Neu entwickelter Antikörper wirkt Diabetes und Übergewicht entgegen
30.11.2012
Erfolgreiche Behandlung von Diabetes und Übergewicht mit einem im Labor entwickelten Antikörper möglich? Kanadische und US-amerikanische Forscher haben im Fachmagazin „Science Translational Medicine“ eine Studie veröffentlicht, in deren Rahmen sie den Einsatz eines neuen Antikörpers an Affen testeten. Das Ergebnis habe überzeugt: Die übergewichtigen Tiere verloren deutlich an Körpergewicht, ihre Blutfettwerte gingen zurück, der Blutzuckerspiegel und die Insulinwerte verbesserten sich. Es bestehe Hoffnung auf einen neuen Therapieansatz gegen Übergewicht und Diabetes beim Menschen, schreiben die Forscher um Ian Foltz, Sylvia Hu und Chadwick King vom Gentechnik-Unternehmen Amgen in British Columbia. Unterstützt wurden sie bei ihrer Forschung von Wissenschaftlern der Texas A&M University in Houston.
Seit längerem ist bekannt, dass der Fibroblasten-Wachstumsfaktor 21 (engl.: Fibroblast Growth Factor 21; FGF21) einen weitreichenden Effekt auf die Regulation der Blutzucker- und Blutfettwerte hat. So wurde in früheren Studien belegt, dass genmanipulierte Mäuse, die vermehrt FGF21 bildeten, auch bei besonders fettreicher Nahrung keinen erhöhten Körperfettanteil oder Anzeichen von Diabetes aufwiesen. Das FGF21 bindet an bestimmten Andockstellen in den Zellwänden der Bauchspeicheldrüse, des Fettgewebes und der Leber und entfaltet so seine regulatorische Wirkung, schreiben Foltz und Kollegen. Allerdings sei es nicht möglich gewesen, FGF21 direkt als Medikament einzusetzen, da das Hormon im Blut zu schnell zerfalle. Daher entwickelten die Forscher im Labor den Antikörper mimAb1, der exakt die gleiche Andockstelle belegt, wie FGF21. In Versuchen mit Javaneraffen (Unterart der Makaken) testen die Forscher anschließend, ob mimAb1 auch in Bezug auf das Körpergewichte, die Blutfett-, Insulin- und Blutzuckerwerte der Tiere, die selbe Wirkung entfaltet wie FGF21.
Verbesserung der Blutwerte und Reduzierung des Körpergewichts
Sämtliche Affen waren vor Beginn der Studie stark übergewichtig, ansonsten jedoch gesund, schreiben die Forscher. Die Wissenschaftler injizierten der Hälfte der 20 Versuchstiere zweimal intravenös eine Lösung des mimAb1-Antikörpers, die übrigen Tiere dienten als Kontrollgruppe und erhielten lediglich eine Salzlösung. Anschließend kontrollierten die Forscher wöchentlich Körpergewicht, Blutfett- Blutzucker- und Insulinwerte. „Bei adipösen Javaneraffen führte die Injektion von mimAb1 zu einer FGF21-ähnlichen metabolischen Wirkung, einschließlich Reduktion des Körpergewichts, des Insulins, der Triglyzeride und der Glukose im Blutplasma“, schreiben Foltz und Kollegen. Fünf bis sechs Wochen nach der Verabreichung von mimAb1 war das Körpergewicht der Affen laut Angaben der Forscher „um rund zehn Prozent gesunken.“ Die Tiere zeigten während dieser Zeit auch eine deutliche Reduktion des Bauchumfangs. Die Wirkung habe bis zu neun Wochen nach der Injektion angehalten. Die ebenfalls beobachtete Verbesserung der Blutfettwerte ging nach etwa sieben Wochen zurück.
Neuer Behandlungsansatz gegen Diabetes und Übergewicht
Die Affen zeigten eine Reduzierung des Körpergewichts und eine Verbesserung der Blutwerte, obwohl sie nicht viel weniger fraßen als sonst, was dafür spreche, dass der Antikörper den Energieverbrauch erhöhe und so die Fettverbrennung fördere, berichten die Wissenschaftler. Nebenwirkungen waren bei den Tieren im Rahmen der Versuche kaum zu beobachten., da mimAb1 hochspezifisch mit seiner Molekülstruktur nur an den FGF21-Rezeptoren andockt, so Foltz und Kollegen weiter. Der neu entwickelte Antikörper zeige vergleichbare positive Effekte auf den Stoffwechsel wie FGF21, ist in seiner Struktur jedoch stabil, wodurch ein Einsatz als Medikament möglich werde, schreiben die Wissenschaftler. Nun müsse der neue „innovative therapeutische Ansatz gegen Diabetes und Fettleibigkeit“ in weiteren Studien überprüft werden. (fp)
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Bild: Martin Gapa / pixelio.de
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