Entstehung von Nierensteinen könnte durch zuckerhaltige Softdrinks begünstigt werden
14.08.2013
Die Entstehung von Nierensteinen kann vielfältige Ursachen haben. Vor allem der zunehmende Fleischkonsum wird mit der steigenden Zahl der betroffenen Patienten in Verbindung gebracht, die sich Angaben der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) zufolge in den vergangen zehn Jahren verdreifacht hat. Eine US-amerikanische Langzeitstudie kam jetzt einer weiteren Ursache für Nierensteine auf die Spur: Zucker heißt der Übeltäter. Demnach ist zwar viel trinken, um Nierensteinen vorzubeugen, richtig, jedoch sollte auf zuckerhaltigen Softdrinks wie Limonade oder Cola verzichtet werden.
Viel trinken zur Vorbeugung von Nierensteinen – aber keine zuckerhaltigen Softdrinks
Als Nierensteine oder Blasensteine werden Ablagerungen bezeichnet, die im Bereich der Nierengänge oder ableitenden Harnwege auftreten. Die Ursachen für die Entstehung von Nierensteinen sind noch nicht abschließend geklärt. Grundsätzlich sind zahlreiche Stoffwechselabläufe daran beteiligt, die zu einer Erhöhung der Konzentration von schwerlöslichen Ionen oder anderen Harnbestandteilen führen. Wenn es zur Überschreitung des sogenannten Löslichkeitsprodukts kommt, fallen die Substanzen aus und bilden Konglomerate. Abhängig von der Größe können diese dann die Nierengänge und Harnwege verstopfen, so dass der Urin in der Niere gestaut wird. Eine solche Nierenkolik ist von anfallartigen, sehr starken Schmerzen begleitet und kann die Niere nachhaltig schädigen. Meist treten auch Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen, Schüttelfrost und Fieber auf. Zudem ist Blut im Urin ersichtlich oder im Labor nachweisbar. Betroffene haben zudem einen verstärkten Harndrang. Steine mit einer Größe unter fünf Millimetern gehen mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent von allein mit dem Harn ab. Ab sieben Millimetern ist meist ärztliches Eingreifen erforderlich.
Um Nierensteinen vorzubeugen, raten Urologen dazu, täglich 2,5 bis drei Liter Flüssigkeit zu trinken. Denn dadurch werden Nieren und Harnleiter gut durchgespült. Doch es kommt auf die Art der Flüssigkeit an, wie US-amerikanische Forscher jüngst nachwiesen. Demnach sollen zuckerhaltige Softdrinks die Entstehung von Nierensteinen sogar begünstigen.
Ursache für Nierensteine liegt meist in Ernährungsgewohnheiten und Lebensumständen
„Die Zahl der Neuerkrankungen hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre verdreifacht. Heute ist fast jeder 20. Bundesbürger einmal oder mehrfach im Leben betroffen", berichtet die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) auf ihrer Internetseite. „Rund Etwa 1,2 Millionen Patienten müssen jährlich wegen dieser Erkrankung behandelt werden.“ Als Ursachen kommen viele Faktoren in Frage. „Die Gründe liegen in veränderten Lebensumständen, modernen Ernährungsgewohnheiten, aber auch einer verbesserten medizinischen Grundversorgung“", erklärt Professor Dr. Thomas Knoll, Chefarzt der Urologischen Klinik Sindelfingen und Vorsitzender des Arbeitskreises „Harnsteine" der Akademie der Deutschen Urologen. Neben Fleisch, gelten unter anderem auch salzige Nahrung, Alkohol und Bewegungsmangel als begünstigend für Nierensteine. Vegetarier haben ein deutlich geringeres Risiko für die unangenehmen Ablagerungen. Ihre Steinhäufigkeit beträgt nur 10 Prozent des Anteils in der Normalbevölkerung. Auch gestresste Städter haben im Schnitt mehr Nierensteine als Menschen, die auf dem Land leben und Akademiker sind häufiger betroffen als körperlich Tätige.
Forscher am Brigham and Woman’s Hospital in Boston haben jüngst zuckerhaltige Softdrinks als Auslöser für die Entstehung von Nierensteinen entdeckt. Wie Dr. Pietro Manuel Ferraro und sein Team im Fachmagazin „Clinical Journal of the American Society of Nephrology“ berichten, analysierten die Wissenschaftler die Daten aus drei Studien mit 194.000 Teilnehmern, die über einen Zeitraum von acht Jahren beobachtet wurden und Angaben zu ihren Trinkgewohnheiten machen mussten. Das Ergebnis war eindeutig: Die Studienteilnehmer, die täglich mindestens eine zuckerhaltige Cola tranken, hatten ein um 23 Prozent höheres Risiko für Nierenstein als die Probanden, die das zuckerhaltige Getränk seltener tranken. Bei anderen zuckerhaltigen Softdrinks („noncola sodas“) war das Risiko sogar um 33 Prozent höher. Im Gegensatz dazu konnten die Forscher einen positiven Effekt von Kaffee, Tee, Wein und Bier verzeichnen. Demnach reduzierte Kaffe das Risiko für Nierensteine um 26 Prozent, Tee um elf Prozent, Rotwein um 31 Prozent, Weißwein um 33 Prozent und Bier um 41 Prozent.
Diagnose und Therapie von Nierensteinen
Nierensteine können die Niere dauerhaft schädigen. Da Betroffene aber in der Regel starke Schmerzen haben, erfolgt die Therapie meist rechtzeitig. Besteht der Verdacht auf Nierensteine, wird häufig eine Ausscheidungsurografie durchgeführt, bei der dem Patienten ein Kontrastmittel verabreicht wird. Der Urologe kann dann über Röntgenaufnahmen die Ausscheidung des Mittels über die Harnwege verfolgen und gegebenenfalls die Lage der Steine bestimmen. Ist die Niere bereits gestaut, ist das Ausmaß bei dieser Untersuchung erkennbar. Eine andere Möglichkeit, um Nierensteine zu diagnostizieren, ist das retrograde Ureteropyelogramm (UPG), bei dem der Urologe ein Instrument durch die Harnröhre in die Blase einführt und dadurch ein Kontrastmittel in den Harnleiter einleitet.
Werden die Nierensteine nicht mit dem Harn ausgeschieden, gibt es verschiedene Behandlungsoptionen. Lediglich bei einem Prozent der Fälle muss eine offene Steinoperation durchgeführt werden. In etwa 70 Prozent der Fälle erfolgt die Zertrümmerung der Steine mit Stoßwellen (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie ESWL). 15 Prozent der Betroffenen erhalten eine Kombination aus Stoßwellentherapie und einem endoskopischen Eingriff. Bei letzterem wird entweder durch die Haut oder durch die Harnröhre ein dünner Kanal bis zur Niere angelegt, durch den ein Instrument eingeführt wird. Mit diesem können die Steine zertrümmert und schließlich entfernt werden.
Zur Vorbeugung von Nierensteinen rät die DGU vor allem dazu, regelmäßig viel zu trinken. Das gilt auch vor dem Schlafengehen, damit nachts keine „Durststrecke“ entsteht. „Nächtliches Wasserlassen sollte für Harnsteinpatienten normal sein", heißt es in den aktuellen Leitlinien der Gesellschaft. Dabei sind Nieren-, Blasentee, natriumarme Mineralwässer sowie verdünnte Zitrussäfte für die Flüssigkeitszufuhr geeignet.
Eistee kann Risiko für die Entstehung von Nierensteinen erhöhen
Wer zur Bildung von Nierensteinen neigt, sollte im Sommer auf Eistee verzichten. Dazu rät der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Internisten, Dr. Wolfgang Wesiack. Denn Schwarz- und Grüntee enthalten Oxalsäure, die erwiesenermaßen die Entstehung von bestimmten Nierensteinen begünstigt, wenn die Säure dem Körper in größeren Mengen zugeführt wird. Besser als Eistee sei dagegen Wasser, dem frische Zitronenscheiben oder Zitronensaft zugefügt wird. Die Säure der Zitrone habe einen positiven Effekt und verhindere das Nierensteinwachstum, berichtet der Internist. Der Mediziner rät Betroffenen auf Lebensmittel mit Oxalsäure möglichst zu verzichten. Dazu gehöre unter anderem Kaffee, Cola, Weizenkleie, Rhabarber, Spinat und Nüsse. Besser seien Lebensmittel wie Quark, Käse, Milch, Joghurt und Kartoffeln, die viel Kalzium enthalten. Studien hatten ergeben, dass Kalzium die Säureaufnahme im Darm vermindert. Auch vom übermäßigen Verzehr von Fett und Kochsalz sei abzuraten, so Wesiack. Übergewicht und Kalziummangel könnten zudem das Risiko für Nierensteine erhöhen. (nr)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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