Influenza-Saison: Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll?
24.11.2013
Derzeit wird wieder dazu aufgerufen, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Jetzt wäre der passende Zeitpunkt, damit der Impfstoff wirken kann, bevor die nächste Grippewelle anrollt. Doch die Deutschen sind diesbezüglich Impf-Muffel, selbst in den Risikogruppen lässt sich nur rund die Hälfte impfen.
Impfempfehlung für Risikogruppen
Üblicherweise kommt es erst ab etwa Januar zu einer Häufung von Grippe-Fällen. Die beste Zeit für eine Grippeschutzimpfung ist jedoch jetzt, im Herbst, da der Körper etwa zwei Wochen braucht, bis der Schutz nach einer Impfung aufgebaut ist. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Schutzimpfung in erster Linie älteren Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranken mit Grundleiden wie Diabetes, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, medizinischem Personal und Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, denn diese zählen zu den Risikogruppen. Grundsätzlich gilt jedoch bei der Grippe-Impfung Pro und Contra gegeneinander abzuwägen.
Jeder Zweite lehnt Grippeimpfung ab
Die Motivation, sich den Impfschutz vom Haus- oder Betriebsarzt verabreichen zu lassen, ist hierzulande gering. Jeder zweite Deutsche lehnt Grippeimpfung ab, so das Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), welches ergab, dass sich die Hälfte der Bundesbürger noch nie hat gegen Grippe impfen lassen. Auch auf die Risikogruppen bezogen sind die Zahlen nicht deutlich besser. So wüssten zwar drei Viertel der Betroffenen, dass die Impfung jedes Jahr aufgefrischt werden müsse, aber nur etwa die Hälfte der Senioren sowie 40 Prozent der chronisch Kranken würden sich jährlich impfen lassen. Aus den Gesundheitsberufen gehen nur etwa ein Viertel der Personen zur regelmäßigen Impfung.
Impfung kann vor schwerem Verlauf schützen
Die Befragten hätten als Hauptgrund ihre Zweifel an der Wirksamkeit der Impfung angegeben. Das Robert Koch-Institut (RKI) und andere Experten raten hingegen zur Impfung. Auch wenn sie nicht alle Menschen vor einer Grippe bewahre, könnte eine Impfung vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen. Außerdem würde auch ein Impfstoff mit „moderater Effektivität“ wie in der vergangenen Saison eine sehr große Zahl an Erkrankungen verhindern.
Schutz vor Nasennebenhöhlenentzündung
Wolfgang Hornberger vom Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte in Neumünster weist zudem darauf hin, dass eine Grippe-Impfung die Gefahr verringern könne, sich eine Nasennebenhöhlen- oder eine Mittelohrentzündung einzufangen. Indem der Körper aufgrund der Impfung die Influenza-Erreger abwehren kann, blieben die Schleimhäute intakt und seien dadurch besser in der Lage, andere Keime fernzuhalten. Die Chancen für Bakterien würden damit geringer, über die Nase in die Nebenhöhlen zu gelangen und dort eine Entzündung auszulösen. Hornberger zufolge gelte dies auch für entzündungsauslösende Bakterien, welche über die Ohrtrompete, die den Nasen-Rachen-Raum mit dem Mittelohr verbindet, ins Mittelohr geraten könnten.
Kinder gelten als Hauptüberträger
Als Hauptüberträger der Influenza gelten Kinder, die durch ihre vielseitigen sozialen Kontakte im Kindergarten, in der Schule oder auch Zuhause bei ihren Eltern, Geschwistern und Großeltern die Krankheit schnell verbreiten können. „Kinder werden auch als das ‘Feuer der Influenza’ bezeichnet. Sie infizieren sich leicht und geben das Virus schnell an andere in ihrem Umfeld weiter“, so Professor Dr. Wutzler vom Institut für Virologie und Antivirale Therapie am Universitätsklinikum Jena.
Impfbehörde versucht möglichst viele Kinder zu impfen
Mittlerweile steht auch ein Nasenspray für Kinder als Grippeschutzimpfung zur Verfügung. Die Impfbehörde in Großbritannien versucht derzeit, möglichst viele Kinder zu impfen, um die Übertragung der Grippe einzudämmen. Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren erhalten dort eine Einladung zur kostenlosen Grippe-Impfung, die bei ihrem Hausarzt mit diesen Nasensprays verabreicht wird.
Nasensprays für Kinder
Das Spray, das laut Studien aus den USA einen umfassenderen Grippeschutz bieten soll, werde auch in Deutschland zunehmend von Kinderärzten verwendet. Die STIKO empfiehlt Kinderärzten seit Herbst 2013, diese Sprays bei Kindern zu verwenden, denen wegen einer Grunderkrankung eine Impfung empfohlen werde. Im Gegensatz zu den Spritz-Varianten enthalten die Nasensprays Lebendimpfstoffe. Durch diese abgeschwächten Viren, die in die Schleimhäute von Nase und Rachen gelangen, wird eine Immunreaktion ausgelöst und dadurch sei der Körper besser gewappnet, wenn er tatsächlich auf Grippeviren trifft.
Misstrauen gegen die Grippeimpfung
Gegner der Grippeimpfung verweisen unter anderem auf die Nebenwirkungen. So könne sich beispielsweise die Einstichstelle röten, schmerzen und leicht anschwellen. Außerdem können Symptome wie Müdigkeit, Gliederschmerzen und Frösteln auftreten. Und da die Impfmittel neben den Wirkstoffen zum größten Teil auch Konservierungsstoffe auf Basis von Formaldehyd und Quecksilberverbindungen enthalten, bestehen auch bei den Vertretern der Naturheilverfahren erhebliche Vorbehalte gegenüber umfassenden Grippeimpfungen. Außerdem könne das Ansteckungsrisiko auch durch einfache hygienische Maßnahmen verringert werden. So wird regelmäßiges Händewaschen genauso empfohlen wie Husten und Niesen in die Armbeuge oder in ein Einmaltaschentuch. Außerdem sollten an Grippe Erkrankte engen Kontakt zu gefährdeten Personen möglichst meiden. (ad)
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