Nachdem im April dioxinähnliche PCB (Polychlorierte Biphenyle) in den Eiern von zwei konventionellen Legehennenbetrieben und einem Bio-Hof im Landkreis Aurich entdeckt wurden, steht nun der Bio-Legehennenbetrieb vor dem Aus. Denn die Dioxinbelastung der Eier ließ sich bis heute nicht beheben.
13.12.2012
Auf dem Bio-Hof wurden seit Nachweis der PCB-Belastung umfassende Maßnahmen durchgeführt, um die Quelle der krebserregenden organischen Chlorverbindungen zu identifizieren und zu beseitigen. Doch die Dioxinbelastung der Eier will einfach nicht verschwinden. Statt einem Rückgang der PCB-Werte hat die von dem Landwirt in Auftrag gegebene erneute Untersuchung durch ein Hamburger Labor einen massiven Anstieg der Belastung ergeben. Von rund sieben Pikogramm je Gramm Eifett ist die PCB-Konzentration auf 94,7 Pikogramm gestiegen. „Das ist ein exorbitanter Wert, der uns ratlos macht“, erklärte der Kreisveterinär Dr. Georg Ackermann am Dienstag auf Nachfrage gegenüber der Tageszeitung „General-Anzeiger“ (GA) aus Rauderfehn.
Altlasten Ursache der PCB-Belastung?
Die eingeleiteten Maßnahmen auf dem Bio-Hof umfassten zum Beispiel Überprüfungen der Stallluft und des Futters. Auch durch einen Bodenaushub wollte der Landwirt das Problem beheben. Die Maßnahmen erzielten jedoch keine Wirkung. Die PCB-Belastung der Eier schoss weiter in die Höhe. Während einer der konventionellen Betriebe, die wegen des PCB gesperrt wurden, bereits wieder Eier verkaufen darf, ist dies für den Bio-Hof nicht in Sicht. „Die Lage ist existenzbedrohend“, betonte der 31-jährige Landwirt gegenüber dem GA. Weil die Stallluft und das Futter keine PCB-Belastung aufwiesen, vermutet der Landwirt, dass die freilaufenden Hühner die Schadstoffe aus dem Boden aufgenommen haben. Zwar könne er es nicht beweisen, doch liege der Verdacht nahe, dass auf seinem Grundstück dioxinhaltige Altlasten vergraben wurden. Der Landwirt selbst hatte das Grundstück erst vor zwei Jahren erworben, um hier einen Bio-Legehennenbetrieb aufzubauen.
Keine Aussicht auf finanzielle Unterstützung
Als einzige Möglichkeit zur Beseitigung der PCB-Belastung des Bodens bleibt dem Betrieb die metertiefe Auskofferung des Bodens und eine anschließende Verfüllung mit unbelastetem Erdreich. Dies ist jedoch derart kostspielig, dass der Landwirt sich außer Standes sieht, entsprechende Maßnahmen zu finanzieren. Da auch von anderen Seiten keine Unterstützung zu erwarten ist, droht dem Bio-Hof nun das Ende. Der Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Hauptvereins erklärte gegenüber dem „NDR“, dies sei unternehmerisches Risiko und der Landwirt könne nicht auf finanzielle Unterstützung hoffen. Sollten tatsächlich Altlasten auf dem Grundstück des Landwirts die PCB-Belastung ausgelöst haben, stellt sich allerdings die Frage, ob nicht möglicherweise der Verursacher noch greifbar ist und zur Beseitigung herangezogen werden kann.
PCB reichern sich im menschlichen Organismus an
PCB wurden bis in die 1980er Jahre in einer Vielzahl technischer Geräte wie beispielsweise in Transformatoren oder Kondensatoren eingesetzt. Auch fanden die organischen Chlorverbindungen als Weichmacher in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln und Kunststoffen Verwendung. Wurden die PCB-haltigen Substanzen unsachgemäß (oder illegal) entsorgt, können sich hieraus langfristige Verseuchungen des Bodens ergeben. Da die PCB im menschlichen Organismus nicht abgebaut werden, reichern sie sich auch bei kleinsten Aufnahmemengen im körpereigenen Fettgewebe an, wodurch mit der Zeit unter Umständen erhebliche gesundheitliche Beschwerden drohen. Mögliche Folge einer erhöhten PCB Aufnahme sind zum Beispiel Schädigungen des Immunsystems, Leberschäden, Haarausfall und Unfruchtbarkeit. Zudem stehen PCB im Verdacht als Krebserreger. (fp)
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Bild: Katharina Scherer / pixelio.de
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