Vogelgrippe-Todesfälle wecken Ängste der chinesischen Bevölkerung
01.04.2013
In China herrscht die Angst vor einer neuen Variante der Vogelgrippe. In den sozialen Netzwerken zeigte sich die chinesische Bevölkerung derzeit angesichts des Nachweises der bisher wenig bekannten Vogelgrippe-Variante H7N9 bei zwei Verstorbenen äußerst besorgt. Viele fühlen sich an die SARS-Epidemie vor zehn Jahren erinnert, welche durch bis dahin unbekannte Coronaviren ausgelöst wurde.
Zwei Männer im Alter von 27 Jahren und 87 Jahren sind offenbar bereits Anfang März an einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Erreger H7N9 verstorbenen, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“ unter Berufung auf das chinesische Gesundheitsministerium. Eine weitere Patientin im Alter von 35 Jahren sei nachweislich ebenfalls mit dem Erreger infiziert und werde derzeit in der nahegelegenen Provinz Anhui aufgrund ihres kritischen Zustandes stationär versorgt.
Erneute Angst vor einer Pandemie
Vor Zehn Jahren hatte die SARS-Pandemie weltweit kurzfristig für erhebliches Aufsehen gesorgt. Zwar blieben die Auswirkungen der Infektionswelle, die in der südchinesischen Provinz Guangdong ihren Anfang nahm, damals deutlich hinter den Befürchtungen zurück. Doch die Angst ist aus den Köpfen der Menschen offenbar nicht verschwunden, wie die Einträge der chinesischen User in den sozialen Netzwerken zeigen. Da auch die Behörden bisher nur wenig Angaben zu dem H7N9-Erreger machen können, ist den Spekulationen derzeit jedoch nur wenig entgegenzuhalten.
Unbekannter Vogelgrippe-Erreger Ursache der Todesfälle
Zunächst müssen nun weitere Erkenntnisse über den bislang kaum bekannten Vogelgrippe-Erreger gewonnen werden, so die Aussage der chinesische Gesundheitsbehörden. Die Nachrichtenagentur „dpa“ zitiert den Experten des Zentrums zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten der Provinz Jiansu, Tang Fenyang, mit den Worten: „Weil der Erreger für uns neu ist, haben wir noch nicht viele Daten über sein Verhalten und seine Wirkungsweise. Daher wissen wir noch nicht, ob er ansteckend ist.“
Infektionsweg bislang unklar
Zu dem Beschwerdebild der Patienten konnten die Behörden bislang ebenfalls nur wenig Angaben machen. Die beiden verstorbenen Männer hätten bereits im Februar unspezifische Symptome, wie Fieber, Husten und Gliederschmerzen gezeigt. Anschließend entwickelten sie eine schwere Lungenentzündung. Auch die betroffene Patientin litt bislang unter einem vergleichbaren Krankheitsverlauf, bei ihr wurde die Infektion jedoch erst am 09. März festgestellt. Im Rahmen der Laboruntersuchungen konnte bei allen drei Patienten das H7N9-Virus nachgewiesen werden. Besonderes Interesse gilt derzeit der Ermittlung möglicher Infektionswege. Zwar gingen die Behörden zunächst davon aus, dass eine Übertragung der Erreger von Mensch zu Mensch unmöglich ist, doch wurden zwei Familienmitglieder des 87-jährigen Verstorbenen laut Medienberichten ebenfalls mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. So wächst die Angst vor einer Ausbreitung der Erreger.
Sicherheitshinweise der chinesischen Gesundheitsbehörden
Obwohl bislang wenig über die Infektionswege bekannt ist, haben die chinesischen Behörden die Bevölkerung vorsorglich aufgefordert, Abstand von toten Vögeln zu halten und bei Kontakt mit Geflügel besonders auf die Einhaltung der Hygiene zu achten. Dies bringt auch zum Ausdruck, welche Risiken hier befürchtet werden. Seit Jahren warnen Virologen weltweit vor möglichen Mutationen der Vogelgrippe-Erreger und einem anschließendem Überspringen auf den Menschen. Sollten die Viren dabei von Mensch zu Mensch übertragbar werden, würde eine Pandemie von dramatischem Ausmaß drohen. Auch heute erkranken weltweit bereits regelmäßig Menschen an einer Infektionen mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1, wobei jedoch stets eine Übertragung von Vögeln auf Menschen vorlag.
Vogelgrippe schon heute relativ weit verbreitet?
Aus den offiziellen Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht hervor, dass sich 622 Menschen seit dem Jahr 2003 mit dem Vogelgrippe-Erreger H5N1 infiziert haben und von ihnen 371 verstorben sind. Diese Zahlen sind jedoch nur eingeschränkt aussagekräftig, da längst nicht jede Infektion weltweit erfasst wird. So hatten US-Wissenschaftler der Mount Sinai School of Medicine in New York vor rund einem Jahr im Fachmagazin „Science“ eine Studie veröffentlicht, die davon ausgeht, dass bereits Millionen Menschen weltweit mit dem Vogelgrippe-Erreger infiziert wurden. Ihren Untersuchungen zufolge sei die Vogelgrippe mehr verbreitet als angenommen. Dies spreche einerseits für eine deutlich höherer Übertragungsrate, anderseits jedoch auch für eine deutlich geringerer Letalität, als die von der WHO festgestellten rund 60 Prozent. Denn in der Regel würden vor allem in den Entwicklungsländern nur die besonders schweren Infektionen registriert, wobei hier die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Verlaufs deutlich höher liege, als bei einem weniger schweren Krankheitsverlauf, so das Fazit der US-Wissenschaftler. Trotzdem sollte das Risiko einer von Mensch-zu-Mensch übertragbaren Variante der Vogelgrippe-Erreger nicht unterschätzt werden. (fp)
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Bild: Aka / pixelio.de
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