Kleinkinder denken gerecht und handeln ungerecht
22.03.2013
Von moralischen Werten wie Gerechtigkeit wissen Kleinkinder bereits ab einem Alter von drei Jahren. US-Amerikanische Psychologen fanden im Verlauf einer Studie jedoch heraus, dass Kinder in diesem Alter noch nicht in der Lage sind, den Gerechtigkeitssinn in die Praxis umzusetzen. Erst Schulkinder ab sechs können auf den eigenen Vorteil im Sinne der Gerechtigkeit und Fairness verzichten.
Schon kleine Kinder können kognitiv begreifen, was „gerechtes Verhalten“ bzw. Gerechtigkeit ist. Allerdings bedeutet dies noch lange nicht, dass sie beispielsweise Schokolade teilen. „Erst ab einem bestimmten Alter sind Kinder in der Lage gerechtes Verhalten anzuwenden“, wie die Forscher der der Universität von Michigan in Ann Arbor (USA) im Fachmagazin „Plos One“ berichten. So kennen bereits Dreijährige die Regeln für „gerechtes Teilen“. Jedoch wenden die Kinder die Faires Teilen an, sondern sind zunächst weiterhin auf den eigenen Vorteil bedacht. „Erst ab dem siebten Lebensjahr sind die meisten Kinder in der Lage Gerechtigkeitsregeln in die Tat umzusetzen“, resümieren die psychologischen Wissenschaftler.
Kleinkinder sind mehr auf den eigenen Vorteil bedacht
Craig Smith und sein Team untersuchten die Verhaltensweisen von insgesamt 102 Kinder. Die Probanden waren zwischen drei und acht Jahre alt. Zu Beginn der Studie erhielten die Kinder Sticker in ihrer Lieblingsfarbe. Im ersten Durchgang wurden die Kleinen gefragt, wie man die Sticker aufteilen könne, um sie mit einem anderen Kind zu teilen. Das Erstaunliche: Alle Kinder fanden die Idee gut, wenn die Sticker in gerechter Weise wie „gleichgroß“ geteilt würden. Egal war dabei auch, ob sie zu der Geber- oder Nehmerseite gehörten. Es zeigte sich aber im weiteren verlauf, dass nur die Kinder ab dem siebten Lebensjahr in der Lage waren, die Regeln einzuhalten. Die meisten Kinder unter sechs Jahren waren eher auf den eigenen Vorteil bedacht. Das Geschlecht oder soziokulturelle Hintergründe spielten dabei keinerlei Rolle.
Um die Resultate zu sichern, wurden die Kinder im zweiten Durchgang nicht gefragt, was sie teilen sollen, sondern was sie wirklich abgeben würden. Die älteren Kinder ab dem sechsten Lebensjahr gaben an, „ehrlich teilen zu wollen“ und taten dies auch, während die Kleinen zu Protokoll gaben, lieber mehr selbst von den bunten Stickern behalten zu wollen. Die unter Sechsjährigen behielten die Sticker dann auch.
Studienergebnisse in die Erziehung mit einbeziehen
„Die Resultate zeigen, dass Kinder bereits früh die Regeln fürs Teilen kennen und auch auf möchten, dass ihr Gegenüber diese einhält“, erklärt der Kinder- und Jugendpsychologe Smith. „Allerdings können Kinder erst ab sieben Jahren erfassen, welchen Wert Teilen hat und können dann den eigenen Vorteil aufgeben“. Gritli Bertram, Sozialpädagogin aus Hannover, bewertet die Studienergebnisse als „Erkenntnisreich“. Schließlich zeige die Analyse, dass Kleinkinder unter sechs Jahren Gerechtigkeit noch nicht in die Tat umsetzen können. „Die Erziehung der Kinder sollte diesen Aspekt berücksichtigen“. (sb)
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