Zusammenhang mit den Mondphasen konnten die Forscher nicht feststellen. „Wir konnten keine Wirkung von Vollmond oder Neumond auf die psychischen Störungen beobachten“, betonte Geneviève Belleville. Es gebe „keinen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Mondphasen und dem Auftreten psychischer Probleme“, schreiben die Forscher, verweisen jedoch allerdings gleichzeitig auf eine beobachtete Ausnahme. So seien Angststörungen im letzten Quartal der Mondphase 32 Prozent seltener aufgetreten. Dies könne jedoch Zufall sein oder durch andere Faktoren bedingt werden, die vorab nicht gemessen wurden, erklärte Belleville.
Keine Schlafprobleme bei Vollmond
Vor gut zwei Jahren hatten österreichische Schlafforscher bereits einen möglichen Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und dem Mondzyklus untersucht, mit dem eindeutigen Ergebnis: „Vollmond verursacht keine Schlaflosigkeit“. Die Wissenschaftler ließen ihre Probanden ein sogenanntes Schlaftagebuch führen, in dem sämtliche Schlafschwierigkeiten festgehalten werden sollten. Beim Abgleich der Schlaftagebücher mit dem Mondkalender konnten die Forscher jedoch keinerlei Zusammenhänge erkennen. Wenn Menschen den Vollmond mit Schlafproblemen in Verbindung bringen, sei dies in der Regel darauf zurückzuführen, dass für ohnehin bestehenden Schlafschwierigkeiten eine Erklärung gesucht wird, als die sich der Vollmond anbietet. Mit der Zeit könne sich hieraus jedoch so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung ergeben. Denn in Erinnerung an die Schlafprobleme während der letzten Vollmondnacht wird bei kommenden Vollmondnächten wieder mit vergleichbaren Schlafschwierigkeiten gerechnet. Allein dieser Gedanke lasse einige Menschen bereits schlechter Schlafen, so die Erklärung der Experten. (fp)
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