Biotherapie: Ein Virus führte bei Krebskranken zu einer längeren Lebenszeit
11.02.2013
Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung können offenbar genetisch veränderte Viren die Lebenserwartung von Patienten die an Leberkrebs leiden, signifikant erhöhen. Die Probanden, die ansonsten über eine nur geringe Lebenszeit nach Diagnosestellung verfügen, konnten laut der Forscher noch im Schnitt 14,1 Monate leben.
Wissenschaftler berichten im Fachmagazin "Nature Medicine"von einem positiven Resultat einer Forschungsarbeit. Eine Studie ermittelte nach eigenen Angaben eine verlängerte Lebenszeit von Leberkrebs-Patienten. An der Untersuchung nahmen insgesamt 16 Probanden teil. Vier Wochen lang bekamen in hohen Dosen einen modifizierten Virus verabreicht. „Danach haben die Patienten im Schnitt noch 14,1 Monate gelebt“, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Bericht. Um das Ergebnis zu sichern, bekamen 14 weitere Lebenkrebs-Patienten nur niedrige Dosen des Mittels Pexa-Vec oder JX-594. Hier lag die weitere durchschnittliche Lebensdauer bei lediglich 6,7 Monate.
Tötete Tumore und stoppte weitere Entstehungen
"Erstmals in der Medizingeschichte haben wir bewiesen, dass ein genetisch verändertes Virus die Lebenserwartung von Krebspatienten erhöhen kann", berichtet Studienautor David Kirn vom Biotherapie-Unternehmen „Jennerex“ in Kalifornien. Seiner Ansicht nach bestünde nun die Hoffnung, auf effektive Therapiemöglichkeiten, wenn Krebstumore bereits sehr stark fortgeschritten sind. Die Behandlung könne „Tumore abtöten und auch die Entstehung von neuen verhindern“.
Trotz aller Fortschritte in der Medizin habe die Wissenschaft in den letzten 30 Jahren kein wirksames Mittel gegen die meisten Krebsarten finden können. Trotz biologischer Wirkstoffe und Chemotherapie gelten die meisten Krebstumore als unheilbar, wenn bereits Metastasen entstehen. „Aus diesem Grund benötigen wir wirksame Immuntherapien“, sagt Kirn.
Das Mittel Pexa-Vec ist speziell programmiert und vermehrt sich daher in den Krebszellen. Innerhalb dieser zerstöre die Viren die negativen Zellen. Zudem werde das Immunsystem des Krebspatienten angeregt, damit dieses gegen die Krebszellen vorgeht.
Bei beiden Probandengruppen konnten die Wissenschaftler feststellen, dass sich die Tumorgröße verkleinerte und die Zufuhr von Blut in das Krebsgeschwür abnahm. Demnach konnten Effekte mit „niedrigen und hohen Dosen, allerdings mit unterschiedlichem Ergebnis“ erzielt werden.
Viraler Wirkstoff wurde als Pochenschutz eingesetzt
Der virale Wirkstoff wird aus dem Vaccinia-Virus gewonnen, der beispielsweise bei der Pockenschutzimpfung eingesetzt wurde. Nach Angaben der Mediziner seien keine starken Nebenwirkungen aufgetreten. Allenfalls Grippeähnliche Beschwerden wie Schüttelfrost oder Gliederschmerzen seien für ein bis zwei Tage beobachtet worden. Ein Patient habe unter Übelkeit und Erbrechen gelitten.
Noch kann aber nicht von einem gesicherten Ergebnis gesprochen werden. Daher folgt nun eine zweite Studie mit wesentlich mehr Studienteilnehmern. Die erste Untersuchung dieser Art soll mit weiteren 120 Personen geschehen. (sb)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.