Pessimisten leben länger als Optimisten
01.03.2013
Eine Metastudie deutscher Forscher brachte zu Tage, dass Pessimisten offenbar ein geringes Sterberisiko besitzen, als Optimisten. Menschen, die übermäßig sorgenfrei an eine optimale Zukunft denken, machen diese offenbar mit allzu positiven Gedanken zunichte. Eine pessimistische Betrachtungsweise sei besser für die Gesundheit.
Dem eigenen Körper vertrauen und die Zukunft ohne Angst betrachten. Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass diese „positive Grundeinstellung“ auch ein längeres Leben beschwert. Doch eine großangelegte Gemeinschaftsstudie der Universität Erlangen-Nürnberg, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, der Humboldt-Universität Berlin und der Universität Zürich kam zu einem völlig gegenteiligem Ergebnis, dass sich verkürzt mit drei Wörtern zusammenfassen ließe: „Pessimisten leben länger“. Wer im Alter einen zu großen Optimismus pflegt, riskiert unter Umständen einen höheres Krankheits- und Sterberisiko.
Für die Auswertung analysierten die Wissenschaftler die Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP), die zwischen 1993 und 2003 erhoben wurden. In jedem Jahr sollten die Probanden angeben, wie sie mit ihrem Leben zufrieden sind und wie sie ihre Zukunftsperspektive in Sachen Zufriedenheit bewerten. Die Antworten wurden im Anschluss mit tatsächlich eingetroffenen Erwartungen überprüft. Dabei unterschieden sie die Teilnehmergruppen in drei Altersgruppen: „18 bis 39-Jährige, 40 bis 64-Jährige und über 65-Jährige.“
Überdurchschnittliches Zukunftsbild lässt schneller sterben
Im Resultat zeigte sich, dass diejenigen älteren Befragten, die ihre Zukunftsperspektive als überdurchschnittlich gut einschätzten, über ein um zehn Prozent höheres Risiko verfügten, körperliche Erkrankungen zu erleiden oder vorzeitig zu verstreben. Studienautor Frieder Lang von der Universität Erlangen-Nürnberg glaubt, dass „möglicherweise pessimistische Zukunftserwartungen die Senioren dazu ermuntern, noch besser auf die eigene Gesundheit zu achten und sich vor Gefahren zu schützen“. Einen Nachweis für die These können die Forscher allerdings nicht liefern.
Die Ergebnisse im Einzelnen: Etwa 43 Prozent der Senioren „unterschätzten ihre zukünftige Zufriedenheit, 32 Prozent überschätzten sie und 25 Prozent schätzten ihre Zufriedenheit in der Zukunft realistisch ein.“
Junge Menschen blicken meist unrealistisch in die Zukunft
Auffällig war, dass junge Menschen im Gegensatz zu älteren Erwachsenen zumeist ein „unrealistisch rosiges Zukunftsbild zeichneten“. Befanden sich die Teilnehmer/innen im mittleren Lebensalter, waren die Einschätzungen überwiegend nahe an der Realität. Je älter die Befragten waren, umso pessimistischer waren auch die Zukunftsbilder.
Ein überraschendes Ergebnis war, dass Pessimisten anscheinend sehr gesund sind und über ein überdurchschnittliches Einkommen verfügen. „Überrascht hat uns, dass die Befragten umso pessimistischer in die Zukunft sahen, je stabiler ihre Gesundheit und je höher ihr Einkommen war“, sagt Lang. Nach Meinung der Forscher sei auch hier ein Indikator erkennbar. Es könne sein, dass die Menschen sensibler für die Begrenztheit ihres Lebens sind, so Lang. Sie achten sehr wahrscheinlich darauf, ihren derzeitigen gesundheitlichen Status zu erhalten, als auf vermeintliche Besserung zu hoffen, wie die Studienautoren im renommierten "Psychology and Aging" Fachblatt schreiben.
Andere Studien, anderes Ergebnis
Eine Studie von Schweizer Forschern der Universität Zürich kam zu einem völlig anderen Ergebnis. Bei einer Befragung von 8000 Menschen kam heraus, dass das Sterberisiko über den Untersuchungszeitraum von 30 Jahren bei einer „sehr schlechten“ Einschätzung der eigenen Gesundheit etwa dreimal höher lag, als bei einer „sehr guten“. Die Wissenschaftler glauben, dass wiederum ihre Ergebnisse daraufhin deutschen, dass Menschen, die ihre Gesundheit als sehr gut einschätzen, auch über Möglichkeiten verfügen, ihre Gesundheit aktiv zu fördern.
Größte Langzeitstudie in Deutschland
Der Sozio-oekonomische Panel: Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte Langzeitstudie in Deutschland. Viele Fachrichtungen bedienen sich der Daten und zahlreiche Studien konnten bahnbrechende Ergebnisse erforschen. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es in mehr als 14.000 Haushalten etwa 30.000 Befragte. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. (sb)
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