Studie identifiziert Bluthochdruck, Alkohol und Tabak als häufigste Todesursachen
14.12.2012
Während Infektionskrankheiten und Hunger als Todesursachen weltweit rückläufig sind, haben die Todesfälle durch nicht übertragbare Krankheiten wie Bluthochdruck oder Krebs deutlich zugenommen, so eine der Kernaussagen der im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichten „Global Burden of Disease Study 2010“.
Auch Tabak- und Alkoholkonsum haben den Ergebnissen der aktuellen Studie zufolge als Todesursachen weltweit deutlich zugenommen. Auf Platz eins der weltweiten Todesursachen liegt in der „Global Burden of Disease Study 2010“ Bluthochdruck mit mehr als neun Millionen Betroffenen. Dahinter folgen das Rauchen mit mehr als sechs Millionen Todesopfern und der Alkoholkonsum mit rund fünf Millionen Todesopfern.. Mangelernährung beziehungsweise Hunger bei Kindern ist indes gemäß den Zahlen der aktuellen Statistik weltweit als Todesursache deutlich rückläufig. Auf regionaler Ebene zählt Hunger jedoch zum Beispiel in einigen afrikanischen Staaten bis heute zu den Haupttodesursachen.
Studie verdeutlicht Entwicklung der Todesursachen und Erkrankungen
„Die Global Burden of Disease Study 2010 (GBD 2010) ist die größte systematische Anstrengung, die jemals aufgebracht wurde, um die globale Verteilung und Ursachen einer Vielzahl von schweren Krankheiten, Verletzungen und gesundheitlichen Risikofaktoren zu beschreiben“, berichtet „The Lancet“. Fast 500 Wissenschaftler aus 300 Institutionen in 50 Nationen waren an der Studie beteiligt. Sie konnten auf die Daten aus 187 Ländern zurückgreifen und wurden unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt. Erstmals erfolgte eine entsprechende Datenerhebung im GBD 1990. Seither habe sich „die Zahl der erfassten Krankheiten, Verletzungen und Risikofaktoren in den vergangenen 20 Jahren erweitert, doch folgt die GBD 2010 den Grundprinzipien der GBD 1990“, berichten Christopher Murray vom Institute for Health Metrics and Evaluation an der University of Washington (Seattle, USA) und Kollegen in einem der zahlreichen Beiträge, die aktuell im Fachmagazin „The Lancet“ zu der „Global Burden of Disease Study 2010“ veröffentlicht wurden. Die Wissenschaftler sehen in der GBD 2010 einen wesentlichen Beitrag zur effizienten Gestaltung der weltweiten Gesundheitssysteme, denn hier würden maßgebliche Entwicklungen bei den Todesursachen und Erkrankungen aufgezeigt, so dass gezielt gegengesteuert werden könne.
Übergewicht mit wachsendem Anteil an den Todesfällen
Gegenüber der letzten „Global Burden of Disease Study“ aus dem Jahr 2000 sind in der aktuellen Studie einige wesentliche Veränderungen zu beobachten. So hat beispielsweise Übergewicht im Jahr 2010 deutlich mehr Todesfälle verursacht als noch vor 20 Jahren. Im Jahr 1990 lag der zu hohe Body-Mass-Index auf Platz 10 der weltweiten Todesursachen, mittlerweile liegt Übergewicht hier mit mehr als drei Millionen Todesfälle auf dem sechsten Platz. Den deutlichsten Anstieg bei den Übergewicht bezogenen Todesfälle verzeichneten die Forscher in Australien sowie Mittel- und Südamerika. Insgesamt spricht der Anstieg bei den nichtübertragbaren Todesursachen dafür, dass der ungesunde Lebenswandel mit wenig Bewegung, fett- und zuckerreicher Ernährung sowie einem relativ hohen Alkohol- und Tabakkonsum auch in Zukunft in den Todesstatistiken deutlich an Bedeutung gewinnen wird.
Lebenserwartung um mehr als zehn Jahre gestiegen
Die „Global Burden of Disease Study 2010“ offenbart auch eine durchaus erfreuliche Entwicklung bei der Lebenserwartung weltweit. „Seit 1970 haben Männern und Frauen insgesamt weltweit etwas mehr als zehn Jahren an Lebenserwartung gewonnen“, berichten die Studienautoren. Sie schränken jedoch ein, dass die Menschen auch „mehr Jahre mit Verletzungen und Krankheiten“ verbringen. Männer werden im globalen Durchschnitt heute 67,5 Jahre alt, Frauen 73,3 Jahre. Am höchsten lag die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahr 2010 bei japanischen Frauen mit 85,9 Jahren und bei isländischen Männern mit 80 Jahren. In Deutschland werden Frauen durchschnittlich 82,8 Jahre und Männer 77,5 Jahre alt. Obwohl die Lebenserwartung sich auch in den ärmeren Ländern deutlich verbessert hat, fand keine Angleichung der Lebenserwartung in den reichen und armen Nationen statt, sondern die Unterschiede manifestierten sich bei einer durchschnittlichen Differenz von 40 Jahren.
Rückgang der tödlichen Infektionskrankheiten
Insgesamt waren den Ergebnisse der GBD zufolge im Jahr 2010 weltweit 52,8 Millionen Todesfälle zu verzeichnen. Der Anteil der Infektionskrankheiten sei dabei in besonderem Maße zurückgegangen. So starben beispielsweise nur noch 1,4 Millionen Menschen an einer Durchfall-Erkrankung, statt der 2,5 Millionen, die noch im Jahr 1990 zu beobachten waren, berichten die Studienautoren.. Die tödlichen Infektionen der unteren Atemwege seien von 3,4 Millionen auf 2,8 Millionen zurückgegangen, tödliche neonatale Erkrankungen (Erkrankungen bei Neugeborenen) von 3,1 Millionen auf 2,2 Millionen und die Masern-Todesfälle von rund 630.000 auf 130.000. Allerdings gab es auch Ausnahmen, wie beispielsweise bei den HIV-Todesfällen, die sich seit 1990 von 300.000 auf 1,5 Millionen im Jahr 2010 erhöht haben. Auch die Malaria-Sterblichkeit habe sich „schätzungsweise um 19,9 Prozent seit 1990 auf 1.170.000 Todesfällen im Jahr 2010 erhöht“, schreiben die Forscher.
Todesfälle durch nicht übertragbare Erkrankungen gestiegen
Während die übertragbaren Erkrankungen insgesamt deutlich zurückgegangen sind, nahmen die Todesfälle durch nicht übertragbare Krankheiten seit 1990 um knapp acht Millionen zu. Neben dem Anstieg der Krebstodesfälle, spielten hier Herzerkrankungen (z. B. Koronare Herzkrankheit), Schlaganfälle, aber auch Diabetes mellitus eine besondere Rolle. Rund 1,3 Millionen Todesfälle waren im Jahr 2010 auf Diabetes zurückzuführen, doppelt so viele wie im Jahr 1990.Darüber hinaus verzeichneten die Studienautoren bei den Todesfällen durch Unfälle und Verletzungen einen leichten Anstieg, was im wesentlichen auf die gestiegene Anzahl tödlicher Verkehrsunfälle zurückzuführen sei. Als eine der besonders positiven Entwicklungen hoben die Wissenschaftler den Rückgang der Todesfälle bei Kindern im Alter unter fünf Jahren hervor. Diese seien im weltweiten Vergleich seit 1970 um 60 Prozent zurückgegangen. Sicher auch ein Erfolg der verstärkten internationalen Bemühungen zur Reduzierung der Kindersterblichkeit. (fp)
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